Wieder völliger Zusammenbruch

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Anna

Wieder völliger Zusammenbruch

Beitrag von Anna »

Ihr Lieben,

nachdem ich vor vier Jahren eine heftige PPD mit Klinik und allem was dazu gehört überwunden habe, habe ich jetzt im März wieder entbunden. So weit war ich seitdem mäßig stabil, hatte zwar keine richtige Freude am Baby aber ich weiß ja, dass es besser wird, wenn sie älter werden.

Dann heute der Schock: mein Mann muss für zwei Wochen beruflich weg. Zwei Wochen. Ich weiß nicht wo mir der Kopf steht. Kann keine klaren Gedanken fassen. Nichts mehr essen; nicht schlafen; bin Grund nervös und angespannt. Ich will nicht mit den Kindern allein sein. Ich denke permanent drüber nach, was ist, wenn das Baby schreit und ich nicht weiß, was es hat oder was ich tun soll. Es bricht mir wirklich mein Herz. Ich fühle mich wie ausgek****... ich muss permanent weinen, wenn ich meinen Mann sehe und auch wenn ich sehe, wie unser großes Kind leidet, weil der Papa geht. Ich weiß, in anderen Familien ist so was normal. Aber mein Mann war das ganze erste Jahr des großen Kindes nicht da und ich habe wie einen Flashback... die Leute um mich herum sagen alle ich schaffe das usw., aber ich will einfach in der akuten Phase mit jemandem drüber sprechen oder auch schreiben. Gerne nachts, wenn man wach liegt. Meldet euch gerne. Ich hoffe so sehr, dass es sich wenn mein Mann mal los ist, langsam bessert.

Vielleicht ging es ja jemandem beim zweiten Kind ähnlich.

LG, Anna
Mel
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Re: Wieder völliger Zusammenbruch

Beitrag von Mel »

Liebe Anna,
es tut mir sehr leid, dass es dir schlagartig so schlecht geht. Für mich war es zwei Jahre lang eine Katastrophe, wenn mein Mann beruflich weg musste. Jetzt ist mein Sohn vier, ich habe mich stabilisiert, und die Corona- Krise hat bewirkt, dass mein Mann seit anderthalb Jahren von zu Hause aus arbeitet. Daher kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie es ist, wenn er plötzlich unterwegs wäre. Ich könnte mir vorstellen, dass auch ich wieder vermehrt Symptome bekäme.
Erzähl doch noch ein bisschen was von dir…. wo wohnt ihr, wie alt ist dein erstes Kind, welchen Beruf hast du etc.? Hast du Notfall- Medikamente oder eine/n Therapeut/in….
Vielleicht wäre es auch möglich, dass deine Mutter oder eine Freundin bei dir übernachtet….
Lieben Gruß
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
alibo79
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Re: Wieder völliger Zusammenbruch

Beitrag von alibo79 »

Hallo Anna!
Ich kann dich gut verstehen, ich hatte das in beiden depressiven Episoden, dass für mich eine Welt zusammen gebrochen ist, wenn z.b. meine Eltern für ein paar Tage nicht erreichbar waren oder mein Mann zu.b. eine Erkältung hatte, so dass ich für mich das Gefühl hatte, ich bin alleine verantwortlich oder auf mich alleine gestellt . Rückwirkend betrachtet habe jede solcher Situationen trotzdem gut gemeistert. Und ich bin mir sicher, dass du das auch schaffst, in dir steckt bestimmt mehr Kraft als du denkst.
Die Idee , die Zeit zu überbrücken mit Freunden oder Familie finde ich gut . Und auch ein Notfall Medikament kann dir helfen besser zu ruhe zu kommen.
Die zwei Wochen, gehen bestimmt schneller vorbei als du denkst, vielleicht kannst du dir jetzt schon einen Plan machen wie du die Tage dann gestsltest, damit du dich daran entlang hangeln kannst.
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Anna

Re: Wieder völliger Zusammenbruch

Beitrag von Anna »

Danke für eure Antworten! Antworte euch später noch ausführlicher, eben dachte ich auch nochmal an ein Medikament um runter zu kommen. Könnt ihr da was empfehlen? Für alles außer Tavor bin ich offen :-)
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Marika
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Re: Wieder völliger Zusammenbruch

Beitrag von Marika »

Herzlich willkommen bei uns!

Wegen Medikamenten ist es wichtig dass du dich von einem Arzt beraten lässt. Jede Frau ist anders und auch die Symptome die entscheidend für die Medikamenten Wahl sind. Wir dürfen hier aus rechtlichen Gründen keine Medikamenten Empfehlungen abgeben. Was mir geholfen hat, kann bei dir evtl. völlig falsch sein.

Hast du noch Kontakt zu den Fachleuten die dich beim ersten Mal begleitet haben?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anna

Re: Wieder völliger Zusammenbruch

Beitrag von Anna »

Vielen Dank euch für eure lieben Worte und die Tipps. Habe mir dann tatsächlich Hilfe geholt und Unterstützung, war sozusagen nie alleine. Jetzt ist die Unterstützung wieder weg und mein Mann wieder da. Dafür geht es mir jetzt viel, viel schlechter. Ich habe wieder totale Angst davor mit dem Baby allein zu sein, obwohl es das liebste Baby ist. Sobald etwas nicht so läuft wie immer, wirft es mich völlig aus der Bahn. Heute war die Nacht nicht so wie sonst, und ich bin seit 4:00 Uhr wach und total nervös und frage mich was er wohl hatte. Dabei weiß ich natürlich, dass man es nicht weiß und es auch egal ist und irgendwann vorbeigeht. Am liebsten würde ich morgens etwas unternehmen, aber morgens schläft er immer noch mal am besten, da kann ich am besten entspannen. Und ich muss dringend entspannen und etwas für mich tun. Ohne schlechtes Gewissen. Heute Nachmittag steht mit dem großen wieder Programm an, so dass ich mir die Kräfte einteilen muss. Ich bin einfach so neidisch, dass mein Mann arbeiten gehen kann. Am liebsten würde ich auch wieder arbeiten, mein Mann befürwortet das auch. Aber ich muss auf der Arbeit absolut fit sein. Und die Arbeit ist so anstrengend, dass ich danach eigentlich nicht schlecht schlafen darf, und dann den Tag danach voller Termine habe. Das macht dann die ganze Woche kaputt. Außerdem brauche ich eben genau das Gegenteil, wie gesagt ich muss mehr nichts tun. Es ist ein Teufelskreis. Ich komme übrigens aus der NRW, arbeite eigentlich als Krankenschwester auf einer Intensivstation.
Anna

Re: Wieder völliger Zusammenbruch

Beitrag von Anna »

In der Hoffnung, dass es aufhört, wenn man es einmal ausgesprochen/aufgeschrieben hat... ich dreh bald am Rad!! Bei uns ist gerade sehr viel passiert in der Familie, eine Nichte hat Krebs, zwei nahe Verwandte sind unerwartet gestorben, unsere alle krank, erst Magen-Darm, dann fiese Erkältung, aber (und ja, ich habe ein schlechtes Gewissen) der Futzi wacht gerade auch spätestens alle zwei Stunden auf und braucht eine Flasche... Schnuller reicht nicht, es muss die Flasche sein und die wird auch nahezu leer getrunken. Ich weiß er hat keinen Hunger, aber anders lässt er sich nicht beruhigen, auf gar keinen Fall... wird nur immer wilder und lauter 😣 und ich brauche immer so eine Stunde um wieder schlafen zu können, also fühle ich mich gerade einfach total überrollt... mit diesen ganzen neuen Infos, dem Schlafmangel, mein Mann ab Sonntag auf Dienstreise, ... hab totale körperliche Symptome, zittere, bin unruhig... das ist so dermaßen Jammern auf hohem Niveau, wenn man sich die anderen Schicksale vor Augen führt. Aber gerade fühle ich mich wie eine Glasscheibe auf maximaler Spannung, kurz vorm Platzen 😢 Bin kurz davor ein Bedarfsmedikament zu nehmen, aber habe so Angst vor Nebenwirkungen, weil ich das AD damals nicht vertragen habe. Mein Mann lässt mich heute Nacht alleine schlafen und macht die Kinder, das ist so super, aber mein schlechtes Gewissen ist so groß! Und meine Unsicherheit und Zweifel werden dadurch nur immer größer... ich bin so müde und möchte einfach nur schlafen. Mein Körper ist am Ende, aber mein Hirn schaltet nicht ab! Ich habe gerade das Gefühl, dass die PPD von damals mit voller Wucht wieder da ist! Oder ist es doch nur akut, weil gerade so viel bei uns passiert...? Nebenbei fange ich vermutlich auch bald wieder an zu arbeiten und bin da gerade in Verhandlungen, das ist auch so anstrengend 😣
Löwenmutter

Re: Wieder völliger Zusammenbruch

Beitrag von Löwenmutter »

Hallo Anna,

vielleicht fühlt es sich wenn er einmal weg ist weniger schlimm an als du es dir jetzt ausmalst.
Was mir zur Beruhigung geholfen hat war Baldrian und Lavendel( Lasea). Aber wie gesagt, was der einen hilft, nützt der anderen vielleicht garnicht.
Was aber mit Sicherheit nicht schaden kannst wenn du dir feste Zeiten für dich einplanst. Z.b. dein Kaffe am Morgen, den trinkst du in Ruhe und wenn dann Mal gebrüllt wird, dann ist das eben so. Du bist auch nicht da, du hast auch Bedürfnisse. Und vielleicht kannst du dir am Abend Zeit für einen Tee und ein nettes Telefonat oder ein Kapitel in deinem Buch nehmen. Oder einen Tee beim online treffen mit deinem Mann. Sowas hat mir auch geholfen.
Ich war auch so nervös, konnte nicht essen nicht schlafe, nichts. Es war für schrecklich. Habe mich vor lauter Stress und Panik immer übergeben. Aber du weites ja, es wird wieder gut, es ist nur eine blöde Phase.
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