Warum Ich?

Hier können sich unsere Mitglieder vorstellen

Moderator: Moderatoren

Antworten
Sophie

Warum Ich?

Beitrag von Sophie »

Hallo ihr Lieben,

ich möchte mich bei euch vorstellen, in der Hoffnung, hier im Forum zusätzlich emotionale Unterstützung zu bekommen.

Ich bin Anfang 20 und habe vor 12 Wochen meinen Sohn entbunden. Ich hatte 96 Stunden Wehen und mein Sohn kam dann mit Saugglocke und Kristeller-Handgriff (Dabei drückt die Ärztin das Kind mit ihrem ganzen Gewicht auf/aus dem Bauch). Die Geburt strengte mich sehr an, aber ich war glücklich. Nach 2 Tagen dann der erneute pure Stress, mein Sohn kam auf die Kinderstation, weil seine Gelbsuchtwerte explodierten. Es folgten 8 Tage Kinderstation… an Schlaf war nicht zu denken. Außerdem war es mir untersagt mein Kind im schlafenden Zustand von seinen Kabeln abzumachen und mit mir zu kuscheln. Naja ein ein paar Tage altes Kind mit Gelbsucht schläft halt ausschließlich….
Dann bekam ich eine Brustentzündung, die war Fluch und Segen zu gleich, weil aufgrund meines Hohen Fiebers wurde mein Kind entlassen. Dennoch mussten wir 3 weitere Wochen alle paar Tage ins Krankenhaus fahren, weil sich seine Werte einfach nicht stabilisierten. Es folgte auch nochmal eine weitere stationäre Nacht.

Als sich seine Werte endlich erholten und jegliche Krankheiten ausgeschlossen werden konnte ging es los….
Aus dem Nichts bekam ich Gedanken ich könnte mein Kind verletzten. Ich stand mit ihm an einem Fluss und sah mich ihn ins Wasser zu werfen. Diese Gedanken machten mir Panikattacken… ich beschloss schnell zu handeln. Ich suchte erst Hilfe bei ProFamilia, merkte aber schnell das dies nicht ausreiche. Ich hatte nur noch Panik meinen Sohn anzufassen, hoch zu geben, zu wickeln, den Kinderwagen zu schieben… ich gab mein Kind die ganze Zeit meinem Mann, aus Angst ihm etwas anzutun.
Wir beschlossen in eine Psychatrische Not Ambulanz zu fahren, hier bekam ich Sertralin. Ich sollte mit 25mg beginnen und dann auf 50 erhöhen. Ich nahm das Medikament, auch wenn die Nebenwirkungen wieder Ängste schüren.
Als ich auf 50 erhöhte wurde es ganz schlimm für 3 Tage, das Gedanken Karussell war stärker als zu vor und ich bekam sogar Suizid Gedanken. Dann wurde es schnell besser, nahm das Sertralin dann schon seit 2 Wochen. Ich war so froh, endlich konnte ich wieder etwas freier Denken und die bösen Gedanken leichter abschieben.
Doch dann bekam ich das erste mal nach Geburt meine Periode. Seitdem ist es wieder ganz schlimm… ich würde mich so gern an meinem Kind erfreuen aber ich bin zu nichts mehr fähig. Ich traue mich überhaupt nichts mehr. Ich kann nicht mehr Auto fahren weil die Ängst mich in völlige Panik verfallen lassen… ich könnte ja absichtlich einen Unfall bauen. Also gehe ich aktuell jeder Situation aus dem Weg welche mir schlimme Gedanken bereiten könnte aber so kann das doch nicht weitergehen.

Ich stamme aus einem behüteten Elternhaus… habe einen sozialen Beruf… mein Partner liebt und Unterstützt mich… WARUM ICH? WARUM DARF ICH MEIN GLÜCK NICHT SPÜREN?

Vielleicht kennt ihr diesen Frust….

Liebe Grüße
Sophie
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9949
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Warum Ich?

Beitrag von Marika »

Herzlich Willillkommen liebe Sophie!

Ja, warum Ich? Das habe ich mich damals auch gefragt und ich denke dass wir alle hier das Hadern mit der Krankheit kennen. In meiner Therapie habe ich gelernt mir diese Frage nicht mehr zu stellen, da sie einen nicht weiterbringt. Natürlich kann man - und ich denke auch das es wichtig ist - aufarbeiten, warum man erkrankt ist. Habe ich auch getan, dann aber habe ich nicht mehr zurück geschaut, sondern meine Energie in das Gesund werden gesteckt.

Genau wie bei dir war mein Hauptsymptom die Zwangsgedanken, also die Angst ich könnte meinem Kind etwas antun. Mir hat ein AD, eine Therapie und der Austausch hier geholfen wieder gesund zu werden. Und das schaffst du auch!

Es ist sehr typisch dass der Zyklus auch wieder schlechtere Phasen mit sich bringt. Die Hormonschwankungen während des Zyklus können sich sehr negativ auf den Gehirnstoffwechsel auswirken.

Mit 50 mg hast du eine niedrige Dosis, die du zusammen und in Absprache mit deinem Arzt noch um einiges erhöhen kannst, falls nötig. Ich möchte dich auch ermutigen, eine Therapie anzustreben... Hast du da schon was unternommen?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sophie

Re: Warum Ich?

Beitrag von Sophie »

Danke Marika für deine lieben Worte.

Ja ich habe Gottseidank eine Therapeutin gefunden. Ich hatte jedoch erst einen Termin bei dir ihr… Benötige ich für die Erhöhung der Medikamente einen Psychiater oder kann das auch die Psychotherapeutin mit mir erhöhen? Ich würde ungern erneut in die Ambulanz gehen….
Außerdem macht mir der Gedanke zu erhöhen und erneuet so krasse Nebenwirkungen zu verspüren super Angst…
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9949
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Warum Ich?

Beitrag von Marika »

Hallo,

also normalerweise sollte der Arzt der dir das AD verschrieben hat, auch über eine Dosis Änderung zusammen mit dir entscheiden. Therapeuten haben meist keine zusätzliche Ausbildung die sie befugt Medikamente zu verschreiben, daher überlassen sie die Medi Einstellung eigentlich immer dem zuständigen Arzt. Du könntest aber auch deinen Hausarzt kontaktieren, auch er kann und darf ja Medis verschreiben bzw. anpassen. Oder du rufst einfach kurz in der Ambulanz an, ich denke das kann man auch telefonisch klären, ohne dass du hin musst.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Ivonne

Re: Warum Ich?

Beitrag von Ivonne »

Hallo Sophie, deine Geschichte erinnert mich sehr an meine damals. Mein Sohn ist 2012 auch mit Saugglocke zur Welt gekommen und dann Neugeborenengelbsucht (5 Tage unter dem blauen Licht und nur zum stillen durfte ich ihn bekommen). 4 Wochen nach seiner Geburt begannen die heftigen Zwangsgedanken. Ich war sehr lange in einer Mutter kind tagesklinik. Das hat mir sehr geholfen, dort fühlte ich mich sicher. Auch danach wurde ich noch ambulant betreut. Ich arbeite auch in einem sozialen Beruf und konnte mir anfangs nicht vorstellen warum und wieso. In der Therapie sind dann doch ein paar Dinge zu Tage getreten, die ich wohl gut verdrängt hatte. Ich wünsche dir erstmal alles Gute für die nächste Zeit!
Antworten