Ich bin neu hier

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Meike1988

Ich bin neu hier

Beitrag von Meike1988 »

Hallo ihr Lieben,
ich habe am 16.11.2021 mein erstes Kind bekommen. Der geplante Kaiserschnitt war in Ordnung, obwohl ich sehr ängstlich war. Meine Tochter hatte ich ca. 10 Minuten bei mir als sie wegen Gestationsdiabetes auf die Neo kam. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ihr in die Füße gestochen wurde, um Blut abzunehmen. Sie hat so jämmerlich geweint als dann noch der Fuß zusammengedrückt wurde, um das Blut herauszudrücken. Danach war sie weg. Am nächsten Tag gegen Mittag haben wir sie dann bekommen. Auf der Neo hat sie natürlich Fläschchen bekommen und war es gewohnt viel und schnell zu trinken. Ich hatte noch keinen Milcheinschuss. Eine Schwester meinte, mit mir nachts von Fläschchen auf Stillen umzustellen. Das Ergebnis war eine schlaflose Nacht mit schreiendem Kind. Am nächsten Tag folgte meine erste Panikattacke. Ich hatte extreme Angst und konnte nicht mehr schlafen da ich das Gefühl hatte nicht mehr atmen zu können. Am darauf folgenden Tag folgte die zweite Panikattacke. Diese war so heftig, dass ich abends zum CT gefahren und danach auf die Überwachungsstation gebracht wurde. Am nächsten Tag ging es mir etwas besser, da ich in der Nacht etwas schlafen konnte. Dies hielt allerdings nicht lange, da gegen Abend wieder die extreme Angst kam. Ich bekam dann eine Tavor zum Schlafen. Mein Freund hat sich in den Tagen ausschließlich alleine um die Kleine gekümmert. Ich dachte zuhause wird es besser werden. So war es leider nicht. Ich hatte extreme Angst mit der Kleinen alleine zu sein, habe eine Woche nichts gegessen und fast nur geschlafen. Ich bin dann sehr schnell zu einer Psychaterin gegangen, die mir Sertralin und für abends Amitriptylin verschrieben hat. Diagnose Wochenbettdepression. Seit ca. 2 Wochen nehme ich die Medikamente. Morgens komme ich etwas besser in die Gänge aber nachts bin ich nach wie vor nicht in der Lage mich um die Kleine zu kümmern. Ich schlafe alleine, da jedes Geräusch von der Kleinen mich nachts in Panik versetzt. Mein Freund übernimmt die Nächte, obwohl er arbeiten muss (zum Glück Homeoffice). Ab nächster Woche hat er dann einen Monat Elternzeit. Eine Therapieplatz habe ich zum Glück auch gefunden dank meiner Hebamme. Am Freitag habe ich dort das erste Gespräch. Trotzdem habe ich noch viel zu oft das Gefühl, dass ich nie wieder glücklich sein werde, der Verantwortung nicht gewachsen bin. Ich habe ein wahnsinnig schlechtes Gewissen gegenüber meinem Freund, der sich die Nächte um die Ohren schlagen muss. Schlafen geht bei mir derzeit nur mit Fernseher. Kleinere Unternehmungen strengen mich wahnsinnig an. Auch kann ich mich nicht richtig an Unterhaltungen beteiligen. Ich brauche immer die Möglichkeit, mich alleine irgendwo hinlegen zu können. Ich bin jetzt seit heute Nachmittag das erste Mal alleine mit der Kleinen. Vorhin hat sie etwas geweint und in mir stieg sofort Panik auf. Sie schläft jetzt zwar auf meinem Arm, trotzdem fühle ich mich alleine absolut nicht wohl. Ich habe absolute Angst vor dieser riesen Verantwortung und Veränderung, obwohl ich ca. 6 Jahre lang einen sehr großen Kinderwunsch hatte. Dazu kommt, dass ich hier keine Freunde habe, da ich erst zu meinem Freund gezogen bin und direkt danach Corona kam, also null Chancen, Bekanntschaften oder Freundschaften aufzubauen.

Vielleicht könnt ihr mir etwas Mut machen. Wie habt ihr eure Ängste überwunden bzw. was hat euch in dieser Zeit geholfen?
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Marika
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Re: Ich bin neu hier

Beitrag von Marika »

Hallo liebe Meike!

Ich freue mich sehr dich hier kennen zu lernen.Und ich muss dir zu allerst sagen, wie toll du das gerade machst. Du hast dir sehr schnell Hilfe geholt und lässt dir auch von deinem Partner helfen. Auch wenn du Schuldgefühle hast... glaub mir sie sind absolut unnötig. Du kannst nichts dafür, dass du krank geworden bist und dein Partner nimmt seine Verantwortung wahr.


Deine Geschichte hat mich gleich sehr berührt, weil ich einiges davon kenne. Ich hatte auch einen Kaiserschnitt und daheim dann massive Angst mit dem Baby alleine zu sein. Schlafen war auch sehr schwierig am Anfang. Aber es wird besser werden. Du bist heute alleine mit deinem Baby, taste dich Stück für Stück vor um in diese Situation hinein zu wachsen. Ich habe es auch so gemacht: ich war immer öfter eine vereinbarte Zeit mit dem Kleinen alleine, auch wenn ich Angst hatte. Aber mit dem Wissen, dass bald jemand kommt, habe ich es durchgstanden und die Angst wurde immer weniger.

Du kannst sehr stolz auf sich sein, wie du dem ganzen begenest, denn einfach ist das nicht. Du machst alles richtig und die Medikamente plus Therapie werden dir auch sehr helfen.

Fühl dich wohl und verstanden hier....😘
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Meike1988

Re: Ich bin neu hier

Beitrag von Meike1988 »

Vielen vielen Dank Marika. Es hilft mir sehr zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Fühl Dich gedrückt.
Arinya

Re: Ich bin neu hier

Beitrag von Arinya »

Liebe Meike,

in manchen Dingen sehe ich Parallelen. Mein Baby kam schon im Januar, aber seitdem bin ich fast nur im Krankenhaus (1×6 Monate, 1x2 Wochen bisher). Allerdings ohne mein Baby.
Mein Freund und unsere Eltern kümmern sich um den Kleinen. Da habe ich auch ein schlechtes Gewissen und große Angst vor meiner Entlassung, wie ich das Leben händeln soll.
Auch ich bin erst letztes Jahr zu meinem Freund gezogen und ich habe dort fast 0 Kontakte. Wäre irgendwie schön, du würdest inder Nähe wohnen.

Liebe Grüße
Meike1988

Re: Ich bin neu hier

Beitrag von Meike1988 »

Liebe Arinya,

ich kann total nachvollziehen, was du gerade fühlst. Ich weiß auch gerade nicht, wie ich das alles meistern soll. Aber wir tun alles, damit es uns wieder besser geht und das ist das Wichtigste. Ich hangele mich gerade von Tag zu Tag und versuche die kleinen Erfolge zu sehen. Ich lebe übrigens bei Stuttgart.

Ganz liebe Grüße
Sheini
Beiträge: 45
Registriert: 22:11:2021 16:14

Re: Ich bin neu hier

Beitrag von Sheini »

Hallo,

Vieles erinnert mich an meine Anfängliche Zeit der Depression. Bei mir fing es an als mein Sohn bereits 6 Monate alt war. Ich hatte auch Panik und Angst mit ihm alleine zu bleiben. Habe nur noch geschlafen und nichts gegessen. In der Zeit musste mein Mann auch sehr viel machen und mein Sohn war lange bei meiner schwiegermama.
Lass dir auf jeden Fall helfen und fühle dich nicht schlecht, du kannst überhaupt nichts dafür. Nimm dir die Zeit für dich die du brauchst.
Vielleicht hast du ja die Möglichkeit das jemand aus der Familie eine zeitlang bei dir bleibt ? So bist du nicht mehr so viel alleine.
Ich habe lange gebraucht bis ich mit meinem Sohn wieder alleine zu Hause geblieben bin - und habe auch heute noch schlechte Tage in denen ich dann mit ihm raus gehe..

Sobald die Medikamente richtig wirken, wirst du merken das es bergauf geht. :)

Liebe Grüße
Meike1988

Re: Ich bin neu hier

Beitrag von Meike1988 »

Liebe Sheini,

danke für deine Worte.

Ich schaffe es tagsüber ganz gut dank Sertralin zu funktionieren aber gegen späten Nachmittag wird die Stimmung schlechter und ich erschöpfter. Ich will dann nur noch in mein Bett, Fernseher an und meine Tabletten (Amitriptylin) nehmen, um zu entspannen und ohne große Gedanken einzuschlafen. Die Nächte übernimmt mein Freund. Auch meine Mutter hat 2 Wochen geholfen und auch die letzten zwei Nächte übernommen. Es ist absolut frustrierend, wenn man nicht funktioniert.

Ich freue mich, dass es dir wieder besser geht und du an den schlechten Tagen eine Möglichkeit gefunden hast, damit gut umzugehen. Wie lange hat es denn bei dir gedauert? Hast du neben den Medikamenten auch eine Therapie gemacht?

Liebe Grüße
Sheini
Beiträge: 45
Registriert: 22:11:2021 16:14

Re: Ich bin neu hier

Beitrag von Sheini »

Hallo Meike,

Das ist wirklich viel Wert, wenn man Hilfe bekommt! Und das du dich frustriert fühlst, kann ich absolut nachvollziehen. In der schlimmen Zeit war ich 2 Wochen komplett ohne meinen Sohn und habe mich absolut schlecht gefühlt. Aber es ging vorbei..

Also ich habe es seit April diesen Jahres und erst jetzt im November einen festen Therapieplatz bekommen - bin also noch sehr am Anfang aber hatte mehrere Notfallsprechstunden die mir sehr geholfen haben. Mittlerweile nehme ich 40 mg Citalopram. Die Tabletten helfen schon sehr gut, aber eine Therapie kann ich jedem nur empfehlen. :)

Wie ist es bei dir? Kannst du direkt mit einer Therapie starten?

Liebe Grüße
Meike1988

Re: Ich bin neu hier

Beitrag von Meike1988 »

Hallo Sheini,

ich bin momentan auf der Suche nach einem Psychologen. Die Wartezeiten betragen aber teilweise 1,5 Jahre. Hab jetzt mal meiner Krankenkasse geschrieben, vllt. besteht eine Möglichkeit schneller eine Therapie anfangen zu können.

Wie oft bist du bei deinem Therapeuten? Ist es eine Frau oder ein Mann? Ich tue mich ein bisschen schwer mit der Vorstellung einen männlichen Therapeuten zu haben.

Liebe Grüße
Arinya

Re: Ich bin neu hier

Beitrag von Arinya »

Also ich hatte sowohl eine weibliche Psychologin, als auch einen Psychologen.
Lass dich auf beides ein. Wenn die Chemie nicht stimmt, dann suche eine andere Person auf.
Meike1988

Re: Ich bin neu hier

Beitrag von Meike1988 »

Ich habe mittlerweile eine ganz nette Psychologin gefunden. Ich hatte heute ein Erstgespräch (Video) mit ihr und hatte einen sehr guten Eindruck. Der nächste Termin ist dann im Januar. Es geht vorwärts...
Sheini
Beiträge: 45
Registriert: 22:11:2021 16:14

Re: Ich bin neu hier

Beitrag von Sheini »

Liebe Meike,

das freut mich das du ein Erstgespräch hattest und ich hoffe das du mit ihr klar kommen wirst.
Ich habe auch eine Psychologin- wollte absolut nicht zu einem Mann. Und ich komme super mit ihr klar. Momentan habe ich alle zwei Wochen einen Termin und ab Januar hat sie wohl auch wöchentlich einen Termin für mich frei.

Ich hoffe das es bei dir auch relativ schnell geht, dass du regelmäßige Termine bekommst.
Lg
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