Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

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Sonnensuche
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Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Sonnensuche »

Hallo ihr Lieben!
Ich bin neu hier und so froh, dass es Schatten&Licht sowie dieses Forum gibt. Danke!
Die Geburt meiner Tochter am 8. Dezember 2021 ging über 25 Stunden und ist für mich bis heute traumatisch. Als mein Kind geboren war, konnte ich nichts mehr empfinden außer Leere. Aufgrund der Corona-Regeln musste mein Mann nach der Entbindung gehen und ich war 2 Tage völlig alleine und überfordert mit meiner Tochter. Habe bis heute Blackouts, was diese Tage angeht. Körperlich war ich zusätzlich so erschöpft wie noch nie: hatte eine Anämie durch starken Blutverlust und stand geistig völlig neben mir, tagelang nicht geschlafen.
Nach 6 Wochen hat mein Mann wieder angefangen zu arbeiten und obwohl er sogar im Homeoffice ist, ging es mir immer schlechter: hatte schon nachts Panikattacken, kann mit unserer Tochter nicht alleine sein. Ich bin so erschöpft und weine viel, zittete. Es strengt mich so an, sie liebevoll zu umsorgen, ohne es richtig zu fühlen. Meine Gefühle sind wie betäubt und ich fühle mich schrecklich.
Da ich nicht alleine sein kann, kommen nun jeden Tag meine Eltern. Es macht mich fertig nichts mehr alleine hinzubekommen. Ich war nie ein ängstlicher Mensch und bin nun gar nicht mehr ich selbst.
Inzwischen habe ich eine Therapeutin gefunden, die Psychotherapie läuft allerdings erst an. Seit 4 Tagen nehme ich nun Sertralin 50 mg. Ich stille voll.

Ich habe so Angst, aus diesem Loch nicht mehr rauszukommen und will einfach nur wieder mein Leben zurück. Vielleicht kann mir die ein oder andere etwas Mut machen und Zuversicht geben.
Hat Sertralin bei euch auch gegen die Panik gewirkt? Wie lange hat das etwa gedauert?
Ich bin so ungeduldig mit mir selbst und will immer versuchen, mal wieder einen Tag alleine zu schaffen. Aber es geht einfach nicht... Habe so riesen Angst, mit meinem Kind alleine zu sein. Fühle mich einfach nicht normal...

Ich danke euch sehr fürs Lesen und freue mich über Erfahrungen.
Geburt Dez.21, PPD und Angststörung seit Januar 2022; PTBS; Derealisation

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Mayte
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Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Mayte »

Hallo du!
Ich kenne mich nicht so gut aus wie manch andere hier, aber ich lese immer wieder wie verbreitet das ist, diese Angst vor dem Alleinesein. Ich selbst kenne aus meiner akuten Zeit auch diese totale Erschöpfung und die schreckliche Frage, wie man das nur alles schaffen soll bzw. was passiert, wenn man es eben nicht mehr schafft. Ich kann sagen, dass mir - auch wenn ich eine etwas andere Geschichte habe als du - das Sertralin sehr geholfen hat, ich nehme bis heute 50mg. Es hat etwa zwei Wochen gedauert bis ich was gemerkt habe. Da ich eigentlich „nur“ an schweren Schlafstörungen gelitten habe, habe ich noch Quetiapin zum Schlafen und für den Anfang Tavor als Bedargsmedikation. Vielleicht kannst du für die Einschleichphase deines ADs auch nach sowas fragen? Also für diese möglicherweise schreckliche Zeit bis man endlich merkt: ah, da kommt und erstmal über die Medikamente ein Boden unter meine Füße. Alles weitere würde versuchen hinten an zu stellen, wenn das geht. Also alle Fragen oder die Beschäftigung mit Erinnerungen vertagen bis du dich wieder ein bisschen stabiler fühlst. Ich hatte auch soo Angst dass das jetzt nie wieder aufhört. Dass du schon Medikamente nimmst, eine Therapie beginnst und hier bist heißt aber: die schwierigsten Schritte, nämlich die ersten, hast du schon geschafft! Ich wünsche dir Zuversicht und dass es bald besser wird!
Sonnensuche
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Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Sonnensuche »

Ich fühle einfach so wenig und kann mit meiner Tochter kaum was anfangen. Deshalb ist es wohl auch so schwer für mich, mit ihr alleine zu sein. Fühle mich so überfordert von der Verantwortung und denke, ich spiele ihr die ganze Zeit was vor... Ging es euch auch so? Fühle mich so schrecklich :(
Vielleicht war es ein großer Fehler und ich hätte keine Kinder bekommen sollen. Und jetzt ist es zu spät... Sie ist nun fast 14 Wochen und mir immer noch so fremd.
Geburt Dez.21, PPD und Angststörung seit Januar 2022; PTBS; Derealisation

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Marika
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Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Marika »

Hallo liebe Sonnensuche!

Ganz herzlich Willkommen bei uns. Alles, wirklich alles was du beschreibst habe ich vor 16 Jahren erlebt. Diese Angst alleine zu sein, die Angst dass das nie mehr aufhört, Angst und Panikattacken, die fehlenden Gefühle für das so erwünschte Kind. Ich fühle so mit dir... aber ich verspreche dir, es wird besser werden und du wirst gesund sein.

Du hast bereits den richtigen Weg eingeschlagen mit dem Sertralin und der bald anlaufenden Therapie. Das Medikament braucht 2 - 4 Wochen bis es einen ersten spürbaren Wirkstoffspiegel aufgebaut hat, daher brauchst du noch etwas Geduld. Ich weiß dass es ganz schwer auszuhalten ist, aber jeden Tag an dem du dein Sertralin einnimmst, bringt dich einen Schritt weiter zu dem Tag an dem du eine wirkliche Besserung merkst.

Die Gefühle und die Liebe für dein Kind SIND DA! Du spürst sie nur nicht, weil sie von den jetzigen Symptomen überlagert werden. Die Sonne ist auch immer da, auch wenn der Himmel grau und trüb ist. Deine Wolkendecke wird sich mit Hilfe von Sertralin immer mehr lichten.

Ich kenne übrigens dieses Gefühl was spielen zu müssen, weil ich eben diese Muttergefühle einfach nicht hatte am Anfang. Es war extrem belastend. Und ich habe auch befürchtet, ich wäre völlig ungeeignet Mutter zu sein. Nichts davon entspricht der Realität. Du bist krank geworden und du wirst auch wieder gesund. Je besser es dir geht mit der Zeit, umso mehr wirst du die Liebe zu deinem Kind spüren... Halte durch, du bist auf dem richtigen Weg...❤❤❤
Liebe Grüße von
Marika

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Sonnensuche
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Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Sonnensuche »

Danke, Marika, fürs Mutmachen und die aufbauenden Worte.
Heute ist es wieder sehr schlimm. Ich kann sie stillen und wickeln, aber ansonsten sind ihre Wachphasen so schwer für mich. Ich kann einfach nichts mit ihr anfangen, fühle mich permanent panisch/unter Strom und bekomme nichts mehr auf die Reihe. Davor war ich ein ganz anderer Mensch und mir ging es die gesamte Schwangerschaft auch gut. Es ist so gemein...
Ich kämpfe weiter und hoffe so sehr, dass die Medis bald etwas helfen.
Ab morgen kommen wieder meine Eltern, damit ich nicht alleine bin mit ihr. Es ist so absurd und ich mache mir sehr viel Druck :(
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Sonnensuche
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Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Sonnensuche »

Oh Gott, heute ist es so schlimm. Ich kann kaum mehr nach Hause und will nur noch, dass sie weg ist und ich mein altes Leben zurück habe. Wie kann man nur so empfinden?! Sobald ich Kinder sehe, bekomme ich Herzrasen. Kann das eine Erstverschlimmerung noch sein? Hab das Gefühl, ich dreh durch :(
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Marika
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Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Marika »

Hallo...

... es kann eine Erstverschlimmerung sein, ich hatte das auch. Das kommt auch sehr oft vor. Es gibt Notfallmedikamente, die diese Phase sehr gut abfedern können. Dein Arzt kann dir da helfen.

Versuch dir nicht so einen Druck zu machen, du bist krank geworden und kannst rein gar nichts für deine Gedanken und Gefühle.
Liebe Grüße von
Marika

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Sonneundschatten123!

Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Sonneundschatten123! »

Hallo Sonnensuche , ich nehme auch sertralin und meine erstverschlimmerung hielt sich so ca 2 Wochen , halte durch es wird besser . Liebe Grüße
Sonnensuche
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Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Sonnensuche »

Danke euch, ich hoffe so sehr, es wird bald besser. Habe kaum noch Kraft zu kämpfen.
Hat das Sertralin im Anschluss dann geholfen? Wie lange hat das bei dir gedauert?
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Sonneundschatten123!

Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Sonneundschatten123! »

Ich nehme es seit ca 10 Wochen ungefähr und ich hatte schon wieder normale Tage an den es mir sehr gut ging . Hatte gerade aber ein heftiges tief weswegen ich meine Dosierung etwas erhöhen möchte . Es wird wieder besser wirklich man glaubt es nivht weil es einem so extrem schlecht geht und man einfach so hoffnungslos ist .
Sonnensuche
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Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Sonnensuche »

Ihr Lieben, vielen Dank für eure Antworten.
Ich muss jetzt doch nochmal was fragen. Kennt das von euch jemand? Ich habe Panikattacken in der Nähe meines Kindes bzw.bin den ganzen Tag unter Strom, wenn sie in der Nähe ist. Bin immer froh, wenn jemand mit ihr unterwegs ist und mache mir dann so Vorwürfe :(
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Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Anne 861 »

Guten morgen Sonne...wenn ich deine Beiträge so lese ,spiegelt einiges mich wieder ..wenn ich jetzt sage ,mir geht es öfters heute noch so ,hoffe ich es versteht keiner falsch .Meine Tochter ist jetzt 3 Jahre. Ich glaube das ist die Verantwortung die da hinter steckt ,jetzt für jemanden sorgen zu müssen ,obwohl man manchmal das Gefühl hat überfordert zu sein .Ich bin heute noch froh wenn oma oder einer aus der Familie sie mir mal abnehmen ,ich glaube das ist nicht schlimm denn wir sind nicht nur Mütter sondern auch noch Frau, die ab und zu mal Zeit für sich braucht . Bei die ist es noch ganz frisch und eine neue Situation. Ich hatte damals genau die selben Probleme, überfordert ,stand unter Strom, Hauptsache sie weint nicht usw..es legt sich auch die Gefühle sind im innersten da ,ich konnte sie auch nicht spüren aber hatte immer Sorge um meine kleine .dS ja zeigt das man sie liebt ..gib dir zeit .lg
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Marika
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Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Marika »

Hallo Sonne...

Ja, ich hatte Anfangs massive Panikattacken in Gegenwart meines Kindes. Ich konnte ihn nicht mal aus seinem Bettchen heraus nehmen. Ich habe dann ein AD bekommen, dass aus der selben Gruppe wie Sertralin kommt. Dazu noch eines zum Schlafen und ein Medikament dass die Zeit bis das AD wirkt, überbrückt und diese Erstverschlimmerung abfedert. Das hat sehr gut funktioniert und nach 8 Wochen hatte ich nur noch mein Haupt - AD.

Aber auch nach 8 Wochen war es so, dass jeden Tag jemand bei mir war. Denn natürlich war nach dieser kurzen Zeit nicht alles vorbei. Ich konnte aber dann langsam mal 1 bis 2 Stunden alleine mit dem Kleinen sein. Es wurde Schritt für Schritt besser, aber auch Tiefs gab es trotz AD. So verläuft das Gesund werden: gute und schlechtere Phasen wechseln gerade am Anfang noch häufig ab. Aber die guten werden länger und die schlechteren immer weniger.

Vielleicht magst du ja deinen Arzt kontaktieren, denn mit 50 mg Sertralin bist du sehr, sehr niedrig eingestellt. Möglicherweise wäre eine Erhöhung angezeigt, das kann aber natürlich nur dein Arzt entscheiden.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Sonnensuche »

Ich danke euch für eure lieben aufmunternden Antworten. ♡ Ab Mittwoch habe ich endlich regelmäßig Therapie und meine Therapeutin ist gleichzeitig Ärztin für Psychiatrie. Da bespreche ich dann die nächsten Schritte. Liebe Grüße
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Re: Panik vor dem Alleinsein - Freue mich über Austausch

Beitrag von Sonnensuche »

Ich glaube, bei mir hat ganz viel mit der Überforderung zu tun, dass sich mein Leben so verändert hat und ich mich der riesen Verantwortung nicht gewachsen fühle, die nun für immer da ist. Es erdrückt mich.
War das bei euch auch Thema? Oder wird es durch die Depression noch verstärkt? Hab Angst, dass ich diese Aufgabe und Verantwortung nie stemmen kann. Wach morgens auf und wünsche mir mein altes Leben zurück.
Geburt Dez.21, PPD und Angststörung seit Januar 2022; PTBS; Derealisation

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