Vater in Not mit vielen Ängsten und Problemen
Verfasst: 30:05:2022 18:14
Hallo.
Ich bin 37 und vor 2 Wochen Vater eines Sohnes geworden. Es ist ein absolutes Wunschkind gewesen. Ich habe mir schon lange eine Familie gewünscht, vor 5 Jahren eine tolle Frau gefunden und diese auch vor kurzem geheiratet.
Durch einen glücklichen Zufall können wir beide auch zusammen 12 Monate Elternzeit nehmen und haben auch Ersparnisse. Man müsste meinen, das wäre eine Luxus-Situation, aber wir sind total überfordert mit allem.
Meine Frau hat mit Kaiserschnitt entbunden, litt Tage lang unter unsagbaren schmerzen sowohl im Bauch als auch im Rücken durch Ischias-Beschwerden. 4 Tage lang war ich fast rund um die Uhr bei ihr, um ihr im Krankenhaus bei Seite zustehen. Es war traumatisierend für uns beide. Der Kleine wurde glücklicherweise vom Klinikpersonal versorgt (nach deren Möglichkeiten). Als wir am 5. Tag dann abreisten, waren wir total ausgemergelt, schwach und kaputt aber erstmal froh mit dem Kleinen nachhause zukommen..
Kurz nach der Ankunft aus dem Krankenhaus zu Hause. Fing es dann an. Ich fing an sehr sehr viele Dinge schlagartig zu realisieren.
* Dinge die schlecht vorbereitet waren und schnell korrigiert oder besorgt werden mussten (Panik-Einkäufe im Internet, Fahrten zu Drogerien).
* Wie sehr man auf Hilfe anderer angewiesen ist, und wie wenig wir unsere Familien in Anspruch nehmen können.
* Wie sehr meine Frau vom Kaiserschnitt angeschlagen ist (und noch weiterhin bleibt), und auch sonst körperliche Probleme während der SW entwickelt hat.
* Dass meine Frau nicht 100% das Baby versorgen kann, wenns drauf ankäme.
* Wie ungünstig wir wohnen (4. Stock ohne Fahrstuhl), und wie viel an mir hängt, selbst wenn meine Frau wieder fit wäre (Auto-Schlage, oder Baby-Schale tragen).
* Wie klein unser Auto ist.
* Wie schwer es ist, sich um ein Säugling zu kümmern, und gleichzeitig darum noch Haushalt, Essen und Schlaf zu organisieren.
* Wie unglaublich zeitaufwändig es ist, ein Säugling mit der Flasche zu füttern: trinken, Pause, Bäuerchen, Geduld, trinken, Pause.
* Wie unglaublich zeitaufwändig Windeln wechseln sein kein, wenn dabei was schief geht (z.B. selbst Anpinkeln).
* Wie schnell Baby-Hygieneprodukte zur neige gehen (Windeln, Tücher, etc.).
* Dass Ich und meine Frau gerade so eben funktionieren: ab und zu duschen, Fertig-TK-Essen, Lieferdienste, mit Glück zwischendurch schlafen.
* Wir haben weder Zeitgefühl, noch wissen wir, welcher Tag gerade heute ist.
* Dass ich den Schlafmangel total unterschätzt habe, und es sich wie Folter anfühlt.
* Das mein altes Leben nicht einfach nur große Einbußen hinnimmt (wovon ich Ausging), sondern zu 100% ersetzt worden ist, durch etwas ultimativ * anstrengendes.
* Vieles, vieles mehr was man aufzählen kann …
Wir müssten eigentlich:
* umziehen (undenkbar in einer Großstadt, und total überfordernd)
* ein neues Auto kaufen (allein die Auseinandersetzung damit ist für uns unsagbar komplex).
* uns irgendwie erholen (wie denn?)
Dazu gekommen sind:
* Albträume
* Ängste, dass irgendetwas kaputt geht: Waschmaschine, Auto, Internet, Handys, Bankkarten
* Ängste, dass ich nicht in der Lage bin ihn zum Kinderarzt zu fahren, dort die Nerven zu behalten, und ihn auch versorgen zu können (Flasche & Windeln).
* Ängste, zusammen zu klappen, weil meine Frau und ich so müde, und schlecht ernährt sind.
* Ängste mich hinter das Steuer zu setzen, weil ich so matschig in der Birne bin.
* Angst krank zu werden oder mich zu verletzen (Corona, oder irgend etwas anders)
* Angst, dass meine Frau krank wird.
* Angst, dass wenn es mal drauf ankommt, ich nicht für meine Familie da sein kann.
* Angst vor allem.
Danach setzte sich bei mir schnell eine Zustand, mit allen Symptomen einer Wochenbettdepression ein (hab den Selbsttest gemacht). Ich bin nicht mehr der frohe lebensfrohe Mensch selbstbewusste Mensch den jeder kennt, sondern nur noch ein wandelnde Hülle, mit fast keiner Emotion mehr. Außenstehende erkennen mich nicht mehr wieder). Das einzige was mir nur noch irgendwie Kraft gibt, ist, wenn meine Frau mich in der Arm nimmt, oder ich im Schlaf in Träumen kurz der Realität entfliehen kann.
Seit Tagen bin ich nur noch von der fixen Idee besessen. Dass ich/wir nie hätten Eltern werden sollen, und der kleine selbst in einer Pflegefamilie besser aufgehoben wäre. Wenn ich meiner Frau gegenüber solche Dinge sage, bricht es ihr natürlich das Herz, was mir wiederum das Herz bricht. Ich bin nervlich so am Ende, und kann einfach keine Zukunft mehr zu dritt sehen, wobei für meine Frau natürlich zu dritt dies der einzige Weg ist, da wir sonst zerbrechen. Ich kann meine Frau nicht einfach verlassen und Zigaretten holen gehen, dafür liebe ich sie einfach zu sehr. Dieses Chliche von Männern, die das tun, kann ich aber mittlerweile verstehen.
Alle, die das von der Seite oder direkt mitbekommen, sagen mir, ich solle mir dringend Hilfe suchen. Wenn man jedoch innerhalb weniger Tage schnell abstürzt, ein schreienden Säugling zu Hause hat, der Frau es selber nicht gut geht, und man auf Therapieplätze lange wartet, denkt man sich: Auf welchem Planeten lebt ihr denn.
Wir haben uns vor der SW immer gesagt, wenn die schlimmsten Asi-Familien ein oder mehrere Kinder irgendwie großziehen können, dann schaffen wir beide das schon irgendwie mit 12 Monaten gemeinsamer Elternzeit, trotz aller Probleme.
Trotz unseres Zustandes sagen alle: “ihr schafft das schon”, “guckt mal, der kleine sieht doch gut aus”. Trost spenden uns diese Aussagen nicht. Ich kann mir für meinen Teil zumindest nicht vorstellen, wie irgendwie jemand, in der Geschichte der Menschheit jemals für irgendein Kind gesorgt haben kann. “Eltern sein”, wirkt für mich wie Hexerei oder ein Märchen.
Zum kleinen schaffe ich es nicht eine Bindung aufzubauen. Lediglich Empathie, weil es ein Wesen ist, dass Schutz braucht. Wie ein Vater fühle ich mich nicht. Wenn meine Frau den kleinen hoch nimmt, gibt es ihr Kraft. Ich zittere hingegen derzeit schon innerlich vor seinem nächsten Schreien nach essen.
Alles erscheint total hoffnungslos. Daher schreibe ich euch, in der Hoffnung, dass es mir etwas Kraft oder Mut geben kann. Weil ich mir das Leben zu dritt immer noch Wünsche, nur nicht mehr vorstellen kann.
Ich bin 37 und vor 2 Wochen Vater eines Sohnes geworden. Es ist ein absolutes Wunschkind gewesen. Ich habe mir schon lange eine Familie gewünscht, vor 5 Jahren eine tolle Frau gefunden und diese auch vor kurzem geheiratet.
Durch einen glücklichen Zufall können wir beide auch zusammen 12 Monate Elternzeit nehmen und haben auch Ersparnisse. Man müsste meinen, das wäre eine Luxus-Situation, aber wir sind total überfordert mit allem.
Meine Frau hat mit Kaiserschnitt entbunden, litt Tage lang unter unsagbaren schmerzen sowohl im Bauch als auch im Rücken durch Ischias-Beschwerden. 4 Tage lang war ich fast rund um die Uhr bei ihr, um ihr im Krankenhaus bei Seite zustehen. Es war traumatisierend für uns beide. Der Kleine wurde glücklicherweise vom Klinikpersonal versorgt (nach deren Möglichkeiten). Als wir am 5. Tag dann abreisten, waren wir total ausgemergelt, schwach und kaputt aber erstmal froh mit dem Kleinen nachhause zukommen..
Kurz nach der Ankunft aus dem Krankenhaus zu Hause. Fing es dann an. Ich fing an sehr sehr viele Dinge schlagartig zu realisieren.
* Dinge die schlecht vorbereitet waren und schnell korrigiert oder besorgt werden mussten (Panik-Einkäufe im Internet, Fahrten zu Drogerien).
* Wie sehr man auf Hilfe anderer angewiesen ist, und wie wenig wir unsere Familien in Anspruch nehmen können.
* Wie sehr meine Frau vom Kaiserschnitt angeschlagen ist (und noch weiterhin bleibt), und auch sonst körperliche Probleme während der SW entwickelt hat.
* Dass meine Frau nicht 100% das Baby versorgen kann, wenns drauf ankäme.
* Wie ungünstig wir wohnen (4. Stock ohne Fahrstuhl), und wie viel an mir hängt, selbst wenn meine Frau wieder fit wäre (Auto-Schlage, oder Baby-Schale tragen).
* Wie klein unser Auto ist.
* Wie schwer es ist, sich um ein Säugling zu kümmern, und gleichzeitig darum noch Haushalt, Essen und Schlaf zu organisieren.
* Wie unglaublich zeitaufwändig es ist, ein Säugling mit der Flasche zu füttern: trinken, Pause, Bäuerchen, Geduld, trinken, Pause.
* Wie unglaublich zeitaufwändig Windeln wechseln sein kein, wenn dabei was schief geht (z.B. selbst Anpinkeln).
* Wie schnell Baby-Hygieneprodukte zur neige gehen (Windeln, Tücher, etc.).
* Dass Ich und meine Frau gerade so eben funktionieren: ab und zu duschen, Fertig-TK-Essen, Lieferdienste, mit Glück zwischendurch schlafen.
* Wir haben weder Zeitgefühl, noch wissen wir, welcher Tag gerade heute ist.
* Dass ich den Schlafmangel total unterschätzt habe, und es sich wie Folter anfühlt.
* Das mein altes Leben nicht einfach nur große Einbußen hinnimmt (wovon ich Ausging), sondern zu 100% ersetzt worden ist, durch etwas ultimativ * anstrengendes.
* Vieles, vieles mehr was man aufzählen kann …
Wir müssten eigentlich:
* umziehen (undenkbar in einer Großstadt, und total überfordernd)
* ein neues Auto kaufen (allein die Auseinandersetzung damit ist für uns unsagbar komplex).
* uns irgendwie erholen (wie denn?)
Dazu gekommen sind:
* Albträume
* Ängste, dass irgendetwas kaputt geht: Waschmaschine, Auto, Internet, Handys, Bankkarten
* Ängste, dass ich nicht in der Lage bin ihn zum Kinderarzt zu fahren, dort die Nerven zu behalten, und ihn auch versorgen zu können (Flasche & Windeln).
* Ängste, zusammen zu klappen, weil meine Frau und ich so müde, und schlecht ernährt sind.
* Ängste mich hinter das Steuer zu setzen, weil ich so matschig in der Birne bin.
* Angst krank zu werden oder mich zu verletzen (Corona, oder irgend etwas anders)
* Angst, dass meine Frau krank wird.
* Angst, dass wenn es mal drauf ankommt, ich nicht für meine Familie da sein kann.
* Angst vor allem.
Danach setzte sich bei mir schnell eine Zustand, mit allen Symptomen einer Wochenbettdepression ein (hab den Selbsttest gemacht). Ich bin nicht mehr der frohe lebensfrohe Mensch selbstbewusste Mensch den jeder kennt, sondern nur noch ein wandelnde Hülle, mit fast keiner Emotion mehr. Außenstehende erkennen mich nicht mehr wieder). Das einzige was mir nur noch irgendwie Kraft gibt, ist, wenn meine Frau mich in der Arm nimmt, oder ich im Schlaf in Träumen kurz der Realität entfliehen kann.
Seit Tagen bin ich nur noch von der fixen Idee besessen. Dass ich/wir nie hätten Eltern werden sollen, und der kleine selbst in einer Pflegefamilie besser aufgehoben wäre. Wenn ich meiner Frau gegenüber solche Dinge sage, bricht es ihr natürlich das Herz, was mir wiederum das Herz bricht. Ich bin nervlich so am Ende, und kann einfach keine Zukunft mehr zu dritt sehen, wobei für meine Frau natürlich zu dritt dies der einzige Weg ist, da wir sonst zerbrechen. Ich kann meine Frau nicht einfach verlassen und Zigaretten holen gehen, dafür liebe ich sie einfach zu sehr. Dieses Chliche von Männern, die das tun, kann ich aber mittlerweile verstehen.
Alle, die das von der Seite oder direkt mitbekommen, sagen mir, ich solle mir dringend Hilfe suchen. Wenn man jedoch innerhalb weniger Tage schnell abstürzt, ein schreienden Säugling zu Hause hat, der Frau es selber nicht gut geht, und man auf Therapieplätze lange wartet, denkt man sich: Auf welchem Planeten lebt ihr denn.
Wir haben uns vor der SW immer gesagt, wenn die schlimmsten Asi-Familien ein oder mehrere Kinder irgendwie großziehen können, dann schaffen wir beide das schon irgendwie mit 12 Monaten gemeinsamer Elternzeit, trotz aller Probleme.
Trotz unseres Zustandes sagen alle: “ihr schafft das schon”, “guckt mal, der kleine sieht doch gut aus”. Trost spenden uns diese Aussagen nicht. Ich kann mir für meinen Teil zumindest nicht vorstellen, wie irgendwie jemand, in der Geschichte der Menschheit jemals für irgendein Kind gesorgt haben kann. “Eltern sein”, wirkt für mich wie Hexerei oder ein Märchen.
Zum kleinen schaffe ich es nicht eine Bindung aufzubauen. Lediglich Empathie, weil es ein Wesen ist, dass Schutz braucht. Wie ein Vater fühle ich mich nicht. Wenn meine Frau den kleinen hoch nimmt, gibt es ihr Kraft. Ich zittere hingegen derzeit schon innerlich vor seinem nächsten Schreien nach essen.
Alles erscheint total hoffnungslos. Daher schreibe ich euch, in der Hoffnung, dass es mir etwas Kraft oder Mut geben kann. Weil ich mir das Leben zu dritt immer noch Wünsche, nur nicht mehr vorstellen kann.