Verzweifelt

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Sanna
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Sanna »

Hallo Colibri!

Ich war lange nicht mehr hier online, aber ich musste dir einfach schreiben.

Alles, was du schreibst kenne ich nur zu gut. Kurze Zusammenfassung: schwere PPD 2012, 3 Suizidversuche, 8 stationäre Aufenthalten zwischen 11/12 und 11/14. Unter anderem mehrere Monate mit Baby in der LWL Klinik Herten.

Du kannst mir glauben, dass jeder Weg in die Klinik beschissen war, aber trotzdem richtig. Es bedeutet, dass du Verantwortung übernimmst für dich und in der Konsequenz auch für deine Kinder. Das ist so mutig und der richtige Schritt in Richtung Gesundung. Wir alle haben einen individuellen Weg, den wir gehen müssen um gesund zu werden. Manche brauchen länger, andere eben kürzer. Für die einen bedeutet es, Medikamente zu nehmen und für andere wiederum nicht. Einige, so wie ich, brauchen die engmaschige Unterstützung des stationären Umfelds. Das ist aber nicht schlimm und auch nicht ein Hinweis darauf, dass man nie wieder gesund wird. Es war einfach mein Weg.

Dass du in die richtige Richtung gehst, merkst du daran, dass es dir mit der Entscheidung für die Klinik erstmal besser geht. Das hatte ich auch damals, bevor ich nach Herten gegangen bin.

Mach weiter so und kümmere dich gut um dich (auch der Weg in die Klinik ist Selbstfürsorge!!), dann wird das wieder.

Liebe Grüße, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
cwe
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Re: Verzweifelt

Beitrag von cwe »

Hallo liebe Colibri,

ich finde es auch so toll wie du das gerade alles stemmst und freu mich sehr für dich dass es dir heute besser geht!

Viele liebe Grüße cwe
Colibri
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Danke ihr Lieben 💖 nachdem ich gestern ein kurzes Hoch hatte, kam heute wieder der freie Fall… Panikattacken nachts und mega Unruhe den ganzen Vormittag… diese Tiefs sind so gemein und lassen meine Hoffnung schwinden dass ich jemals wieder gesund werde. Was mache ich wenn die Medis nicht helfen? Dann bin ich verloren 😞 ich fühle mich leider gar nicht stark sondern ganz schön schwach und erbärmlich…
2012 Postpartale Depression ohne Medikamente in 1,5 Jahren wieder gesund.
2021 seit Oktober schwere Depression und Angststörung/Traumatisches Erlebnis.
2022 Escitalopram 5mg soll bis 10mg hochdosiert werden, wieder abgesetzt, da nicht vertragen.
2023 seit März Mirtazapin 30mg
Bine79
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Bine79 »

Diese Tiefs werden noch öfters kommen, Colibri. Du bist noch am Anfang und nimmst eine schwindend geringe Dosis an Ecitalopram.
Wichtig ist deinen eingeschlagenen Weg weiter zu gehen… Fahre den Ocean weiter immer geradeaus…egal wie hoch die Wellen sind, egal wie stark die Blitze einschlagen, du schaffst das… halt die Segel fest und dann wirst du wieder Land sehen…doch der Weg ist noch weit. Die See wird sich beruhigen und es wird immer mal durch die dichten Wolken ein Stück Sonne zu sehen sein… dann schiebt sich wieder ein Unwetter dazwischen…und irgendwann werden die Wolken weniger…es klart sich auf, du siehst Land und die Sonne scheint.

Halte durch!💪🏼 Liebe Grüße, Sabine
alibo79
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Re: Verzweifelt

Beitrag von alibo79 »

Bine, das hast du wunderschön geschrieben, und so recht hast du, genauso ist es ,so fühlt es sich an, auch wenn man im tiefsten Unwetter glaubt, man übersteht und überlebt das nicht, aber man tut es.
Colibri ich bin ganz stolz auf dich wie du gestern gehandelt hast, das ist das erste Zeichen dass du auf den richtigen Weg bist, du hast es geschafft eine Entscheidung zu treffen und für dich einzustehen, du bist nicht unsicher gewesen sondern richtig stark 💪 💪
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Colibri
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Danke ihr Lieben ❤️ Ohne euren lieben Worte hätte ich schon längst aufgegeben! Der Tag ist geschafft, auch wenn er echt hart war… zumindest wird es abends immer etwas besser.
2012 Postpartale Depression ohne Medikamente in 1,5 Jahren wieder gesund.
2021 seit Oktober schwere Depression und Angststörung/Traumatisches Erlebnis.
2022 Escitalopram 5mg soll bis 10mg hochdosiert werden, wieder abgesetzt, da nicht vertragen.
2023 seit März Mirtazapin 30mg
Bine79
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Bine79 »

…danke Alibo☺️, mir haben solche bildlichen Beschreibungen immer sehr gut geholfen, daher wollte ich es einfach mal aufschreiben 😊
Bine79
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Bine79 »

Colibri…dies ist auch ein gutes Zeichen. Abends geht es mir auch immer am Besten… genau, weil der Tag geschafft ist. Die Psyche ist morgens einfach am Dünnsten, durch die Träume nachts….dann baut man sich den Tag über auf und hat es bis abends einigermaßen geschafft….
Anne 861
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Anne 861 »

Wenn es abends besser wird ,ist es oft ein Zeichen das es minimal Berg auf geht ..sagte meine Therapeutin mal .

Ja ,finde ich auch -wirklich tolle Worte ❤️
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Marika
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Marika »

Genau, Abends geht es meistens besser. Das auch deshalb, weil zu diesem Zeitpunkt das Serotonin im Gehirn den höchsten Level erreicht. Über Nacht sinkt dieser Serotonin Spiegel, das ist völlig normal und bei jedem Menschen so. Am Morgen ist er dann am niedrigsten. Bei gesunden Menschen prodziert der Körper schnell und ausreichnend wieder neues Serotonin und man bemerkt diese Schwankung gar nicht. Bei uns deren Problem beim Serotonin liegt, ist das aber fatal... unser Körper kann nicht mehr ausreichend Serotonin bilden, es herrscht ein ständiger Mangel. Daher ist es oft am Morgen am schlimmsten und erholt sich etwas bis am Abend. Das AD hilft genau dort. Es hält das Serotonin quasi fest, damit es nicht zu schnell verstoffwechselt wird. In der Nacht sinkt der Spiegel trotz AD leicht, aber mit der Zeit wird dann über den Tag genug gespeichert, damit das Absinken in der Nacht kompensiert werden kann.

Du hast auf 6 Tropfen erhöht, dass ihr sehr gut. Möglicherweise setzt bereits ein Minieffekt ein, aber noch zu wenig, um dich auch Tagsüber zu stabilisieren. Ab 10 Tropfen kommt dann der wirklich merkbare Effekt. Du machst das großartig, wirklich. Und doch, du bist unglaublich stark...❤❤❤

Bine: dein Bildlicher Vergleich hat auch mir unglaublich gefallen und mir nochmal vor Augen gehalten wie diese Erkrankung verläuft. Jetzt bin ich so lange schon dabei und doch habe ich Dank dir wieder etwas dazugelernt. 😍😍😍
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anne 861
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Anne 861 »

Unheimlich interessant was du gerade erklärt hast @marika ..so kann ich es besser verstehen..das wusste ich gar nicht
Bine79
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Bine79 »

Danke Marika 🥰 das freut mich, dass ich sogar dir, mit soviel Hintergrundwissen und Erfahrung noch was Gutes tun konnte 😄
Aber deine Erklärung über den Serotoninspiegel ist natürlich nicht zu toppen, jetzt verstehe ich das Ganze auch viel besser 🤗

Liebe Grüße, Sabine
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Marika
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Marika »

Der Austausch hier mit euch ist einfach Weltklasse. Gemeinsam sind wir enorm stark und können uns gegenseitig zur Seite stehen und schwierige Gewässer bezwingen um bei deinem Bild zu bleiben, liebe Sabine. Jede trägt etwas bei und das gesamte trägt dann die Frau, die es gerade braucht. Darum bin ich nach all den Jahren immer noch so gerne hier.

Ich hätte auch noch einen bildlichen Vergleich von meinem Psychiater: Das Serotonin (aber auch alle anderen Botenstoffe im Gehirn) sind wie Postboten. Ihre Aufgabe ist es alle Eindrücken von außen - quasi die Post - richtig weiterzuleiten bzw. in das richtige Gehirnareal - im dem Fall das Postfach - zu verteilen. Wenn nun zu wenig Postboten da sind, was passiert? Genau, die Post kommt zu spät, ins falsche Postfach oder gar nicht an. Was macht man also? Man stellt mehr Postboten ein, sprich man versucht das Serotonin zu erhöhen. Ist zu wenig davon im sogenannten synaptischen Spalt, kann es z.b. passieren, dass eine Situation die ins Glücksareal gehört, fälschlicherweise ins Angst Areal befördert wird. So entstehen unrealistische Ängste, jetzt mal grob biochemisch gesehen. Mqn kann so auch besser verstehen, warum manche Angst vor dem eigenen Kind haben, nicht alleine mit ihm sein können bzw. auch Zwangsgedanken dazu kommen können. Und es macht auch deutlich warum wir hier mir dem bloßen Willen machtlos sind. Allerdings kann eine gut Therapie nachweislich die Gehirnareale plastisch verändern. Sprich man kann das Angstareal quasi verkleinern und andere Areale vergrößern. Das ist faktisch belegbar durch bildgebende Verfahren. Somit ist es wiederum klar warum Therapie und Medikamente so gut zusammen wirken.

Ich hoffe, dass kann euch auch ein bisschen helfen. Mir war es hilfreich zu begreifen was da in meinem Kopf passiert.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Bine79
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Bine79 »

Oh ja Marika, das ist tatsächlich auch eine extrem gute bildliche Erklärung.
Ich freue mich auch riesig, wieder dabei zu sein! Ich habe geglaubt, es ist besser sein Leben alleine zu bewältigen, das andere Probleme noch mehr Probleme bereiten, abschalten sonst einfach zu schwierig wird.
Doch ich sehe nun, wie toll es ist, mit euch Frauen Kontakt zu haben und das Gefühl zu haben, nicht alleine zu sein.

Ich bin unendlich dankbar dafür!!! 🙏🙏🙏 Und du bist einfach ein großer Schatz dieses Forums! Danke, das es dich gibt, Marika 🥰

Liebe Grüße
Sabine
Anne 861
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Re: Verzweifelt

Beitrag von Anne 861 »

Colibri,wie war dein tag ?
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