Verzweifelt

Hier können sich unsere Mitglieder vorstellen

Moderator: Moderatoren

Anna

Re: Verzweifelt

Beitrag von Anna »

Hallo ihr lieben,

ich habe es ohne AD durchlebt. Ich schreibe bewusst nicht geschafft, weil das suggeriert als wäre es gut, ohne AD wieder in geregelte Bahnen zu kommen. Und es auch den Anschein erwecken könnte, dass es „weniger“ schlimm ist/war.

Hatte 2017 eine schwere PPD mit Klinikaufenthalt ohne meinen Sohn. Ich konnte ihn nicht mal mehr anschauen. (Habe da hier auch einen Beitrag im Juli verfasst, ich hieß da AundSundX) Habe 3 Wochen Sertralin 25mg genommen. Meine Symptome wurden immer heftiger und ich hatte am Ende alle Nebenwirkungen, die man nur haben kann. War 5 Tage am Stück wach, habe nur noch gekotzt und Durchfall vor Nervosität gehabt und konnte keine Sekunde mehr still sitzen. Dachte ich drehe bald durch und habe noch genau vor Augen, wie ich in der Klinik auf meinem Bett saß, Zittern am ganzen Körper und dachte, dass ich das nicht überlebe. Dann habe ich am nächsten Tag das Sertralin abgesetzt. Da war mein Sohn 3 Monate alt. Bis ich das erste Mal dachte, dass es nun wirklich gut zu werden scheint, war er 1,5 Jahre alt.

Mittlerweile habe ich noch ein zweites Kind, jetzt 1,5 Jahre alt. Wir haben seit Oktober katastrophale Nächte und sobald es mal ein paar Tage ganz in Ordnung läuft und dann wieder schlechter, habe ich in diesen Nächten eine Art Flashback und Durchfall, Nervosität usw.! Aber ich kann diese jetzt einordnen und mir bewusst sagen: was ist das schlimmste, was jetzt passieren kann? Und komme oft zum Fazit:Schlafmangel. Aber wir werden es überleben. Und ich weiß jetzt, dass es irgendwann besser wird.

Jede von uns schafft es. Egal ob mit oder ohne AD. WIR sind die besten Mütter für UNSERE Kinder. Ihr schafft das!!! Glaub daran! Ich glaube an uns alle 💪🏼💪🏼💪🏼
Bine79
Beiträge: 92
Registriert: 27:06:2022 12:11

Re: Verzweifelt

Beitrag von Bine79 »

Ich denke immer, wir schaffen das! Ob mit oder ohne AD! Nur für mich persönlich steht der Preis im Vordergrund. Das Leben ist so verdammt kurz. Die Kinder, die es spüren, das es uns nicht gut geht, EGAL wie wir uns nach außen anstrengen! Sie sind nur ein Bruchteil ihres Lebens bei uns und diesen Bruchteil möchte ich nicht damit verschwenden, tagtäglich an meiner Psyche zu arbeiten und nur IN MIR zu hängen und nicht in der Außenwelt. Wer das schafft ohne AD‘s da kann ich nur den Hut vor ziehen, aber ganz bestimmt ( das ist meine Meinung ) bleibt was auf der Strecke.
AD‘s dienen nur zur Unterstützung, nicht zu Heilung und man muss auch mit denen viel Geduld haben.
Wenn die Kinder aus dem Haus sind und ich mehr auf mich schauen kann, dann gucke ich ob ich wieder reduzieren kann! Aber das ist die Entscheidung, die dann entschieden wird.

Wie gesagt, für mich ist das Leben zu kurz, um mich mit psychischen Problemen tagtäglich auseinanderzusetzen…was ich auch mit AD‘s mache aber ganz anders und besonnener!
Viele Grüße Sabine
Anne 861
power user
Beiträge: 820
Registriert: 19:11:2021 14:59

Re: Verzweifelt

Beitrag von Anne 861 »

Schön gesagt ,Sabine 😊
alibo79
power user
Beiträge: 1015
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Verzweifelt

Beitrag von alibo79 »

Hey colibri, wie geht es dir denn im Moment so? Du bist im Urlaub gewesen,meinte ich, war das machbar und konntest du es genießen?
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Colibri
power user
Beiträge: 122
Registriert: 29:06:2022 17:35

Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Hallo ihr Lieben, tut mir leid für die Abwesenheit. Ich war im Urlaub und hatte mega viel Stress dort… die Kinder meiner Freundin haben meinen Sohn total abgelehnt und ich war nonstop mit meinem Sohn und Streit schlichten beschäftigt… bin nun einige Tage früher zurück, weil ich noch mehr konnte. Aber ich hab es geschafft, mit Fliegen und packen usw… zwar oft den Tränen nahe und mit Klos im Hals, aber geschafft… mir geht es gerade sehr durchwachsen. Nehme seit ein paar Tagen Trimipramin zur Nacht 10 Tropfen und habe das Gefühl etwas ruhiger zu sein, auch wenn ich noch nicht richtig gut schlafen kann, aber ich bin ruhiger nachts. Kennt jemand das Mittel? Ich habe zum ersten Mal das Gefühl nicht so krass in Nebenwirkungen zu hängen…

Ich danke euch sehr für die lieben Berichte. Ich möchte es auch so sehr ohne AD schaffen und bin mir aber nicht sicher dabei. Ich habe ab und zu wirklich gute Tage, zumindest schaffe ich es meinen Alltag zu stemmen und manchmal kommt sogar ein Hauch von Freude auf. Ich habe wieder etwas mehr Lust zu essen und ab und zu ziehe ich mir was schönes an. Bin noch weit weg von meinem alten Gewicht, aber ich hoffe dass ich langsam zunehme. Ich bin sehr ungeduldig, habe körperliche Symptome wie Magenschmerzen, unregelmäßige Mens und total fettige Haut im Gesicht. Schwitze nachts stark und ich finde der Schweiß riecht komisch. Angstschweiß? Lasse meine Hormone noch mal checken. Mir kribbelt es oft überall… Also ich stecke noch ganz schön tief in der Krankheitsangst und fühle mich wie traumatisiert von allem. Hoffe, dass ich irgendwann aus der Spirale raus komme und wieder glücklich sein kann… auch wenn es lange dauert. Ganz liebe Grüße Lena
2012 Postpartale Depression ohne Medikamente in 1,5 Jahren wieder gesund.
2021 seit Oktober schwere Depression und Angststörung/Traumatisches Erlebnis.
2022 Escitalopram 5mg soll bis 10mg hochdosiert werden, wieder abgesetzt, da nicht vertragen.
2023 seit März Mirtazapin 30mg
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9985
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Verzweifelt

Beitrag von Marika »

Hallo Colibri,

Trimipramin ist aber ein Antidepressiva und zwar ein älteres aus der trizyklischen Gruppe. Die Dosis ist zwar sehr niedrig, aber möglicherweise hilft es dir wirklich ein bisschen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Colibri
power user
Beiträge: 122
Registriert: 29:06:2022 17:35

Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Hallo Marika,
ja ich habe bemerkt, dass es ein AD ist... aber Mirtazapin wird ja auch als Schlafmittel eingesetzt in niederiger Dosierung. Ich empfinde es als wesentlich angenehmer als Mirtazapin. Aber heute hänge ich total durch. Mein Sohn war die halbe Nacht wach und ich habe kaum geschlafen. Taumel nur so durch die Gegend...ich quäle mich so mit Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen meinen Kindern gegenüber... manchmal fühle ich mich wie eine leere Hülle, die mit aller Kraft versucht glücklich zu sein, denn es ist ja eigentlich alles gut. Ich habe liebe Freunde, tolle Pläne, zwei super süße Kinder... und ich stecke ich der Depression und der Angst fest. Denke jede Minute, dass ich bald sterben werde und deshalb keine Pläne mehr machen kann. Alles was mir früher Freude gemacht hat, ist jetzt eine mega Anstrengung für mich. Ich plane mit meiner Tochter was schönes zu kochen, und anstatt Freude empfinde ich Panik, dass ich keine Lust darauf habe, ich es alles zu anstrengend finde...

Das macht mich so unglaublich traurig. Ich fühle mich als mieseste Mutter der Welt...

Liebe Grüße
Lena
2012 Postpartale Depression ohne Medikamente in 1,5 Jahren wieder gesund.
2021 seit Oktober schwere Depression und Angststörung/Traumatisches Erlebnis.
2022 Escitalopram 5mg soll bis 10mg hochdosiert werden, wieder abgesetzt, da nicht vertragen.
2023 seit März Mirtazapin 30mg
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9985
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Verzweifelt

Beitrag von Marika »

Das tut mir sehr leid und ich hoffe es geht dir bald besser.

Alles Liebe von mir!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Colibri
power user
Beiträge: 122
Registriert: 29:06:2022 17:35

Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Danke Marika! Ich hatte gestern einen richtig schönen Abend bei Freunden. Manchmal gibt es Momente in denen es ein bisschen Zuversicht gibt. Ich habe es sogar geschafft für den Grillabend einzukaufen und einen Kuchen zu backen. Meine Freunde sagen, sie empfinden mich als stabiler und etwas entspannter… ich selbst spüre das noch nicht so richtig, aber vielleicht sieht es mein Umfeld zuerst und dann kommt es auch bei mir irgendwann an. Da ist so ein großes Trauma in mir, das mir so viel Schwere gibt… ich hoffe, dass die Leichtigkeit irgendwann auch wieder kommt 🦋
2012 Postpartale Depression ohne Medikamente in 1,5 Jahren wieder gesund.
2021 seit Oktober schwere Depression und Angststörung/Traumatisches Erlebnis.
2022 Escitalopram 5mg soll bis 10mg hochdosiert werden, wieder abgesetzt, da nicht vertragen.
2023 seit März Mirtazapin 30mg
Colibri
power user
Beiträge: 122
Registriert: 29:06:2022 17:35

Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Ihr Lieben,

ich melde mich wieder. Es geht mir leider nicht gut und sicher denkt ihr jetzt, dass ich gescheitert bin ganz ohne Medikamente...
Ich probiere seit ein paar Tagen Escitalopram Tropfen - habe einen sehr lieben Psychiater gefunden, der mich motiviert es noch mal zu probieren. Mir geht es bei 2 Tropfen aber schon sehr schlecht und ich bin total unruhig... habe am Wochenende Tavor genommen und damit ging es wesentlich besser, habe aber extreme Angst in eine Abhängigkeit zu kommen und habe daher heute keine mehr genommen. Fühle mich grausam. Extrem starke Ängste und bin komplett blockiert, bekomm nix mehr auf die Reihe und muss eigentlich fit sein.

Habe einen Sorgerechtsstreit mit dem Vater meiner Tochter und muss mit der Anwältin alles vorbereiten und mich verteidigen... im Moment will ich mich nur verkriechen und es ist mir alles egal. Keiner darf erfahren, dass ich eine Depression habe, das würde alles nur noch verschlimmern.

Habt ihr Erfahrungen mit Tavor? Kann ich es einige Zeit nehmen, ohne abhängig zu werden? Ich habe panische Angst, dass ich durch das Escitalopram meine Depression nur verschlimmere und nicht mehr gesund werde... dass ich es nicht vertrage und verrückt werden könnte. Ich fühle mich nicht mehr wie ich selbst, als wenn ich eine andere Person wäre und das löst die totale Panik in mir aus. Tut mir leid, ich bin mal wieder an einem Nullpunkt angelangt und kämpfe jetzt schon ein Jahr mit dieser Depression. Ich kann einfach nicht mehr... Liebe Grüße, Lena
2012 Postpartale Depression ohne Medikamente in 1,5 Jahren wieder gesund.
2021 seit Oktober schwere Depression und Angststörung/Traumatisches Erlebnis.
2022 Escitalopram 5mg soll bis 10mg hochdosiert werden, wieder abgesetzt, da nicht vertragen.
2023 seit März Mirtazapin 30mg
cwe
power user
Beiträge: 210
Registriert: 25:06:2021 13:46

Re: Verzweifelt

Beitrag von cwe »

Liebe Colibri,

es tut mir sehr leid dass es dir wieder schlechter geht und ich wünsche dir viel Kraft bei dem Sorgerechtsstreit. Ich kann nur erahnen wie schwer das sein muss.

Ich hab noch nie Tavor genommen aber ich denke wenn du mit deinem Arzt die Dosierung besprichst dann spricht nix gegen eine Einnahme bis die Medis wirken können. Einige im Forum haben es so gehandhabt.

Alles Gute dir!
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9985
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Verzweifelt

Beitrag von Marika »

Hallo!

Ich habe damals 5 Wochen lang täglich Tavor zu Escitalopram in Absprache mit meinem Arzt genommen. In einrm so kurzen Zeitraum ist eine Abhängigkeit unter Ärztlicher Aufsicht so gut wie unmöglich. Ich habe es nach 5 Wochen recht zügig ohne Probleme abgesetzt.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
power user
Beiträge: 1015
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Verzweifelt

Beitrag von alibo79 »

Hey, ich habe bisher kein tavor genommen und auch nicht verschrieben gehabt. Ich weiß von einer Bekannten, die im Winter eine Psychose hatte, die hat eine ganze lange Zeit tavor zum NL bekommen 4x täglich hohe dosierung. Und das über Wochen bzw ich meine 3 oder 4 Monate. Sie konnte in einzelnen Schritten so nach und nach reduzieren ohne Probleme, vielleicht ein mini bisschen hat sie das in den ersten Tagen gemerkt.
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Colibri
power user
Beiträge: 122
Registriert: 29:06:2022 17:35

Re: Verzweifelt

Beitrag von Colibri »

Danke ihr Lieben, ich habe gestern wieder Tavor genommen und es ist verrückt wie gut es wirkt. Ich fühle mich damit fast symptomfrei ohne Angst.. bei mir ist es tatsächlich die extreme Angst die mich blockiert. Ich habe Angst vor allem! Ich bin zum einen froh etwas gefunden zu haben was mir hilft, aber es macht mir Angst, dass ich davon abhängig werde… am liebsten wäre ich permanent wie auf Droge, nur um die Angst nicht spüren zu müssen. Ist es wirklich nicht möglich mit mentalem Training die Angst zu kontrollieren? Es ist doch verrückt, dass ich mich mit Tavor so fühle wie früher vor der Erkrankung. Wie komme ich da hin ohne Tavor? Geht das wirklich nur über SSRIs?
2012 Postpartale Depression ohne Medikamente in 1,5 Jahren wieder gesund.
2021 seit Oktober schwere Depression und Angststörung/Traumatisches Erlebnis.
2022 Escitalopram 5mg soll bis 10mg hochdosiert werden, wieder abgesetzt, da nicht vertragen.
2023 seit März Mirtazapin 30mg
cwe
power user
Beiträge: 210
Registriert: 25:06:2021 13:46

Re: Verzweifelt

Beitrag von cwe »

Liebe Colibri,

das Tavor bewirkt, dass im Körper sofort entspannende Substanzen freigesetzt werden, die deine Angst runterfahren. Leider ist es so, dass man von dem Medi immer mehr braucht damit man die Wirkung hat. SSRI wirken anders. Sie haben Einfluss auf das Wohlfühlhormon Serotonin und hier ist es nicht so, dass man immer mehr davon braucht.

Mentales Training kann diese Wirkung ebenso haben, es dauert hald viel länger und man muss viel üben. Durch das Training werden im Gehirn neue, gesunde Nervenbahnen gebildet. Ein SSRI macht das Gehirn flexibler, sodass viel leichter die gesunden Nervenbahnen gebildet werden können.

Alles Gute!
Antworten