Schwere PPD/ Anpassungsstörung

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Sandra012

Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Sandra012 »

Hallo ihr Lieben,

Anfang März habe ich meinen kleinen Sohn entbunden, der ein absolutes Wunschkind war. Die Schwangerschaft verlief super, aber bereits kurz nach der Geburt habe ich diverse Symptome einer schweren PPD oder auch Anpassungsstörung entwickelt. Dazu gehören mittlerweile:

- absolute Schlaflosigkeit
- weder Hunger noch Durstgefühl
- Pseudodemenz (Konzentrationsschwierigkeiten/ Denkhemmung)
- Unfähigkeit meinen Alltag alleine zu gestalten bzw vorauszuplanen
- ich fühle mich grundsätzlich wie eine fremde Person und weiß nur noch aus Erinnerungen, was ich mal mochte und was ich alles erledigt und umgesetzt habe

Seit einer Woche bin ich jetzt stationär in der Psychiatrie und bekomme Duloxetin am Tag und Mirtazapin zur Nacht. Die Oberärztin sagt, ich hätte eine sehr ausgeprägte Symptomatik, was natürlich nicht wirklich hoffnungsvoll klingt.

Kennt ihr ähnliche Fälle, bei denen es irgendwann besser geworden ist? Ich bin wirklich verzweifelt.

Liebe Grüße
Sandra
cwe
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Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von cwe »

Hallo liebe Sandra,

willkommen hier im Forum!

erstmal lass dir gesagt sein, dass hier im Forum sehr viele Frauen sind/waren, die schwere Verläufe hatten und sie sind alle gesund geworden. Lies einfach mal im positiv-Forum nach. Deine Hoffnungslosigkeit ist ein Symptom der Krankheit, dem sollstest du nicht viel Beachtung schenken. Du hast dir sehr schnell Hilfe geholt und hast damit den Grundstein für eine Heilung gelegt! Du brauchst jetzt sehr viel Geduld denn die Medis brauchen ein paar Wochen bis die anschlagen.

Alles liebe
cwe
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Marika
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Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Marika »

Herzlich willkommen auch von mir!

All deine Symptome hatte ich auch und zusätzlich noch heftige Zwangsgedanken... also auch einen schweren Verlauf. Da ich sehr viel Hilfe in meiner Familie hatte und rund um die Uhr jemand bei mir war, konnte ich zu Hause bleiben und dort mit den Medikamenten anfangen. Zusätzlich sah ich meinen Arzt anfangs 2x die Woche.

Man kann es sich nicht vorstellen jemals wieder gesund zu werden, auch ich dachte genau das. Ich war überzeugt dass mein Leben vorbei ist und mein Arzt sich irrt. Aber ich habe mich geirrt, denn ich bin nicht nur gesund geworden, es geht mir heute besser als vor der PPD. Ich konnte nämlich aus der Erkrankung ganz viel lernen und so schlussendlich sogar Positives daraus ziehen.

Auch du wirst wieder gesund, versprochen... und wir werden dich auf diesem Weg begleiten und versuchen eine Stütze für dich zu sein.😘😘😘
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
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Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von alibo79 »

Hallo Sandra, ich kenne diese ganzen Symptome die du beschrieben hast auch, dazu noch einige andere mit Panik, Ängsten, tiefster Traurigkeit , hoffnungslos und verzweifelt. Ich konnte in den akuten Phasen nicht mehr auto fahren, einkaufen und mich maximal 500m vom haus entfernen, dann bekam ich so eine krasse Agitation, weil mich die andere Umgebung überfordert hat. Lesen ging nicht mehr aufgrund der Konzentration Störungen, ich habe zwei Wörter gelesen und hatte dann das erste schon vergessen :D :D, Gespräche nicht folgen bzw erst gar nicht verstanden.
Jetzt kann ich fast darüber schmunzeln. Was ich dir damit sagen will, ja ich war sehr schwer krank und es war wirklich schlimm, aber ich bin wieder gesund geworden , es dauert oft einige Zeit, aber es wird besser und irgendwann kannst du zurück blicken und sagen, ja es war wirklich schlimm, aber ich habe es geschafft und ich bin wieder gesund und liebe mein Leben!!
Ganz liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Sandra012

Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Sandra012 »

Danke für euren lieben Zuspruch.
Trotz Mirtazapin zur Nacht konnte ich nur eine Stunde schlafen, da eine NW vom Duloxetin Schlafstörungen sind. Essen und Trinken gehen nach einer Woche auch nur mit Zwang. Wann gab es hier bei euch erste Besserungen mit den Medikamenten?
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Marika
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Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Marika »

Wieviel Mirtazapin hast du genommen? Ich brauchte 15 mg. Daneben hatte ich aber ein anderes AD als du im Moment. Dieses hat einige Wochen gebraucht bis eine erste positive Wirkung eintrat. Als Übergang hatte ich noch ein 3. Medikament, nämlich Tavor recht hoch dosiert. Diese 3er Kombi hat mich sofort wieder schlafen und essen lassen. Es wurde 5 Wochen so beibehalten, dann langsam reduziert und mein Haupt AD weiter aufdosiert.

Danach war noch lange nicht alles gut, aber ich konnte meinen Alltag mit weniger Hilfe von meiner Familie recht gut meistern. Aber es gab immer noch Tiefs und harte Tage. Aber nach und nach ging es bergauf.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anne 861
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Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Anne 861 »

Hallo ,mir halfen 7,5 mg .Manchmal auch 15 mg .Nach einer Woche ging es Berg auf .Appetit kam wieder, zwar meist abends aber er kam ..nach und nach ging das morgentief weg .Mein zweites ad ist escitalopram, dass ja auch eher für den antrieb ist .Die Kombi war für mich sehr gut ..mirtazapin brauche ich kaum noch .Bin jetzt bei 3,75 auch das reicht noch um gut zu schlafen .lg
Sandra012

Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Sandra012 »

Ich nehme 15mg Mirtazapin. Tavor darf ich mir als Bedarf holen, wenn ich nachts nicht mehr weiterschlafen kann. Das werde ich heute dann wohl machen und hoffen, dass es auch grundsätzlich bergauf geht.
Lavama
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Registriert: 07:03:2022 10:55

Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Lavama »

Hallo Sandra,

bei mir war auch Schlafstörung ein Hauptsymptom (2-3 Stunden die Nacht). Durch 7,5mg MIrtazapin ging es dann endlich wieder, jedoch nur etwa 10 Tage, dann hatte ich restless legs und kam auf die gloreiche Idee deshalb anstatt Mirtazapin Tranzodon zu nehmen. Das ging gar nicht und bin dann wieder zu Mirtazapin, das hat auch wieder nur kurz geholfen, habe dann aber auch relativ zeitgleich mit Escitalopram begonnen. Hat bei mir etwa 2 Wochen gedauert bis es deutlich besser wurde mit dem Schlafen. Gab dann aber wieder Phasen, bei denen es schlechter wurde. Und hab auch mit den Dosen experimentiert , was glaube ich aber doch nicht so sinnvoll ist. Zumindest ich, merke so Änderungen doch recht schnell.
Aber aktuell geht es mir gut und ich schleiche Mirtazapin sogar ganz langsam aus. Escitalopram behalte ich erst einmal noch einige Monate.

Auf jeden Fall hat es bei mir auch etwas gedauert, bis ich stabil wurde. Ich hatte die Hoffnung wirklich aufgegeben. Ganz gesund bin ich zwar noch nicht, eine gewisse Angst, dass diese Phase wiederkommt, ist noch da. Aber ich merke eindeutig, dass ich innerlich ruhiger bin.

Falls du mit MIrtazapin kein bisschen besser schlafen kannst, ist es eventuell das falsche Medikament? Bei mir hatte Promethazin (hatte ich vor MIrta) und Tranzodon auch nicht richtig geholfen. Bzw. Tranzodon hat es fast noch schlimmer gemacht.

Gibt es denn Angebote in der Klinik, die dir guttun? Ich finde Yoga und Meditation unglaublich hilfreich und die möchte ich jetzt nicht mehr missen. Auch Affirmationen (von Christian Bischoff) taten mir richtig gut.

Versuche darauf zu vertrauen, dass es besser wird! Vielleicht dauert es, aber es wird besser!
12/2021 Geburt meines Sohnes
Schlafstörungen, phasenweise nur 2-3 Stunden pro Nacht, bis es nicht mehr besser wurde
02/2021 Mirtazapin 7,5 - 15mg, inzwischen abgesetzt
04/2021 10mg Escitalopram, aktuell 2,5mg
Jana
Beiträge: 75
Registriert: 02:07:2022 14:16

Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Jana »

Hallo Sandra,
ich habe zwar nicht genau die gleichen Symptome wie du (bei mir im Vordergrund: Schlafstörungen, extreme Anspannung/Panikgefühle, Zukunftsängste, tiefe Erschöpfung und Überforderung mit allem... Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit). Mein Baby ist im Mai auf die Welt gekommen und bis auf die ersten Tage war es seither nur der Horror. Vor allem auch die Hoffnungslosigkeit. ich bin Zuhause (überlege auch stationär zu gehen). Nachts versorgt mein Mann die Kleine, tagsüber mein Papa .mit mir zusammen. Habe gestern mit einem AD begonnen. L Ich dachte vielleicht hilft es dir auch irgendwie zu wissen, dass jemand zur gleichen Zeit in einer ähnlich schrecklichen Situation ist. Mir hat es nämlich gerade ein bisschen geholfen.
Liebe Grüße von Jana

Beginn PPD 1. Kind Mai 22
Sertralin 100mg
Trimipramin 50 mg (inzwischen abgesetzt)

Stabil seit September 22
Judie
Beiträge: 8
Registriert: 05:07:2022 20:35

Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Judie »

Hallo Sandra,
Ich weiß genau ( wie viele hier ) wie mies du dich gerade fühlst,
Ich verspreche Dir, dass alles wieder gut wird !
Ich habe das ganze nun zum 2. mal überlebt ( ich sage bewusst überlebt , weil man wirklich glaubt es nicht zu schaffen mit diesem „seelischen Schlaganfall“ .
Nach meiner ersten Geburt 2019 habe ich mich nach 7 Wochen selbst in die Klinik eingewiesen , da ich neben all den schlimmen Symptomen der Erkrankung auch quälende Suizidgedanken und Impulse hatte . Ich wusste zuerst gar nicht was mit mir los war, da ich sowas zuvor noch nie erlebt habe. Ich erinnere mich, dass ich zu Beginn auf der geschützten Station ( geschlossene hört sich so despektierlich an) ziemlich hochdosiert Tavor bekam. Ich habe 5 Tage und Nächte durchgeschlafen und konnte auf die normale Station verlegt werden, wo ich weitere 5 Wochen blieb, danach ging es stetig bergauf . Hatte auch viele verschiedene Medis , da der Schlaf einfach am A... ist bei dieser Erkrankung , aber glaub mir , irgendwann pendeln sich deine Hirn-Botenstoffe wieder ein. Nach besseren Tagen kommen auch wieder schlechtere , aber halte dich in diesen Phasen an das Wissen, dass es wieder besser wird . Und es ist prima , dass du hier im Forum bist! Denn der Zuspruch, den du von Gleichgesinnten erfährst ist zusätzlich eine Therapie und ein Anker , ein Leuchtturm ein Hoffnungsstern.
Ich habe dieses Forum erst vor ein paar Tagen entdeckt, habe im April 2022 mein 2. Kind geboren und leider wieder eine schwere PPD entwickelt ( ähnlicher traumatischer geburtsverlauf , endete in notkaiserschnitt, stillen nach 3 Wochen aufgegeben wegen höllischer schmerzen -> schlimme versagensgefühle etc.
Habe diesmal auch mehrere Medikamente probieren müssen zwecks Schlaf ( trimipramin Tropfen , dann Quetiapin, letztendlich wurde es dann auch mirtazapin(7,5mg).nimm ruhig das bei bedarf angeordnete Tavor jeden Abend , mal für 1-2 Wochen , damit du schlafen kannst. Morgens wirst du zwar platt sein, aber dafür bist du in der Klinik, um die nötige Ruhe zu bekommen. Schlaf ist so essentiell und zu Beginn ist dein Hirn im Marathon Modus und muss einfach mal stillgelegt werden. Quasi ein mentales Reset damit die Heilung beginnen kann.
Ich habe mich bei der 2. PPD nur über Wasser halten können, da ich wusste bei der ersten habe ich es auch geschafft . Auch wenn du es momentan nicht glaubst und diese Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung sind so ekelhafte Gefühle , es wird besser und am Ende wird es gut oder sogar besser als zuvor . Du wirst dein Leben wieder schön finden , ja sogar die Liebe zu dem Kind wieder finden. Du bist eine verantwortungsvolle Mutter , du hast dir Hilfe gesucht! Sei gnädig zu dir und vor allem geduldig , es dauert leider seine Zeit , bei manchen mehr bei manchen weniger . Bei mir wurde es jeweils nach 5 Wochen besser . Halte durch ! Du wirst wieder die alte werden!
Versprochen!!!!!!!
Anne 861
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Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Anne 861 »

Schöne Worte judie,wirklich..nimmst du noch ein ad ?
Judie
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Registriert: 05:07:2022 20:35

Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Judie »

Danke Dir.
Ja ich nehme noch Sertralin 100mg. Soll reduziert werden aber die Psychiaterin sagt, da ich zum 2. mal erkrankte soll ich es mindestens ein Jahr nehmen. Aber das nehme ich gerne in Kauf.
Sandra012

Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Sandra012 »

Ich danke euch für eure lieben und ausführlichen Antworten, die mir viel Kraft geben in dieser sehr schweren und aussichtslos erscheinenden Zeit. Jeden Tag bete und hoffe ich, endlich eine Verbesserung spüren zu können und wenn sie noch so klein wäre.

Ich habe wirklich große Angst, dass es sich nicht um eine reine PPD handeln könnte, sondern um eine extreme Anpassungsstörung, die nicht wirklich gut behandelbar ist. Es tut so weh durch diese Zeit gehen zu müssen, wenn zuhause mein kleiner Sohn ist, den ich sehr vermisse.

@Lavama: Es gibt in der Klinik verschiedene Therapien wie Kunst und Poesie, aber im Moment fällt es mir schwer, mich auf etwas einzulassen, da es mir so schlecht geht.
Anne 861
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Re: Schwere PPD/ Anpassungsstörung

Beitrag von Anne 861 »

Judie, ich frage nur weil deine geschichte meine ähnelt .bei der ersten Geburt wurde es nicht erkannt ,bei der zweiten kam es dann auch wieder zur ppd,meine Gedanken waren auch ,das ich nicht mehr wollte ,doch mir macht diese Gedanken nochmehr Angst. Ich setzte mein ad immer ab wenn es besser wurde.rückfall war Im Okt aus dem nichts heraus .Danke für deine Antwort..

Liebe Sandra, ja die Zeit ist sehr schwer aushaltbar. Ich musste vieles mit mir alleine ausmachen ,da hier das Thema Psyche schnell kritisiert wird .Die einschleichphase war sehr schrecklich aber es wurde in minischritten ,nach ca 4 wochen besser .halte durch ,auch du wirst gesund .du magst es jetzt nicht glauben aber es wird. Sei gedrückt
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