Panische Angst…

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Bettina

Panische Angst…

Beitrag von Bettina »

Einen wunderschönen guten Abend zusammen!
Ich bin neu hier und froh den Weg ins Forum gefunden zu haben, weil irgendwie niemanden meine aktuelle Situation versteht und ich somit niemanden wirklich zum Reden habe.

Ich bin 39 Jahre alt und vor gut drei Wochen kam unsere Tochter zur Welt. Ein absolutes Wunschkind. Die Schwangerschaft verlief auch sehr gut nur die Geburt war sehr holprig. Ich glaube auch, dass daher meine zunehmenden Ängste kommen. Es musste eingeleitet werden, was der Kreislauf unserer Tochter sehr schlecht verkraftet hat und ich letztendlich einen Kaiserschnitt verlangt habe um das Kind nicht zu gefährden.

Es kam dann ein gesundes Mädchen zur Welt, das prächtig gedeiht und keinen Grund zur Sorge liefert.

Nur leider geht es mir seit der Geburt immer schlechter. Die Gedanken an den plötzlichen Kindstot quälen mich jede Nacht sehr arg, so dass ich nicht mehr schlafen kann und meist weinend neben dem Kind sitze. Unser Überwachungssystem für den Hausgebrauch hilft mir da auch nicht weiter obwohl mir bewusst ist, dass es im Ernstfall rechtzeitig Alarm schlagen würde. Schlafen kann ich eigentlich nur noch wenn ich weiß dass mein Freund das Kind bewacht. Nur leider endet seine Elternzeit nun und ich bin nächste Woche alleine mit dem Kind so dass tagsüber schlafen auch nicht mehr in Frage kommt.

Kennt die Gefühle jemand? Was kann man aktiv dagegen tun bzw. wie habt ihr das gemeistert? Auf lange Sicht kann ich nicht so weiter machen. Das würde mich kaputt machen.

Danke schon mal für eure Antworten!
Jana
Beiträge: 75
Registriert: 02:07:2022 14:16

Re: Panische Angst…

Beitrag von Jana »

Liebe Bettina,
ich kann das gut verstehen, mir ging es ganz am Anfang auch so und ich weiß, dass sich da viele große Sorgen machen. Mir hat zuerst ein längeres Gespräch mit meiner Ärztin geholfen. Und inzwischen hab ich ganz oft beobachtet, wie meine Kleine sich dreht und atmet und sich beschwert wenn etwas nicht stimmt, so dass ich einfach Vertrauen in sie und ihren (Überlebens)willen gewonnen hab.
Meine Ärztin meinte jedenfalls, dass sie in 12 Jahren ihrer Arbeit noch nie ein Kind mit plötzlichem Kindstod erlebt hat. Sie hat mir gesagt, dass es wichtig ist zu lernen, dass ich es einfach nicht in der Hand habe, ob mein Kind oder mein Partner stirbt und deshalb loslassen und Vertrauen haben muss. Ich kann das Beste tun um mein Kind zu begleiten. Das tust du z.B. wenn du die üblichen Vorkehrungen beherzigst, die du sicher alle kennst. (Wobei sich bei manchen Babys auch einfach nicht alles davon umsetzen lässt. Z.B. klappt Stillen halt nicht immer und manche können halt nicht mit dem Baby in einem Raum schlafen - so ist das dann eben!). Du tust dein Bestes, aber am Ende muss das Kind seinen Weg machen und du wirst nie alle Gefahren in seinem Leben verhindern können. Das ist eine schmerzhafte, aber wichtige Einsicht. Ein Kind haben bedeutet Kontrollverlust. Ein Kind ist einem nie sicher. Trotzdem geht es in den allermeisten Fällen gut. Ein normales, gesundes Kind dreht den Kopf, wenn es keine Luft bekommt.
Ganz wichtig ist aber: damit du für dein Kind da sein kannst, musst du auch gut für dich selbst sorgen. Und dafür ist es GANZ WICHTIG, dass du ausreichend schläfst!!! Dass du selbst schläfst gehört also auch dazu, dein Bestes für dein Kind zu geben.
Viele hier im Forum können ein Lied davon singen wie es ist, wenn man sein Kind nicht mehr richtig versorgen kann, weil es einem selbst so schlecht geht...
Mein Rat für dich ist also versuchen anzunehmen, dass du dein Kind nie 24/7 überwachen kannst, dir dabei auch ins Gedächtnis rufen, dass der plötzliche Kindstod wirklich sehr selten ist und, ganz wichtig, dass du dein Bestes gibst und selbst zu schlafen ein ganz wichtiger Teil davon ist!
Liebe Grüße von Jana

Beginn PPD 1. Kind Mai 22
Sertralin 100mg
Trimipramin 50 mg (inzwischen abgesetzt)

Stabil seit September 22
Bettina

Re: Panische Angst…

Beitrag von Bettina »

Hallo Jana,
vielen lieben Dank für deine ermutigenden Worte! Ich habe nun schon zwei ganz gute Nächte hinter mir. Und heute sogar das erste Mal ohne in der Früh wieder ins Bett zu gehen, wenn mein Freund wach ist.
Ich denke du hast vollkommen recht. Ich sag mir auch oft, dass es, wenn der Fall der Fälle eintreten sollte, einfach Schicksal ist. Es ist nur extrem schwer loszulassen. Aber ich versuche mich jeden Tag da durch zu kämpfen und zu versuchen zuversichtlich zu sein. Zufällig hatte ich heute auch einen Termin mit der Hebamme. Mit ihr bin ich meine Ängste auch nochmals durchgegangen. Sie sagte auch dass das Risiko durch unsere Vorkehrungen minimiert sei.
Ebenfalls haben wir uns nun zu einem erste Hilfe Kurs angemeldet. Das denke ich schafft ebenfalls Sicherheit im Umgang mit unserer Kleinen. Da es das erste Kind ist, ist man doch auch in vielen unsicher, wenn man sie nicht gleich beruhigt bekommt.
Viele Grüße
Bettina
Jana
Beiträge: 75
Registriert: 02:07:2022 14:16

Re: Panische Angst…

Beitrag von Jana »

Liebe Bettina, das klingt gut und es freut mich sehr, dass es dir damit besser geht!
Liebe Grüße von Jana

Beginn PPD 1. Kind Mai 22
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