Bin neu: Gebärmutterentfernung und Probleme beim Stillen

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Melanie12345

Bin neu: Gebärmutterentfernung und Probleme beim Stillen

Beitrag von Melanie12345 »

Hallo zusammen,
mir wurde dieses Forum von meiner Hebamme herzlichst empfohlen, da es bei mir nach der Geburt Komplikationen gab und ich das Erlebte vielleicht noch nicht ganz verarbeitet habe. Daher erzähle ich mal meine Geschichte und freue mich über eure Kommentare bzw vielleicht gibt es ja jemand mit ähnlichen Erfahrungen.
Bitte lest aber nicht weiter, wenn ihr noch Kinder wollt und Angst vor Komplikationen habt.

Ich war mit Zwillingen schwanger, und die Schwangerschaft verlief super. In der 32. Woche hatte ich jedoch vorzeitige Wehen, welche stationär im Krankenhaus behandelt wurden (Lungenreife, Wehenhemmer und andere Medikamente, die die Geburt noch hinauszögern). Nach 3,5 Wochen wurde ich entlassen, da sich alles stabilisiert hat. Ich wollte lieber dort bleiben, um im Notfall zügig behandelt zu werden, aber die Ärzte waren entspannt.

Man kann sich aber auf die eigene Intuition immer verlassen: wenige Tage nach Entlassung ist zuhause also die Fruchtblase geplatzt und keine Minute später hing die Nabelschnur raus. Ich hab gezittert wie verrückt und hatte Angst, dass sie abgedrückt wird, aber ich war ansonsten klar im Kopf. Im Krankenhaus standen schon über 10 Hebammen, Schwestern und Ärzte bereit für den Notkaiserschnitt. Als der Herzschlag beider Kinder auf die Schnelle bestätigt wurde, war der Notkaiserschnitt nur noch eine Erleichterung für mich. Die OP verlief sehr gut und dem Kleinen ist nichts passiert. Die Kinder sind gesund und kräftig, und sie waren immer meine größte Motivation in schwierigsten Zeiten.

Ich bin dann nach der OP aber auf der Intensivstation aufgewacht. An diesem Tag habe ich alles eher im Balla-Balla Zustand erlebt, gleichzeitig war ich irgendwie auch ganz besonnen.
Die Ärztin hat mir direkt nach dem Aufwachen erklärt, dass sie alles versucht haben, aber dass sie die Gebärmutter entfernen mussten, weil ich zu stark geblutet habe. Alle Maßnahmen wurden über Stunden angewandt, um die Blutung zu stoppen. Das war alles ziemlich knapp. Es waren 5 Ärzte, mehrere Hebammen und Schwestern mit mir beschäftigt, und gefühlt hat mich das halbe Krankenhaus danach darauf angesprochen. Ich habe 4-6 Liter Blut verloren und 16 Konserven bekommen. Durch den hypovolämischen Schock hatte ich Wasser in der Lunge und in den Augen und eine Niereninsuffizienz. Ich wurde beatmet und hatte Fieber. Ein künstliches Koma blieb mir zum Glück erspart. Aber selbst davor hätte ich keine Angst gehabt. Ich war kein einziges mal ängstlich, eher ganz sachlich („ok, dann macht mit mir, was nötig ist“). Das Personal und vor allem meine Familie hatten Angst und Panik um mein Leben, aber ich war eher emotionslos und hatte nicht an meiner Genesung gezweifelt. Und ich glaube hier kocht nochmal irgendwann was hoch. So eine gruselige Erfahrung kann nicht spurlos an mir vorbei gegangen sein. Wenn’s um die Wurst geht, hab ich viel Kampfgeist, vor allem wenn es um die Kinder geht. Die Kinder lenken mich auf positive Art und Weise ab, aber was wäre, wenn ich gerade viel alleine wäre? Auf welche Ängste oder „Macken“ muss ich mich einstellen für die nächsten Jahre? Wie kann man sowas aufarbeiten?

Meine Kinder habe ich leider erst paar Tage nach dem Kaiserschnitt richtig gesehen, das hat mich sehr frustriert. Darum und weil dann noch einige blöde Medikamente, Untersuchungen, Behandlungen, weitere Erkrankungen und eine weitere OP und eine semi-überzeugte Krankenschwester folgten, denke ich wurde es schwierig zu stillen. Ich hatte aber auch nicht den Biss, alle 3 Stunden abzupumpen und das bereue ich bis heute. Stillen klappt nicht, weil die Kinder meine Brust anschreien. Abpumpen nervt mich. Obwohl mir es so wichtig ist, dass sie die Muttermilch bekommen, hab ich es nicht hinbekommen, sie wenigstens so viel wie möglich zu stillen. Alle sagen, ich kann froh sein, überlebt zu haben und dass es mir jetzt so gut geht, dass ich doch alles gegeben habe und trotzdem eine gute Mutter bin, aber ich fühle mich wie eine Versagerin. Versuche es mit viel Kuscheln mit den Kindern auszugleichen. Wenn sie weinen, renne ich sofort, vielleicht ist das auch ein Kompensationsversuch.

Gibt es jemanden mit ähnlichen Erfahrungen? Hat noch jemand von euch eine Hysterektomie oder eine lebensgefährliche OP hinter sich? Fühlt sich noch jemand schlecht, weil er meint, nicht alles gegeben zu haben, um zu stillen?

Liebe Grüße
Melanie
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Marika
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Re: Bin neu: Gebärmutterentfernung und Probleme beim Stillen

Beitrag von Marika »

Hallo Melanie!

Ich möchte dich ganz herzlich begrüßen in unserer Runde. Du bist hier sehr richtig und ich hoffe du fühlst dich wohl und verstanden bei uns.

Meine Geschichte ist zwar eine ganz andere, aber was uns hier wohl alle eint, ist dieses schreckliche "Versagensgefühl", man fühlt sich als schlechte Mutter, weil nicht alles "perfekt " ist, wie in der schönen Pampers Werbung. Aber das echte Leben mit Kind ist genau das: nicht perfekt, chaotisch, oft sorgenvoll, oder ängstlich. Du hast dazu noch extrem traumatische Erfahrung bei der Entbindung gemacht, daher willst du wahrscheinlich kompensieren. Hast du schon mal an therapeutische Hilfe gedacht?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Melanie12345

Re: Bin neu: Gebärmutterentfernung und Probleme beim Stillen

Beitrag von Melanie12345 »

Liebe Marika,
danke für das Willkommen Heißen!
Genau, dieses Gefühl des Versagens entsteht vielleicht besonders bei Frauen mit geringerem Selbstwertgefühl? Das ist zumindest mein Resumee zu meiner Geschichte: das Erlebte nach der OP wird von mir selbst als weniger dramatisch empfunden, weil ich meine, dass ich und mein Körper nicht das Wichtigste auf dieser Erde sind. Aber funktionieren soll er gefälligst, mein Körper und mein Geist, denn mit Disziplin und Fleiß erreicht man alles und nur damit werte ich mich selbst auf. So ist es auch in der Arbeit, weshalb ich mich als Hochstaplerin fühle. Mit negativer Kritik kann ich schlecht umgehen und gleichzeitig hinterfrage ich permanent mein Verhalten.

Deswegen habe ich tatsächlich vor, mal mit jemandem darüber zu sprechen. Ich möchte nicht, dass sich das auf meine Kinder überträgt.
Gibt es hier vielleicht schon eine Runde zum Thema geringes Selbstwertgefühl? Wie erkennt man es, wie „behandelt“ man es, welche Leitsätze schaffen Abhilfe?

Danke :-)
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