verzweifelte Vorstellung

Hier können sich unsere Mitglieder vorstellen

Moderator: Moderatoren

Sonnensuche
Beiträge: 36
Registriert: 07:03:2022 14:37

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Sonnensuche »

Oh Mann, das ist natürlich total mies, wenn du schon so viel ausprobiert hast und nichts wirkte. 😥 Ich befürchte, dass es leider oft so ist und ich da einfach Glück hatte, dass das Sertralin so schnell das richtige Mittel für mich war. Es war auch das einzige, was ich zu der Zeit nehmen konnte, weil ich noch voll gestillt hatte.
Trotzdem bist du keine schlechte Mutter oder für immer mit dieser Krankheit gequält. Ich hatte genau die gleichen Gedanken, die mir die Krankheit immer wieder eingeredet hatte. Ich dachte zu der Zeit auch, dass es ein Fehler war, überhaupt ein Kind bekommen zu haben und dass ich das einfach nicht kann und nun für immer eine falsche Entscheidung getroffen habe. Diese Überzeugung hat mich wahnsinnig gemacht. Aber es war wirklich die Krankheit. Heute gibt es natürlich auch noch Tage, die sehr anstrengend sind und manchmal wünscht man sich natürlich mehr Zeit für sich. Aber das ist nicht mehr vergleichbar. Ich wünsche dir so sehr, dass du es weiter versuchst und endlich das richtige Mittel für dich findest. Drücke dir ganz feste die Daumen 🍀
Geburt Dez.21, PPD und Angststörung seit Januar 2022; PTBS; Derealisation

Sertralin 100 mg seit März 22
Stabil seit Mai 22
Jana
Beiträge: 75
Registriert: 02:07:2022 14:16

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Jana »

Liebe Nat,
ich habe gerade deine Beiträge gelesen und mich hat es auch alles sehr berührt.

Erstmal wollte ich dir sagen, dass ich es toll finde, dass du zu den Kursen gehst und dich mit Leuten triffst. Alles was dich ein bisschen ablenkt ist gut!

Ich habe sehr ähnliche Dinge wie du ins Forum geschrieben. Jeder Tag war eine Qual, am unangenehmsten war die Unruhe, am besten ging es mir wenn mein Kind nicht da war oder geschlafen hat. Mein Kopf hat mir eingeredet, dass ich doch eigentlich immer schon nicht belastbar war, obwohl das nicht so stimmt, auch wenn ich ein sensibler Mensch bin. Mein Kopf hat ebenfalls behauptet, ich sei einfach unfähig. Ich dachte auch ich werde immer krank sein und dass mein Kind besser woanders aufwachsen sollte und außerdem dass ich meinen Mann nicht mehr liebe. Und ich hab mir gewünscht, nicht mehr weiterleben zu müssen.

Wie viele andere habe ich auch bzgl Medikamenten gegoogelt und hab da auch so Sachen zum Thema Placeboeffekt und mangelnder Wirksamkeit gefunden. Ich war überzeugt, dass Medikamente mir nicht mehr helfen können. Hab sie nur genommen, damit mir keiner vorwerfen kann es nicht probiert zu haben.
Inzwischen habe ich selbst erfahren dürfen, dass die Medikamente wirken, denn ich bin wieder gesund geworden und genieße das Leben mit meinem Mann und unserer Tochter sehr.
Ich weiß nicht warum im Internet so blödes Zeug steht. Solche Falschinformationen gefährden Leben.

Das Gehirn ist auch nur ein Organ und das kann eben erkranken. Aber es gibt Ärzte, die sich damit auskennen und viel Erfahrung haben.
Ich hatte 50 mg Trimipramin fürs Schlafen und 100 mg Sertralin wegen Depression und Unruhe. Ich hab deinen anderen Post zum Thema Medikamente gelesen und ich kenne auch noch andere Leute bei denen ein SSRI gegen die Unruhe geholfen hat. Ich wünsche dir, dass du schnell einen Psychiater findest, bei dem du dich wohl fühlst! Bitte halte durch, kämpfe weiter bis du das richtige Medikament gefunden hast!

Ich weiß noch wie mir eine Freundin, die selbst eine Depression überwunden hat im Sommer gesagt hat "es gibt noch so viele Möglichkeiten, so vieles was man ausprobieren kann" und dieser Satz einfach an mir abgeprallt ist, weil ich einfach nicht mehr in der Lage war Hoffnung zu empfinden.
Aber sie hatte Recht, dass ich wieder gesund werde und wir haben Recht, dass du wieder gesund wirst! Es ist die Krankheit, die dich nicht rational denken lässt.

Fühl dich ganz fest gedrückt!! ❤️
Liebe Grüße von Jana

Beginn PPD 1. Kind Mai 22
Sertralin 100mg
Trimipramin 50 mg (inzwischen abgesetzt)

Stabil seit September 22
Nat86
Beiträge: 89
Registriert: 17:12:2022 12:25

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Liebe Sonnentau und liebe Jana,

Vielen Dank für Euren Zuspruch und fürs Mutmachen.

Es ist 3:20h und ich habe bisher kein Auge zugetan, da mein Herz wie wild klopft trotz der Nachtmedikamente. Ich werde vermutlich heute gar nicht mehr einschlafen können. Es ist zum verzweifeln. Dabei hatte ich heute einen guten Tag mit wenig schlechten Gedanken. Auch jetzt habe ich keine Gedankenkaruselle. Es ist die Unruhe, die mich fertig macht.

Ich werde im neuen Jahr gleich einen Termin beim Hausarzt und werde mich auf Sertralin einstellen lassen. Vielleicht hilft es ja.
Sonnensuche
Beiträge: 36
Registriert: 07:03:2022 14:37

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Sonnensuche »

Liebe Nat86,

wie geht es dir denn inzwischen? Ich hoffe sehr, du hast etwas Hoffnung wiederbekommen 🫶

Ganz liebe Grüße
Geburt Dez.21, PPD und Angststörung seit Januar 2022; PTBS; Derealisation

Sertralin 100 mg seit März 22
Stabil seit Mai 22
Nat86
Beiträge: 89
Registriert: 17:12:2022 12:25

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Liebe Sonnensuche,

danke der Nachfrage. Mir geht es nach wie vor eher bescheiden. Ich hatte letzte Woche zwei gute Tage, der Rest ist für die Tonne. Bin mit unserer Tochter bei meinen Schwiegereltern; weil es zu Hause alleine nicht geht. Morgen ruft mich die Psychiaterin an; sie war im Urlaub. Mein Hausarzt hat auch eine Überweisung für den Endokrinologen mitgegeben. Habe auch die Möglichkeit in zwei Wochen stationär zu gehen, aber ich weiß nicht, ob ich das wieder will. Ich war ja schon 12 Wochen im Sommer; 7 mit meiner Tochter. Dieses Mal darf sie nicht mit, da die Warteliste für MuKi zu lang sind.
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9998
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Marika »

Hallo Nat86, hat deine Psychiaterin schon angerufen?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nat86
Beiträge: 89
Registriert: 17:12:2022 12:25

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Hallo Marika,

Nein die Psychiaterin ist krank. Ich habe gerade angerufen. Sie ist am kommenden Montag wieder da.
Ich war übers Wochenende bis gestern bei den Schwiegereltern. Sonntag sollten wir eigentlich fahren; ich habe angefangen zu heulen, dass ich nicht wegmöchte. So blieben wir bis gestern. Gestern waren wir zu dritt zu Hause; mir ging’s wieder schlecht. Meine Mutter kam; es gab Streit; sie hat die Kleine mitgenommen. Ich habe meinem
Mann gestern gesagt, dass ich unsere Tochter nicht will. Er meinte er holt sie heute nach der Arbeit ab und zieht mit ihr zu den Schwiegereltern. Das ist doch alles absurd.

Ich liebe aktuell im Bett und müsste mein Kind von meinen Eltern holen, aber ich will es nicht. Ich will mein eigenes Kind nicht. Das ist einfach so furchtbar. Machmal glaube ich, dass ich nicht depressiv bin sondern einfach dieses Leben nicnt will.
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9998
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Marika »

Du bist erkrankt, Süße... und kannst rein gar nichts dafür. Ich kenne diese Gedanken sehr gut: das eigene Kind nicht zu wollen, den Partner nicht, das ganze Leben nicht. Das ist die Depression, das bist nicht du.

Nimm das Angebot der Klinik an, das ist eine Chance!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
power user
Beiträge: 1028
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von alibo79 »

Genau, dass ist diese richtig gemeine Krankheit, die dich das Denken lässt, und ich sag dir eins , die Depression lügt, sie lügt dir was vor, was nicht stimmt. Von Kurt Krömer heißt doch das Buch über seine Depression, du darfst nicht alles glauben was du denkst.
Und wenn du in die Klinik gehst, dann gibt es über Krankenkasse die Möglichkeit eine Haushalt Hilfe zu bekommen, die dann kommt und Haushalt macht und Kinder versorgt.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Nat86
Beiträge: 89
Registriert: 17:12:2022 12:25

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Lieben Dank Euch beiden für den Zuspruch. Ich habe es heute besprochen und werde am Dienstag in die Klinik gehen. Ist vielleicht besser als mich vom Hochhaus zu stürzen. Ehrlich gesagt glaube ich ich aber nicht mehr an meine Heilung nach fast einem Jahr Hölle.
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9998
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Marika »

Du hast die richtige Entscheidung getroffen und ich bin mir sicher, dass man dir helfen kann und wird. 1 Jahr ist lange, ja... aber du hattest bisher halt auch nicht die richtigen Medikamente. Ich bin mir sicher, dass man dir helfen wird.

Halte durch, das ist deine Chance!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Schneeflocke
power user
Beiträge: 243
Registriert: 17:07:2022 12:21

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Schneeflocke »

Hallo Nat,
Du machst genau das richtige!!! ❤️ Kämpfe weiter!! ! Wir können dir zwar nur aus der Ferne helfen, aber wir sind für dich da!!! ❤️
Fühl dich gedrückt!!!
Ich bin wie ich bin und das ist gut so!
Nat86
Beiträge: 89
Registriert: 17:12:2022 12:25

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Danke Marika und Schneeflocke,

ich weiß nicht, ob es der richtige Weg ist, aber es ist der einzige, der noch gangbar ist. So kann es nicht weiter gehen.
Jana
Beiträge: 75
Registriert: 02:07:2022 14:16

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Jana »

Liebe Nat, ich kenne diese Gedanken so gut...ich hab auch gedacht, dass es an mir liegt. Dass es einfach eine falsche Entscheidung war ein Kind zu kriegen usw.
Auch, dass bei mir alles anders ist als bei den anderen. Dass ich nicht wieder gesund werde.

Du bist nicht alleine, wir begleiten dich und du wirst irgendwann so froh sein, dass du durchgehalten hast, auch wenn du es dir jetzt noch nicht vorstellen kannst. Ganz, ganz sicher!
Fühl dich ganz fest gedrückt!
Liebe Grüße von Jana

Beginn PPD 1. Kind Mai 22
Sertralin 100mg
Trimipramin 50 mg (inzwischen abgesetzt)

Stabil seit September 22
Nat86
Beiträge: 89
Registriert: 17:12:2022 12:25

Re: verzweifelte Vorstellung

Beitrag von Nat86 »

Liebe Jana, vielen lieben Dank für die lieben Worte, aber ich glaube nicht wirklich dran. Irgendwie weiß ich auch gar nicht, warum ich in die Klinik gehe. Vermutlich ist es eine Flucht. Hatte heute auch Streit mit meinen Eltern. Sie meinten: Dein Kind wird auch ohne Dich groß und ja, das stimmt wohl, dass es so kommen wird. Ich zerstöre seit fast einem Jahr einfach alles.

Teil meiner Depression ist auch das Verhältnis zu meinem Mann, aber ich kann mich auch nicht trennen, weil dann eine Betreuungsperson fehlen würde und ich vollkommen aufgeschmissen wäre; auch finanziell mittelfristig. Wie soll man als depressive auch noch alleinerziehend sein. Zumal ich noch nicht mal die Betreuung meiner Tochter aktuell mit Hilfe hinbekomme. Dagegen gibt es auch keine Pille der Welt
Antworten