Servus

[Schattentanz]

Hallo,

nachdem ich wie so viele vor mir lange Zeit nur mit gelesen habe, wird es nun auch Zeit für meinen eigenen Beitrag.

Ich bin 34 Jahre alt und aktuell in der 16SSW. Ich hatte früher schon mit Angst und Zwang zu tun, was damals hormonelle Gründe hatte. Seit ich medikamentös eingestellt wurde (Schilddrüsenhormone bei SD-Unterfunktion) war ich lange Zeit beschwerdefrei. Jede Dosisanpassung allerdings hinterlässt ihre Spuren. Später kam eine weitere Krankheitsodysee dazu, die nach Einschätzung meiner Psychologin ein Trauma hinterlassen hat. Ich hatte lange Zeit unerklärliche Zahn bzw. Gesichtsschmerzen (die Ursache war schlussendlich der Weisheitszahn) und habe nach einer Nebenhöhlen Entzündung einen Gaumensegeltremor, eine seltene neurologische Erkrankung, entwickelt. Nun ist es bei mir so, dass Schmerz Zwangsgedanken, bzw. Angstgedanken triggert und ich mich dann überhaupt nicht sicher fühle, ich distanziere mich dann von mir selbst, bzw. spalte gefühlt einen Teil von mir ab. In all diesen Zuständen bleibe ich aber "funktionstüchtig", gehe daher arbeiten und mache alles was notwendig ist um zu überleben. Nun ist es glücklicherweise so, dass mein Gaumensegeltremor behandelt wurde und ich lange Zeit beschwerdefrei war und damit auch die psychischen Begleiterscheinungen weg waren. Kurz zur Info: die Krankheit führt zu spontanen Kontraktionen des Gaumensegels, was zu Druckschmerz am Ohr und lauten, objektivierbaren Ohrgeräuschen führt...dieser Mist war lange Zeit gut und in dieser Stabilität bin ich überraschend schwanger geworden. Durch einen Infekt sind die Beschwerden wieder akut geworden, eine Behandlung beim Neurologen ist erfolgt und ich hoffe auf baldige Beschwerdefreiheit (derzeit merke ich eine leichte Besserung). Mein Problem seither: die Angst und Zwangsgedanken sind zurück und und ich überlebe nur von Tag zu Tag (funktionell, versteht sich). Mein Umfeld merkt kaum wie es mir wirklich geht. Meine Psychologin meint dazu, dass ich solche Krisen schon oft gemeistert hat und sie sich keine Sorgen um mich macht. Ich mache mir Sorgen um mich, das Ungeborene und die Zukunft. Daher möchte ich auch telefonischen Kontakt zu einer Beratungsstelle aufnehmen (perinatale Psychiatrie). Ich habe bisher nie AD genommen und ich habe auch die Hoffnung, dass mein Zustand wieder besser wird, sobald die Symptomatik besser wird. Aber ich trage jetzt Verantwortung für zwei und habe große Angst vor der Zukunft. Ich bin eigentlich so ein rationaler Mensch mit verantwortungsvoller Arbeit etc., aber diese Ohrenproblematik gibt mir das Gefühl verrückt zu werden.

Vielen Dank fürs zuhören,

LG, Schattentanz

[cwe]

Hallo Schattentanz,

oh je, deine Krankheitsgeschichte ist wirklich nicht ohne, das tut mir sehr leid.

Ich bin zwar noch nicht Mutter oder schwanger, kann aber verstehen dass du dich um dein Ungeborenes sorgst und über AD‘s nachdenkst. Ich selber leide auch an Zwangsgedanken und werde sie mit der richtigen Dosis Ssri - die auch während der SS genommen werden dürfen (du kannst dich bei „embryotox“ erkundigen) - komplett los.

Ich möchte dir damit Mut machen, dass ein passendes Medikament dir sehr helfen könnte.

Alles liebe dir
cwe

[Marika]

Herzlich Willkommen liebe Schattentanz!

Schön, dass du dich uns angeschlossen hast, auch wenn die Umstände nicht so toll sind.

Es tut mir sehr leid, dass du gerade in einem Tief bist. Deine Diagnose war neu für mich, habe nicht gewusst dass es so einen Tremor gibt. Darf ich fragen, wie dieser behandelt wird bzw. wurde?

Du hast auch geschrieben dass du den Zwang und die Angsterkrankung mit SD Medikamenten sehr gut im Griff hattest. Da du jetzt schwanger bist und die Hormone sich wieder verändert haben, könnten die Symptome auch deshalb evtl. wieder aufgeflammt sein. Ich nehme an, die SD wurde in der Schwangerschaft wieder kontrolliert, um auszuschließen dass sich die Werte verschlechtert haben?

Ich finde es sehr gut, dass du mit einer prenatalen Psychiatrie Kontakt aufnehmen willst. Auch wie schon erwähnt kann Embryotox www.embryotox.de helfen, falls es um eine AD Einnahme in der Schwangerschaft geht. Es ist zwar toll, dass deine Therapeutin glaubt, dass du das überwindest, aber da du jetzt schwanger bist ist das reine abwarten in meinen Augen zuwenig. Du stehst durch die Symptome unter Stress und die dabei gebildeten Stresshormone gehen auch auf dein Kind über. Daher finde ich es großartig, dass du dich weiter informierst.

Schön, dass du da bist!

[Schattentanz]

Hallo,

Danke für eure Nachrichten und die liebe Aufnahme Aufnahme im Forum!

Ich hab jetzt einen Termin für nächste Woche in dieser Beratungsstelle, auch wenn ich denke, dass mein Befinden in erster Linie nicht mit der Schwangerschaft zusammenhängt. Ich hatte immer Angst vor Hormonen, aber die Schwangerschaft an sich meistert mein Körper toll, dass muss ich ihm lassen. Nachdem die Verkühlung langsam am abklingen ist sind die Ohrgeräusche zumindest nachts nicht mehr belastend und ich konnte wieder super schlafen letzte Nacht (bin aktuell krank geschrieben wegen dem Infekt).

Der Gaumensegeltremor wird durch lokale Botoxinjektionen in den weichen Gaumen behandelt, die aber leider regelmäßig wiederholt werden müssen. Die Behandlung (bzw. der wirkliche Erfolg stellte sich nach der zweiten Injektion ein) hat mir ein beschwerdefreies Jahr 2022 gebracht. Leider habe ich abgewartet und gehofft die Beschwerden würden einfach nicht mehr wiederkommen..dem war aber nicht so..sodass das klinische Vollbild nach einem Atemwegsinfekt zurück kam und mich wieder in die Verzweiflung geworfen hat. Glücklicherweise konnte vor 8 Wochen eine erneute Behandlung stattfinden.. Es ist auch schon besser als unbehandelt, aber noch lange nicht OK. Ich werde daher in ca einem Monat (3 Monate ist das Mindestintervall) eine weitere Behandlung anstreben. Ich hasse es so abhängig zu sein...

Bzgl. Schilddrüse, die Werte wurden in der Frühschwangerschaft kontrolliert und waren unverändert und werden demnächst wieder kontrolliert. Ich denke gefühlsmäßig auch dass die SD gut eingestellt ist. Weil diese Angstzustände damals anders waren.Sie waren wirklich körperlich, so als würde man Adrenalininfusionen bekommen..Aktuell habe ich keine körperlichen Angstzustände, ich kann auch gut schlafen und essen, die Angstgedanken spielen sich rein gedanklich ab wenn ich meine Symptome vom Tremor wahrnehme..so als würde mein Gehirn irgendwo hin gallopieren, während ich körperlich ruhig bleibe. Deswegen hoffe ich auch, dass das Kind nicht allzu viel Stress ab bekommt und ich spreche auch mit ihm..

Lg, Schattentanz

[Marika]

Das freut mich, du bist auf einem guten Weg. Es ist wirklich toll, wie du alles in die Wege leitest, prima!

Interessant dieses Thema mit dem Temor, ich hoffe er zieht sich weiter zurück. Vielen Dank für die Erklärung.

Berichtest du uns dann, wie das Gespräch war?

[Schattentanz]

Hallo,

ja so bin ich, immer bestrebt nach Lösungen. Wenn die blöden Angstgedanken nicht wären..

Ich war grad eine Runde für den Kreislauf draußen und der Tremor war fast weg, da merke ich immer wie die Normalität in den Kopf zurück kehrt.
Ätzend, ich weiß nicht ob jemand von euch Erfahrungen mit Tinnitus und/oder Ohrenschmerzen gemacht hat, bei mir ist es eine Kombination aus beidem..

Ja, ich werde nach dem Gespräch berichten.

[Schattentanz]

Mal sehen ob der Termin überhaupt stattfinden kann..wie es aussieht habe ich Covid

[Marika]

Oh je, gute Besserung...

[Schattentanz]

Hallo,

wollte mich kurz melden. Covid scheint langsam überstanden zu sein (insbesondere der Husten war sehr anstrengend!) Ansonsten ist der Gaumensegeltremor leider immer noch sehr fordernd und triggert meine Erwartungsangst. Ich schätze mal der Schnupfen war da nicht sehr förderlich die Situation zu verbessern :-(. Immer wieder über den Tag verteilt klickende Ohrgeräusche, Ohrendruck und Stechen :-( gefolgt von negativen Gedanken bzw. Angstgedanken, zum Glück weiterhin keine körperliche Angst. Ich lebe trotzdem mein Leben, lese ein Buch, gehe spazieren um den Kreislauf nach der Infektion zu verbessern.

[Schattentanz]

Hallo,

ich berichte kurz über meinen Beratungstermin bei der Beratungsstelle für perinatale Psychiatrie. Also die Ärztin meinte auch ich solle eine baldige Therapie der Primärerkrankung mit Botox anstreben. Die nächste Botoxbehandlung ist frühestens in vier Wochen möglich.
Zur mentalen Unterstützung soll ich Sertralin einnehmen, Startdosis ist 25 mg für eine Woche, dann 50 mg und in zwei Wochen wird der Plasmaspiegel kontrolliert. In einer Woche ruft sie mich auch an um zu fragen wie ich zurecht komme und ob eine eventuelle Erstverschlechterung auftritt. Ich habe die erste Dosis schon genommen, sie meinte ich soll unverzüglich beginnen. Für die Schwangerschaft ergeben sich keine Risiken und auch Stillen ist uneingeschränkt möglich. So beginne also auch ich meine AD-Karriere, aber ich will das es mir und meinem Kind bald besser geht weil mich meine körperlichen Symptome extrem belasten. Naja mal sehen, ein bisschen Angst habe ich schon was jetzt passiert.
LG, Schattentanz

[Schneeflocke]

Hallo Schattentanz,

Du machst das alles richtig! Du kümmerst dich darum das es dir besser geht. Nur wenn es der Mama gut geht kann es auch dem Kind gut gehen. Egal ob es schon auf der Welt ist oder noch im Bauch der Mama.
Fühl dich gedrückt!!!

[Marika]

Hallo du Liebe!

Ich finde es auch toll, wie Du dich um dich und dein Ungeborenes kümmerst. Besser kann man es nicht machen, ich bewundere dich sehr. Ich finde es auch super, wie deine Ärztin engmaschig schaut, wie du das AD verträgst. Genau so soll es sein.

Bitte halte uns auf dem Laufenden, wie Du mit dem AD klar kommst.

[Schattentanz]

Hallo,

Danke für eure Worte, ich muss sagen skeptisch bin ich ja immer, das liegt in meiner Natur. Ich mach mir jetzt schon Gedanken darüber, ob ich das Medikament wohl wieder werd ausschleichen können, usw. Aber ich nehme es ja nicht für sie typische Indikation, sondern im off-label-use wie mir gesagt wurde, aber es soll mir helfen besser mir dee körperlichen Symptomatik klar zu kommen. Ich weiß über so was sollte ich jetzt nicht grübeln, sondern einfach wieder auf die Beine kommen..

Bisher merke ich bis auf leichten Schwindel und Kopfweh nach der Einnahme der sich bald legt nichts negatives, ich konnte auch wie gewohnt super einschlafen und bin nur einmal nachts kurz wach gelegen (hatte ich in der Schwangerschaft öfter mal). Das beste jedoch ist, dass der Tremor heute sehr gering war und ich somit mental ziemlich gut drauf war. Ich war aber auch wieder arbeiten und der Kontakt zu KollegInnen tut mir auch gut (Die Ärztin wirkte verwundert, dass ich arbeite, ich könne ja auch vorzeitig in Mutterschutz gehen). Ich muss sagen, dass ich meine Arbeit sehr gerne mache und ich meine Tagesstruktur schätze.

Soweit, so gut, angenehmen Abend

[Schattentanz]

Hallo,

leider habe ich nun extreme Schlafstörungen (etwas, dass ich so nicht kenne, ich schlafe eher wie ein Baby). Auch die Bedarsmedikation (Quetiapin) die ich letzte Nacht genommen habe andert daran leider nichts..

Ich hoffe das bessert sich bald, werde ich jedenfalls dann telefonisch mit der Ärztin klären.

Schönen Tag

Die müde Schattentanz

[Marika]

Hallo Schattentanz!

Ja, das könnte tatsächlich eine anfängliche unerwünschte Wirkung des ADs sein. Sehr gut, dass du das gleich mit dem Arzt abklärst, dann bist du auf der sicheren Seite.

Die Chance stehen aber sehr gut, dass sich das schnell bessern wird. Sehr häufig kommen am Anfang Schlafauffälligkeiten bei der Einnahme eines SSRIs vor.

Merkst du sonst noch was? Oder ist sonst alles im grünen Bereich?

Sagst du uns dann, was der Arzt dazu meint?