Ich bin ja gar nicht allein :)

[Emilia]

Hallo Marika,

vielen Dank für deine Antwort . Ich soll am Montag 75 mg nehmen und Tavor . Ich hab echt Angst... Meine Beine kribbeln so extrem. Heute morgen bin ich um 5 aufgewacht und einen Puls über 100. Ich hab das Gefühl es wird schlechter als besser und ich werde nie gesund. Ach Mensch warum kann ich denn nicht einfach funktionieren und mein Leben genießen . Ständig diese Achterbahn seit 2 Jahren .

[Marika]

Wenn du Tavor dazu nimmst, dann sollten sich diese anfänglichen Nebenwirkungen sehr in Grenzen halten. So kannst du diese Zeit gut überbrücken. Es kommt sehr oft zu einer Erstverschlimmerung, aber auch die Erkrankung selber spielt da rein.

Funktionieren kann man auf Maschinen beziehen und selbst die müssen gewartet und betreut werden. Menschen sind keine Maschinen, wir LEBEN und sollten nicht funktionieren müssen. Die Frage nach dem Warum kann ich dennoch gut verstehen. Aber sie bringt nichts. Verwende deine Energie lieber darauf, was du jeden Tag tun kannst, damit es dir ein kleines bisschen besser geht.

[Emilia]

Hallo Marika,

dass stimmt wohl wir sind keine Maschinen. Ich bin jetzt bei 75 mg, hab das Gefühl nachts schlechter schlafen zu können. Und ständig das Gefühl jetzt schnapp ich über . Jetzt stürtz ich in die Psychose und ich frag mich ständig sieht das komisch aus. Ich hab nicht das Gefühl das es mir besser durch die Tabletten geht.

[Marika]

Du nimmst das Sertralin auch erst kurz, es dauert leider einfach, bis eine positive Wirkung durchkommt. Diese Erfahrung müssen hier die meisten machen und es ist wirklich hart. Du brauchst einfach noch Geduld. Die Medikamente können sehr viel, aber sie brauchen mehrere Wochen bis ein Wirkstoffspiegel aufgebaut ist.

Versuch noch Geduld zu haben, auch wenn es schwer ist!

[Emilia]

Hallo Marika,

vielen Dank für dein Zuspruch , dass lässt mich hoffen. Ich hoffe es ist okay, wenn ich meine Sorgen hier äußer . Woher weiß ich denn, ob das Medikament richtig dosiert ist ? Woran hast du das denn gemerkt ? Lieben Gruß

Vllt können ja noch andere ihre Erfahrungen mit mir teilen und mir bisschen Mut machen

[Marika]

Als erstes hat mein Umfeld gemerkt, dass es mir besser geht, also dass das AD wirkt. Das kommt häufig vor. Wie Betroffene merken kleine Veränderungen am Anfang oft nicht, wohl aber die Menschen um uns herum. Meine Mama hat damals gesagt, "Jetzt ist wieder Leben in deinen Augen"... aber ich selber habe zu diesem Zeitpunkt noch sehr gelitten.

Ich selber habe dann nach einigen Wochen gemerkt, dass ich nicht mehr ständig nur Angst habe, nicht mehr nur die ganze Zeit Zwangsgedanken. Es gab also langsam immer mal am Tag Lichtblicke. Aber zuerst mal nur Minuten, mit der Zeit Stunden. Dazwischen wieder Tiefs. So verläuft die Genesung, mit diesen Auf und Abs.

Ich bin sicher du bekommst noch mehr Antworten

[alibo79]

Hallo Emilia, bei mir hat sich die Wirkung so bemerkbar gemacht, dass ich wieder am Leben teilnehmen konnte. Ich auf einmal, aber ich konnte zb irgendwann wieder selbst kleine Einkäufe machen oder mal einen Arzt termin wahrnehmen. Ich kann mich an eine Situation erinnern, dass ich abends meinen Kindern essen gemacht habe und ich auf einmal ein gefühl von Hoffnung und einen funken Freude gespürt habe. Und dann haben meine Kinder und ich vor Freude darüber getanzt.
Wie bei Marika waren es erst nur kurze Augenblicke, und ganz langsam kamen da weitere hinzu, bis ich mal einen Tag am Stück hatte der sich normal anfühlt.

[Emilia]

Hey ihr Lieben!

Na das lässt mich ja hoffen, dass es irgendwann endlich wieder gut wird. Ich freu mich so unendlich wenn ich wieder Alltag habe . Allerdings fällt es mir zur Zeit echt schwer Freundinnen mit Babys zu sehen, wo alles so gut läuft. Kennt ihr das ?

[alibo79]

Definitiv kenne ich das, selbst heute schaue ich manchmal neidisch auf Familien und Mütter, die scheinbar alles mit links wuppen, arbeiten, gefühlt immer tolle Sachen mit den Kindern machen usw.
Und ich bin der depp mit Depressionen, der immer aufpassen muss und Kräfte einteilen muss, schnell erschöpft ist.
Aaaber was wir bei anderen Leuten sehen ist auch nur die Fassade von außen und bestimmt gibt es da auch dinge, die nicht so toll laufen.
Meine Kinder sagen mir zb immer , dass ich viel weniger schimpfe als die Mütter ihrer Freunde und lange nicht so streng mit ihnen bin.
Ich denke, dass auch wir trotz der Krankheit, ganz viele positive Dinge und Eigenschaften haben.

[Marika]

Das kenne ich natürlich auch... andere Frauen die anscheinend alles mit links machen. Aber wenn man dann etwas mehr Einblick erhält, merkt man dass es für den überwiegenden Teil der Frauen alles andere als rosarot und wundervoll ist. Sie sagen es nur oft lange nicht.

Natürlich erkranken Gott sei Danke nicht alle Frauen an einer PPD/PPP, aber es zeigt sich immer wieder, was für eine enorme Belastung eine Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und generell das Mama sein neben dem Schönen eben auch ist. Nämlich eine "Krise", so hat es meine Nachsorge Hebamme damals genannt. Es verändert sich so derart viel, dass ein Baby zu bekommen auch immer eine Krisen Situation ist. Das hat mich damals total überrascht, denn so knallhart und direkt hatte das noch nie jemand ausgesprochen. Und da ist mir klar geworden, dass dieses Bild der wunderschönen schlanken Mama, die strahlt und völlig entspannt ist, nur in der Pampers und Hipp Werbung vorkommt. Aber mit dem realen Leben ziemlich wenig zu tun hat. Doch das Bild ist in den Köpfen der Gesellschaft und wir Frauen trauen uns dann nicht zu sagen, wie es wirklich ist.

Glaub mir, es täuscht gewaltig wenn du denkst alle packen das, nur ich nicht. Ich habe das in all den Jahren immer wieder erlebt.

[Emilia]

Ihr seid so süß, vielen Dank für eure tollen Worte. Ohne euch würde ich nicht so gut durchhalten. Ich hab zur Zeit so ambivalente Gefühle und die PPD fühlt sich so mies an. Und diese tausend Zwangsgedanken haben hoffentlich bald ein Ende .

[Emilia]

Hey ihr Lieben!

Mir geht es schon besser, allerdings merke ich seit 2 Tagen vermehrte Angst. Bin jetzt seit einer Woche bei 75 mg. Was meint ihr sollte ich noch warten mit dem hochdosieren? Ist es normal das die Ängste immer mal wieder hallo sagen ?

Lieben Gruß

[Marika]

Hallo meine Liebe!

Also es ist tatsächlich normal dass auch trotz Medikament das System instabil ist und Ängste noch durchkommen können. Es geht nicht linear bergauf, sondern in Wellenbewegungen. Dass es dir aber im allgemeinen schon besser geht, ist super und zeigt dass die Richtung stimmt.

Ob du schon erhöhen sollst, besprichst du am besten zeitnah mit deinem Arzt. 75 mg sind eher noch im niedrigen Bereich.

[Emilia]

Huhu! Danke für die liebe Nachricht . Finde voll schwer zu unterscheiden, ob es Symptome sind oder das Antidepressiva oder ob es Berg auf/Berg ab geht. Wenn ich die Tabletten erhöhe, geht es mir für ca. 1 Woche voll gut und dann kommen wieder die Zwangsgedanken und Angst durch, dann denke ich die Tabletten machen vllt alles schlimmer.

[Marika]

Nein, das Medikament macht es besser! Nur ist es eben kein Wundermittel, dass alles sofort mit einer Erhöhung löst. Was du merkst ist die Erkrankung. Diese Gedanken sind die Erkrankung. Da kann das Medikament ganz viel, aber wichtig ist auch in einer Therapie z.b an sich zu arbeiten. Da erkennt man Verhaltensmuster die evtl genau immer wieder in eine Negativ Spirale reinführt.

Und natürlich dauert es einfach, bis man stabil wird. Es ist eine schwere Erkrankung, das braucht Zeit. Leider ist es nicht wie bei einem Schnupfen wo noch einigen Wochen alles wieder ist wie früher. Das spielt sich hier nicht. Das Gesund werden ist hier oft ein längerer Prozess, der durch die Medikamente, Therapie usw. wesentlich beschleunigt werden kann und auch einer Chronofizierung entgegen wirkt.

Dieses Auf und Ab ist normal. Mit dem Medikament geht es immer mehr in Richtung Auf und weniger Ab.