Vorstellung ☺

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Mira89
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Vorstellung ☺

Beitrag von Mira89 »

Hallo zusammen,

ich habe den Weg hierhin gefunden, weil ich mir eingestehen muss, dass ich doch relativ belastet nach der Geburt meines ersten Kindes bin/war. Und ich denke, dass ich hier Hilfe/Rat/Unterstützung bekommen könnte.

Es war eine etwas längere Kinderwunschzeit mit ICSI - also auch schon relativ emotional belastend. Und währenddessen die Corona-Pandemie - auch ihre Zeit mit Höhen und Tiefen. Ich hatte immer Angst an Corona zu erkranken, Angst vor der Impfung etc. Und natürlich war es komisch so abgeschottet zu sein von der Umwelt. Andererseits tat es auch mal gut im Homeoffice zu arbeiten und mein Studium habe ich ebenfalls abgebrochen in der Zeit - glaube aber, dass das eine gute Entscheidung war den Master abzubrechen.

Der 1. ICSI Versuch hat geklappt und ich bin mit unserem Wunder schwanger geworden. Die Schwangerschaft verlief unkompliziert, ich war sogar in der 30. Woche noch auf einem kleineren Festival in Amsterdam. Währenddessen habe ich auch noch in meiner Selbstständigkeit gearbeitet - nicht mehr viel, aber trotzdem immer beschäftigt. Auch an meiner zweiten Selbstständigkeit habe ich gearbeitet. Wie ihr merkt tanze ich gerne auf mehreren Hochzeiten.

Dann an ET+5 kam ich wegen hohem Blutdruck ins Krankenhaus. Es war der emotionale Tiefpunkt. Ich wehrte mich mit Tränen im Krankenhaus bleiben zu müssen. Es war der Horror. Ich konnte nicht schlafen im Mehrbettzimmer und ich wehrte mich dagegen an, dass ich eingeleitet werden muss - das war meine größte Angst. Im Nachhinein frage ich mich, warum ich mich nicht direkt für einen Kaiserschnitt entschieden habe und nicht erst nach 6 Tagen.

Aber: Ich wollte perfekt sein. Ich wollte eine perfekte natürliche Geburt. Einleitung und Kaiserschnitt war ein no go. Und dann musste ich die perfekte Vorstellung einer Traumgeburt ziehen lassen und wehrte mich nicht mehr gegen die Einleitung. Allerdings klappte diese ebenfalls nicht - nach 3x Gelgabe zumindest mal Wehen und dann platze auch die Fruchtblase.

Allerdings verschwanden die Wehen wieder. Und ich entschied mich dann für einen Kaiserschnitt, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Die Kaisergeburt an sich verlief schön, alle kümmerten sich um mich, die Kleine wurde mir direkt nach Entbindung auf die Brust gelegt und ich habe sie im OP gestillt. Dann hatten wir ein sehr langes Bonding und das Stillen hat 1A funktioniert. Wir hatten auch das Glück eines Familienzimmers. Das war wundervoll.

Allerdings war das Glück nicht besonders lange, denn nach der Geburt habe ich eine Fazialisparese/Gesichtslähmung bekommen. Einen Tag später wurde das bemerkt und ich musste in ein anderes Krankenhaus gebracht werden. Mein Mann und meine Tochter fuhren mit dem Auto hin, ich aus Versicherungsgründen mit einem Transport. Dazu noch Schwangerschaftvergiftung nach Geburt.

Ich muss sagen, dass das alles schon sehr stressig war. Mein Mann war auch super gestresst, auch er war und ist sehr belastet durch seinen Job, weil er diesen ständig wechselt, da es ihm nicht 100 %ig gefiel und er da auch Zukunftsängste hat.

Er unterstützte mich wo er konnte, aber die Nächte musste ich immer 100 % alleine stämmen. Er kümmerte sich jedoch darum, immer zum Waschen und zum Kinderarzt zu gehen.

Im Wochenbett war die Stimmung sehr schlecht. Mein Mann hatte damit zu kämpfen, dass alles so lange dauert mit Baby. Er hatte zum Glück Elternzeit und unterstütze mich im Haushalt. Dennoch war es einfach sehr stressig und wir stritten auch.

Natürlich gab es auch schöne Momente, aber es war dennoch hart.

Also verging das Wochenbett. Irgendwann hatten wir uns eingelebt und ich hatte auch mal Zeit mich um die Gesichtslähmung zu kümmern und ging zur Physiotherapie.

Sie besserte sich ein wenig, aber nur sehr langsam, da Nerven nur langsam abheilen.

Heute bin ich in einer Selbsthilfegruppe für Fazialispatientinnen und nach 8 Monaten habe ich herausgefunden, dass Gesichtstraining für die Muskulatur nicht hilft, sondern eher Entspannung/Wärme.

Mein Gesicht steht noch oft unter Anspannung.

Naja und während des Wochenbettes litt ich auch an Zwangsgedanken und war häufig sehr traurig. Ich hatte auch einen Test zu Postnatalen Depression ausgefüllt beim Kinderarzt aber ich glaube ich habe es etwas beschönigt. Ich vermute schon, dass ich ein wenig depressiv bin, da ich schon morgens negative Gedankenkreise habe, dass mich alles stresst und dass die Beziehung so hart ist, dass ich mir Sorgen mache, dass mein Partner auch stark überlastet und depressiv ist - er muss sich auf jedenfall auch Hilfe holen.

Ich habe Unterstützung von meiner Therapeutin und versuche momentan meinen Alltag etwas zu entschleunigen. Und zum Glück habe ich eine Schwiegermutter, die mich unterstützt.

Auch mein Mann hat eine gute Beziehung zu der Kleinen aufbauen können, weil ich langsam die Verantwortung abgeben kann.

Jetzt müssen wir gemeinsam einen Weg finden, damit es uns psychisch wieder besser geht.

Es tut auf jedenfall gut sich alles mal von der Seele zu schreiben. Danke :-)
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Marika
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Re: Vorstellung ☺

Beitrag von Marika »

Hallo Mira!

Herzlich Willkommen und vielen Dank dass du uns an eurer Geschichte teilhaben lässt. Und wie so oft bewahrheitet sich das, was mir meine Nachsorgehrbamme gesagt hat:
1. Eine Geburt lässt sich nur sehr begrenzt "planen", es gibt so viele Unsicherheiten und man muss es dann einfach so nehmen wie es kommt. Dass ein Kaiserschnitt immer noch oft als "Versagen" gesehen wird, macht mich persönlich sehr traurig, ich hatte auch einen und kann ihn ebenfalls sehr positiv sehen. Ich freue mich sehr, dass du auch eine schöne Kaiserschnitt Entbindung hattest und so gut abschließen kannst.

Das 2. was sie mir immer sagte: Eltern werden ist wunderschön, aber auch immer eine Krisensituation. Denn so viel verändert sich, es braucht Zeit, da reinzuwachsen. Das darf man sich auch ruhig eingestehen, denn eigentlich geht es allen so. Nur die wenigsten sind ehrlich und trauen sich das nicht einzugestehen. Dabei tut es so gut, es raus zu lassen, es nimmt enorm viel Druck.

Du wirst hier sicher ganz viel Verständnis, Rückhalt und auch den ein oder anderen Tipp bekommen. Fühl dich wohl und verstanden bei uns.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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