Unsere Geschichte

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lauras_
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Unsere Geschichte

Beitrag von lauras_ »

Hallo an alle 🌼
Ich bin neu hier und möchte meine Geschichte mit euch teilen. Ich versuche mich kurz zu fassen.

Ich von Laura und vor ziemlich genau 11 Monaten Mutter geworden.
Ich hatte einen geplanten, aber ungewollten KS. Angsterfüllt. Ich fand es furchtbar, habe Angst vor Nadeln und Spritzen und schon beim Betreten von KH wird mir komisch. Mein Sohn schrie die ersten vier Monate sehr viel. Bis heute ist er ein absolutes High Need Baby. Wir konnten bisher kaum etwas unternehmen. Waren isoliert. Häufig auf uns allein bestellt. Ich habe alles für ihn gegeben. War und bin 24/7 bei ihm. Er war und ist kein Baby, was man einfach abgeben kann. Und mir fällt es auch sehr schwer. Er ist wirklich intensiv und fordernd.

Lange Zeit dachte ich, dass das der Grund sei, warum es mir oft nicht gut ging. Sicher spielt das auch irgendwie zum großen Teil mit rein (womit ich nicht sagen möchte, dass mein Sohn an irgendwas Schuld hat. Nein. Es sind die Rahmenbedingungen, welche nicht passen.). Geburtstrauma und diese intensive Zeit. Ich habe mich aufgeopfert.
Ich musste leider eher feststellen, dass es mir zunehmend schlechter geht. Ich fühle nichts mehr. Ich fühle mich innerlich leer. Ich habe keine Freude und Vorfreude mir. Phasenweise bin ich antriebslos und lustlos und muss viel weinen. Dann sehe ich alles schwarz. Mir fällt es schwer zu lachen. Soziale Situationen bzw. Veranstaltungen sind furchtbar anstrengend. Ich habe das Gefühl, mich schaut jeder an. Ich fühle mich so unwohl dabei.
Und inzwischen fällt es mir zunehmend schwerer, so auf meinen Sohn einzugehen, wie ich gerne möchte. Es hat lange gedauert, aber ich kann nicht mehr. Ich habe keine Suizidgedanken, aber ich möchte, dass es aufhört. Und ich frage mich wie?
Was ist der richtige Weg? Immer wieder google ich nach „Wochenbettdepression“, weil ich immer wieder denke, dass es doch nur eine Phase ist, weil es eben schwer und fordernd ist und dass es besser wird und dass ich übertreibe. Ich nehme mich nicht ernst. Dabei ist alles negativ behaftet, wenn ich an die letzten 11 Monate denke. Mir fällt es schwer, von Mutterglück und Liebe zu sprechen. Es ist so eindeutige und trotzdem warte ich auf eine Diagnose.
Ich war in psychologischer Betreuung, dann wurde meine Psychologin krank. Nächste Woche habe ich ein Vorgespräch mit einem Arzt aus einer Klinik und frage mich, ob es richtig ist. Und es fühlt sich noch so weit weg an, wo ich doch an jedem Tag warte, dass er vorbei geht.
Es vereinnahmt mich und ich hänge so fest darin. Ich habe Angst vor der Zukunft und weiß nicht mehr, wie ich das schaffen soll.

Ich danke dir, wenn du bis hierhin gelesen hast. Ich freue mich auf den Austausch.
Danke, dass es die Möglichkeit hier gibt.
Laura 🧡
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Marika
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Re: Unsere Geschichte

Beitrag von Marika »

Hallo Laura und herzlich Willkommen bei uns!

Du bist hier absolut an der richtigen Stelle und ich danke dir für deine Geschichte! Du hast ganz viel mitgemacht, dich aufgeopfert wie du selbst schreibst. Und du hast bereits erkannt dass du Hilfe brauchst und hast in Kürze auch einen weiteren Termin, das ist großartig!

Ich kenne das: man wartet eigentlich darauf, dass dieser Zustand weg geht und hofft, dass es nur eine Phase ist. Aber wenn man liest was deine Seele, deine Psyche alles mitgemacht hat, ist es eigentlich logisch, dass da jetzt ein klarer und ganz lauter Hilferuf und ein "Stopp" kommt. Jetzt bist DU dran, jetzt geht ra um DICH. Niemand kann nur geben, irgendwann ist man am Ende seiner Kräfte.

Es ist so ein riesiger und wichtiger Schritt sich das einzugestehen. Das hast du schon geschafft und darauf darfst du unglaublich stolz sein. Du wirst Hilfe bekommst, auch wir hier werden alles tun um dir den Weg ein Stück weit leichter zu machen.

Berichte gerne wie dein Termin war und fühl dich hier wohl und verstanden!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Franzi
Beiträge: 51
Registriert: 07:06:2023 22:09

Re: Unsere Geschichte

Beitrag von Franzi »

Liebe Laura,
wenn ich deine Zeilen lese, erkenne ich mich in vielen Teilen wieder. Ich kann mir auch noch nicht eingestehen, dass ich krank genug bin und trotzdem will ich SO nicht weitermachen.
Ich war an dem Punkt schon als meine Tochter knapp 6 Monate war. Durch selbst verursachte Umstände habe ich dann aber auch erst mit 11 Monaten aktiv angefangen was zu tun. Du bist auf dem richtigen Weg!

Ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Meine Tochter ist ein Engel und wickelt alle um den Finger. Ich gebe sie ungern ab, weil ich andere mit der Kinderbetreuung nicht belasten will. Aber es kommt mir nur so vor, als ob sie eine Last ist, weil ICH es so anstrengend finde. Andere kommen ganz gut mit ihr zurecht.
Natürlich weiß ich, dass ich nicht von uns auf andere schließen kann und es Kinder gibt, die nicht abgegeben werden wollen. Bei mir ist es ein paradox. Ich bin soooo froh, wenn sie weg ist und vermisse sie praktisch gar nicht. Ich habe dadurch aber so ein schlechtes Gewissen, dass mir das abgeben (und das anderen zur Last fallen) schwer fällt und sie sich an mich klammert als würde die Welt untergehen. Bin ich aber außer Sicht- und Hörweite ist es okay und sie spielt entspannt, lässt sich füttern, Windeln wechseln etc.

Kannst du dir wenigstens kleine Auszeiten nehmen? Beim Mittagschlaf ein bisschen ruhen? Hast du jemand, der dir im Haushalt helfen kann, wenn schon nicht bei der Betreuung?

Ich bin gerade auch dabei mir einen Klinikplatz zu suchen. Ich freue mich über Austausch und wie es dir beim Vorgespräch ergeht.

Liebe Grüße
lauras_
Beiträge: 3
Registriert: 24:06:2023 9:46

Re: Unsere Geschichte

Beitrag von lauras_ »

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für Eure Rückmeldung.
Vorab: ich hatte das Vorgespräch mit der Klinik und bin jetzt dort vorgemerkt. Zudem habe ich eine Therapeutin hier vor Ort gefunden. Ich kann zwar erst mal nur alle zwei Wochen kommen, aber es ist der erste Schritt. Ich bin auch im Zwiespalt: Auf der einen Seite sind die Tage so lang, dass sich zwei Wochen bis zum nächsten Termin wie eine Unendlichkeit anfühlen kann. Auf der anderen Seite möchte ich auch gar nicht so aus meinem Alltag und von meinem Partner weg, jedoch habe ich das Gefühl, in der Klinik würde es schneller voran gehen. Vielleicht liege ich da auch falsch. Ich habe erst mal zwei Monate zum testen, weil der Klinikaufenthalt erst ab Ende August infrage kommt. Wir fahren auch noch in den Urlaub und ich hoffe, dass der Umfeldwechsel mal etwas hilft. Die Therapeutin hat mir eine mittelgradige Depression "diagnostiziert"

Der Alltag ist aktuell sehr schleppend. Ich hänge viel in meinen Gedanken fest, kann zunehmend schwerer auf meinen Sohn eingehen und wünsche mir so oft, flüchten zu können. Oftmals fühle ich mich wie ein kleines bockiges Kind, was sich doch nur mal zusammenreißen müsste. Ich versuche mir immer wieder deutlich zu machen, dass ich "krank" bin, um mich selbst ernstzunehmen und mir nicht dauernd Vorwürfe mache.

Ich hatte auch noch einen Termin mit einer psychologischen Beraterin, da ging es viel um das innere Kind und ich habe schon besser verstehen können, warum ich an diesen Punkt jetzt gekommen bin. Dennoch bin ich sehr traurig, dass ich inzwischen fast ein Jahr so lebe. Dass mein Sohn inzwischen fast ein Jahr alt ist und ich noch nichts davon genießen konnte... Es sind immer so viele Gedanken. Und es ist so vereinnahmend!
lauras_
Beiträge: 3
Registriert: 24:06:2023 9:46

Re: Unsere Geschichte

Beitrag von lauras_ »

Liebe Franzi,

ich habe auch deinen Beitrag in der Vorstellungsrunde gelesen. Ich verstehe dich sehr, weil ich auch immer dachte, mir geht es nicht schlecht genug.
Anne von Schatten und Licht hat einen Satz gesagt, den ich mir seither täglich sage: "Wenn du eine Bronchitis hast, dann gehst du doch auch zum Arzt, obwohl es Menschen mit einer Lungenentzündung gibt". Und das stimmt! Und wenn du es dir selbst nicht "gönnst", dann tue es für dein Kind! Ich verstehe deine Bedenken. Mir hat eine Einschätzung von außen dennoch geholfen. Und auch die Unterstützung von Schatten & Licht und Marika mit den Sätzen: "Jetzt bin ich dran" und "Meine Seele braucht das jetzt"
Man neigt häufig dazu zu denken, dass es andere doch auch schaffen. Aber bloß weil man nicht hinsieht, verschwindet es nicht..

Ich habe mich sehr verstanden mit deinen Worten, dass es dir nur gutgeht, wenn dein Kind nicht bei dir ist. Das Gefühl habe ich aktuell auch. Dass ich nur dann atmen kann und es immer so belastend ist, wenn mein Sohn hier ist. Und das tut so weh, weil ich es auch nicht mehr so haben möchte. Es ist einfach nur hart..
Deine Zwickmühle verstehe ich, also dass du niemandem zur Last fallen möchtest. Das ist bei mir auch immer ein Thema..
Mein Partner versucht mir aktuell so viel wie möglich abzunehmen...

Ich wünsche dir alles alles Liebe und hoffe, dass du den für dich richtigen Weg findest. Egal ob ambulant oder stationär - es ist wichtig, den ersten Schritt zu gehen. Für uns - und für unsere Kinder!

Fühl dich gedrückt von mir!
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