Neu und verzweifelt

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Nati
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Neu und verzweifelt

Beitrag von Nati »

Entschuldigt sehr lang geworden!

Hallo mein Name ist Natalie und ich bin 36 Jahre alt,
bereits im Jahr 2011 nach der Geburt meines 2 Kindes, als mein Sohn 15 Monate alt war und ich aufgrund eines Arbeitswechsels Vollzeit einige Wochen arbeiten musste und abrupt Abstillen musste, bekam ich eine PPD. Ein halbes Jahr später wurde ich mit meiner Tochter schwanger. Die Symptome der Depression wurden milder, doch bekam ich ganz schreckliche ZG. Da ich so verzweifelt war und panische Angst hatte, man könne mir die Kinder wegnehmen, suchte ich mir keinerlei Hilfe. Tag und Nacht quälte mich lähmende Angst, die ZG übernahmen mein Leben. Über 2 Jahre quälte ich mich durch und überwand die harte Zeit ohne ärztliche oder therapeutische Hilfe.

Nun erblickte vor 11 Tagen meine kleine Tochter das Licht der Welt und bereits in der 25 SSW entwickelte sich bei mir von heute auf morgen eine Schwangerschaftsdepression. Bis zur 32 SSW dachte ich es läge vielleicht am Stress, den Hormonen oder an der Schilddrüse (habe Hashimoto). Doch leider war dem nicht so.
Mein Mann buchte kurzfristig einen Urlaub, um mich zu entlasten und so fuhren wir mit unseren
2 jüngsten in den Urlaub. Doch bereits während der Fahrt Richtung Süden, überkam mich eine tiefe Traurigkeit. Im Hotel angekommen folgte ein richtiger Nervenzusammenbruch, mit Ängsten, negativen Gedanken, Hoffnungslosigkeit und der Frage nach dem Sinn des Lebens. Ab da suchte ich verzweifelt bei der Frauenärztin und dem Hausarzt nach Rat und Hilfe, die ich leider nicht erhielt. Stattdessen wurde ich auf die Schwangerschaftshormone vertröstet und sollte bis nach der Geburt warten. Denn danach sollte laut meiner Frauenärztin alles besser werden.
Kurz vor der Geburt meiner Tochter kam der nächste Nervenzusammenbruch, daraufhin machte ich einen Notfalltermin bei einer Psychiaterin aus, diese wollte mich entlasten und schlug mir vor in die Klinik bis zur Geburt zu gehen. Ich stimmte dem zu, doch in der Klinik angekommen bereute ich es bereits. Ich wurde aufgrund von Platzmangel, auf einer "beschützten Station" aufgenommen. Ich bekam dort schreckliche Angstzustände. Die Menschen dort zu sehen verschlechterte meinen Zustand noch mehr. Medikamentös sollte ich mit AD auch da nicht eingestellt werden, sondern lediglich Promethazin zum schlafen bekommen und abwarten bis ein Platz auf der anderen Station frei wird um dort wiederum zu warten bis ich entbinde.
Ich hielt es genau 2 Tage lang dort aus, völlig fertig ließ ich mich entlassen und suchte wieder den Weg zur Psychiaterin. Diese verschrieb mir dann Citalopram 10mg, welches ich auch sofort anfing einzunehmen. 3 Tage nach Beginn der Einnahme habe ich entbunden, meine Depression fühlte sich jetzt noch schwerer an. Die Geburt war auch alles andere als schön und das Citalopram sollte ich sofort wieder absetzten und auf Sertralin wechseln, da ich unbedingt Stillen möchte. Nach Einnahme der ersten Tablette bekam ich sofort die ersten NW zu spüren, Zitteranfall, Schweißausbruch und das Gefühl ich stünde unter Strom, ganz fürchterliche Unruhe und wie wenn mir die Müdigkeit komplett genommen wäre, ich hatte selbst das Gefühl, dass meine Augen zitterten. Die Ärztin meinte das wäre eine normale Reaktion und verschrieb mir zusätzlich Quetiapin. Da ich wirklich absolut gar keine Müdigkeit mehr verspürte nahm ich diese ein. Nach der ersten Tablette 50 mg Retard, die ich mittags einnahm, hat es mich komplett umgehauen, ich war sehr müde und konnte kaum meine Augen offen halten, hatte aber nur einen kurzen oberflächlichen Schlaf. Die nächsten 3 Tage wirkte auch das Quetiapin nicht mehr. Ich lag tags wie nachts wach, verloren in meinen schweren hoffnungslosen Gedanken. Nach insgesamt 4 Tagen Sertralin Einnahme, sollte ich das Medikament wegen starken NW absetzten und lediglich das Quetiapin, mittlerweile 175mg zum schlafen einnehmen. Ich wurde ohne AD nachhause entlassen, sollte mich wieder bei meiner Psychiaterin vorstellig machen und mich jetzt endlich einstellen lassen. Seit gestern wurde mir nun Paroxetin verschrieben. Ich soll langsam anfangen einzuschleichen. Habe Angst wegen diesen schrecklichen NW. Mein Schlaf ist auch eine reine Katastrophe. Das Quetiapin wirkt nicht und zusätzlich habe ich das Gefühl, dass ich nach der Einnahme von Quetiapin kreisende Selbstmordgedanken habe. Ich bin wirklich verzweifelt und frage mich tagtäglich, ob ich denn irgendwann wieder gesund werde und was der Sinn des Lebens überhaupt ist. Momentan fehlt mir jede Hoffnung. Ich habe aber panische Angst wieder in die Klink zu müssen. Diese 2 Tage in der Psychatrie haben mich zu tiefst traumatisiert.
Diese Hoffnungslosigkeit und die Frage nach dem Sinn des Lebens kenne ich von meiner ersten PPD gar nicht so. Das macht mir fürchterliche Angst. Bin ich verloren, wird das denn jemals wieder?
Anne 861
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von Anne 861 »

Hallo nati ,willkommen.

Langer Leidensweg :( du bist nicht verloren .Ich kenne diese Gedanken, Sinn des Lebens, wer bin ich ,warum bin ich ich ,ich könnte ganz viel aufzählen bis hin zu Suizid gedanken .Diese Gedanken haben mir solch angst gemacht ,zwangsgedanken. Mir hatte quetiapin damals nicht geholfen aber jeder macht da andere erfahrungen. Meine Erfahrungen waren mit mirtazapin viel besser ,aber sowas musst du mit dem Arzt besprechen .Denn wichtig ist ,dass der Schlaf erstmal besser wird .Schlaf ist sehr wichtig. Habe damals gedacht, bei der zweiten Geburt, mir passiert das nicht nochmal nach der ersten Geburt und schwupps kam auch da das riesige dunkle Loch. Ich brauchte diesmal ein halbes Jahr bis ich mir Hilfe suchte und danach brauchte es nochmal ein halbes Jahr bis langsam Besserung eintrag mit medis und Therapie. Ich dachte ,es wird nie besser aber es wurde sehr langsam besser .Meine Nebenwirkungen waren der Horror aber ich habe hier täglich gelesen und mir immer wieder vor augen gehalten das es dauert und man Geduld brauch ..Zum Glück hielt ich durch .Nach 12 Wochen trat minimale Besserung ein und das wurde von Tag zu Tag besser .Vor 2 Jahren hatte ich ein heftigen rückfall ,leider .Auch diesmal ging ich wieder durch die Hölle aber es wurde besser ,diesmal dachte ich ,ich überlebe es nicht doch ich kämpfte und hielt durch. Was ich dir damit sagen möchte ist ,dass du nicht verloren bist .Hast du hilfe? Wie meisterst du den Alltag? Marika ,ist hier eine unheimlich große Hilfe, auch alibo ..sie haben immer viele Ratschläge und sehr viel Erfahrung. Liebe grüße
alibo79
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von alibo79 »

Guten Morgen und ein herzliches willkommen hier im Forum und herzlichen Glückwunsch zu eurem Nachwuchs.
Du hast ja jetzt doch ein bisschen was durchmachen müssen mit der Schwangerschaft und dann der Zusammenbruch und vier verschiedene Medikamente in kurzer Zeit. Hast du damals bei deiner ersten ppd gar nichts an Medikamente bekommen? Oder sonst eine Form von Therapie?
Die AD haben leider immer mal wieder am Anfang Nebenwirkungen, die du deutlich gespürt hast. Die Nebenwirkungen gehen in der Regel relativ schnell vorbei. Oft ist es auch schwierig zu erkennen ob es eine Nebenwirkung ist oder ein Symptom der Erkrankung. Wie zb auch die Suizid Gedanken. Es kann ein Symptom sein, aber auf jeden Fall auch eine Nebenwirkung. Ich glaube wichtig wäre, wenn du jetzt bei dem Medikament bleibst, bis sich die erste Wirkung einstellt, das kann aber schon etwas Zeit dauern. Bis dahin musst du durchhalten und Geduld haben.
Wie sieht es denn sonst bei dir aus, hat der Psychiater dich auch gründlich durchgecheckt und blutwerte gemacht?
Und wie ist dein Alltag zu Hause mit drei Kindern, hast du Unterstützung? Sind Eltern und Freunde da, was kann dein Mann dir abnehmen? Und besprich auf jeden Fall deine Situation mit ihnen, das macht es einfacher Hilfe zu bekommen.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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Marika
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von Marika »

Hallo Nati!

Herzlich Willkommen hier bei uns! Du bist hier absolut richtig, wir alle wissen wovon du sprichst und können nachfühlen was du gerade durchmachst. Ich hoffe du fühlst dich hier wohl und verstanden.

Zuerst möchte ich mich Alibo anschließen: du hast jetzt Paroxetin bekommen, gib diesem Medikament eine Chance. Ich weiß dass das schwer ist, da du negative Erfahrungen gemacht hast. Trotzdem, es gibt auch für dich das passende Medikament. Du bist engmaschig in Kontakt mit deiner Psychiaterin, das ist sehr gut. Auch wenn die Klinik jetzt nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hat, bist du nie und nimmer "verloren".... du bist noch auf der Suche nach deinem ganz individuellen Weg. Das geht bei manchen schneller, aber oft dauert es auch einfach länger. Du hast schon 2 ADs versucht und beide wurden extrem schnell abgesetzt. Natürliche bin ich kein Arzt, aber rein vom Zeitpunkt her - auch wenn NW da sind - ist das ungewöhnlich. Auch der Wechsel auf Sertralin kurz nach der Geburt... also man kann auch lt. Embryotox mit Citalopram bzw. Escitalopram Stillen. Gerade diese Teil deiner Geschichte wundert mich.

Trotzdem, versuch jetzt nach vorne zu schauen und dem Paroxetin eine Chance zu geben. Es braucht Zeit und Geduld. Sollten Nebenwirkungen auftreten, können diese mit div. Medikamenten die nur kurz genommen werden, überbrückt werden. Deine Ärztin kann dich dahin gehend beraten.

Wie waren denn die Tage jetzt mit Paroxetin?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nati
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von Nati »

Hallo ihr Lieben,

vielen lieben Dank für euere Nachrichten! Es bedeute mir sehr viel, von Betroffenen und ehemaligen Betroffenen zu lesen und Antwort zu bekommen.

Das Paroxetin vertrage ich bisher gut, kaum NW.... aber ich soll auch sehr sehr langsam einschleichen.
Das Citalopram sollte ich sofort nach der Geburt absetzten, weil die Psychiaterin im Krankenhaus der Meinung war, dass das Sertralin wesentlich besser während der Stillzeit geeignet sei und das Citalopram "nur akzeptabel" sei. Mit Embryotox in Kontakt treten wollte sie aber auch trotz mehrmaligem Bitten meinerseits und meines Mannes leider auch nicht... das sich meine derzeitige Psychiaterin aber davor mit Embrytox in Verbindung gesetzt hat und mir aufgrund der Hashimoto Erkranung und dem Wunsch zu Stillen das Citalopram verschrieben hat, interessierte die Ärztin im Krankenhaus leider auch gar nicht.

Ich habe meine Familie fast rund um die Uhr bei mir. Sie unterstützen mich wo sie nur können. Ich habe nur so ein schlechtes Gewissen deswegen und fühle mich wie ein kleines Kind, dass rund um die Uhr versorgt werden muss 😞

Meine Psychiaterin kann ich Tag und Nacht per Mail kontaktieren und für morgen habe ich einen Notfalltermin bei einer Psychotherapeutin bekommen, die mich "wenn die Chemie" stimmt ambulant behandeln würde.

Eigentlich bin ich ein sehr geduldiger Mensch, doch derzeit fehlt mir einfach die Kraft für diese Geduld 😥
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Marika
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von Marika »

Ich kann dich sehr gut verstehen, woher jetzt auch noch Kraft und Geduld nehmen... fast unmöglich, es ging mir genau gleich. Aber du wirst das schaffen, wir sind genau deshalb auch hier an deiner Seite. Sobald das AD anfängt zu wirken, wird es nach und nach kleine Verbesserungen geben. Daraus wirst du die Kraft schöpfen, Geduld zu haben. Toll, dass du einen Not Termin hast und ich glaube du hast eine Super Psychiaterin an deiner Seite... was man von der jenigen im Spital eher nicht behaupten kann.

Du brauchst null schlechtes Gewissen zu haben... aber ich weiß, man hat es trotzdem. Du bist krank geworden und man hat über deinen Kopf hinweg falsche Entscheidungen getroffen. Da kannst du gar nichts dafür. Du darfst ruhigen Gewissens die Hilfe deiner Familie annehmen, wunderschön ist das. Man kommt sich wirklich wie ein Kind vor, das alles neu lernen muss, aber glaub mir, du wirst wieder gesund werden. Toll, dass du Paroxetin gut verträgt.
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sternschnuppe2023
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Nati,

Wie geht es dir denn aktuell?
Liebe Grüße
Nati
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von Nati »

Hallo Sternschnuppe,

lieb, dass du nachfragst.

Ich lese hier tagtäglich im Forum und versuche so etwas Hoffnung zu schöpfen.
Leider mache ich bisher nicht wirklich Fortschritte. Das Paroxetin musste ich wegen einer sehr seltenen NW (allergischen Reaktion / Exanthema multiforme) absetzten und war anschließend wieder mehrere Tage ohne Ad, was mich ziemlich stark runtergezogen hat.
Nun schleiche ich seit einer Woche Escitalopram ein, bisher ohne Nebenwirkungen. Ich frage mich nur um ehrlich zu sein ob das normal ist. Ich weiß es klingt verrückt, aber auf das Escitalopram habe ich gar keine NW. Auf all die Ad davor habe ich stark reagiert. Jetzt zweifle ich natürlich ob das Escitalopram irgendwann wirken wird und es das richtige Ad ist.
Letzte Woche hatte ich auch ein Kennenlerngespräch mit einer Psychologin, die Verhaltenstherapie anbietet.

Mein derzeitiger Zustand ist mehr ein Überleben als Leben. Meine Kinder leiden so sehr unter meiner Krankheit und ich fühle mich so schuldig deswegen.

Wie habt ihr diese schlimme akute Phase nur überlebt? Ich bin jetzt schon seit Monaten in dieser akuten schweren Depression drinnen und mir geht einfach die Kraft aus.
Sternschnuppe2023
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Nati,

Das tut mir so unglaublich leid zu hören :(.
Ich mag mir gar nicht vorstellen, so viele verschiedene ADs testen zu müssen.
Vielleicht kann ich dir etwas Mut machen. Ich hatte vom Sertralin auch gar nicht viele Nebenwirkungen und habe trotzdem eine Wirkung gespürt. Das kann also auf jeden Fall bei dir mit dem Escitalopram auch kommen :). Ich wünsche es dir auf jeden Fall 🩷.
So tapfer das ganze in der Schwangerschaft nur mit Promethazin durch zustehen. So ging es mir auch. Es fing ca. in der 23 SSW an.

Was sind denn deine Hauptsymptome aktuell?

Bei mir ist es leider auch noch sehr schwankend, aber in der schlimmsten Zeit hatte mir Lorazepam etwas geholfen.

Liebe Grüße
Liebe Grüße
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Marika
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von Marika »

Hallo!

Escitalopram gehört zu den ADs, die weniger Nebenwirkungen erzeugen als z.b. Sertralin oder Paroxetin. Von daher hat es wirklich nichts mit einer späten Wirkung zu tun, ob du jetzt Nebenwirkungen hast oder nicht.

Halte durch!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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Nati
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von Nati »

Hallo liebe starke Frauen!


Liebe Sternschnuppe wie geht es dir aktuell?
Oh je bei dir hat es auch schon in der Schwangerschaft angefangen :( das tut mir sehr Leid! Ich frage mich, warum man ausgerechnet in so einer sensiblen Zeit (peri,-und postpartal) solche schlimmen Erfahrungen mit dem Seelenkrebs machen muss. Ich finde Seelenkrebs passt zu dem Krankheitsbild sehr gut. Bei der einen ist der Seelekrebs noch im Anfangsstadium und kann gut und schnell behandelt werden, bei der anderen hat er schon "Metastasen" gestreut und braucht eine längere Behandlung. Das paradoxe ist ja, das ich das alles weiß, aber trotz dessen mir die Geduld fehlt.
Wie ist denn die Bindung zu deinem Baby?

Meine Hauptsymptome sind, sehr schwere negative Gedanken, Katastrophendenken, ständiges Grübeln über den Sinn des Lebens (das macht mich am meisten fertig 😞) Hoffnungslosigkeit, innere Leere, hoher Puls, Schlaflosigkeit, Druck auf der Brust und Kloß im Hals.
Das schlimme ist, ich kann mich mit nichts ablenken. Weder ein Buch lesen noch irgendwas im TV anschauen. Alles macht irgendwie keinen Sinn und auch stressen mich andere Menschen extrem. Ich weiß gar nicht warum. Eigentlich bin ich doch so eine soziale Person!

Liebe Marika ich danke dir fürs Mut machen. Ich bleibe dran und versuche geduldig zu sein mit dem Escitalopram. Ich bin ja schon mal froh, dass ich überhaupt ein Ad vertrage.
Sternschnuppe2023
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Nati,

irgendwie wurde meine Nachricht eben nicht abgesendet 🙈 naja nochmal

Das mit dem Seelenkrebs hast du echt passend beschrieben.
Mir geht es aktuell soweit ganz in Ordnung. Traue es mich nie zu sagen, aus Ansgt, dass es bald wieder vorbei ist. Ich habe auch das Gefühl, dass die Tiefs milder werden. Naja ich nehme aber auch gefühlt ein Haufen ein..Morgens schon immer Schilddrüsentabletten, Betablocker (wegen zu hohem Puls seit der Depression), morgens Sertralin und Abends Mirtazapin. Und im Notfall kann ich auch mal eine Lorazepam nehmen. Niemals dachte ich, dass ich einmal so viel einnehmen muss. War immer ziemlich gegeben Tabletten. Naja so ist es aktuell, Hauptsache es geht mir nicht mehr so schlecht.
Meine Bindung zu meinem Kleinen ist toll. Das habe ich mit meinem Freund zu verdanken, der in der Anfangszeit das meiste gemacht hat und auch jede Nacht übernommen hat. Außerdem habe ich meine Nachbarin gerade noch als Haushaltshilfe zur Unterstützung.
Wie ist bei dir die Bindung zu deinem Baby?
Und merkst du schon eine Veränderung mit dem Escitalopram? Wie ist dein Schlaf aktuell, da du auch viel Schlaflosigkeit hast? Nimmst du da was?

Achja und lesen und Fernsehen konnte ich in meiner schlimmsten Zeit auch nicht vor lauter Unruhe und negativer Gedanken.

Halte durch 💛. Ich hätte auch nicht gedacht, dass es mal besser werden würde. Ich hoffe nur, es bleibt. Hatte eigentlich genau die gleichen Symptome wie du.
Liebe Grüße
alibo79
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von alibo79 »

Hey ihr Lieben, das mit dem Lesen und Fernsehen ging mir auch so, vor allem in der ersten Episode, der ppd, war es sehr schlimm.
Ich habe früher Romane verschlungen und in der ppd, konnte ich zwei Sätze am Stück lesen und hatte danach alles zuvor gelesene vergessen.
Wenn ich einkaufen ging hatte ich einen Zettel dabei was ich kaufen musste, aber ich hatte wirklich Probleme zb das Wort Butter zu lesen und zu verstehen was ich brauche.
Aaaaber das ist alles wieder weg gegangen und ich konnte irgendwann wieder klar denken.

Sternschnuppe, es ist schön zu hören, dass es dir schon besser geht.
Und sich nicht trauen zu sagen, es geht mir gut, war bei mir auch lange so, aus Angst wieder das Unheil hervor zu beschwören, aber jetzt kann ich es wieder. Ich weiß es kann Schwankungen geben, aber ich habe inzwischen meistens wieder soviel Selbstvertrauen zu sagen, auch die Schwankungen schaffe ich!
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Sternschnuppe2023
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Danke, liebe Alibo 😊. Ja, ich bin auch schon echt froh, dass ich es bis hierhin geschafft habe und hoffe jetzt einfach mal das Beste für die Zukunft und irgendwann auch wieder das Vertrauen in mich habe.
Liebe Grüße
Nati
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Re: Neu und verzweifelt

Beitrag von Nati »

Liebe Sternschnuppe,

es freut mich so sehr zu lesen, dass es dir schon besser geht. Vor allem macht es mir Hoffnung 😊💛
Ich finde es übrigens wirklich toll, dass du dir Unterstützung geholt hast und dein Freund dich besonders in der Anfangszeit so gut unterstützt hat. Das ist so wichtig für die Genesung!
Mein Mann bzw. meine Familie unterstützen mich auch wo sie nur können. Dafür bin ich ihnen auch sehr dankbar, denn besonders die ersten 4 Wochen nach der Geburt war ich mehr tot als lebendig.

Die Bindung zu meiner Tochter ist leider anders, als mit meinen großen Kindern. Ich weiß tief in meinem Herzen liebe ich mein kleines Mädchen unglaublich stark und ich versuche ihr eine gute Mami zu sein. Aber die innere Leere und die Traurigkeit ermöglichen es mir momentan einfach nicht Freude und Glücksgefühle zu empfinden.

Die Wirkung vom Escitalopram spüre ich bedauerlicherweise noch nicht. Laut Wirkstoffspiegel bin ich auch noch unter dem Referenzbereich und soll ab heute auf 15mg steigern.
Ich stille meine Kleine voll und bin leider mit den Medikamenten ziemlich eingeschränkt. Ich nehme auch zwei verschiedene Schilddrüsenpräparate und das Escitalopram ein und habe Oxazepam als Bedarfsmedikament für den äußersten Notfall. Von Mirtazapin (für den Schlaf) war auch mal die Rede, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht ob ich das dann mit dem Stillen noch vereinbaren könnte. Momentan sind meine Nächte sehr kurz, ich bin froh wenn ich auf 2 Stunden Schlaf pro Nacht komme.
Wie ist dein Schlaf liebe Sternschnuppe? Kannst du mit dem Mirta ein wenig schlafen?


Liebe Alibo,

du hast es so passend beschrieben. Genauso fühlt es sich an. Ich kann keine zwei Sätze lesen, was mich unglaublich traurig macht, denn eigentlich bin ich auch ein absoluter Bücherwurm und liebe das Lesen sehr. Momentan weiß ich um ehrlich zu sein überhaupt nicht wie ich meinen Tag überstehen soll 😔
Ich bewundere dich sehr, dass du in dieser schlimmen Zeit auch noch alleine einkaufen gehen konntest. Ich kann es leider nicht, bzw. traue ich mich nicht.
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