Ich will doch nur mein Baby genießen

[alibo79]

Hey ivy, Ich versuche alle von dir zu beantworten.
Genau wie Marika schreibt, ist es das morgentief was du spürst. Bei mir war es genauso, auch das sehr frühe erwachen mit Angst und Übelkeit. Bei mir war es auch teilweise um 2 , 3 Uhr. Das war in dieser Episode ganz schlimm. In der ppd war es immer um 4 bis 6 Uhr. Man wacht auf, es ist einem zum heulen, man ist furchtbar müde und findet trotzdem keine Ruhe. Das morgentief hat mich sehr lange begleitet, das geht vielen Frauen hier so. Auch in Zeiten wo man sich wieder gesund fühlt, kann es wieder auftreten, zb wenn man viel Stress hat. War bei mir auch so und selbst jetzt kommt da manchmal so ein Hauch von morgentief wenn ich viel Stress hatte.
Nachts wird zum schlafen Melatonin ausgeschüttet und das führt zu einem absinken des Serotonin. Morgens ist der Spiegel dann am niedrigsten und dadurch kommen die verstärken Symptome. Der Körper muß dann erst wieder Serotonin bereitstellen und das geht erst nach und nach. Am besten hilft da am Morgen aufzustehen und aktiv zu werden, das verteilt das morgentief schneller. Ich konnte das richtig merken. Bis 9.30 - 10.30 war ich voller Angst und Sorgen und habe pausenlos gegrübelt und dann war es als würde aufeinmal ein Schalter umgelegt und mein Kopf wurde klarer und die Angst ließ nach.
Und das gleiche war abends auch, ab 17 Uhr ging es mir besser, so dass ich dachte, so kann es erstmal bleiben und dann ging es am nächsten Morgen von neuem los. Ich habe mich dann an den guten uhrzeiten festgehalten und gesagt, halte durch, du weißt um die Uhrzeit wird es besser.

[alibo79]

Dann zu der unruhe. Es ist ein typischen Symptom von depressionen. Es war bei mir auch so. Einerseits sooooo erschöpft und fertig, aber trotzdem so unruhig dass ich nicht zur Ruhe kam. Mich hat das wahnsinnig gequält aber auch das wurde mit der Zeit milder.
Ich möchte dir sagen, dass du wirklich Geduld brauchst. Eine Depression ist eine schwere Krankheit, in der die Dimension nicht in Stunden oder Tagen ist. Sondern in Wochen oder Monaten. Ich will dir keine Angst machen, sondern einfach nur erklären , dass du gaaanz viel Zeit brauchst um nach und nach gesund zu werden.
Und dann wollte ich dir noch erzählen, dass ich ähnliche Züge habe wie du. Ich bin auch sehr sensibel. Zu viel Veränderung macht mir Angst und macht mich unruhig und erschöpft mich. Ich brauche mein sicheres Umfeld und meine Routinen.
Das ist heute immer noch so. Das war zb auch ein Punkt in der Therapie, dass wir besprochen haben und geschaut haben woher das kommt und wie ich einen Weg finde damit gut zu leben.

[alibo79]

In der ppd haben die Tiefs meist 1 Woche gedauert, danach ging es mir aber nicht gut, sondern es war nur nicht mehr ganz so furchtbar. In der zweiten Episode war es oft 10 Tage, mal länger mal kürzer. Dann hatte ich ca 7 Tage bis 10 Tage etwas milder, aber trotzdem weit entfernt von normal und dann wieder ein tief.
Meinen Alltag bewältigen war nach 2, 3 Monaten der Fall, aber das hieß bei mir, dass ich nur das nötigste konnte und noch weit weit entfernt davon war, dass ich in die Richtung von Normalität gekommen bin.

[alibo79]

Auch wenn es sich für dich nicht nachvollziehbar ist. Finde ich es trotzdem, dass du auf einem guten Weg bist, du hattest schon einige Zeit am Stück wo es dir gut ging und das ist super, dass zeigt du bist am genesen. Bei mir hat das viel länger dauert, bis sich wieder längere Normalität eingestellt hat.

[Ivy]

Ihr Lieben!
Vielen Dank für eure ausführlichen und ehrlichen Antworten. Geduld war noch nie meine stärke… Aber dann muss ich da wohl durch. Der Austausch mit euch tut auf jeden Fall sehr gut.

[birdplane]

Hallo Ivy. Ich würde dir raten, das soziale Netz, dass sich um deinen Sohn und dich kümmert, weiter so beizubehalten. Noch ein paar Jahre. Die Baby- und Kleinkindzeit kann sehr stürmische Phasen haben, wo man auf Hilfe angewiesen ist. Ich denke es wird meist ab dem 4 Lebensjahr einfacher.
Damit will ich dir keine Angst machen, sondern hoffe, dass du auch weiterhin Unterstützung bekommst.
Ein Kind beim aufwachsen zu begleiten, dazu braucht es ein Dorf. So geht ein Berühmter Satz, und es stimmt.

Ich nehme auch sertralin.

[Jen]

Guten Morgen Ivy,

fühl dich umarmt, ich sehe dich!

Dein Beitrag hat mich so an mich erinnert. Dieser Wunsch, dass ich einfach nur mein Baby genießen will.
Himmel, wie schmerzhaft.

Ratschläge sind ja irgendwie auch immer Schläge, aber ich würde dir raten, über birdplanes nachzudenken.
Wir müssen nicht alles alleine schaffen. Schwach sein ist keine Schande, sondern ein wundervolles Geschenk.

Alles Liebe Jen