Könnt ihr mir Hoffnung schenken?

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Steffi2023
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Könnt ihr mir Hoffnung schenken?

Beitrag von Steffi2023 »

Hallo zusammen,

ich möchte mich gerne vorstellen und hoffe, dass ihr mir ein bisschen Mut machen könnt. Ich bin Steffi und im November 2023 zum ersten Mal Mutter von unserem Wunschkind geworden. Die Geburt war hart, aber nicht traumatisch. Als mein Sohn geboren wurde, habe ich vor Freude geweint, so glücklich war ich.

Doch danach begann die härteste Zeit meines Lebens, die immer noch andauert. Ich war antriebslos, permanent am Weinen, hoffnungslos und habe mir irgendwann gewünscht, dass ich die Geburt nicht überlebt hätte oder dass ich mich nie für ein Kind entschieden hätte. Irgendwann haben mein Freund und meine Mama die Notbremse gezogen und mich in eine Klinik gebracht. Hier bin ich seit 4 Wochen (ohne Kind) und werde bald nach Herten in die Mutter-Kind-Einheit verlegt.

Ich bekomme aktuell 75 mg Sertralin. Mir geht es auch schon besser, zumindest manchmal. Morgens ist es immer noch schlimm, aber ich schaffe es zumindest aufzustehen.

Leider war ich schon immer Pessimistin und kann negative Gefühle nicht aushalten. Wenn es mir wegen der PPD schlecht geht, denke ich immer, dass ich nie wieder gesund werde und nie wieder ein glückliches Leben führen kann. Könnt ihr mir ein bisschen Mut machen?

Danke und liebe Grüße
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Marika
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Re: Könnt ihr mir Hoffnung schenken?

Beitrag von Marika »

Ganz herzlich Willkommen hier bei uns!

Ja, ich kann und möchte dir unbedingt Mut machen! Du bist bereits auf einem sehr guten Weg und hast bereits sehr gute Hilfe an deiner Seite!

Dass es dir bereits phasenweise besser geht, ist ein klares Zeichen, dass das AD anfängt zu wirken. In Herten wirst du gut aufgehoben sein, wirst sehen ... so kannst du wieder Schritt für Schritt zurück ins Leben kommen.

Ich weiß wie schrecklich sich das anfühlt, aber aus Erfahrung kann ich dir sagen: das ist zu schaffen und du bist auf dem besten Weg dahin. Das Setralin wird in den kommenden Wochen sein ganzes Wirkspektrum aufgebaut haben. Du wirst sehen, dass du dich bald noch besser fühlen wirst.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Steffi2023
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Re: Könnt ihr mir Hoffnung schenken?

Beitrag von Steffi2023 »

Danke für die nette Antwort. Ich habe viele Beiträge von dir gelesen und bewundere deine Stärke, Marika.

Ich hatte/habe wirklich Sorge, dass ich das falsche AD bekomme, weil ich mich nach fast drei Wochen noch nicht normal fühle. Dabei gibt es sogar schon selten einzelne Stunden, da fühle ich mich wie mein altes Ich vor der Geburt.

Kann es sein, dass ich immer noch NW habe und dass diese noch verschwinden? Ich schlafe immer noch schlecht und habe manchmal Schwindel und Kopfschmerzen.

Liebe Grüße
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Marika
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Re: Könnt ihr mir Hoffnung schenken?

Beitrag von Marika »

Ein AD braucht tatsächlich mehrere Wochen bis sein ganzer Wirkstoffspiegel aufgebaut ist. Mit 4 Wochen merkst du jetzt eine erste Wirkung, das wird definiert noch besser. Es kann bis zu 8 Wochen dauern, bis ein konstant wirkender Medikamenten Spiegel da ist. Versuch also noch Geduld zu haben. Es geht in kleinen Schritten aufwärts, manchmal wieder ein Schritt zurück... auch das ist normal. Gerade am Anfang können sich gute und schlechtere Phasen manchmal sehr schnell abwechseln.

Deine Beschwerden die jetzt da sind, können von der Erkrankung kommen, oder auch noch ein bisschen vom Medikament.... das lässt sich schwer sagen. Was ich aber mich traue zu sagen ist, dass da noch viel kommen wird vom Sertralin und die Symptome nach und nach verschwinden werden. Und in Herten hast du zusätzlich absolute Fachleuten um dich.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nat86
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Re: Könnt ihr mir Hoffnung schenken?

Beitrag von Nat86 »

Hallo Steffi,

ich möchte Dir auch Mut machen. Mir ging es 2022 und auch noch Anfang 2023 ähnlich schlimm wie Dir. Auch ich war wochenlang stationär ohne mein Kind und anschließend auch stationär mit Kind, allerdings in Oberursel. Insgesamt war ich sechs Monate in der Psychiatrie, verteilt auf zwei Aufenthalte. Meine Beiträge aus der damaligen Zeit kannst Du bei Interesse hier im Forum lesen.

Ich hatte einen sehr schweren Verlauf und musste mich durch Medikamente testen, ehe es bergauf ging, aber heute geht es mir gut und das schon eine ganze Weile und auch durchgehend.

Verlier nicht den Mut! Es wird wieder! Ganz bestimmt! Du wirst wieder gesund und Du wirst Dich an Deiner Mutterrolle erfreuen.

Auch ich war keine optimistische Person vor der Krankheit und sah vieles Negativ. Auch wenn die Krankheit mit großem Abstand das Schlimmste in meinem bisherigen Leben war, kann ich in ihr heute auch etwa Gutes sehen. Ich bin dankbarer geworden und viel zufriedener als vorher in meinem Leben. Meine Tochter ist mein größtes Glück, auch wenn ich nach der Geburt durch die Hölle gehen musste und meine Muttergefühle durch die Krankheit sehr lange nicht existent waren.

Alles Gute und verlier nicht den Kampfgeist,
Nat.
Steffi2023
Beiträge: 7
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Re: Könnt ihr mir Hoffnung schenken?

Beitrag von Steffi2023 »

Liebe Nat,

danke für deine Antwort und für das Mut machen.

Ich werde mir deine Beiträge mal durchlesen. Schön, dass es dir wieder gut geht. :D

Ich merke bereits an vielen Tagen eine Besserung, daher hoffe ich, dass Sertralin das richtige Medikament für mich ist.

Mit welchen Medikamenten bist du gesund geworden und welche haben nicht geholfen, falls du das erzählen magst?

Ich hoffe, dass ich irgendwann auch Positives aus dieser schlimmen Zeit ziehen kann.

Liebe Grüße
Steffi
Nat86
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Registriert: 17:12:2022 12:25

Re: Könnt ihr mir Hoffnung schenken?

Beitrag von Nat86 »

Liebe Steffi,

ich hoffe auch für Dich, dass das Sertralin das richtige Medikament für Dich ist. Ich habe in der Klinik Mütter erlebt, denen es gut geholfen hat. Versuch zuversichtlich zu sein.

Ich hatte zunächst Escitalopram, danach Venlafaxin als Haupt-AD. Bei mir brachte Lithium die Wende. Mir ging es wirklich rasch sehr viel besser damit. Die Suizidgedanken waren sofort weg, obwohl sie vorher sehr, sehr präsent waren. Außerdem habe ich zusätzlich so ziemlich jedes Schlafmittel, schlafanstoßende AD und Neuroleptikum ausprobieren müssen, was es so am Markt gibt, weil ich sehr starke Schlaflosigkeit hatte. Ich war echt nen schwerer Fall und bin dennoch wieder gesund geworden und das schaffst Du auch.

Ich wäre damals auch gerne nach Herten gegangen, weil ich so viel Positives von dort gehört habe und sie am Telefon auch so nett waren, aber sie nehmen leider nur Frauen aus NRW. Der Aufenthalt dort wird Dir und Deinem Baby sicherlich gut tun.

Dass man aus so etwas Furchtbarem wie dieser Krankheit etwas Positives ziehen kann, ist ein Prozess, der erst beginnen kann, wenn es einem schon eine längere Zeit gut geht. In Deiner aktuellen Krankheitsphase kannst Du das noch gar nicht sehen.

VG,
Nat
alibo79
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Re: Könnt ihr mir Hoffnung schenken?

Beitrag von alibo79 »

Hey Steffi, wie geht es dir inzwischen?
Ich wollte dir auch Mut machen, ich bin schon zweimal an sehr schweren Depressionen erkrankt. Die wirklich sehr schlimm waren, ähnlich wie bei Marika oder nat, die dir geschrieben haben.
Auch ich bin wieder gesund geworden und wirklich über mich hinaus gewachsen. Die Zeit war schlimm, furchtbar, grausam, ich kann es fast nicht in Worte fassen. Aber ich konnte dadurch auch sehr viel an mir arbeiten, nicht sofort aber so nach und nach.
Es dauert oft einfach ein bisschen, bis man sich besser fühlt. Da du schreibst, dass es schon besser geworden ist, bin ich der Meinung, dass du auf einem guten Weg bist. Wie lange nimmst du schon Medikamente? Denn oft dauert es ja bis diese wirken.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Steffi2023
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Re: Könnt ihr mir Hoffnung schenken?

Beitrag von Steffi2023 »

Liebe Alibo,

danke für deine Antwort.

Mir geht es besser und ich hoffe wirklich, dass ich auf einem guten Weg bin.

Ich nehme seit drei Wochen Sertralin. Davon 5 Tage 50 mg, dann wurde auf 75 mg erhöht. Anfangs habe ich dazu noch Tavor bekommen, aber das nehme ich nun seit zwei Wochen nicht mehr.

Ich bin nun in der MuKi Herten, erstmal alleine und Montag kommt mein Kind dann dazu.

Liebe Grüße
Steffi
alibo79
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Re: Könnt ihr mir Hoffnung schenken?

Beitrag von alibo79 »

Siehst du, das klingt gut, vor allem dass du dich nach kurzer Zeit schon besser fühlst ist ein sehr gutes Zeichen 💪💪
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Steffi2023
Beiträge: 7
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Re: Könnt ihr mir Hoffnung schenken?

Beitrag von Steffi2023 »

Danke.

Ich bewundere wirklich euch Frauen, die diese Krankheit überstanden haben und die trotzdem im Forum aktiv bleiben, um Menschen wie mir Mut zu machen. Danke von ganzem Herzen!!! <3
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