auf der Suche nach Hilfe

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Elli0410
Beiträge: 1
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auf der Suche nach Hilfe

Beitrag von Elli0410 »

Hallo zusammen, ich bräuchte mal einen Rat..

Ich heiße Ella, bin 28 Jahre alt und bin mir ziemlich sicher, dass ich an einer ppd leide.. eigentlich haben die Depressionen schon in der Schwangerschaft angefangen.

Ich bin letztes Jahr ungeplant schwanger geworden. Ich habe mir immer vorstellt, dass ich super glücklich bin, wenn ich schwanger werde. Das war jedoch überhaupt nicht der Fall. Ich war zutiefst traurig und verzweifelt, weil ich noch nicht lange mit dem Mann zusammen war und mich nun für mein ganzes Leben lang festgenagelt gefühlt habe. Mit der Zeit ist es etwas besser geworden, ich habe mir eingeredet, dass das große Glück mit der Geburt meines Kindes kommt. Aber dem war leider nicht so. Ich habe immer gedacht, es kommt der große Knall und man empfindet pures Glück, sobald das Kind auf der Brust liegt. Ich habe das leider nicht empfunden und seit dem mache ich mir solche Vorwürfe. Ich habe immer gedacht es kommt mit der Zeit, aber das Glück will einfach nicht kommen. Ich liebe meinen Sohn schon, aber ich empfinde kein Glück und dieses Überwältigende, von dem alle sprechen, will einfach nicht eintreten. Ich frage mich manchmal, ob ich depressiv bin, weil ich es nicht empfinde oder ob ich es nicht empfinde, weil ich depressiv bin. Habe ich noch die Chance, dass es noch eintritt? Ich habe so langsam immer weniger Hoffnung darauf, er ist immerhin schon über ein Jahr alt. Ich hasse mich manchmal dafür, mir nicht früher Hilfe gesucht zu haben und ihm das so anzutun. Er soll doch die Liebe bekommen, die er so sehr verdient.

Es ist, als wäre das Universum gegen mich. Alles ist genau zum Gegenteil geworden, wie ich es mir gewünscht habe, bzw. werden mir andauernd Steine in den Weg gelegt. Es sind nur Kleinigkeiten, die mich aber jedes Mal, wenn ich damit konfrontiert werde, herunterziehen. Zum Beispiel: ich habe mir sehnlichst ein Mädchen gewünscht. Damit habe ich mich in der Schwangerschaft abgefunden. Nun haben drei mir nahestehenden Frauen Mädchen geboren und es hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Mein Sohn ist wunderschön, super süß und auch genau so richtig wie er ist! Ich bekomme nur von jedem zu hören, sieht aus wie der Vater. Auch das habe ich mir anders gewünscht. Ich wünsche mir so sehr, dass ich das alles so annehmen kann, aber jedes Mal, wenn jemand die Ähnlichkeit zum Vater erwähnt oder ich kleine Mädchen sehe, werde ich wieder traurig. Ich weiß, das klingt alles so oberflächlich. Mein Sohn ist wunderbar, hübsch und lieb. Ich sehe das alles, aber ich kann es einfach nicht abstellen.

Ich habe Angst alleine zu sein und ich flüchte jeden Tag zu Familienmitgliedern, wenn mein Partner auf der Arbeit ist. Ich fühle mich so schrecklich, aber finde einfach keine Kraft, mir Hilfe zu suchen, obwohl ich weiß, dass ich sie benötige. Hat jemand einen Tipp, wie ich sonst an einen Therapieplatz kommen kann? Ich würde es gerne erst mal ohne Klinikaufenthalt probieren, auch wenn ich bereits (nur in ganz schlimmen Momenten) suizidale Gedanken hatte. Ich weiß, dass ich sie zu keinem Zeitpunkt umgesetzt hätte. Das könnte ich meinem Sohn nicht antun. Aber manchmal wünschte ich, dass ich nicht mehr lebe.

Mein Sohn ist jetzt ein gutes Jahr alt. Ich habe so Angst, dass es zu spät ist und es immer so bleibt. Ich will das nicht für meinen Sohn, dass er eine solche Mutter hat. Es tut mir einfach so leid, insbesondere für ihn, dass ich die ersten Monate nicht genießen konnte. Er ist so wunderbar und wirklich sehr lieb und hat doch eine bedingungslose Liebe so sehr verdient.

Hat jemand einen Tipp für mich? Hab ich noch die Chance, dass das Glück noch kommt, obwohl ich mich erst so spät hier melde? Ging es noch jemandem so und das Gefühl hat sich noch eingestellt, sodass die Beziehung zum Kind ohne Langzeitfolgen blieb?

Danke an alle, die bis hier hin gelesen haben!

Liebe Grüße
Ella
Nat86
Beiträge: 90
Registriert: 17:12:2022 12:25

Re: auf der Suche nach Hilfe

Beitrag von Nat86 »

Hallo Ella,

es tut mir leid, dass Du leidest und ein schlechtes Gewissen gegenüber Deinem Sohn hast. Ich kann das schlechte Gewissen sehr gut nachvollziehen. Mir tat meine Tochter so unendlich leid, dass sie mich zur Mutter hat, weil auch ich auf diese überwältigenden Muttergefühle gewartet habe und sie einfach nicht kamen. Heute weiß ich, dass ich 1. einfach sehr krank war und zu solchen Gefühlen nicht fähig war und 2. auch Mutterliebe häufig Zeit braucht. Die Liebe zu meiner Tochter ist gewachsen je gesünder ich wurde und je älter sie wurde. Sie ist jetzt etwas über zwei Jahre alt und ich liebe sie unendlich. Bei mir hat diese Liebe aber bestimmt gute 1,5 Jahre gebraucht.

Du solltest Dich im 1. Schritt Deinem Hausarzt anvertrauen. Wenn Du offen bist und ihm mitteilst, dass Du manchmal nicht mehr da sein möchtest, sollte er Dir eine Dringlichkeitsüberweisung zum Psychiater und Psychologen geben. Damit bekommst Du über die Rufnummer 116117 Termine innerhalb von 4 Wochen. Ich habe recht schnell Psychologen gefunden, die mich aufgenommen hätten. Ich hoffe, dass Du da auch so viel Glück hast.

Da ich in der Krankheit durchgehend an meinen Muttergefühlen gezweifelt habe, hatte ich auch Kontakt zu einer Bindungstherapeutin. Ich habe diese Therapie nicht mehr gebraucht und kann daher nichts Genaues berichten, aber vielleicht wäre sowas auch eine Idee für Dich und Deinen Sohn.

Viele Grüße,
Nat.
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Marika
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Re: auf der Suche nach Hilfe

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe!

Fühl dich erst mal fest in den Arm genommen. Ich kann allem was Nat geschrieben hat, 100 % zustimmen. Auch bei mir hat es gedauert, bis diese Liebe kam. Auch ich war zu krank, um sie zu fühlen.

Bei mir war auch der Hausarzt meine erste Anlaufstelle. Er hat mir dann den Kontakt zu einem Psychiater hergestellt. Ich kann dir diesen Schritt wärmstens ans Herz legen.

Ich weiß, dass du mit der richtigen Hilfe wieder gesund wirst und auch die Gefühle zu deinem Kind kommen werden. Sie sind schon da, aber durch die Erkrankung völlig überlagert. Mach den Schritt zum Hausarzt am besten noch heute. ❤️
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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