Katharina

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Kath

Katharina

Beitrag von Kath »

Hallo allerseits,
jetzt möchte ich mich auch einmal vorstellen.
Ich bin 34 Jahre alt. Meine Tochter Sophie Marie ist im Mai 2002 geboren und mein Sohn Philipp Alexander exakt zwei Jahre später.

Eigentlich lief bei mir alles nach Plan. Zuerst Matura, dann Studium, dann Arbeitsbeginn (Lehrerin), dann Hochzeit, dann 1. Kind, dann 2. Kind und rums, da hatte es mich voll erwischt. Ich war 10 Wochen nach Philipps Geburt so richtig psychotisch. Ich rannte nur mehr nervös herum, konnte keine Ruhe mehr finden, hatte Größenwahnvorstellungen und schließlich auch diffuse Ängste und schlief zuletzt nur mehr zwei Stunden pro Tag. Leider musste/sollte ich im Krankenhaus abstillen. Das ist für mich das schlimmste an der ganzen Sache, weil es abrupt und viel viel zu früh für mich geschehen musste.
Meine Kinder waren zwei Monate bei meinen Eltern, ich insgesamt sechs Wochen in der psychiatrischen Abteilung einer sehr guten Nervenklinik in Oberösterreich. Obwohl ich das mit dem Abstillen bis heute nicht ganz verkraftet habe, hat mir trotzdem der Abstand von allen mütterlichen Pflichten sehr gut getan. Ich brauchte einfach eine Auszeit.

Das alles war vor zwei Jahren.

Jetzt brauche ich auch noch oft eine Auszeit, aber nicht mehr gleich sechs Wochen, jetzt reicht auch schon mal ein Tag zwischendurch oder mal ein paar Stunden. Die brauche ich aber regelmäßig.

Seit drei Monaten stehe ich halbtags wieder im Berufsleben. Davor war ich so nervös, dass ich einen kleinen Rückfall erlitten habe. Ich bin aber nicht in der Klinik gelandet, sondern hier im Forum und ich danke euch allen, die mir auf meine verzweifelten Einträge geantwortet haben.

Inzwischen habe ich, nach Rücksprache mit meinem Psychiater, die vorübergehend wieder erhöhte Dosis meines Neuroleptikums wieder etwas reduziert. Ich hoffe, dass ich irgendwann wieder "clean" bin, sehe die Sache mit den Medikamenten aber inzwischen relativ gelassen. Ich brauche die Dinger noch und irgendwann werde ich sie nicht mehr brauchen.

Außerdem mache ich seit zwei Jahren eine Psychotherapie, die mir bereits sehr viel geholfen hat. Meine Psychotherapeutin war neben dem Forum hier, auch mein wichtigster Anker während meiner letzten Krise.

Da ich weiß, dass es mir gut gehen MUSS, damit ich meine Kinder ausreichend versorgen kann, tue ich jetzt viel für mich: Ich gehe einmal pro Woche ins Fitnessstudio (wo ich meinen Sohn mitnehmen kann), einmal pro Woche joggen, leiste mir eine Putzfrau, bin Mitglied einer Schreibwerkstatt und mache einen Französischkurs.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich jetzt das erste Mal lerne, dass das Leben auch einfach Spaß machen kann.

Liebe Grüße
Eure Katharina


P.S. Freue mich über jede Rückmeldung

P.P.S. In einem Monat ziehen wir über tausend Kilometer weit weg. Mein Mann ist dann wieder in seiner Heimat und ich habe dort die Chance einen Lebenstraum zu verwirklichen: Ich werde Medizin studieren. Jetzt bin ich sicher, dass meine schlimmen Krisen dazu da waren, mich auf diesen Riesenschritt vorzubereiten. Ich warte nämlich immer noch auf die Panikattacke, die solch ein Umzug ja bestimmt leicht auslösen könnte. Sie (die Attacke) kommt aber nicht. Soll sie bleiben wo sie ist.
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