Möchte mich vorstellen

Hier können sich unsere Mitglieder vorstellen

Moderator: Moderatoren

Antworten
Harley35

Möchte mich vorstellen

Beitrag von Harley35 »

Hallo,
leider habe ich dieses Forum nicht früher entdeckt, sonst hätte ich wahrscheinlich schon eher gewußt, daß ich nicht alleine mit meinen Gedanken und Gefühlen bin...
Ich bin 35 Jahre alt und verheiratet.
Ich habe am 12.04.2006 eine Tochter bekommen. Sie war ein Wunschkind. Obwohl mir die Ärzte sagten, daß wir uns auf 2-3 Jahre einstellen sollten, bis es klappt (da ich Rheuma habe und meine Medis absetzen mußte), wurde ich nach 2 Monaten schwanger. Ich war total happy und schwebte auf Wolke 7!
Doch dann ging es mir körperlich immer schlechter, ich war die meiste Zeit der SS krankgeschrieben, weil ich eben keine Medis mehr nehmen durfte bzw. nur sehr schwache, die nicht geholfen haben. Die letzten Wochen bin ich nur mit Gehhilfen gehumpelt unter starken Schmerzen. Durch die ständigen Schmerzen bekam ich auch noch einen Hörsturz (Schmerzen = Streß). Alles in allem war die SS nicht so schön und ich konnte mich gar nicht richtig auf das Baby gedanklich vorbereiten. Ich dachte aber immer, das wird schon kommen! Man sieht ja immer im Fernsehen die Bilder und ich hörte von meinen Freundinnen, daß sie sich ein Leben ohne ihr Baby von der ersten Minute an nicht mehr vorstellen konnten! Ich dachte, das wäre auch bei mir so... Pustekuchen!
Unsere Kleine wurde per geplantem Kaiserschnitt unter Vollnarkose geholt. Fand ich alles sehr easy, im Gegensatz zu meinen Schmerzen in der SS waren die Schmerzen vom KS lächerlich.
Allerdings - als ich meine Tochter im Arm hatte, dachte ich, hm, ich habe überhaupt keine Gefühle für sie! Ich dachte immer: Wann kommt ihre Mama und holt sie endlich ab?
Dazu kam: Sie war vom ersten Tag an nur am schreien! Sie schrie 10 Wochen lang 16-18 Stunden täglich. Ununterbrochen. Ich war nur noch am heulen. Solange mein Mann Urlaub hatte, ging es. Doch nach 3 Wochen mußte er wieder arbeiten und ich hatte völlig Panik, mit der Kleinen alleine zu sein. Außerdem hatte ich früher schon Probleme mit dem Schlafen, aber was nach der Geburt kam, war eine richtige Folter!
Ich brauchte immer so 2-2,5 Stunden, bis ich nach dem Fläschchengeben wieder einschlafen konnte, allerdings mußte ich alle 3 Stunden mindestens Fläschchen geben! Irgendwann bekam ich Kreislaufprobleme vom Schlafentzug, Krämpfe, Zuckungen am ganzen Körper. Mein Mann hat mich schon abgelöst, sobald er konnte, aber ich wurde ja trotzdem wach vom schreien.
Ich dachte nur, wann hört das endlich auf??? Es war ja nicht nur das schreien. Alle anderen, die ich aus dem GVK kannte und traf, waren nur am strahlen und wenn ich fragte, ob das nicht auch alles anstrengend wäre und stressig, haben sie mich nur verständnislos angeguckt!
Keine meiner Freundinnen konnte mein Problem nachvollziehen!
Ich kam mir völlig alleine auf dieser Welt vor und wie eine Rabenmutter!
Als ich mit der Kleinen zum Kinderarzt fuhr, dachte ich, jetzt fahr ich einfach gegen den nächsten Baum und dann ist alles gut! RUHE! SCHLAFEN! TOT SEIN! ENDLICH KEINE GESCHREI MEHR!
Aber ich mochte es meinem Mann nicht antun. Zum Glück.
Aber mir ging es immer schlechter. Ich war nur noch am weinen.
Am schlimmsten war, daß meine Eltern das mitkriegten und sagten, freu Dich doch, sei doch dankbar, daß Du ein gesundes Kind hast!
Da fühlte ich mich natürlich noch schlechter und unnormaler.
Ich hab mir dann das Buch von Brooke Shields geholt "Ich würde Dich so gerne lieben" und es hatte mir sehr geholfen, zu lesen, daß es einer anderen Person ähnlich ging. Ich kam mir nicht mehr so alleine vor!
Als ich nach 6 Wochen zu meiner Frauenärztin ging und sie fragte, wie es mir geht, fing ich sofort an zu weinen. Sie überwies mich zur Neurologin.
Diese wollte mir Psychopharmaka verschreiben, die Schlafstörungen als Nebenwirkung haben. Ich nahm sie erstmal mit (Paroxedura), aber als ich die Latte an Nebenwirkungen las, dachte ich, nein, ich möchte erstmal eine Therapie versuchen.
Ich hatte schon früher Depressionen und da hat mir eine Gesprächstherapie immer sehr geholfen. Denn ich schlafe so schon sehr wenig und dann noch ein Medikament nehmen, was solche Nebenwirkungen hat? Nein danke! Das machte mir Angst!
Nun ist unsere Kleine 4 Monate alt. Nach der 10. Woche wurde es mit dem Schreien besser, nachdem wir mit ihr bei einer Osteopathin waren, und ich bekam auch mal ein Lächeln zurück.
Mir geht es dank Therapie schon besser, aber trotzdem habe ich immer noch ein schlechtes Gewissen, weil mich soviele Fragen quälen -
Hätte ich das Baby überhaupt kriegen sollen?
Bin ich eine gute Mutter?
Ich fühle mich ja selber schon überfordert, wie soll ich mit einem Kind fertig werden?
Wieso bin ich nicht so strahlend glücklich, wie die meisten anderen Mütter und ALLE anderen Mütter, die ich persönlich kenne?
Wieso kann ich mir auch jetzt noch ein Leben ohne die Kleine vorstellen
und wünsche mir manchmal die Unabhängigkeit zurück?
Ich habe so ein schlechtes Gewissen...
Ich hoffe, das ich in diesem Forum auf Verständnis treffe und mich ein bißchen austauschen kann, um das Gefühl zu bekommen, das ich doch nicht so unnormal bin, wenn auch eine Ausnahme...
Liebe Grüße
Eure Harley35.
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Harley,

herzlich willkommen hier im Forum!

Als erstes möchte ich Dir sagen, das Du definitiv nicht unnormal bist und mein vollstes Verständnis hast!

Mir ging es ganz genau so: ich hatte ebenfalls ein Schreibaby. Problem: kein Mensch, insbesondere kein Arzt versteht, weiß was das heißt. Zumindest hat es mein Arzt immer abgetan so nach dem Motto: das gibt sich schon wieder... :roll: Sensationell! Man kriecht auf dem Zahnfleisch daher und fühlt sich wie ein Zombie und dann bekommt man so ne Antwort!
Und wie habe ich es gehasst, wenn andere Mütter völlig entspannt und glücklich mit ihren Babys da standen und es überhaupt nicht verstehen konnten, das ich mit meinen Nerven völlig am Ende war (Kennste bestimmt!)...
Auch so Gedanken wie gegen einen Baum fahren etc. kenne ich und viele andere hier auch! Man kommt sich völlig krank vor und hat eine Mega-Angst vor seinen eigenen Gedanken, stimmts?!

Was meiner Meinung nach besonders wichtig ist: ENTLASTUNG!!! Hast Du Deine Mama oder Schwiegermutter in der Nähe, die Dir Deine Kleine mal abnehmen können?

Ich möchte Dir hier jetzt gar nicht soviele Ratschläge geben - wir haben viele "Expertinnen" hier im Forum, die Dir Tipps geben können. Ich wollte Dir nur sagen, das ich Dich verstehe! Und Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben - DU bist auch nur ein Mensch, der begrenzt belastbar ist!

Vielleicht konnte ich Dir ein wenig helfen...

Liebe Grüße,
bambam

P.S.: Lies beim nächsten Mal keinen Beipackzettel mehr!
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Hallo Misses Davidson,

ich melde mich nur kurz um zwei Dinge zu sagen:

Herzlich Willkommen und ignorier den Beipackzettel (hallo, Bambam!)...Dort steht all das drin, was irgendwann mal aufgetreten ist. Stichwort Schlafstörungen: Ja, dass kann bei einem SSRI passieren. Aber: (und jetzt kommt die gute Nachricht) Das geht vorbei und dann kommt nach einigen Tagen ein Punkt, an dem man besser schläft als vorher!

LG
Muschelkalk
Micha

An Harley

Beitrag von Micha »

Ein herzliches Willkommen auch von mir.

Das was du beschrieben hast, könnte auch meine Geschichte sein. Ich wollte mein Baby, übrigens auch ein großer Schreihals, am liebsten zu Pflegeeltern geben. Ich konnte keine Gefühle aufbauen, wollte nur noch mein Altes Leben wiederhaben und meine Ruhe.

Waren mal Bekannte da, die den Kleinen spazierenfahren wollten, waren sie innerhalb kürzester Zeit wieder da, weil er so geschrien hat. Ich konnt auch schlecht einschlafen nach dem Stillen und schlief ich endlich, war schon das nächste mal Stillen dran.

Ich war immer sehr aufgekratzt und um endlich zur Ruhe zu kommen verschrieb mir mein Arzt ein klassisches Antidepressiva. Das nahm ich dann zur Nacht und es war auch sehr schlaffördernd. Die SSRI-Produkte vertrug ich nicht, weil ich da noch viel unruhiger wurde als ich eh schon war.

Jetzt geht es mir gut und ich kann mit Stolz behaupten "die Beste Mutter der Welt" zu sein *g* ne Spaß beiseite, wir sind jetzt schon ein tolles Team und das werdet ihr auch sein.

Grüße von Supermama Micha
lebenstraum

Beitrag von lebenstraum »

Hallo meine Liebe,

Deine Geschichte könnte vom Tag der GEburt an auch meine sein,
auch wir hatten ein Schreibaby,
unser Sonnenschein hat "nur" 10h täglich geschrien (wie hast Du bloß 16h ausgehalten!? :?: ),
ich konnte nicht mehr schlafen, nicht mehr essen, habe nur geheult und immer gedacht "so hast Du Dir das nicht vorgestellt", "wo kann man dieses schreiende Etwas zurückgeben", dann die ganzen Selbstzweifel, der Druck von außen, zum verrückt werden,
ich habe nicht nur einmal gedacht, spring von einer Brücke dann hat das alles ein Ende!!
Auch hatte ich genau wie Du diese Panik alleine zu sein, ich malte mir die schlimmsten Dinge aus und habe es kaum ausgehalten!!
DU siehst, DU bist nicht unnormal, hier gibt es viele viele Frauen denen es ähnlich geht!!
Ich war auch beim Doc, habe ein AD bekommen, habe es dann beim zweiten Anlauf 6 Monate genommen und dann abgesetzt, ich wollte es einfach nicht nehmen,
heute geht es mir meist ganz gut, leider fühle ich mich nicht mehr wie vorher, einiges ist anders, ich mache mir zu viele Gedanken,
aber ich lebe mein Leben und das meist glücklich und meistens sehe ich meinen Sohn ein und liebe ihn so sehr!!
Du wirst sehen es wird immer besser, und DU BIST KEINE SCHLECHTE MUTTER!!, PPD ist eine Krankheit, es braucht GEduld, aber es wird besser!!

Das Forum hat mir sehr geholfen, hier bist Du genau richtig!!

LG
Anke
Milla

Beitrag von Milla »

Hallo Harley!

Herzlichst Willkommen auch von mir!

Ich hatte auch 2 Schreibabys, eine schwierige Schwangerschaft (die 1.=vorzeitige Wehen mit schlimmen Gebärmutterschmerzen,Mobbing durch meine Arbeitskollegin,Stress der Baustelle) und eine PPD .

Und ich stieß auch auf Unverständnis oder sogar Ablehnung der Hebammen,Ärtze und Verwandten/Bekannten!

Ich habe übrigens auch meine Babys mit ca 4-5 Monaten osteopathisch behandeln lassen (Warum so spät?Weil ich auf die Aussagen der Ärtze,es wird mit 3 Monaten besser,geglaubt habe.Es wurde zwar besser,aber trotzdem nicht wesentlich besser!) und von da an ging es aufwärts.Mein Sohn,der tagsüber 2x30 Minuten schlief und mich nachts jede 2.Stunde zum Stillen weckte,schlief mit 6 Monaten plötzlich durch!Meine Tochter,die 5-6 Monate lang im Buggy und im Auto schrie,ohne einschlafen zu können,konnte plötzlich im Buggy ohne Schreien einschlafen!

Lasse also deine Maus solange behandeln,wie es ihr gut tun.

Was ich dir noch empfehle ist:
*sie im Tragetuch oder Tragesack schlafen zu lassen,falls sie es im Bettchen oder im Buggy nicht tun kann.So hat meine Tochter die ersten 6 Monaten super geschlafen.Nachts habe ich sie gepuckt und im Bettchen,umrandet von ihrem Stillkissen, hat sie so super geschlafen.
*auf maximale Wachzeiten achten.Babys können eine bestimmte Wachzeit (mit 10 Wochen konnte meine Tochter max. 1,5 Stunden wach bleiben) aushalten,bleiben sie länger wach,fangen sie an,übermüdet und überreizt zu werden,was sie mit Schreien ausdrücken.Man soll sie also kurz vor dieser ZEit in einer ruhigen Umgebung halten und sie auf das Schlafen vorbereiten bzw. zeitig ins Bett oder ins Tuch/Tragesack legen.
Um diese maximale Wachzeit herauszufinden,muß man nur das Baby ganz gut beobachten.Fängt er nach dem Aufwachen/Stillen/Spielen Müdigkeitszeichen zu geben (Gähnen,Augen reiben,Faust saugen,Kopf drehen,Unruhe,Quengeln),dann hat er die maximale Wachzeit erreicht und muß ins Bett/Tuch zum Schlafen,um nicht in einen Zustand der Übermüdung zu geraten.
Ich habe durch Beibehalten dieses regelmäßigen Rhythmus (Aufwachen/Stillen/Spielen/Schlafen) weniger Stress mit meiner Tochter als mit meinem Sohn.Er schrie und ich wußte nicht , was er hatte.Sie fing an zu quengeln und nach einem Blick auf die Uhr wußte ich,sie ist müde,sie muß schlafen.So hat sie tagsüber viel mehr geschlafen als ihr Bruder und war in ihren Wachzeiten viel ruhiger und ausgeglichener.
*lasse dir vom Hausarzt eine Haushaltshilfe verschreiben (siehe meine Tipps).Du brauchst ENTLASTUNG im Alltag !
*nimm etwas um besser zu schlafen.Diese Schlafstörungen habe ich auch gehabt (mit 5-6 Monate schlief meine Tochter ca. 9-10 Stunden durch und ich lag wach im Bett, was mich sehr ärgerte.Oder ich konnte wie du nach dem Stillen nicht wieder einschlafen.), ich glaube, sie sind ein Zeichen der Depression.
Ich nehme zur Zeit Baldrian-Hopfen-Tabletten und das hilft mir seht gut.Ich schlafe zur Zeit wie ein Baby.Passionsblume soll auch gut sein (Sidroga).

Was das AD betrifft.Die NB dauern nur 2-3 Wochen .Vielleicht kann dir der Psychiater für diese Zeit ein leichtes Schlafmittel geben?Ich habe Opipramol z.B gehabt,es macht nicht abhängig.

Ich denke, du solltest ein AD nehmen.Ich habe die gleichen Sorgen wie du (habe auch Paroxetin verschrieben bekommen und nicht genommen),überlege aber,jetzt von Johanniskraut auf ein synthetisches AD (Sertralin oder Fluoxetin) zu wechseln.

Du mußt einfach aus der Depri herauskommen.


Zusätzlich zum AD ist es sehr empfehlenswert Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen,die die Chemie des Gehirns auf natürlicher Weise positiv unterstützen:Vit.B3,B6,B9(Folsäure,viele Depressiven haben einen Mangel daran),Vit.B12,Vit.C,Magnesium(-citrat),Zink und auch EPA,eine Omega 3 Fettsäure aus Fischöl,die antidepressive Eigenschaften langfristig besitzt (man soll 1000 mg EPA pro Tag zu sich nehmen,das dauert aber ca. 3 Monate,bis diese Fettsäure in die Gehirnzellen eingebaut wird und so seine antidepressive Wirkung entfalten kann.Der Produkt für Rheumatiker EPAMAX enthält die höchste Dosis an EPA auf dem deutschen Markt,weshalb es leider sehr teuer ist.Aber mit dieser hohen Dosierung sind nur 3 Kapsel pro Tag notwendig,um den Bedarf an EPA zu decken.)

Was deine Muttergefühle anbelangt:ich konnte meine Kleine auch im ersten Jahr nicht lieben.Ich habe sie getragen,gefüttert,gepflegt,empfand aber keine Freude an sie.Seit es mir besser geht (seit ca. März 2006),empfinde ich immer mehr Freude an sie.Wir lachen und kuscheln viel miteinander,ich versuche,ihr die Liebe und Zuwendung zu geben,die ich ihr während der PPD NICHT geben KONNTE,weil ich erschöpft und überfordert war.Ich bin jetzt sogar sehr glücklich,sie zu haben und sehr stolz auf ihre Fortschritte (sie läuft seit 2 Wochen).Ich habe so oft bedauert,sie gemacht zu haben,hätte sie am Liebsten an die Oma zur Pflege gegeben und jetzt bin ich froh und stolz,seine Mama zu sein.Und ich sage dir:sie gibt tausendmal diese Liebe durch ihr Lächeln und ihr Lachen,ihre Lebensfreude wieder.Du wirst auch eines Tages glücklich sein,dein Kind zu haben,glaub mir!

Liebe Harley,ich wünsche dir,daß du die Trauma dieser Schwangerschaft und der Kinderpflege (das übermäßige Schreien) so bald wie möglich überwinden kannst und bald Lebensfreude und Freude an deiner Tochter empfinden kannst!

PS Du kannst in der Signatur das Alter ( oder Geburtsdatum) deines Kindes schreiben,so wie die Medikamente,die du nimmst (falls du welche nehmen willst).
meiki

Beitrag von meiki »

Liebe Harley!

Laß dich mal feste drücken!
Ich hatte (Gott sei Dank) kein Schreibaby, Hut ab vor dir, daß du diese schwere Zeit gemeistert hast!!!
Aber deine anderen Gefühle und Gedanken kenne ich nur zu gut. Meine Kleine ist jetzt 12 Monate und ich habe momentan wieder eine schwere Phase mit diesen schrecklichen ZG. Leider kann ich dir da keine große Hilfe sein :(
Und das mit dem Alleinsein und den anderen Mamas, die immer so strahlen und glücklich sind - tja, das habe ich in der GVB und auch in der RB kaum ausgehalten, habe deswegen auch manchmal geschwänzt :oops: Irgendwann bin ich in die Offensive gegangen und habe das Thema angesprochen - und siehe da: der Schein trügt auch manchmal und es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Ich vermisse manchmal Verständnis und Entgegenkommen von den Menschen, die von meiner Krankheit wissen, aber ich glaube, wenn man so etwas nicht selber erlebt hat, ist Verständnis vielleicht auch etwas vielverlangt...

Ich will dir sagen: du bist keineswegs unnormal, du kannst nichts dafür, daß du so denkst und du bist auf dem richtigen Weg, dagegen anzukämpfen.
Ich wünsche dir alles Gute
meiki
Harley35

Danke für die lieben Antworten!

Beitrag von Harley35 »

Hallo,
ich komme leider nicht ganz so oft an den PC wegen unserer kleinen Quaktasche, aber ich habe mich riesig über die vielen lieben Antworten gefreut! :D
Es tut schon gut zu wissen, daß man nicht alleine ist mit diesen Gedanken und das man verstanden wird.
Ich bin eigentlich nicht der Typ, der sich verstellt und den Leuten vorgaukelt, daß alles super ist, von daher war ich schon geschockt, daß so wirklich gar keine Mädels aus dem GVK oder der Rückbildung offensichtlich genervt sind. Mein Mann meinte zwar auch, die geben das bloß nicht zu! Aber irgendwie machen die wirklich alle einen glücklichen, liebevollen Eindruck... :cry:
Ich habe morgen wieder Termin bei der Therapie und werde die Therapeutin nochmal auf AD ansprechen und was sie davon hält. Die Neurologin kam mir etwas merkwürdig vor, irgendwie trau ich ihr nicht so recht zu, mich richtig eingeschätzt zu haben...
Ich habe zum Glück meine Mutter direkt gegenüber wohnen, die sich auch ein Bein ausreißt für die Kleine, also sie nimmt sie mir schon täglich 1-2 Stunden oder auch mal länger ab (wenn wir mal ins Kino oder zu einer Party gehen, das ist wirklich super!), aber ich komme trotzdem nicht so recht zum abschalten. Dafür bin ich irgendwie auch nicht der Typ.
Ich grübel eigentlich ständig und sehe alles negativ, ich hoffe, daß mir die ADs helfen.
Was mich gewundert hat, daß hier auch soviele Probleme mit der Schilddrüse haben! Ich muß auch L-Thyroxin nehmen, ich wußte gar nicht, daß das auch eine Depression beeinflussen kann... Gut zu wissen!
Ich werde auch einfach versuchen, mich nicht so unter Druck zu setzen, was die Muttergefühle betrifft... Ein bißchen besser ist es mit dem Schreien ja schon geworden und seitdem kommen auch ein paar mehr Gefühle hoch. Mein Mann meint jedenfalls, daß ich eine tolle Mama wäre und das ich schon viel liebevoller mit der Kleinen umgehe ;-)
Ich hoffe, daß sich das noch steigert!
Liebe Grüße an Euch alle und vielen Dank!!
Eure Harley.
Milla

Beitrag von Milla »

Hey liebe Harley!

Schön,wenn unsere Antworten dich so freuen konnten!

Ich war auch überzeugt,die Einzige in meinem Umfeld zu sein,die ein Schreibaby und eine PPD hatte.Und siehe da:dvor ein paar Wochen erzählte mir eine Mutter meiner Mutter-Kind-Gruppe, daß ihr Sohn quasi den ganzen Tag geschrien hat und tagsüber gerade 2x eine halbe Stunde geschlafen hat und eine andere Mama erzählte mir dasselbe über ihren Sohn,der nur still war ,solange sie den Kinderwagen schob ,kaum hat sie angehalten,hat das Schreien wieder angefangen!Und ich dachte:sie hätte ein Musterbaby gehabt,ich sei ein Pechvogel mit meinen 2 Quacktaschen gewesen! :shock:

Nee,es gibt viele Mütter von Schreibabys und viele Mütter mit PPD,aber die wenigsten trauen sich zu,es zuzugeben.Denn oft erntet man mit Zugeständnissen nicht das erhoffte Verständnis und man fühlt sich danach noch einsamer und verzweifelter.

Um so kostbarer sind solche Foren für Betroffenen.Weil man hier offen über seine Gefühle,seine Verzweiflung schreiben kann,die Anderen wissen was wir durchmachen oder durchgemacht haben,denn sie haben das am eigenen Leib erlebt!Und dieses Verständnis,dieser Trost,diese Solidarität tun so gut und helfen,diese schwierige Zeit durchzustehen.Und dann ist es irgendwann mit dem Leid vorbei und man kann die Zeit mit seinem Kind geniessen!

Wieviel mcg L-Thyroxin nimmst du?Ich nehme nur 12,5 mcg im Moment,weil mein Körper höhere Dosen bisher nicht vertragen hat (1.Einschleichsversuch im Mai 2006 mit 25 mcg=extreme Verschlechterung der Unterfunktion,darum Abbruch nach 3 Tagen,2.Einschleichsversuch im Juni 2006 mit 6,25 mcg Erhöhung pro Woche:Überfunktionssymptome ab 18,75 mcg).Mein Nuklearmediziner hat mir geraten zuerst bei 12,5 mcg 6 Wochen zu bleiben,dann machen wir eine Kontrolle des TSH und erhöhen evtl. nochmals um 6,25 mcg.

Ja, die SD-Unterfunktion kann einen Einfluss auf die Psyche haben.Siehe den Artikel in meinen Tipps.Aber das wird von den meisten Ärtzen unterschätzt.Weder meine Hausärtzin noch mein Psychiater haben mir geraten, den Bluttest zu machen.Die Anregung kam von meiner Psychotherapeutin,die selber an Hashimoto leidet.

Schön,daß du deine Mutter zur Entlastung hast.Meine Schwiemu nimmt meinen älteren Sohn am Nachmittag,aber sie will die Kleine nicht dazu nehmen und abends kümmert sich mein Mann um ihn,so daß meine Tochter mir 24/24 Stunden am Rockzipfel hängenbleibt .Sie schläft gerade bei mir im Rücken-im Ergo-denn ich habe schon 2 Male versucht,sie eingeschlafen ins Bettchen zu legen und sie ist jedesmal schreiend aufgewacht-Mann, das nervt!Ich bin froh,wenn die Haushaltshilfe morgen oder Übermorgen kommt-sie ist gerade von der KK genehmigt worden.Mann,bin ich froh darüber!Nur 2 Stunden pro Tag,aber immerhin,besser als gar nichts!Du solltest wirklich versuchen,eine zu bekommen!

Was die Muttergefühle anbelangt:die negativen Gefühle hängen viel mit der nervlichen Belastung zusammen!Mein Mann hatte gerade 2 Wochen Urlaub und hat mir natürlich die Kleine viel abgenommen, bzw. sie war auf ein Mal nicht mehr so anhänglich und ich konnte in Ruhe den Haushalt machen,duschen,usw.Ich habe mich dann nervlich super gefühlt (zudem sie seit 1 Woche durchschläft!) und habe gemerkt,wie ich mich an ihr gefreut habe!Und heute,erster Arbeitstag meines Mannes, holt mich der böse Alltag zurück!Küche aufräumen,Zähne putzen nur mit einem 10Kg-Bündel auf dem Rücken möglich,vorher hat sie beim Kochen nur genervt (Schrank mit Ölflaschen geöffnet,geschrien, weil ich ihn zugemacht habe),Madame,die nur im Tragesack schlafen will,der Rücken , der wie verrückt weh tut,den total verdreckten Boden (GESTERN gesaugt und gewischt!!!) wartet immer noch darauf,gesaugt und gewischt zu werden , aber ich kann es nicht,sonst wird sie vom Staubsauger wach...mensch,ich bin froh,wenn sie vormittags in den KIGA geht und ich 4 Stunden RUHE habe! 8)

Du bist bestimmt eine sehr gute Mama!Nur krank,müde und depressiv,das macht das Mamasein nicht einfach!Aber du wirst es auch schaffen,wie viele Frauen hier! :D

So bis bald!
Sas

Beitrag von Sas »

Liebe Harley,

ich denke, die Frauen im GVK lassen sich das vielleicht nicht anmerken. Ich habe meine Rolle damals perfekt gespielt und habe oft gehört, dass es sooooo schön ist, mich, die glückliche Mami mit der Kleinen zu sehen. Innerlich hätte ich jedes Mal kotzen können. Ich habe auch in meiner Mütterzentrum-Kaffee-Gruppe nie den Eindruck gehabt, dass die Leute dort psychische Probleme haben könnten. Erst als ich mich geöffnet habe, haben die anderen sich auch getraut. Die eine hatte es beim ersten Kind, die zweite steckte grad mitten drin, die dritte war schon aus dem gröbsten raus, war aber noch bei der gleichen Therapeutin wie ich, die vierte hatte sich gerade ne Tavor eingeschmissen, sonst hätte sie nicht kommen können. Und noch eine sagte:" UUUPPS, jetzt wo ihr die Symptome beschreibt, ich habe mich auch 7 Monate so gefühlt. Ist das echt ne Krankheit?" Du siehst, der Eindruck trügt. Ein Außenstehender hätte uns alle für "Happy Mamas" gehalten. Die Darstellung war jedenfalls Oscar-reif.
Ja, Harley, lass Deine Schilddrüse vielleicht auch mal auf Antikörper gegen Hashimoto testen. Eine Unterfunktion kann tatsächlich eine Depression begünstigen.

Liebe Grüße, Saskia
lebenstraum

Beitrag von lebenstraum »

Hey Harley,

ja Milla hat ganz recht, viele Frauen geben es einfach nicht zu, ist ja auch nicht gerade ein schönes Thema das man an die große Glocke hängt,
mich fragte auch letztens eine eigendlch gute Freundin ob ich eigendlich auch nach der Geburt so Heultage gehabt habe, da habe ich geantwortet: Heulmonate und da meinte sie tatsächlich das sie das auch gehabt hat, auch beim Doc war aber sich nicht getraut habe mit jemandem darüber zu sprechen!!
Ich war sowas von erleichtert das es tatsächlich Betroffene in meinem direkten Umfeld gibt!!

Auch meine Mutter nimmt mir unseren Sohn oft ab, ich muß nur fragen und dann gehts fast immer,
wir können uns wirklich glücklich schätzen!!!

LG
Anke
Antworten