PPD nach 4 Jahren?

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Karin Andrea

PPD nach 4 Jahren?

Beitrag von Karin Andrea »

Hallo!

Seit der Geburt meines Sohnes (9.7.2002) leide ich verstärkt unter depressiven Verstimmungen. Vorher hatte ich eine Fehlgeburt in der 14.SSW. Bei Tristan hatte ich in der Frühschwangerschaft Blutungen, dann einen Verkehrsunfall mit Brustbeinbruch und schweren Prellungen im Unterbauch, zwischendurch ging es gut und dann lag ich ab der 29. SSW mit Blutungen und Wehen und schrecklicher Angst ihn zu verlieren im KH . Frühgeburt in der 32. SSW mit Notkaiserschnitt, Intensiv- und Frühgeborenenstation. Von Anfang an hatte ich keine Unterstützung meines Partners, von dem ich mich 2 Jahre nach der Geburt getrennt habe. Auch seitens der Familie kam keine Unterstützung. Ich heulte die ersten 4 Monate jeden Tag (Tristan war ein Schreibaby), hatte und habe noch immer Angst als Mutter zu versagen. Ich bin schon seit Jahren in gesprächstherapeutischer Behandlung. PPD wurde nie festgestellt. Durch einen Beitrag gestern in 3SAT bin ich mir fast sicher, dass es damit zusammenhängt. Ich liebe meinen Sohn sehr, aber manchmal habe ich zu wenig Geduld und bin zu erschöpft. Ich habe immer noch Rückfälle und manchmal das Gefühl, dass ich einfach nicht mehr kann. Ich bin allein erziehend und arbeite 30 Std./Woche.
Den Arzt hatte ich im Haus, weil Tristans Papa Internist ist. Aber der hatte überhaupt kein Verständnis, sondern hat mich dazu noch runtergemacht. Es wäre mein Versagen menschlich und als Mutter. Er hat mir Tristan nie abgenommen, ich konnte mich nicht einmal ausschlafen. Nach der Geburt war ich körperlich (5 Wochen nur Liegen) und seelisch am Ende. Und die Angst – er hing 6 Monate am Herz-Atem-Monitor – hörte nicht auf.
Tristan hat, seit er 3 ist, phasenweise Wutanfälle, bei denen er komplett aurastet, brüllt und auf mich einschlägt. Das ist für mich sehr schwer auszuhalten und manchmal (in einem Tief) flippe ich auch aus und schreie ihn an. Wenn es mir wirklich passiert, dass ich schreie, habe ich die ärgsten Schuldgefühle. Und ich habe große Angst, dass ich ihm dadurch schade. In solchen Situationen stehe ich völlig neben mir und bin oft verzweifelt. Es ist auch schon monatelang gut gegangen und dann im Sommer wieder ein großer Rückfall.

Als ich gestern den Beitrag in 3SAT gesehen habe, kam mir so vieles bekannt vor. Bisher dachte ich immer, das ist nur nach der Geburt.

Kann eine PPD, wenn sie nicht behandelt wird, so lange anhalten? Kann man da noch etwas machen? Und was?
Bolek215

an: Karin Andrea

Beitrag von Bolek215 »

Hallo Karin Andrea,
erstmal herzlich willkommen!
Leider bin ich mit Deiner Frage total überfordert.
Appelliere an die "alten Hasen" sich bei Dir zu melden!

LG
Bolek
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Hallo Andrea,

ich denke schon, dass eine PPD so lange anhalten kann, es gibt hier auch einige Frauen die lange gebraucht haben ihre Krise zu überwinden. Du schreibst aber, dass du in Therapie bist, also tust du doch etwas für deine Depression, oder? Man kann natürlich auch Medikamente nehmen, aber da schreibt dir besser eine Frau, die sich damit auskennt ..:). Ich persönlich habe keine Medikamente genommen ...

Wie gesagt, ich denke durch eine Therapie kann/sollte dir natürlich geholfen werden. Ich würde jetzt mal sagen, dass es dann gar nicht so wichtig ist, ob es eine postpartale Depression oder etwas anderes ist – aber da gehen die Meinungen stark auseinander. Du hast in den letzten Jahren ganz schön viel mitgemacht, da würde wahrscheinlich jede Frau Probleme bekommen, denn es ist bestimmt nich einfach, die ganzen Erlebniss "einfach so" zu verarbeiten.

Liebe Grüße
Julia
Condea

Beitrag von Condea »

Hallo Karin Andrea!

Herzlich Willkommen auch von mir.
Ich denke, daß Dir dieses Forum sehr gut tun wird.
Deine Vorstellung habe ich gelesen und es hat mich sehr berührt und ich frage mich, wieviel Kraft Du gebraucht hast, um das alles bis jetzt durchzustehen?!
Das Dein Mann Dich nie verstanden hat und Dir sogar noch Vorwürfe gemacht hat, das finde ich wirklich traurig. Gerade weil er doch Internist ist, aber was rede ich da, es gibt ja sogar genug Gynäkologen, die sich auf diesem Gebiet überhaupt nicht auskennen.
Ich weiß es ist schwer, aber bitte versuche Dich nicht mit Vorwürfen kaputt zu machen, so wie Du Dich fühlst, so geht oder ging es uns allen, jedem auf seine Weise.
Es ist sicherlich gut, daß Du eine Therapie machst, aber vielleicht könnte Dich Dein Hausarzt an einen Psychiater überweisen?
Ich selbst war nie bei einem und habe (Thanks God) auch noch keine Medikamente gebraucht, aber Du hörst Dich wirklich komplett fertig an.
Ich hoffe, daß Dir diese Forum Mut machen kann und Dir in dunklen Tagen Halt gibt.

Liebe Grüße, Anja.
lola

Beitrag von lola »

Hallo Karin Andrea!


Ja,eine PPD kann sehr wohl so lange anhalten leider :cry:
Ich spreche da aus Erfahrung, bei mir sind es nun vier Jahre her, aber richtig verschwunden ist die PPD immer noch nicht.
Es ist besser geworden, ja, aber nur mit Medikamenten. Ich glaube nicht, dass ich jetzt so dran wäre, wenn ich keine Medis genommen hätte. Keine Ahnung, was dann passiert wäre.
Es ist ganz unterschiedlich, wie lange so etwas dauert. Oft ist nicht bekannt, dass eine PPD sehr lange dauern kann. Aber sie vergeht irgendwann ganz gewiss mit der richtigen Therapie und Unterstützung.

Liebe Grüsse

Lola
Sas

Beitrag von Sas »

Liebe Karin Andrea,

es kann schon sein, dass das bei Dir eine PPD ist. Viele Frauen sind jahrelang unerkannt depressiv nach der Geburt. Auch hier im Forum wärst Du nicht die einzige. Vielleicht meldet sich die ein oder andere noch...
Aber klar kann man noch was machen.
Soweit ich gelesen habe nimmst Du z.B. keine Medikamente. Bei mir waren die Medis meine Lebensretter. Ich nehme jetzt seit 2 Jahren Sertralin und es geht mir bestens. Allerdings dauert es einige Wochen, bis das Medikament wirkt und es kann auch sein, dass das erste nicht das passende ist. Man muss damit ein bißchen probieren.

Vielleicht hast Du auch einen Progesteronmangel.
Da hat unsere Milla einiges darüber geschrieben.

Und hast Du Deine Schilddrüse mal untersuchen lassen? Nach der Schwangerschaft läßt die Schilddrüse manchmal nach oder man bekommt eine postpartale Thyreoiditis. Davon kriegt man eine Unterfunktion, die wiederum psychische Probleme verursachen kann. Das kann man beheben, wenn man Schilddrüsenhormone nimmt.

Du könntest natürlich auch ein Posttraumatisches Belastungssyndrom haben. Bei allem was Du erlebt hast wäre das ja auch kein Wunder.

Lies mal, was unsere sonrisa darüber geschrieben hat: http://www.schatten-und-licht.de/forum2 ... .php?t=314
.Vielleicht findest Du Dich darin wieder?

Auf jeden Fall bist Du hier immer herzlich willkommen, wir sind für Dich da!

LG, Saskia
heli

Beitrag von heli »

Hallo Karin Andrea!

Willkommen im Forum.
Ich glaube, dass du eine "Erschöpfungsdepression" hast.
Eine Bekannte von mir, sie hatte damals 2 kleine Kinder im Alter von 2 und 4 Jahren, hat mal so eine Diagnose vom Neurologen bekommen.
Er wäre auch kein Wunder, wenn du dich immer alleine um deinen Sohn kümmern mußt. Hast du nicht jemanden, der dich mal entlastet? Die Oma oder vielleicht sogar eine Tagesmutter?
PS:
Dein (hoffentlich Ex-Mann) versteht leider überhaupt nix.
Traurig, solche Aussagen von einem Arzt.
LG
Helga
Karin Andrea

Liebe Saskia!

Beitrag von Karin Andrea »

Ich weiß nicht, ob mir Medikamente wirklich helfen seelisch stabiler zu werden. Meine Psychotherapeutin meinte, es ist nicht notwendig bei mir. Und mir geht es nur von Zeit zu Zeit schlecht, die Abstände werden größer. Das Schlimme für mich ist, das es unmerklich kommt und mein Sohn, der sehr sensibel ist, dann voll darauf einsteigt und wir manchmal in eine Krise schlittern. Ich möchte lernen rechtzeitig STOPP sagen zu können, ohne dass ich überfordert bin. Ich möchte diese Löcher umgehen lernen. Die Zeiten dazwischen genieße ich schon sehr mit meinem Sohn.

Bezüglich Schilddrüse: Ja, ich habe ein Problem, aber mit einer leichten Überfunktion, obwohl ich schon operiert bin. Seit ich Tristan habe, schaffe ich es auch nicht ein Gramm zuzunehmen. Ich habe 8 Kilo weniger als vor der Geburt und laufe immer auf Hochtouren. Kann eine Überfunktion auch Depressionen verursachen?

Lg
Karin Andrea

Liebe Sarah!

Beitrag von Karin Andrea »

Erschöpfungsdepression klingt einleuchtend. Wie hat sich das bei deiner Bekannten geäußert bzw. was hat sie dagegen gemacht?

Meine Mutter springt nur manchmal ein, Tristans Papa holt ihn einmal/Woche vom KiGa ab, ich arbeite dann meist länger. Ab dieser Woche soll Montag Abend eine Babysitterin kommen und ich kann ins Fitness Studio. Naja, diese Woche musste ich schon mal verschieben, weil Tristan krank wurde. Hab die letzten Tage Pflegeurlaub aufgebraucht.
Tristans Papa schreibt mir zwar die Bestätigung, aber er kam nicht auf die Idee zu fragen, was ihm fehlt. Typisch für ihn, ärgert mich trotzdem jedesmal wieder.

lg
blaugelb

Beitrag von blaugelb »

Hallo,

es ist nicht leicht zu beurteilen, was zuerst da war- das Kind oder die depression, besonedrs, da schon viel Zeit vergangen ist.

Fakt ist, es geht Dir oft schlecht, Du hast große Schuldgefühle, Versagensängste und stehst unter großem Druck- und das schon seit langem.

Warum ist Deine Therapeutin denn gegen Antidepressiva?

Ich selbst habe erst zwei Jahre nach der Geburt meiner Tochter festgestellt, dass ich eine PPD habe und bin seit knapp zwei Monaten in Behandlung, auch medikamentös, und es geht mir schon viel besser.

Wende Dich doch mal an einen Spezialisten für dieses Thema; hier auf der Homepage gibt es ein solches Verzeichnis.

Alles Gute und viel Kraft!

blaugelb
blaugelb

Beitrag von blaugelb »

Hallo,

es ist nicht leicht zu beurteilen, was zuerst da war- das Kind oder die Depression, besonders, da schon viel Zeit vergangen ist.

Fakt ist, es geht Dir oft schlecht, Du hast große Schuldgefühle, Versagensängste und stehst unter großem Druck- und das schon seit langem.

Warum ist Deine Therapeutin denn gegen Antidepressiva?

Ich selbst habe erst zwei Jahre nach der Geburt meiner Tochter festgestellt, dass ich eine PPD habe und bin seit knapp zwei Monaten in Behandlung, auch medikamentös, und es geht mir schon viel besser.

Wende Dich doch mal an einen Spezialisten für dieses Thema; hier auf der Homepage gibt es ein solches Verzeichnis.

Alles Gute und viel Kraft!

blaugelb
heli

Beitrag von heli »

Liebe Karin Andrea!

Die Erschöpfungsdepression hat sich bei meiner Bekannten insofern geäußert, dass sie schon morgens weinen mußte und das Gefühl hatte, den Tag mit den 2 kleinen Kindern nicht zu schaffen.
Sie hat gegen die Depression AD erhalten und ihr Mann hat sich nach der Arbeit mehr um die Kinder gekümmert, sodaß sie auch mal was für sich machen konnte.
Es geht ihr jetzt schon wieder sehr gut und die AD konnte sie auch erfolgreich absetzen.
Also du brauchst keine Angst haben, dass du AD dein "Leben lang" nehmen mußt.
lg
Helga
Sas

Beitrag von Sas »

Liebe Karin Andrea,

ja, eine Überfunktion der Schilddrüse kann auch eine Depression verursachen oder begünstigen. Hast Du einen guten Spezialisten? Wenn nicht, schau mal hier: http://www.schilddruesenspezialisten.de/
Bei meiner Depri damals hat so ziemlich alles eine Rolle gespielt. Erschöpfung, Schlafmangel, Blutverlust, Hormone, Überforderung. Aber eben auch die Schilddrüse. Ich habe Hashimoto, was einhergeht mit einer Unterfunktion.
Nachdem Du auch ein SD-Problem hast würde ich das auf jeden Fall abklären lassen. Liebe Grüße, Saskia
karin

Beitrag von karin »

Liebe Karin Andrea,
hast du dir mal bewusst gemacht, durch was du da alles durch musstest in den letzten Jahren... Der Notkaiserschnitt, das Kind am Herz- Atem- Monitor, ein Schreikind, keine Unterstützung durch die Familie... Das ist ein ganz schönes Paket. Kein Wunder, sondern eher total normal, dass es dir schlecht geht.
Mir ging es vielleicht ähnlich. Eigentlich bin ich geduldig, geerdet und gelassen, aber es gab Momente, da glaubte ich den Verstand zu verlieren und erkannte mich selbst nicht mehr.
Nach ca. 5 Monaten habe ich mir Hilfe gesucht, hatte aber immer noch den Ehrgeiz, mich ohne Tabletten zu stabilisieren. Auch die Psychologin gewann bei meinen recht souveränen „Auftritten“ diesen Eindruck.
Ich hatte aber immer wieder schlimme Einbrüche mit Versagensängsten, depressiven und Fluchtgedanken etc. Manchmal hatte ich auch den Eindruck, dass sich die Abstände zwischen diesen Einbrüchen erweitern...
Wenn sie kamen, waren sie sehr heftig!
Nach 9 Monaten habe ich mit einem AD begonnen. Ich habe mir gesagt, dass ich bei einer Migräne ja auch nicht einfach warte, dass sie vorbei geht oder versuche, sie wegzuatmen.
Das AD hat mir (zusammen mit einer Psychotherapie) sehr geholfen. Probleme sind keine Lawinen mehr. Ich kann die Dinge wieder aus der Distanz betrachten und mit der notwendigen Gelassenheit angehen. (Ich werde nicht durch die Pharmaindustrie gesponsert!)
Irgendwann wird auch das AD wieder aus meinem Leben verschwinden.
Keine Ahnung, ob das dann eine PPD oder Posttraumatische Belastungsstörung war...
Du wirst für dich entscheiden, ob die Hilfe, die du dir bisher gesucht hast, ausreichend ist.
Ich wünsche dir viel Kraft und Glück.
Karin
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