Ich und meine Geschichte

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miss-talitha

Ich und meine Geschichte

Beitrag von miss-talitha »

Hallo liebe Frauen,

ich schreibe heute zum ersten Mal im Forum und möchte mich vorstellen.
Meine Tochter Norea ist jetzt 16 wochen alt und meine jetzige Depression hat viel mit meinen Lebensbedingungen zu tun. Ich bin erst zwei Wochen vor ihrer Geburt von Freiburg nach KA gezogen, hier lebt mein Partner, Noreas Vater. Die Entscheidung für den Umzug war nicht leicht, und unsere Beziehung war schon in der Schwangerschaft oft am Kippen, aber ich wollte uns eine Chance geben und Norea die Möglichkeit, mit ihrem Vater zusammenzuleben. Nun bin ich also in KA, habe mein ganzes soziales Umfeld aufgegeben und fühl mich von Tag zu Tag isolierter und einsamer. Habe Heimweh nach Freiburg, fühle mich hier heimatlos.
Ich kenne solche Gefühle natürlich von früher und ich habe früher auch Fluoxetin genommen und ab der Schwangerschaft abgesetzt. Aber nun kommt zu diesen depressiven Gefühlen auch noch das totale Angebundensein durch meine Tochter.
Ich habe mittlerweile Angst vor jedem neuen Tag, hoffe immer schon morgens auf den Abend und hab das Gefühl, mein Leben hat aufgehört. Ich empfinde sie immer mehr als Belastung als als Freude und bin darüber sehr traurig und schäme mich auch für diese Gefühle. Ich hatte mich so sehr auf das Kind gefreut und fühl mich jetzt wie "vom Leben verarscht", weil alles so ganz anders ist, als ich dachte, und vor allem ich so anders bin, als ich dachte. Ich bin so enttäuscht von mir. Ich bin nicht von Hausarbeit und Alltag überfordert, sondern spür vor allem Leere und Langeweile und Sinnlosigkeit. Und immer wieder sag ich mir, dass das Dasein für ein Kind eine absolut sinnvolle Aufgabe ist, aber ich spüre das nicht. Ich rausche immer mehr rein in diese Hoffnungslosigkeit und was es noch schlimmer macht ist, dass ich hier keine Freunde habe. Nur oberflächliche Kontakte zu lauter glücklichen Mamis Nun bin ich soweit, dass ich wieder Tabletten nehme, Paroxetin, 20 mg, damit stille ich auch weiter.
Hatte vor einer Woche vor lauter Kummer eine Brustentzündung. Und Norea ist sehr unruhig und schreit viel und seit zwei Wochen wieder noch mehr. Ich kann emotional grad gar nicht für sie da sein und ich denke, das spürt sie. Ja, und dann hab ich das Forum entdeckt und fühle mich davon sehr angesprochen. Ich freu mich sehr auf den Austausch mit Frauen in ähnlichen Situationen.

Herzliche Grüße,
miss-talitha
ticaju

Beitrag von ticaju »

Hallo, miss-thalita!

Schön, daß Du ins Forum gefunden hast. Bin auch seit ein paar Tagen dabei und es hat mir bis jetzt wirklich viel geholfen mich auszutauschen. Zumals ich erst im Januar mit meiner Therapie weitermachen kann.

Ich denke mal, daß bei Dir zwei bzw. drei Probleme zusammen kommen. Kinderkriegen ist schon nicht so einfach, wie man sich das vielleicht gedacht hat. Ich habe auch immer gedacht, daß es mich total ausfüllt und ich den ganzen Tag voller Freude mit meinem Kind verbringe. Sozusagen die "24-Std-Dauerglücklich-Mami". Na ja, Pustekuchen. Mir geht es auch sehr oft so, daß ich mich langweile und frage:"Was mach ich eigentlich hier?. Den ganzen Tag Kinderanimateur!" Das Problem ist, daß wir ja jetzt ein komplett anderes Leben als vorher führen. Nur zu Hause sein mit dem Kind. Daran muß man sich erst mal gewöhnen. Dann bekommt man auch nicht mehr so die Bestätigung wie vorher im Job. Z.B. mal durch ein Lob vom Chef, eine Gehaltserhöhung oder einfach nur eine zu Ende gebrachte Arbeit/Projekt. Die Bestätigung bekommen wir nur von unseren Kindern, indem sie uns jeden Tag zeigen, wie sehr sie uns lieben.
Dann bist Du umgezogen. Fern der Heimat. Auch das kenne ich. Habe zwar schon lange vor der Schwangerschaft meine Heimat verlassen (auch der Liebe wegen), habe aber nie wirklich Anschluß gefunden. Erst durch mein Kind hab ich wirklich mal zu anderen "Gleichgesinnten" Kontakt bekommen. Und dann sind wir wieder umgezogen. Aber da hab ich auch direkt dafür gesorgt, daß es so weiter geht wie bisher. Ich habe mich z.B. im PEKIP und Baby-Schwimmen angemeldet. Eine Sache, die Du eventuell auch machen könntest...? Und laß Dich dabei nicht von anderen vermeintlichen Übermuttis unterkriegen. Die kochen auch nur mit Wasser und es ist auch nicht alles Gold, was glänzt.
Das alles begünstigt vielleicht auch wieder die Stimmung, in der Du Dich jetzt befindest. Versuche nach vorne zu schauen. Wir helfen Dir bestimmt gerne dabei.

Liebe Grüße

Christina
Sas

Beitrag von Sas »

Liebe Talitha, ich begrüße Dich auch ganz herzlich hier. Schön, dass Du Dich uns öffnest. Deine Gefühle kennen glaube ich ganz viele hier. Du kannst Dir gerne meine Geschicht mal durchlesen. Ich hatte eine postpartale Psychose und war drei Monate in der Klinik. Jetzt geht es mir seit einiger Ziet wieder sehr gut, woran ich lange nicht gelaubt hatte. Ich bin durch Medikament und vor allem durch kognitive Verhaltenstherapie geheilt worden, aber es gibt auch alternative Wege. Du mußt jetzt halt Deinen finden. Ich denke, dass meine PPP auch unter anderem ausbrach, weil ich hier keine Verwandtschaft habe. Ich bin eigentlich aus M, arbeite noch immer da und habe dort fast meinen gesamten Freundeskreis. Meine Eltern wohnen ein Stück südlich von M und ich ca. 80 km nördlich (der Liebe und der Ausbildung wegen) eigentlich gefiel es mir hier immer gut, aber ich war ja schließlich auch jeden Tag in meiner Heimatstadt. Das war nach der Geburt nicht mehr so einfach möglich. Dann noch der Schlafmangel, der Blutverlust usw. Nun ja....Kann Dich also sehr gut verstehen. Ich bin auch ca. 1 Monat vor der Entbindung in eine neue Wohnung gezogen. Zwar im gleichen Ort, aber trotzdem wars stressig. Und was die Übermamis betrifft : da ist echt auch nicht immer alles Eitelsonnenschein. Du weißt ja selber: man will sich immer besonders toll darstellen. Du reisst Dich sicher auch oft zusammen. Gibt es jemanden, der von Deiner Krankheit weiß? Was sagt Dein Partner. Hilft er Dir?
Weißt Du mich hat mal eine völlig überforderte Mutti gefragt, wie ich das alles so perfekt schaffe. Ich sähe so glücklich und ausgeglichen aus.
Ich habe sie erstmal gedrückt und mußte ein bißchen lachen.Meine Antwort: Ich habe ja auch ne tolle Psychiaterin, die mich wieder hinbekommen hat. Siehst Du, ich gehöre jetzt anscheinend auch zu den vermeintlichen "Übermamis" und ich bin echt keine (*Grins*). Ich wollte Dir eigentlich nur sagen: Verzage nicht, es vergeht wieder. Wir helfen Dir dabei. Es gibt hier glaube ich schon einige andere Frauen aus KA. Vielleicht meldet sich jemand?

Liebe Grüße, Saskia
miss-talitha

Beitrag von miss-talitha »

Hallo nochmal,

ja, herzlichen Dank für eure Antworten.
Es ist ein Wunder geschehen - meine Medis wirken!!! Gestern hab ich's zum ersten Mal gespürt. Es war Sonntag und ich hatte keine Sonntags-Depression wie in den letzten Monaten jeden Sonntag. Meine äußeren Umstände sind immer noch die gleichen, es hat sich nur nicht bedrohlich oder lebens-unwert angefühlt. Das ist jetzt mein dritter STart mit SSRI und jedesmal erleb ich das so, dass ich eine Situation, in der ich sonst depressiv war, plötzlich nicht mehr so wahrnehme. Bin wie jedes Mal soso dankbar, dass es die Medis gibt.
Puh, grade noch rechtzeitig vor Weihnachten, dem Depri-Auslöser schlechthin... Geht's euch auch so, dass Weihnachten alle Wunden noch stärker spürbar macht?
herzliche Grüße,
miss-talitha

Paroxetin, 20 mg
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