Kann das PPD sein?

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Gia

Kann das PPD sein?

Beitrag von Gia »

Hi zusammen,

ich bin noch 30 Jahre alt und komme aus dem Raum Tübingen.

Im Oktober habe ich meine Tochter auf die Welt gebracht und eigentlich sollte alles toll sein: sie ist gesund, mein Mann ist super und trotzdem fühle ich mich nicht gut. Ich habe das Gefühl nicht mehr besonders viel Wert zu sein und denke ständig daran dass ich sowieso keine Arbeit mehr finden werde wenn ich wieder will.

Von Anfang an: Ich habe im Januar eine neue Stelle angefangen, die bis 31.12. befristet war. Dann wurde ich schwanger. Wir hatten uns das schon gewünscht aber irgendwie ging es mir doch etwas schnell. Ich erzählte das gleich meiner Vorgesetzten (was ich nie mehr so früh machen würde). Das Ergebnis war dass sie hin und her überlegte wie sie meinen Vertrag umwandeln könne. Heimlich liess ich mich von einem Anwalt beraten, aber ihr Vorgesetzter sagte schließlich dass es nichts zu ändern gebe. Also lief mein Vertrag ganz normal weiter und zum Ende des Jahres aus. Laut meinem Anwalt hätte ich versuchen können auf eine Verlängerung zu bestehen aber da ich zu Hause bleiben wollte für meine Kleine tat ich es nicht. Der Job hat mir richtig Spass gemacht und ich hätte mir gut vorstellen können dort zu bleiben.
So und nun bin ich seit 1.1. Hausfrau ohne eigenes Einkommen, ohne Erziehungszeit nach der ein Job auf mich wartet. Und ich fühle mich total leer. Den ganzen Tag bin ich allein mit meiner Kleinen und mir fehlt meine Spontaneität, meine Hobbies und vor allem Anerkennung. Wenn jemand anruft geht es immer nur um die Kleine, keinen interessiert wirklich wie es mir geht. Das geht einem ganz schön auf die Nerven. Und wenn ich es mal andeute, dann wird es immer abgetan…
Ein paar Tage lang oder auch 2-3 Wochen ist alles gut und dann auf einmal kriege ich eine richtige Krise: da ist dann alles schlecht, ich muss weinen und würde am liebsten die Zeit zurückdrehen. Gleichzeitig kriege ich ein schlechtes Gewissen, dass ich mich an meiner Situation nicht erfreuen kann. Meine Schwester wünscht sich schon lange ein Kind und es klappt nicht, die hat einen Grund sich traurig zu fühlen. Letztes Mal habe ich meinen Mann gebeten er solle mich hauen, dann hätte ich einen Grund warum es mir schlecht geht. Er hat es nicht getan, hat mir zugehört und schliesslich bin ich eingeschlafen. Am nächsten Tag ging es mir besser nur das schlechte Gefühl und vor allem das schlechte Gewissen ist geblieben.
So einen Anfall habe ich eher am Wochenende wenn mein Mann da ist, den Rest der Woche habe ich mich im Griff. Der letzte richtige Anfall ist schon 2 Wochen her. Heute geht es mir nicht ganz so gut. Ich habe mal wieder den ganzen Tag mit niemandem gesprochen ausser mit meiner Tochter, was ja nicht sehr tiefgründig ist. Dann haben ich nach Stellen gesurft, weil ich dachte vielleicht kann ich ja doch ein paar Stunden arbeiten. Aber wen wundert es, nichts dabei. Ich frage mich wozu ich denn studiert hab wenn ich jetzt zu Hause sein soll. Wegen dem Geld müsste ich gar nicht arbeiten gehen. Das von meinem Mann reicht, aber ich habe Probleme sein Geld auszugeben.
Ich traue mich nicht mit jemand darüber zu reden und denke dass ich das schon in den Griff kriege, aber ich bin mir nicht sicher.
Und dann gibt es aber auch schöne Tage, wo es mich nicht stört zu Hause zu sein, wo ich richtig was auf die Reihe kriege und auch Spass habe.
Ich hatte mal mit meinem Frauenarzt darüber gesprochen, und der hat gesagt solche Stimmungsschwankungen hängen auch mit der Hormonumstellung zusammen und dass es auf jeden Fall besser wird wenn ich nicht mehr stille. Stimmt das?
Dann habe ich gelesen dass es auch mit der Schilddrüse zusammenhängen kann. Ich habe seit 15 Jahren eine Unterfunktion und schlucke seitdem Thyroxin. Ich überlege ob ich mal meine Werte von meinem Hausarzt überprüfen lassen soll?
Naja, was ich aber vor allem wissen will, ist ob das nun alles normal ist oder ob es sich um PPD handeln könnte.

Grüße
Gia
bellami1983

Beitrag von bellami1983 »

Hallo liebe Gia,

herzlich willkommen bei uns! Ich finde es schön, dass du viel Einblick in deine derzeitige Situation gibst, so kann vielleicht für dich der innere Druck auch etwas nachlassen, wenn man etwas niederschreibt.

Ob es sich tatsächlich um eine PPD handelt, kann ich nicht beurteilen, hast du schonmal überlegt dich auch an einen Psychiater zu wenden? Was ich allerdings auf jeden Fall vorher oder gleichzeitig abklären würde ist, wie es mit deinen Schilddrüsenwerten aussieht. Vielleicht hat sich auch da etwas verändert.
Hattest du vor der Geburt schon einmal psychische Probleme?

Auf jeden Fall kann ich das, was du schreibst, voll und ganz nachvollziehen, denn ich kenne viele Sachen auch von mir. Ich habe allerdings auch noch den Schritt mit der Schilddrüse vor mir. Da können dir andere Mädels sicher besser weiterhelfen als ich.

Ich wäre wirklich dafür, deine Werte abklären zu lassen und dich letztendlich an einen Psychiater oder einen Psychologen zu wenden. Fachleute können das am besten einschätzen. Vielleicht kannst du auch eine Empfehlung vom Hausarzt bekommen.

Es ist schön dass du hier bist, wir hören gern zu und versuchen untereinander zu helfen wo wir können. Ich finde es total schön die Mädels hier gefunden zu haben und möchte sie nimmer missen.

LG Isabell
Sas

Beitrag von Sas »

Liebe Gia,
Herzlich willkommen hier. Ich weiß nicht, ob Du eine Depression oder was anderes hast, das kann letztlich auch nur ein Arzt beurteilen. Es ist auf jeden Fall gut, wenn Du Deine Schilddrüse checken läßt, denn die kann während der Schwangerschaft nachlassen. Und eine UF kann eine Depression auslösen oder verstärken. Wenn das anhaltend ist, dann geh auf jeden Fall zu einem guten Psychiater. Und hast Du eigentlich schon mal einen Test auf Hashimoto-Thyreoiditis gemacht? Den macht man durch Blutabnahme und Bestimmung der Antikörper MAK, TPO-AK, Thyreoglobulin-AK). Dann weißt Du, ob DU evtl. eine fortschreitende autoimmune Erkrankung hast, die die Schilddrüse befällt. Keine Sorge, das lässt sich zwar nicht heilen, aber sehr gut behandeln. Du mußt halt einfach öfters kontrollieren lassen, ob die Werte noch stimmen und dann ggf. L-Thyrox erhöhen.
Du kannst gerne meine Geschichte lesen. Beim Ausbruch meiner Krankheit hat die Schilddrüse sicher u.a. eine Rolle gespielt, aber nicht nur. Du solltest Dir auch einen guten Psychiater/Neurologen suchen. Vielleicht steht ja jemand auf der homepage von Schatten und Licht?

Liebe Grüße und ich drück Dich, Saskia
sarah

Beitrag von sarah »

nur ganz kurz ...

wofür gibt es eigentlich frauenärzte. ich könnte schreien, wenn ich lese oder auch selber erlebe, was die für aussagen tätigen.

glg, sarah
momo

Beitrag von momo »

Liebe Gia,

es könnte schon eine Depression sein, was Du da beschreibst, am besten lässt Du das mal abchecken.

Eine Freundin von mir ist Psychlogin und die definiert den Handlungsbedarf gar nicht nach objektiven Krankheitsmerkmalen sondern sagt, wenn die Lebensqualität eingeschränkt ist, soll man was tun. Das hat mir geholfen, den Hintern hochzukriegen, weil meine Depression auch nicht so schlimm ist, dass ich akuten Handlungsbedarf gehabt hätte.

Dass Dich diese Situation mit Deinem Job runterzieht, kann ich so gut verstehen. Als Florian 6 Monate alt war, habe ich wieder angefangen, zu arbeiten. 4 Stunden pro Woche. Das war nicht viel, hat mir aber total viel gebracht, vielleicht sogar das Schlimmste verhindert in Sachen Depression. Was hast Du denn vor der Geburt gemacht? Gibt es nicht irgendwas, das Du tun könntest? Und wenn es Nachhilfe ist (vielleicht sogar im Tausch gegen Babysitting)? Oder eine Weiterbildung? Oder eine Sprache lernen? Das hilft natürlich alles nicht gegen die finanzielle Abhängigkeit, aber bringt Dich auf andere Gedanken und Du beweist Dir, dass Du es "noch kannst".

Ach ja, und das Gefühl, plötzlich zählt nur noch das Kind, das kenne ich auch. Bei mir ist es vor allem mit meinem Mann so, dass ich mit der reduzierten Aufmerksamkeit nicht klar komme.

Also, Du bist hier bestimmt richtig, ob das nun eine Depression ist oder nicht. Herzlich Willkommen!

Liebe Grüße
Momo
Maria

Beitrag von Maria »

Hallo Gia,

auch erstmal ein Herzlich Willkommen von mir!
Nun, ich weiß auch nicht, ob es eine Depression ist, was du hast, auch wenn es sich so anhört, wie die anderen schon sagen: das muss ein Arzt entscheiden.
Das mit der Arbeit kenne ich auch, ich habe vor meiner ersten Schwangerschaft auch gearbeitet, bin dann aber zu meinem Mann gezogen nach NRW. Seitdem sitze ich die meiste Zeit zu Hause, und habe höchstens noch Aushilfsjobs angenommen, die sich nicht mit der Arbeit meines Mannes überschneiden, um wenigstens etwas rauszukommen.
Ich kann auch von mir behaupten, dass die Arbeit, auch wenn es nur für zwischendurch ist, mich ablenkt und mir vor allem gut tut.
Naja, und es hilft wenigstens ein bißchen gegen die finanzielle Abhängigkeit.

Ich finde es übrigens toll von deinem Mann, dass er dir zugehört hat, ich konnte mit meinem Mann nie so offen reden, er hilft mir auf andere Weise.

Liebe Grüße
Maria
Gia

Tomineurin von einem Arzt der mir unsympathisch ist?

Beitrag von Gia »

Hallo zusammen,

erst mal danke für die lieben Tipps. In der Zwischenzeit war ich bei meinem Hausarzt und der war ganz toll. Er hat sehr genau meine Situation abgeklärt und gleich gemeint, dass er all meine Werte checkt. Vorallem auch weil ich in letzter Zeit starke Knieschmerzen und Haarausfall habe. Parallel hat er empfohlen, dass ich zur Psychotherapie gehe, und wenn es nur dazu ist mein Selbstwertgefühl zu steigern. Ich bin an diesem Tag nach Hause gekommen und hatte das Gefühl richtig ernst genommen zu werden.
Heute war ich bei einer Psychiaterin, die mir von meiner Hebamme empfohlen wurde. Und da muss ich sagen, war es total .... Ich hatte hinterher das Gefühl dass es nur noch bergab geht. Hab michmittlerweile wieder selber aufgepäppelt. Ich hab gar nicht soviel erzählen können, und schon hatte sie die Diagnose gestellt und erklärt dass man hier bloss mit Medikamenten behandeln kann. Gespräche würden gar nichts bringen. Da würde man nach dem Gespräch wieder gleich in sein Loch fallen. Ausserdem sprach sie davon dass sich viele depressive Patiensten scheiden lassen und dass ich wohl ein mittlerer bis schwerer Fall sei. Aber von dem was ich erzähle nur ein leichter. Dabei hatte ich ihr genau erzählt wie es mir geht. Sie hat mir dann ein Rezept (Tomineurin)mitgegeben und einen neuen Termin gemacht, damit ich ihr sage wie ich mich entscheide. Die war mir total unsympathisch und ich hab mich von ihr so behandelt gefühlt, als ob sie mich gleich in eine Schublade gesteckt hat. Sie ist gar nicht darauf eingegangen, das ich ganz gern weiterstillen würde und mir das jetzt zu stressig wäre so schnell abzustillen.
Jetzt werde ich noch mal mit meinem Hausarzt reden, der war eindeutig der bessere Gesprächspartner und ich denke dann zu jemand anderes gehen. Ich schau gleich mal auf die Liste ob da jemand in der Nähe ist.

Liebe Grüße
Gia
Gia

sorry ich meinte Trimineurin...

Beitrag von Gia »

hatte mich vertippt...
Milla

Beitrag von Milla »

Liebe Gia! :D

Zuerst Willkommen bei uns! :D

In vielem was du erzählst,erkenne ich mich wieder:
*dieses Gefühl von sozialer Isolation
*das Gefühl,von einem Mann komplett abhänhig zu sein
*die Leere
Usw.

Das,was dein Frauenarzt dir gesagt hat,stimmt meinen Kenntnissen nach nicht:ich habe meinen Sohn (erstes Kind) 5 Monate lang voll gestillt,8 Monate insgesamt und obwohl die 6 ersten Monate mit ihm sehr stressig waren, weil er tagsüber kaum schlief und viel schrie und nachts jede 2.Stunde an meiner Brust nuckelte,bekam ich keine Depression.Im Gegenteil,als er endlich mit 6 Monaten durchschlief,erholte ich mich von den Strapazen innerhalb ein paar Wochen und war dann körperlich wie psychich topfit!

Deine Depression hängt sicher mit einer Schilddrüsenunterfunktion zusammen.Denn diese Symptome :starker Haarausfall und Knieschmerzen sind typische Symptome einer Unterfunktion.

Darum solltest du auf jeden Fall deine Schilddrüsewerte bei einem guten Arzt prüfen lassen und gegebenfalls die Dosis L-Thyroxin erhöhen.Dann wird es dir bestimmt besser gehen.

Hat dir ein Arzt schon gesagt,warum du diese chronische Unterfunktion hast?

Wie Saskia schon schrieb,empfehle ich dir nach der Ursache dieser Unterfunktion zu forschen,denn dahinter könnte eine chronische Entzündung der Schilddrüse stecken,die eine etwas andere Behandlung erfordert als eine reine Unterfunktion,nämlich die Krankheit Hashimoto.Oft erleben betroffene Frauen nach der Geburt einen Schub,sprich ihr Immunsystem greift die Schilddrüse wieder an,diese produziert dann weniger Hormone,so daß die Hormondosis L-Thyroxin nicht mehr ausreicht.Die Symptome der Unterfunktion wie Depression,Kraftlosigkeit,Haarausfall,Muskel und Gelenkeschmerzen,usw. treten dann wieder auf.

Um diese Krankheit zu diagnostizieren soll man sich am Besten an einem guten Facharzt wenden (Endokrinologe mit Schwerpunkt Schilddrüse oder Nuklearmediziner) und darauf bestehen,daß er folgende Untersuchungen durchführt:
*Ultraschall der Schilddrüse (Entzündung ist meist am US erkennbar)
*Messung im Blut der Antikörper TPO-AK,TG-AK (oder TAK),TRAK.

Meist ist einer der Antikörper (oder mehrere) positiv und/oder der Ultraschall ist auffällig.

Hier kannst du dich über die Krankheit informieren:

http://www.hashimotothyreoiditis.de/

Ich schicke dir weitere Informationen per PN.

Ich wünsche dir viel Kraft und eine sehr schnelle Besserung!

LGMilla

PS Wenn du dich von dieser Psychiaterin nicht ernst genommen fühlst,dann suche dir einen anderen Psychiater!

Du kannst also ruhig weiter stillen! :D
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