Noch eine Neue mit viel Angst....

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AnneX

Noch eine Neue mit viel Angst....

Beitrag von AnneX »

Hallo, ich bin neu hier und traue mich nun endlich, auch aktiv zu schreiben.
Ich bin 35 Jahre alt und habe einen fast 5 8 Monate alten Sohn, ein absolutes Wunschkind, das ich über alles liebe.
Die ersten Wochen - so meine Erinnerung - waren super, ich, die eigentlich zum Grübeln neigt, habe endlich mal ohne viel Nachdenken gemacht, was ich instinktiv für richtig hielt, gestillt, gekuschelt etc. Nach ca. zwei Monaten fing dann das Grübeln wieder an. Und die Angst. Angst, eine schlechte Mutter und überhaupt ein schlechter Mensch zu sein, meinem wunderbaren Kind nicht gerecht zu werden, alles falsch zu machen, ihm nicht genug Liebe zu geben, ihn leiden zu lassen, etc. Und die Angst, dass er sich wehtut, weil ich nicht genug aufpasse. Wie oft ich wegen Lappalien meinen Kinderarzt angerufen oder wie verrückt im Internet gesurft bin. Alles läuft auf zwei Fragen hinaus, die ich mir beinahe täglich stelle: Ist er glücklich? Und: Mag/liebt er mich? Meistens werde ich traurig, wenn ich mich das frage, obwohl er einen wirklich fröhlichen, fidelen Eindruck macht – das sagen auch alle, die ihn bisher gesehen haben. Mein Mann sagt immer, ich soll doch froh sein, einen solchen hübschen, aufgeweckten Sohn zu haben und das bin ich auch, aber dennoch mache ich mir Gedanken.

Jetzt ist noch ein Gedanke dazugekommen, der mich sehr erschreckt, die Angst, meinem Kind was anzutun, ihn zu schlagen und es nicht zu merken bzw. hinterher nicht zu wissen - auch wenn tausend mehr oder weniger rationale Gründe dagegen sprechen.
Das habe ich seit einem „Ereignis“ vor zwei Monaten

Mein Kind hat den ganzen Tag lang ausnahmsweise recht viel geschrieen. Am Abend war ich dann so zermürbt, dass ich einen Moment lang wahnsinnige Wut auf ihn hatte und so was im Kopf hatte wie, „gleich gibt’s ein paar…“. Das hat mich so wahnsinnig entsetzt, dass ich bei einem so geringfügigen Anlass so reagiere, ich saß dann da wie vor den Kopf gestoßen und dachte nur, oh je, wann haust du ihm, deinem geliebten Baby wirklich mal eine runter. Ich habe mich so geschämt. In der Nacht bin ich dann aufgewacht mit Herzklopfen und hatte nur einen Gedanken im Kopf: du hast Deinem Kind eine Ohrfeige gegeben. seither sind die Zweifel da, nach dem Motto: ich weiß, dass ich nichts getan, sondern nur gedacht habe – bist du dir sicher? – könnte es nicht vielleicht doch sein? – nein, sicher nicht – aber wenn doch? Kann man so etwas tun und dann nicht mehr wissen? – etc.
Mittlerweile bin ich völlig durchgeknallt und zweifle sehr an mir. Wenn ich ganz ruhig nachdenke, dann weiß ich zwar, dass ich nichts getan habe, zumal ich dann sicher noch viel schlechter drauf gewesen wäre und mir noch ganz andere Vorwürfe gemacht hätte. Und sofort meinem Mann gebeichtet hätte, als der abends kam. Sicher hätte ich mich auch tausendmal gefragt, ob ich ihm wehgetan hätte. Das war aber überhaupt kein Thema für mich. Aber dennoch sind da immer wieder die Zweifel. Mein Mann hat die gar nicht, sagt immer nur, selbstverständlich sei da nichts gewesen, da ist er sich hundertprozentig sicher. Das hilft mir aber leider auch nicht so recht weiter. Ich traue mir nicht. Andererseits bin ich doch nicht völlig daneben und es ist ja auch nicht generell so, dass ich nicht mehr weiß, was ich tue. Und es ist mir natürlich auch peinlich, sehr peinlich sogar. Ich denk dann auch immer, ich bin die Einzige, der es so geht, alle Mütter sind glücklich, nur ich denke ständig an so Dinge wie Versagen – und jetzt auch noch das Gewalt-Thema…

Solche Zweifel hatte ich jetzt noch ein paarmal ganz schlimml. Habe ich ihm was getan, war das spielerische Klopfen auf die Hand (er liebt das zurzeit, wenn man mit ihm klatscht und tobt) vor ein paar Tagen schon Gewalt, soll ich ihn überhaupt noch anfassen... Das macht mir furchtbar zu schaffen. Jetzt „probe“ ich ständig an meiner Hand aus, ob ich vielleicht wirklich zu fest angefasst habe und frage zigmal am Tag meinen Mann, ob das schon „Hauen“ gewesen ist. Das geht immer so weiter... Habe Angst, dass ich mein Kind bald nicht mehr im Spiel anfassen kann, ohne das zu hinterfragen, schon gar nicht ein bisschen fester (was er beim Papa sehr mag, wie ich immer wieder sehe...) Wie verrückt ist denn das?? In lichten Momenten weiß ich, dass ich ihm nicht wehgetan habe und es sehr wohl einen Unterschied gibt zwischen auf die Hand klopfen und hauen, zumal er damals ja weder geweint noch erschreckt geschaut hat noch gar nichts, aber das hilft nur manchmal.

Ich denke und grübel und habe Angst. Habe zwar schon viel gelesen, weiß aber trotzdem nicht, ob das eine PPD ist - andere Anzeichen wie Kälte gegenüber meinem Kind, Antriebslosigkeit etc. habe ich gar nicht, bin recht aktiv, freue mich auch am Morgen auf den Tag, stille mein Baby gerne und schmuse auch mit ihm. Aber diese Gedanken, die v.a. dann da sind, wenn mein Kleiner mich gerade nicht braucht, weil er schläft, also abends/nachts, beim Spazierengehen etc., machen mich verrückt

Seit letzter Woche habe ich eine Therapeutin, mal sehen. Ich würde mich auf einen Austausch mit Euch freuen, bin doch ziemlich alleine...
Viele Grüße,

Annette
bellami1983

Beitrag von bellami1983 »

Hallo liebe Annette,

herzlich willkommen hier im Forum!

Ob es sich um eine PPD handelt, kann ich leider nicht beurteilen, das sollte auch nur ein kompetenter Facharzt oder Arzt tun. Man selbst tut oft nicht gut daran nach Symptomen überall zu suchen d. h. im Internet und sich dann selbst verrückt zu machen.

Für mich klingt es sehr nach Zwangsgedanken, was du beschreibst, weil du nicht davon loskommst und ich dasselbe ja auch persönlich kenne. Diese können Symptom sein von vielen psychiatrischen Erkrankungen, aber vielleicht auch von körperlichen Ursachen wie Schilddrüse. Demnach finde ich, solltest du dich an einen Arzt deines Vertrauens wenden, um eine baldige Diagnose zu erhalten und dagegen vorgehen zu können. Solche Zwangsgedanken können sehr belastend sein, sie quälen und man fragt sich immer, womit man das nur verdient hat.
Hattest du vor der SS und Entbindung bereits psychische Probleme?

Ich denke immer, dass man nicht zu lange warten sollte bis man sich an einen Arzt wendet. Je früher ist umso besser. Aber du hast einen Termin bei einer Therapeutin, das ist super und toll, freu dich darüber. Sprich ganz offen mit ihr über das was dich bedrückt, wie es dir geht etc. Sie kann eine Diagnose stellen und dir vielleicht zahlreiche Ängste nehmen. Warst du schon bei der Therapeutin oder hast du erst noch den ersten Termin dort? Wenn du schon dort warst, was hat sie dir gesagt?

Ich wünsch dir erstmal alles alles Liebe

LG Isabell
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Annette!

Herzlich willkommen hier bei - ich hoffe, du findest hier ein 2. Zu Hause, wo du dich wohlfühlst!!! :D

Ach du, komm ich drück dich mal! Was du da schreibst, kenne ich auch zu 100 %. Es klingt wirklich sehr nach "Zwangsgedanken" - Gedanken, die sich dir aufdrängen, die dir Angst machen und die du nicht willentlich abschalten kannst. Auch bei mir drehten sie sich immer um die Frage bzw. um die Befürchtung "Könnte (oder habe) ich meinem Kind etwas antun?" Ganz schlimm war es immer, wenn ich irgendwelche Berichte in den Medien über Kindesmisshandlung hörte. Da drehte ich so ab, dass ich regelmässig Angst- und Panikattacken bekam. Es kam soweit, dass ich sicher war, eine Gefahr für meinen Sohn zu sein und mich selber in eine Klinik einweisen lassen wollte.

Dieses zwanghafte Denken ist ein Merkmal der PPD - sie können aber (wie Isabell schon schreibt) als eigenständige Krankheit auftreten. Das Feld der Zwangserkrankungen ist groß und vielfälltig - das Gute aber ist: ES SIND NUR GEDANKEN DIE NIE AUSGEFÜHRT WERDEN!!! Mit einer guten Therapie und evtl. Medikamenten kann man die kleinen "Biester" :wink: wie ich sie nenne, wieder zähmen. Du mußt wissen, dass jeder Mensch ab und an so "komische Gedanken" hat, das gehört zur menschlichen Natur dazu. Nur bei einem Gesunden filterert das Gehirn diese unwichtigen Gedankengänge aus und sie verschwinden in den "Weiten des Gehirns" = ist mein Lieblingsspruch. :wink: Sie erinnern sich also gar nicht mehr daran und gut ist. Jeder Mensch denkt komische Sachen - nur wir sind zu perfektionistisch - besonders mit uns selbst. Wir wollen alles super gut machen, ohne Fehler und immer alles unter Kontrolle haben - sogar unsere Gedanken. Und das ist es: Kommt mal ein komischer Gedanke bleiben wir dran hängen, fragen uns - wie kann ich sowas denken, warum denke ich das, bin ich normal, nein - ich muss wohl verrückt sein, ich bin die einzige die sowas denkt, alle anderen Muttis sind glücklich und nicht so krank wie ich!!! Pustekuchen, liebe Annette - die super glücklichen, nie gestressten Mamas gibts nicht! Ich glaube du forderst viel zu viel von dir - eben perfekt sein - das ist der Nährboden für die Zwangsgedanken. Dein Therapeut kann dir da noch ganz viele Dinge genauer erklären.

Hier noch ein Buchtipp: "Der Kobold im Kopf" von Lee Bear. Mir hat das Buch unglaublich geholfen, das "Mysterium" :wink: der ZG zu verstehen und aktiv an mir zu arbeiten, um sie zu zähmen.

Da gehts rund um die Zwangsgedanken, wie sie ausschauen können, wie man sie wieder zähmen kann und vor allem steht drin, dass es seeeehr viele Menschen gibt, die daran leiden.

Es gibt Hoffnung liebe Annette - ich bin heute nach fast 2 Jahren ZG frei. Und glaub mir - ich war ganz unten - durch die ZG wurde ich schwer depressiv, ich war nur noch ein Schatten meiner selbst. Daher ist es super, dass du dir gleich Hilfe geholt hast. Vergiss bitte nicht - es sind nur Gedanken - zwar sehr gemeine, aber du wirst sie nie ausführen.

Wenn du noch Fragen hast, ich bin sehr gerne für dich da.

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
kathrin

Beitrag von kathrin »

liebe annette,
war sehr betroffen von deinen zeilen,laß dich auch von mir mal kräftig drücken.
es muß schrecklich für dich sein,habe auch zwangsgedanken,allerdings nicht ganz so heftig wie du,kann daher sehr gut nachvollziehen,wie es in dir aussieht.werde mir jetzt auch hilfe suchen,denke einen guten schritt haben wir zwei mit der anmeldung hier getan.habe das gefühl das man mich hier auffängt.
übrigens habe ich das gefühl das du deine familie sehr liebst,das zeigt mir das es auch deinem kleinsten sonnenschein gut bei dir geht und er sich wohlfühlt.außerdem besteht die welt nicht nur aus heiterkeit und sonnenschein und frohsinn,sondern auch aus regentagen.und letzteres dürfen auch wir mamas in einem gewissen maße ausleben(wir sind alles nur menschen)
glg kathrin
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