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tinkerbell

Was nun?

Beitrag von tinkerbell »

Hallo, ihr Lieben,

ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll. Aber ich habe immer mehr und mehr das Gefühl, dass ich irgendwie bei Euch dazugehöre.

Mein Sohn ist jetzt 8 Monate alt und die Geburt lässt mich einfach nicht los. Es war ein Notkaiseschnitt nach 16 1/2 Stunden Kampf. Jedes Mal, wenn ich mir den Gedanken daran gestatte, möchte ich meinen Kopf gegen eine Wand schlagen oder zumindest kommen mir die Tränen. Ich fühle mich so sehr als Versager, als "Weichei"...

Dazu kommt, dass ich schon früher ziemliche Essstörungen hatte (Bulimie), was aber nie behandelt wurde, weil ich mich nicht getraut habe, darüber zu sprechen. Jetzt wiege ich fast 100 Kilo (Rauchen aufhören+ Jojo - Effekt + Schwangerschaft), habe heftige Schwangerschaftsstreifen am ganzen Körper und von der Geburt eine 10 cm runterhängede Fettschürze überbehalten, die kein Sport der Welt jemals kurieren wird. Meine Elterm machen mich verrückt damit, dass ich doch endlich eine Diät anfangen soll. (Sie wissen ja nichts von den Essstörungen)

Außerdem bin ich gerade im Examen und kriege da nicht mal bei der Anmeldung (3. Anlauf zur Anmeldung) die Beine an den Grund, weil ich es nichtmal schaffe, alle Unterlagen zusammenzukriegen. Ich weiß nicht warum, früher war ich eigentlich ein recht organisierter Mensch...

Meine Wohnung sieht aus, wie sau, das ist mir peinlich. Ich mag schon keinen mehr hier hinbringen. Ich mag auch meinen Sohn egentlich nicht so aufwachsen lassen. Er hat was besseres verdient. Aber mein Mann kümmert sich um den Lütten und ich habe einfach keine Zeit für den Haushalt, außer frühmorgens oder am Wochenende. Ich schlafe schlecht oder total viel. Mal so, mals so.

Ich rege mich total auf, wenn mein Sohn meine selbstgemachten Breie nichte essen mag oder nicht an meiner Brust trinken will (Ich stille ihn). Ich habe mich schon zweimal dabei ertappt, wie ich ihm einen vollen Löffel Brei ins Gesicht geschleudert habe, weil ich so sauer war. Ich war richtig beleidigt, bin ich doch extra für die Zutaten zu Fuß zum Biosupermarkt gelaufen und habe stundenlang in der Küche geschnippelt und gekocht und püriert! (Etwas schlimmeres ist gottseidank noch nicht passiert.) Aber der arme kleine kann doch überhaupt nichts dafür!

Ich liebe meinen Sohn sehr. Der Lütte ist sowas von niedlich und aufgeweckt und ich würde ihn für nichts in der Welt wieder hergeben, aber ich fühle mich einfach wie der allerletzte Versager, weil ich nichts so hinbekomme, wie ich mir das vorgestellt habe.

Ich meine, ich habe es ja so gewollt. Ich war ja immer die starke, die, der alles gelingt, der Gewinnertyp. Ich würde auch das Muttersein meistern.
Ich meistere das Muttersein auch. Aber der ganze Rest gerät völlig aus den Fugen. Mit meinem Mann gibt es nur noch Streit, ich kriege nichts mehr gebacken und meine schauspielerischen Talente reichen gerade aus, um der Umwelt eine heile Welt vorzuspielen.

Ich habe doch ein gesundes, tolles Baby! Mir muss es doch blendend gehen! Und jede Mutter hat doch mal Stress, da muss man sich auch mal zusammenreißen können. Aktiv werden! Was tun! Jedes mal, wenn ich mich zusammenreiße, reißt in mir was kaputt.

Es ist mir soooo peinlich damit zum Arzt zu gehen. Ich habe so Angst davor, das er eben nur das sagt: Reißen sie sich mal zusammen.
Meinem Mann kann ich das gar nicht sagen. Der würde nur antworten, dass ich schließlich nicht die Einzige sei, die Stress hätte und mich nicht so anstellen sollte. Ich soll Sport machen, eine Diät, aktiv werden.


Aber das kann ich nicht. Der Berg da vor mir ist echt zu riesig.

Wo seit ihr hingegangen? Wie hat die person Eures Vertrauens reagiert? Was haben eure Partner gesagt? Wissen sie davon? Wo soll ich hingehen?

Ich meine, ich weiß, das ich ein Problem habe, aber ich will eigentlich nicht, dass überhaupt irgendjemand davon erfährt. Das wäre mir sowas von peinlich, dann würde ich mich noch mehr als Versager fühlen. Was habe ich früher nicht immer getönt, ich würde das schaffen mit Examen, Kind, Mann, Haushalt etc... Ich schaffe es nicht.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Tinkerbell!

Schön dass du zu uns gefunden hast - du bist hier auf jeden Fall richtig und sehr willkommen!

So wie sich das anhört, hat bei dir die Geburt sehr viel negatives Hinterlassen, dass aufgearbeitet werden sollte. Dazu mußt du dir aber unbedingt Hilfe holen - das ist kein einfacher Schritt, auch für mich war es sehr schwer und ich habe mich anfangs geschämt. Dafür gibt es aber absolut keinen Grund. Das ist eine Erkrankung, die man behandeln kann.

Ich würde dir zuerst mal den Gang zum Hausarzt empfehlen. Der kann dir dann eine Überweisung zu einem Speziealisten austellen (Psychiater, Psychotherapeuth) - so bekommst du recht schnell einen Termin und dir kann dann wirklich sehr gut geholfen werden.

Bitte versuch auch deinem Mann und deinen Eltern gegenüber ehrlich und offen sein. Das erleichtert das ganze sehr. Ich habe anfangs auch gedacht, ich müsse es verschweigen - als ich dann aber endlich mit der Sprache rausgerückt bin, war ich überrascht, wie viel leichter es das ganze machte.

Heute kann ich ganz offen darüber reden und schäme mich absolut nicht, wenn ich sage, dass ich eine PPD habe und bei einem Psychiater in Behandlung bin. Im Gegenteil, für mich ist er Umgang und das Sprechen über diese Krankheit ganz normal geworden.

Ich wünsche dir alles Gute und hol dir bitte Hilfe - am besten heute noch!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Mama0407

Als ich Deinen Beitrag gelesen hab

Beitrag von Mama0407 »

hab ich mich irgendwie selber wieder erkannt.

Hallo erstmal

bei mir ist es ähnlich, ich habe auch meinen letzten mir einem Notkaiserschnitt entbunden - war die Hölle - und irgendwie hat mich die Geburt meines Sohnes total aus der Bahn geschmissen.

Ich war bis dato auch immer die jenige die Nichts schocken konnte, war auch der Übermensch deshalb ist es für ich auch jetzt so schwer dass es nicht mehr so läuft wie ich es will, ich bin eigentlich ein Perfektionist aber ich kann mich im Moment nichtmal mehr aufraffen mir was zu kochen oder den kleinen zu baden ( Elias kam am 05.01.2007 )

Ich hab auch Gewichtsproleme seit der Geburt meines 2 ten Kindes, hab vor Elias mit Weight Watchers abgenommen doch die haben mich aufgrund der SS rausgeschmiessen und ich hab in der ss nur noch zugenommen oder auch jetzt im meinem Loch ist der einzige Seelentröster Schokolade ---------- was dann aber wieder zu einem weiteren Problem führt ---> mein Gewicht, dann mein Selbstwertgefühl.

Es ist ein Teufelskreis

Aber wir werden das schaffen haben wir ja nun die Seite Schatten und Licht gefunden und ich glaub das ist der erste Schritt

Kopf hoch

Nicole

Wenn Du magst kannst Du mir auch gern mal ne mail schreiben

LangNicole@gmx.de
tinkerbell

Beitrag von tinkerbell »

Hallo!

Danke für die freundliche Aufnahme. Und vor allem danke fürs Lesen. Tat schon mal echt gut, sich den ganzn Frust von der Seele zu schreiben und ich glaube wirklich, dass ich hier einen ersten Schritt gemacht habe.

Bleibt nur die Angst vor der Reaktion meiner Umgebung...
Erdbaerin

Beitrag von Erdbaerin »

:-)

Hallo tinkerbell!

Ich kann gut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Mir geht es da ziemlich ähnlich: Einen liebevollen Ehemann, ein pflegeleichtes und gesundes Kind, aber dennoch dieses Gefühl der Ohnmacht und ständig Erschöpfungszustände.

Bei mir ist auch noch alles so frisch. Die Geburt ist gerade einmal 3 Monate her und ich hab Ronja auch mit letzter Kraft herausgepresst. Die Saugglocke lag schon bereit und ich bin heilfroh, daß ich zumindest diesen Part geschafft habe.

Jedenfalls hab ich mich, da ich an Bluthochdruck leide, an meine Internistin gewandt. Und weißt du was? Es tat richtig gut, jemandem von den eigenen Problemen zu erzählen. Da waren keine Vorwürfe oder nicht brauchbare Vorschläge, sondern ganz konkret Vorschläge, was ich tun kann!

Vielleicht hilft es dir ja, wenn du zu einer Ärztin gehst, die selber Mutter ist. Sie kann dann zumindest nachvollziehen, was es bedeutet, wenn die Anfangszeit einfach zu schwierig ist.
Zoraya

Beitrag von Zoraya »

Hallo Tinkerbell,

ich freue mich, dass du zu uns gestoßen bist. Es ist erstaunlich, wie oft man hört, dass so ein Kaiserschnitt einen richtig mitnehmen kann.

Meine Geschichte ist ganz ähnlich, ich lag auch ewig in den Wehen und hatte zum Schluss einen Kaiserschnitt. Erst heute habe ich mir wieder mal von meinem Mann erzählen lassen, wie das Ganze überhaupt abgelaufen ist, denn mir fehlen einige wichtige Momente während der Geburt meiner kleinen mittlerweile auch 8 Monate alten Tochter.

Mein Schätzchen haut mich auch regelmäßig in die Pfanne, wenn ich für sie ausgewählte Spezialitäten koche. Sie hat einen guten Appetit, aber beim Selbstgekochten isst sie nur mäßig oder gar nicht. Jetzt habe ich sie aber überlistet :P . Ich mische jetzt ab und zu Selbstgekochtes mit einem halben Gläschen, und siehe da, ihr schmeckts. Nachmittags mache ich ihr Obstbrei, den isst sie eigentlich immer. Ich vermute, das kommt daher, weil sie merkt, dass ich viel lieber mit Obst hantiere als mit Gemüse, ich hasse die Schnippelei.

Dir alles Gute und viel Kraft wünscht
Zoraya
tinkerbell

Beitrag von tinkerbell »

Hi!

Also ich war jetzt bei zwei Ärzten. Der eine war Frauenarzt, der mir gesagt hat, ich wäre doch gesund, was ich denn wolle. Ja, außerdem hat er gesagt, dicksein käme von zu viel essen und mir den Rat gegebn, mein Leben zu überdenken. Hm. Danke. Ich bin auch extra zum Arzt gegangen um mir Sachen anzuhören, die ich längst weiß. :evil:

Der andere war mein Hausarzt. Da habe ich es auch ein bisschen geschickter angestellt und ihn direkt auf PPD angesprochen. Er meinte, wie ich denn drauf käme. Da habe ich ihm von der Erinbough - Scala erzählt, oder wie die heißt. Und dass ich 18 Punkte hatte.

Er reagiert aber immer ein bisschen allergisch darauf, wenn ihm davon erzählt, dass man irgendwas im Internet gefunden hat. Das hält er grundsätzlich für unseriös :roll: .

Naja, er meint, ich wäre wahrscheinlich nur gestresst, die Doppelbelastung Examen / Kind wäre es, die mich fertig macht.

Er meinte, eine PPD würde nur direkt nach der Geburt passieren und außerdem andere Symptome haben.

Er kennt mich schon ziemlich lange und traut es mir wahrscheinlich auch einfach nicht zu. An dem Tag, an dem ich da war, ging es mir eigentlich auch ganz gut. (Sonst wäre ich wahrscheinlich auch nicht hingegangen... Das ist doch paradox!)

Ich habe auf jeden Fall eine Ãœberweisung zum Therapeuten in der Tasche.

Die habe ich mir aber dann erschummelt. Ich habe meinem Hausarzt dann einfach erzählt, dass ich auch noch essgestört sei und es mir nicht zutraue, alleine abzunehmen. Mal sehen, was der Therapeut sagt, wenn ich plötzlich mit PPD um die Ecke komme. Hm... Darf man sowas?

Vielleicht habe ich auch wirklich nicht. Vielleicht ist es wirklich nur der Stress. Ich meine, das ist schon knallhart zur Zeit. Kann echt sein.
Auch hatte ich schon vor der Geburt immer mal wieder Stress mit depressiven Phasen und Angstzuständen.

Aber kann es sein, dass man einfach nicht zu einem männliche Arzt gehe sollte, wenn man so ein Problem hat? Ich werde mir auf jeden Fall eine TherapeutIN suchen. Da werde ich vielleicht eher ernst genommen.
Mit einem Mann wollte ich über solche Sachen auch gar nicht reden ehrlichgesagt.

Mir war das Gespräch mit meinem hausrzt sowas von peinlich! Das war furchtbar. Ich glaube, ich kann nie, nie wieder einen Fuß in seine Praxis setzen. Der muss mich für völlig bescheuert halten!
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

es ist schon traurig wie mit Patienten umgesprungen wird...dass man als Frau nicht ernstgenommen wird mit seinen Symptomen....

muß es denn immer erst ausarten?

ich könnte aufschreien, wenn ich sowas lese....

ich wünsche dir eine aufmerksame und vertrauenswürdige Therapeutin, die dich ernst nimmt und eine gute Wahrnehmung hat, so dass sie dir bei deinen Problemen eine wirkliche Hilfe ist...

Man braucht nicht immer eine Überweisung vom HA. Wenn du bereit bist weitere 10 € zu bezahlen, dann geh gleich zum Psychater bzw. Facharzt....


meine Daumen sind für dich gedrückt!!!
tinkerbell

Beitrag von tinkerbell »

na, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir das Drama gespart. War mir schon klar, dass das nichts werden würde...

Ja weiß nicht, vielleicht haben sie ja recht und ich bin wirklich gestresst. Ist ja egal wovon es kommt, dass es mir so schlecht geht. fakt ist, dass ich hilfe brauche um mein leben wieder in ordnung zu bringen.

und die werde ich mir jetzt holen.
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