Und noch jemand neues ...

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MamaBea

Und noch jemand neues ...

Beitrag von MamaBea »

Hallo ihr Lieben!

Ich bin auch neu hier und möchte mich "kurz" vorstellen.

Ich heiße Beate, bin (noch) 28 Jahre alt, seid 4 Jahren verheiratet und
vor knappen 6 Wochen zum 2. mal Mama geworden.

Mein 1. Kind - Marvin - ist 3 1/2 Jahre.

Nun zu meiner Geschichte:

Unsere Maus wurde am 24.04. per Kaiserschnitt geholt - das kam so...

Eigentlich sollte ich am 24.4. morgens in die Klinik um die Geburt einleiten zu lassen - das war
einen Tag nach dem errechneten Geburtstermin und angedacht, weil Mausi lt. meinem FA wohl
etwas größer werden würde.
Die Ärztin im Krakenhaus wollte aber auf jeden Fall wegen der möglichen Kindsgröße
nochmal einen Ultraschall machen.

Da gab es den ersten Schock für mich...
Nach unzähligen Messungen holte sie noch eine weitere Kollegin ran,
die auch Daten über Daten nahm, und x- Nachmessungen.
Mausi wurde auf 5900 g geschätzt.
Beide Ärzte schauten mich an und meinten in diesem Fall können sie mir nur zum
Kaiserschnitt raten - die Risiken für Mausi und mich wären einfach zu hoch.
Ich war einfach nur platt und entschied mich mit aller Vernunft dafür.
Der Eingriff wurde für 13 Uhr angesetzt.
Die Zeit bis dahin verging rasant - mein Mann kam - dann alle möglichen Vorbereitungen, Ärzte kamen
und gingen - an mir rauschte alles vorbei wie in einem schlechten Traum - ich war auf eine
normale Geburt eingestellt - in "meinem" gelben Kreißsaal, wo auch Marvin zur Welt kam -
mit meiner Hebamme - und jetzt das ...

Um 13 Uhr kam dann der Anruf aus dem OP - es geht los ...
Ich konnte mich nicht in das Bett legen und mich fahren lassen.
Am Arm meines Mannes und auf wacklicgen Beinen lief ich bis zum OP und wurde von
Kopfschüttelnden OP-Schwestern empfangen - sowas hatten sie noch nicht erlebt,
daß die Patientin in den OP läuft.

Ich bekam eine Spinalanästhesie - ich wollte auf jeden Fall den ersten Schrei meines Kindes
mitbekommen - und Papa konnte so auch dabei sein - und wurde auf dem OP-Tisch "gelagert".

Zig Ärzte, Schwestern und Schüler wuselten im OP herum - und meine Hebamme.
Ich war sooo froh, mich für eine Beleghebamme entschieden zu haben - so eine Liebe und nette!
Ich war so froh, daß sie da war!
Mein Mann saß bei mir am Kopfende, dahinter die piepsenden Monitore, die mich fast
wahnsinnig gemacht haben. Ich zitterte am ganzen Körper.

Dann ging es los. Ich merkte zwar, daß was an mir gemacht wurde - aber alles fühlte sich an
wie die dicke Backe nach einer Betäubungsspritze beim Zahnarzt.

Plötzlich spritze und platschte Blut und Fruchtwasser bis an die OP-Lampen.
An mir wurde herumgeruckelt, ich hatte das Gefühl, jemand drückt mir die Luft ab - für einen
Moment bekam ich keine Luft mehr.

Hektik im OP.

Ich wartete auf den erlösenden ersten Schrei meiner Kleinen - aber nix - es kam nur ein ganz
klägliches Wimmern - ich wußte, daß etwas nicht stimmt.
Anja kam hinter dem OP-Tuch hervor mit meiner - unserer Kleinen Maus im Arm.
Ich sah sie nur für einn ganz kleinen Augenblick, bevor sie mit Ihr bei den Kinderärzten
verschwand.
Papa ging mit, kam aber nach einem kurzen Moment mit Tränen in den Augen wieder.
Man hörte immer mal wieder einen kurzen Schrei von Ihr.
Meine Hebi erzählte später, das Fruchtwasser war bereit grün und Mausi hat wahrscheinlich
was von dem Fruchtwasser in die Lunge bekommen, die Atmung setzte immer wieder aus,
sie mußte beatmet werden.
Die Ärzte "arbeiteten" an der Kleinen.
Ich wurde nachversorgt, umgebettet und in den Aufwachraum gebracht.
Unsere Hebamme schaffte es, die Kinderärzte zu überreden, mir die Kleine für einen Moment
zu bringen und zu zeigen.
So durfte ich sie für einen Moment im Arm halten, bevor sie auf die Neugeborenen-ITS
verlegt wurde.

Da lag ich nun - Tränenüberströmt - allein - ohne mein Kind - der Papa durfte auch nicht in
den Aufwachraum.

Am Abend bekam ich von den Ärzten vin der ITS zwei Bilder von meiner Kleinen Maus.
Sie war bei der Geburt 57 cm groß und 5230 g schwer.

EInen Tag später durfte ich im Rollstuhl sitzend zu meiner Tochter gefahren werden.
Da lag sie - nur mit einer Windel im Wärmebettchen. Zig Kabel, Elektroden, Sonden ...
Wieder standen mir die Tränen in den Augen...
Am Abend durfte ich das erste Mal mir ihr kuscheln.

Immer wieder gab es Alarm weil sie "vergaß" zu atmen - immer wieder blieb mir fast das
Herz stehen.
In den folgenden Tagen rappelte ich mich immer wieder auf und lief x-mal am Tag zur
Neugeborenen-ITS um bei meiner Kleinen zu sein.
Das Ende war, daß die Narbe wieder zur hälfte aufging und ich am 4. Tag abends weinend
zusammenbrach.

Aber meine Mausi stabilisierte sich immer weiter die Atemaussetzter hatte sie "nur noch"
beim trinken - wo ich aber schnell lernte zu reagieren und damit umzugehen.

Bevor wir nach Hause durften, verbrachte ich noch 2 Tage mit Mausi im Mutter-Kind-Zimmer.

Ja, nun sind wir seid dem 1. Mai zu Hause.
Die Atemaussetzer hat sie zum Glück nur noch ganz, ganz selten beim trinken.
Auch sonst ist fast alles in Ordnung.

Und meine Seele hat einen enormen Knax bekommen ich kann das alles nur langsam
und schwer verarbeiten. Der Kaiserschnitt war der blanke Horror und irgendwie fehlt mir Zeit mit Mausi!
Ich weine viel vor mich hin, muß ständig an das alles denken.

Meine Hebamme arbeitete mit mir den Fragebogen durch und meinte - ich bräuchte Hilfe.
Letzte Woche hatte ich einen Termin bei meiner Hausärztin - sie meinte es wäre doch alles nicht
so schlimm, und Kaiserschnitte sind doch heutzutage "normal"...
Aber eben nicht für mich - ich wollte eine normale Geburt.
Sie schrieb mir Johanniskraut auf - etwas anderes gäbe es wohl nicht, was ich auch in
der Stillzeit nehmen darf ?!?

Und nun bin ich auf dieses Forum gekommen.
Ich bin mir Sicher unter ebenfalls Betroffenen Halt, Rat und Hilfe zu bekommen.


Liebe Grüße,
MamaBea
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Beate und herzlich willkommen hier!

Schade, dass Dir noch niemand hier geantwortet hat, aber das dauert manchmal ein bißchen...

Das tut mir sehr leid, was da alles passiert ist. Und es wundert mich nicht, dass das traumatisch für Dich war. Lies Dir mal die Beiträge von der sonrisa hier durch. Sie hat ähnliches erlebt und hat hier einiges geschrieben über das Posttraumatische Belastungssyndrom (PTBS). Vielleicht findest Du Dich darin ein bißchen wieder... Ich hoffe, dass die Kleine wieder fit ist.
Ich finde es auch ein bißchen unsensibel von Deiner Ärztin, so verständnislos zu sein. Immerhin hat sie Dir Johanniskraut verschrieben. Bei Johanniskraut dauert es halt etwas länger bis es seine Wirkung entfaltet, so ca. 4 Wochen. Und, Du solltest Dich und Deine Tochter jetzt immer gut eincremen, da Johanniskraut die Haut lichtempfindlich machen kann. Und Achtung: es setzt die Antibaby-Pille außer Kraft!! Es gibt einige chemische Antidepressiva, mit denen man stillen kann. Aber ich weiß natürlich nicht, wie das ist bei Atemaussetzern des Babys. Du kannst Dich deswegen mal mit www.embryotox.de in Verbindung setzen. Da die in Berlin sind, gebe ich Dir auch mal die Adresse und die Nr. vom Beratungstelefon:

Pharmakovigilanz- und
Beratungszentrum für
Embryonaltoxikologie

Haus 10B

Spandauer Damm 130

D - 14050 Berlin



Beratungs-Telefon:

Tel. 030 / 30308-111

Fax 030 / 30308-122

E-Mail: mail@embryotox.de



Sprechzeiten:

Mo - Fr 09:00 - 12:30 Uhr und

13:30 - 16:00 Uhr



Die kennen sich sehr gut aus. Nur für den Fall, dass das Johanniskraut bei Dir zu schwach ist...
Ansonsten wäre es vielleicht ratsam, Dich mal mit einem guten Neurologen oder Psychotherapeuten in Verbindung zu setzen. Fachleute findest Du z.B. auf der homepage von Schatten und Licht. Dort findest Du ggf auch die Adressen von Regionalen Ansprechpartnerinnen oder von einer Selbsthilfegruppe in deiner Nähe. Ich denke, dass Du neben dem Medi wahrscheinlich noch andere Hilfe brauchst, um das was passiert ist zu verarbeiten.

Du hast hier jedenfalls ein tolles Netzwerk gefunden, wo die Leute immer für Dich da sein werden. Und Du wirst es schaffen. Wir begleiten Dich dabei!

Ganz liebe Grüße, Saskia
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Beate,

herzlich willkommen hier bei uns! Dein Bericht hat mich mal wieder schockiert - wie so viele hier. Ich höre und lese so oft von dem unsensiblen Umgang in Kliniken mit Müttern und ihren Neugeborenen. Und das ärgert mich maßlos. Ich bin überzeugt, dass es vielen Frauen nicht so schlecht gehen würde, wenn die Betreuung in den Kliniken anders wäre. Ich selbst hatte auch ein traumatisches Geburtserlebnis was einen Tag später zum Auftreten der PPD führte. Auch heute noch, nach 2 Jahren, läßt mich das Geburtserlebnis nicht los und ich bin deswegen wieder in Behandlung.
Dass es Dir nach all dem Erlebten nicht gut geht, ist nicht verwunderlich. Mich ärgert auch der Ausspruch Deiner Ärztin "Kaiserschnitte sind doch normal". Sind sie eben nicht - besonders nicht für eine Mama, die eine natürliche Geburt wollte.
Saskia hat Dir schon wichtige Tipps gegeben. Damit Du erst gar nicht tief abrutscht, ist es wichtig, sofort Hilfe zu suchen. Je eher desto besser. Schäm Dich nicht dafür! Das ist ganz wichtig.

Liebe Grüße
Nora
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