Auch neu!

Hier können sich unsere Mitglieder vorstellen

Moderator: Moderatoren

Antworten
Ümi

Auch neu!

Beitrag von Ümi »

Hallo!
Da ich mich auf der Seite noch nicht einloggen kann, denke ich, ich muss meine Geschichte auf diesem Weg mitteilen.
Ich bin 29, wohne in Paderborn und habe am 23.02.07 einen Sohn bekommen. Die Schwangerschaft lief eigentlich gut und unproblematisch, ausser das ich nfangs mit meiner Schilddrüse zu kämpfen hatte. Ich habe eine Überfunktion (Morbus Basedow). Ich habe in der Zeit Favistan (Hormon Blocker) eingenommen, bis die Werte ok waren. Momentan sind sie auch gut und ich nehme keine Tabletten. Mein Sohn ist ziemlich fix auf die Welt gekommen. 3 Wochen zu früh. Es war eine normale Geburt ohne alles. Ich hab um 11 Uhr Fruchtwasser verloren. Daraufhin sind wir ins Krankenhaus und um 16 Uhr war er schon da. Am 3. Tag im Krankenhaus hatte ich ein komisches Gefühl....ich dachte es läge an der Erschöpfung, wenig schlaf und den Besuchern. Danach dachte ich es könnte auch die Schilddrüse sein. Ich hab auch erst niemandem etwas gesagt,weils noch nicht so schlimm war. Als wir zu Hause waren, wurde es von Tag zu Tag schlimmer. Obwohl mein Mann mir eine grosse Hilfe war, konnte ich nicht schlafen, nichts essen und war nur genervt. Ich hatte so eine unerklärbare angst. Ich wusste nicht genau warum, aber es machte mich wahnsinnig. Ich hatte keine direkte Ablehnung für den kleinen, aber haben wollte ich ihn auch nicht. Am liebsten hätte ich ihn weggezaubert. Der Gedanke jetzt ein leben lang für ihn da zu sein und die Verantwortun zu tragen machte mir angst und überforderte mich. Ich dachte ich wäre unfähig eine Mutter zu sein und die Gefühle zu entwickeln. Ich hab mich meiner Hebamme anvertraut, die aber leider sehr jung und unerfahren ist. Sie meinte das wäre nicht normal und ich müsste wenns so weiter geht stationär behandelt werden, was mir dann aber nur noch mehr angst machte. Ich hatte das Gefühl, wenn ich ins Krankenhaus muss, werden dich mich in die Klappse stecken. Auch meinem Gyn habe ich es erzählt, er meinte er habe in seiner ganzen Berufszeit noch nie so einen Fall gehabt. Die anderen Patienten hätten sich alle unter Kontrolle, es wäre auszuhalten bla bla.... Er verschrieb mir dann Insidon und meinte wenns damit nicht klappt, müsste ich ins Krankenhaus. Paralell kamen meine Eltern aus Bremerhaven, weil ich ihn von meinem Zustand erzählte. Auch die Familie von meinem Mann war sofort aktiv, obwohl keiner verstand was mit mir los ist. Ab dem Zeitpunkt bis heute muss immer jmd bei uns bleiben. Die beiden Omis wechseln sich ab, damit ich zumindest ausschlafen kann. Da mein Gyn immer druck gemacht hat, haabe ich die Dosis des Insidons reduziert. Als ich merkte das die Tabletten nicht wirklich helfen habe ich bei einem Psychiater angerufen, doch einen Termin zu bekommen war nicht leicht. Ich war jetzt vor 1 Monat das erste mal dort. Er hat mir Sertralin und Opipramol verschrieben, von denen ich tägl. 25mg nehme.
Es geht mir wesentlich besser, aber trotz allem traue ich mir immer noch nicht zu alleine mit dem kleinen alles zu meistern. Alleine bei dem Gedanken alles alleine zu machen wird mir schwindelig. So weiss ich immer zumindest " So der Tag ist fast vorbei und du kannst ins Bett und abschalten". Der Tag vergeht so schon immer nur schleichend und ich weiss nicht was ich mit dem Würmchen machen soll, schon gar nicht wenn er maulig ist. Ich bin dann immer genervt und geb ihn dann auch an meine Mami weiter. Zwangsgedanken habe ich an sich nicht, nur wenn er viel weint kommt mir der Gedanke " am liebsten würd ich ih jetzt schütteln", was ich aber nicht mache. Ich habe das Gefühl das es mir in der Zeit vor und während der Periode schlechter geht.
Meine Frage ist nun...ist das Medikament was ich einnehme richtig? Gibts es wirksamere?
Ich habe das Buch "Wochenbettdepression" von Katharina Dalton gelesen. Ich hab einiges nicht ganz verstanden und wusste auch nicht wen ich fragen könnte. Wie ist es mit der Progesteron Behandlung, wäre es bei mir nicht möglich? DOrt steht auch etwas von SSRI Medikamenten oder von MAO Hemmer. Was genau ist das?
Ich habe in ihrem Forum schon seit längerem einige Berichte gelesen, mit der Hoffnung hilfe zu bekommen, aber manche Beiträge haben mich abgeschreckt. Da ich momentan auch sehr labil bin, hat es mich runtergezogen. Solche Beiträge wie..." bei mir geht es schon 2 Jahre oder länger" "Bei mir fings erst nach 1 Jahr richtig an" usw.
Aber es gibt ja auch Mütter, denen es schneller gut ging.
So, das zu meiner SItuation.
Melli79

Beitrag von Melli79 »

Liebe Ãœmi,

herzlich Willkommen hier bei uns! :D

Ich kann Dich sehr gut verstehen mit Deinen Gefühlen und Ängsten.

Schön ist es zu hören daß Du von Deiner Familie viel Unterstützung erfährst und nicht alleine bist. Behalte die Hilfe auch ruhig bei so lange Du sie brauchst und setze Dich nicht unnötig unter Druck.

Dein komisches Gefühl das Du beschrieben hast kenne ich nur zu gut, auch bei mir war es der Anfang meiner Krankheit. :cry:

Von den anderen Beiträgen hier im Forum brauchst Du Dich aber nicht verängstigen lassen!!
bei jedem von uns verläuft die Krankheit anders!
Natürlich ist es schlimm was so eine PPD alles auslösen kann und welche Symptome sie mit sich bringt, es heißt aber nicht daß sie bei jedem von uns gleich lange dauert oder mit Zwangsgedanken einher geht.

Zu den Medikamenten kann ich Dir leider nicht viel sagen, es gibt da so viele verschiedene und nicht jeder verträgt alle Medikamente. Manchmal muß man echt einige ausprobieren um das richtige zu finden. Aber wenn es Dir schon ein wenig besser mit Deinen AD´s geht, scheinst Du ja die richtigen zu haben.
Abgesehen davon dauert es auch immer einige Zeit bis sie richtig wirken, meine z.B. habe ich zwei Wochen später schon gemerkt, richtig gewirkt haben sie aber erst nach acht Wochen.

Leider gehen viele von uns durch die Ärztehölle!!
Es ist immer wieder erschreckend daß so wenige Ärzte sich mit diesen Krankheiten auskennen. Ich finde es echt ein dickes Ding was Dein Gyn da so von sich gegeben hat! Ist der noch nicht so lange dabei, oder was??? :roll:

Es ist aber toll von Dir das Du nicht locker gelassen und Dir Hilfe geholt hast!!!

Ich bin mir sicher daß Du hier einige Infos und Fragen beantwortet bekommst und wünsche Dir alles Gute!!! :-)


Liebe Grüße

Melli
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Ãœmi,

schön, dass Du Dich getraut hast, uns Deine Geschichte zu erzählen.

Leider kann niemand sagen, wie lange die PPD andauert. Da jede von uns ein anderer Mensch ist und andere Faktoren eine Rolle spielen, ist keine pauschale Aussage möglich. Viele durchlaufen schlimme Wochen oder Monate ohne mit jemandem sprechen zu können oder den richtigen Arzt zu finden. Selbst wenn der richtige Arzt gefunden ist, klappt es oft mit dem Medikament nicht auf Anhieb. Bei anderen geht es schneller.
Ich bin eine derjenigen, die "Glück" gehabt hat. Bei mir setzte die PPD mit voller Wucht am 2. Tag nach der Entbindung ein. Obwohl ich bereits im Krankenhaus mit den Schwestern darüber gesprochen hatte, nahm mich niemand für voll. Erst zuhause, als ich offen mit meinem Mann und meiner Nachsorgehebamme gesprochen hatte, kam der Stein ins Rollen. Meine Hebamme telefonierte durch die Gegend und fand den richtigen Ansprechpartner für mich. Ich bin dann sofort dorthin (Klinik mit Therapeuten). Innerhalb von 2 Wochen nach Beginn der PPD hatte ich eine Therapeutin, eine Mutter/Kind-Gruppe für Frauen mit PPD, eine Haushaltshilfe sowie ein Medikament, welches bei mir gottseidank sofort das Richtige war, wie sich nach 4 grauenvollen weiteren Wochen herausstellte - da setzte dann erst langsam die Wirkung ein. Alles in allem waren die ersten 3 Monate furchtbar, aber danach ging es Stück für Stück bergauf. Zwar mit Einbrüchen, schlechten Tagen, aber die Richtung hat gestimmt.
Seit über einem Jahr nehme ich keine Medikamente mehr und es geht mir gut. Zur Unterstützung bin ich nach wie vor bei einer Heilpraktikerin und bei einer Kinesiologin.
Ich möchte Dir damit eigentlich aufzeigen, wie unterschiedlich die Krankheit verläuft. Bei den einen dauert es länger, bei anderen geht es schneller. Da Du schreibst, dass Dich mancher Bericht runtergezogen hat, will ich Dir mit meinem Mut machen. Es geht auch anders.

Alles Liebe,
Nora
Balu

Beitrag von Balu »

Liebe Ãœmi,

wie ich Deinem Bericht entnehmen kann, bist Du wohl richtig überrascht worden von der PPD, so ohne Vorwarnung. Oder hast Du früher schon mal ähnliche Krisen gehabt? Wenn man in so etwas reinschliddert und sie einen mit voller Kraft erwischt ist das Leben wirklich nicht mehr so, wie es einmal war. Man erkennt sich nicht wieder. Was Dein Gyn gesagt hast ist wirklich der absolute Hammer. Gerade er müsste doch öfter mit depressiven Frauen umgehen. Also wirklich, er hat wohl den Beruf verfehlt.

Dass Du so viel Unterstützung Deiner Familie bekommst ist doch wirklich toll. So kannst Du Deinen Sohn mal jemandem Anderen in die Hand drücken.

Die Medikamente die Du nimmst, kenne ich nicht aber wenn Du schon eine Besserung merkst scheinen es tatsächlich die Richtigen zu sein. Die volle Wirkung braucht manchmal sogar bis zu 6 Wochen. Hab einfach Vertrauen, dass Deine Situation besser wird. Mit dem Schleier um den Kopf kann man es nicht glauben, aber es wird. Und vielleicht hast Du irgendwann die Kraft zu einem Psychologen zu gehen. Vielleicht gibt es doch etwas, was Deine PPD ausgelöst hat.

Das Progesteron, von dem Frau Dalton in ihrem Buch schreibt wird - so weit ich weiss - direkt bei der Geburt gegeben um Vorzubeugen, dass Frauen eine PPD bekommen durch den abrupten Progesteronabfall im Körper durch die Geburt. Das Hormon Progesteron bildet der Körper vermehrt in der Schwangerschaft. Also es würde Dir vermutlich jetzt nicht mehr helfen.

Du wolltest wissen was SSRI und MAO Hemmer sind. Von dem SSRI - welches ich nehme (Fluneurin) - weiss ich, dass es ein neueres AD ist. In Amerika ist das Prozac sehr bekannt, was dort fast eine Modedroge ist weil es stimmungsaufhellend wirkt. Der MAO Hemmer ist halt eine andere Sorte AD.

Schau mal, Deine PPD dauert jetzt 4 1/2 Monate. Gib Dir noch etwas Zeit. Wir sind alle immer ungeduldig, aber manches braucht seine Zeit. Dass es Dir vor und während der Regel nicht so gut ist ist auch ein Zeichen der PPD. Manchmal ist dieses Prämenstruelle Syndrom - nachher wenn man wieder gesund ist - der letzte Nachbleibsel von der Depression. Das kennen viele hier.

Ich wünsche Dir alles Gute und melde Dich wieder.

Balu
Isi80

Beitrag von Isi80 »

Liebe Ãœmi!

Habe deine Geschichte gelesen! Ich bin 27 Jahre alt und komme aus Detmold :-) . Ich habe eine Tochter sie ist jetzt 21 Monate alt.

Irgendwie kommt mir alles ziemlich bekannt vor. Ich hatte auch diese schreckliche Angst vorm Alleinsein. Mir blieb manchmal nichts anderes übrig, weil mein Mann unter der Woche berufbedingt nicht da ist.
Meine Familie hat mich auch sehr unterstüzt und das ist glaube ich auch sehr wichtig. Auch wenn sie es nicht richtig verstehen, es hilft doch sehr. Meine Mutter hat immer gesagt, bei uns gab es so etwas früher nicht! (Jaja, früher wurde so etwas nur totgeschwiegen!)
Halt dich lieber an deinen Psychater, ich glaube der kann dir besser helfen. Ich musste auch eine ganze Liste abklappern bis ich am Ziel war. Ich mache noch zusätzlich eine Psychotherapie. Der Psychotherapeut nimmt sich Zeit und hört dir zu und versteht dich auch. Ich bin ganz zufrieden damit!
Wäre schön was von Dir zu hören. Lg
Ümi

Beitrag von Ümi »

Hallöchen Isi!

Erstmal willkommen im Forum:-) Habe Deinen Beitrag auch eben gelesen und mich erstaunt es wie Du (gibt auch andere viele) es 1 Jahr lang ohne ärztliche hilfe oder med. ausgehalten hast. Schön das es Dir jetzt besser geht. Ich wohne jetzt seit fast 3 J. hier in Pb und weiss das Detmold in der Nähe ist:-) Hast Du in Detmold entbunden? Ich hatte ja die selbe Erfahrung gemacht mit meinem Gyn und der Hebamme und kanns auch nicht begreifen das die PPD immer noch so ein Tabuthema ist. Schlimmer ist das die wenigsten Ärzte sich damit auskennen. Mir gehts auch schon viel besser, aber auch ich habe manchmal Rückschläge. Ich kann die Zeit mit meinem kleinen immer noch nicht ganz geniessen und meine Mama ist immer noch bei uns:-) In Bielefeld soll es eine Selbsthilfegruppe geben, die Leiterin wohnt in Hövelhof. Schon davon gehört?? Wollte vielleicht mal bei ihr anrufen, um eventuelle Tips o.ä. auszutauschen.
Soo, dann lass ma bald was von Dir hören..ähm lesen :-)
Antworten