Bin neu hier und möchte mich gerne vorstellen

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Isi80

Bin neu hier und möchte mich gerne vorstellen

Beitrag von Isi80 »

Hallo alle zusammen!
Bin auf dieses Forum gestoßen und bin ganz glücklich darüber, dass man weiß dass man nicht alleine ist. In unserer Gesellschaft scheint es noch ein Tabuthema zu sein zumindest gibt es keiner öffentlich zu. Ich würde gerne hier meine Geschicht erzählen:
Und zwar fing es eigentlich direkt nach der Geburt meiner Tochter an. Meine Tochter ist jetzt 21 Monate und ich selber bin 27 Jahre alt. Meine Schwangerschaft verlief problematisch, ich musste 6 1/2 Wochen im Krankenhaus liegen wegen vorzeitiger Wehen. Das war eine schlimme Zeit zumal ich auf einem Einzelzimmer lag und von der Außenwelt irgendwie ziemlich abgeschottet war. Natürlich habe ich es durchgestanden eine Frühgeburt wollten wir nicht riskieren. Die Geburt war auch problematisch, ich hatte ein zu enges Becken und nach fast
1 1/2 Tagen Kreissaal und allen möglichen Versuchen entschied man sich für einen Kaiserschnitt. In dieser Operation erkannte man auch erst die Beckenverengung! Wieso kann man sowas nicht vorher untersuchen?! Zu Hause angekommen, musste ich viel weinen aus heiteren Himmel. Dann fing es mit den Schlafproblemen an. Jedes kleine Geräusch schreckte mich in die Höhe, ich konnte nicht einschlafen und habe tagelang nicht richtig geschlafen. Ich wußte nicht mehr ob ich wach war oder schlief. Es war irgendwie ein Dahinvegetieren. Dazu kamen Apettitlosigkeit und äußerte sich auch psychsomatisch wie z.B. Herzrasen aus sowie den typischen depressiven Anzeichen wie Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung usw..Ich schob es immer auf die Hormone und auf das Stillen, das an meinem Körper zerrte. Das Stillen war für mich eine Belastung, ich konnte die Nähe meiner Tochter nicht genießen und fühlte mich eingeengt. Meine Tochter war ein Schreibaby, sie schrie und schrie und aus lauter Verzweiflung legte ich sie ständig an meine Brust, teilweise halbstündlich, stündlich. Im Krankenhaus wurde einem das Kind auch ständig an die Brust "geklatscht" wenn es weinte. Dort hieß es immer das Kind hat Hunger, Hilfe hat man da auch nicht bekommen und ich denke heute, dass sich das alles negativ auf die Mutter-Kind-Beziehung ausgewirkt hat. Meiner Nachsorgehebamme erzählte ich von meinen Schlafproblemen und Ängsten, sie meinte nur ich sollte mal zu meiner Frauenärztin gehen. Dort angekommen, bekam ich eine Überweisung zum Psychater und pflanzliche Beruhigungstabletten. Es gab weder von ihr noch von meiner Nachsorgehebamme irgendeine Erklärung, um was es sich handeln könnte, nämlich einer PPD. So nutzte ich die Überweisung auch nicht, weil ich es nicht verstand. Zumindest war ich der Meinung, das ich keine ärztliche Hilfe benötigte uns schon gar nicht von einem Psychater. Das geht wieder von allein! Es ging nicht und wurde schlimmer. Ich hatte Angst vorm Alleinsein und konnte es nicht ertragen alleine in der Wohnung zu sein. Ich hatte immer ein Gefühl, dass ich" raus" musste. Ich fühlte mich plötzlich in unserer Wohnung nicht mehr wohl und nicht mehr sicher. Sicher vor was?! Ich lag abends im Bett und stellte mir die schlimmsten Sachen vor, was alles passieren könnte. Die absurdesteten Gedanken und ich dachte mir, es gibt so viele schlimme Verbrechen auf dieser Erde, es könnte mir auch was passieren. Dazu muss ich sagen, dass ich unter der Woche mit meiner Tochter alleine bin und mein Mann nur am Wochenende zu Hause ist, manchmal auch 2-3 Wochen gar nicht. Er ist Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Das hat die ganze Sache natürlich auch nicht einfacher gemacht. Schließlich und endlich nach einem Jahr beschloss ich für mich, dass es so nicht weiter gehen kann und suchte einen Psychater auf. Er stellte die PPD fest mit einer zusätzlichen Angststörung. Naja, der Arzt verschrieb mir dann das Medikament Amineurin, wovon ich täglich eine halbe Tablette nehme. Zusätzlich mache ich eine Therapie bei einem Psychotherapeuten auch auf Anraten des Arztes. Mir gehts zur Zeit ganz gut, aber es gibt immer Höhen und Tiefen und sehr belastbar bin ich auch nicht. Mich werfen immer noch die einfachsten Sachen aus der Bahn und diese ewige Müdigkeit macht mir zu schaffen. Aber wir arbeiten daran! Ich habe auch sehr viel Halt bei meiner Familie. Ohne die, weiß ich auch nicht wie ich es sonst "geschafft" hätte.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass einem soviel Leid erspart bleiben kann, wenn es ein bißchen mehr Aufklärung geben würde. Zumindest aber Fachpersonen (Hebammen) und auch Ärzte dies erkennen sollten und eigentlich auch müssen. Ich glaube, ich bin das beste Beispiel dafür. Ich bin froh, dass ich diese Seite gefunden habe, denn auch durch den Fragebogen habe ich den Mut gehabt zum Arzt zu gehen, weil einem manchmal die Worte fehlen, wie man es am besten erklärt.
Gut, das war es erstmal! Vielen Dank für´s "zuhören"!
Tanja_1976

Beitrag von Tanja_1976 »

Hallo Isi

Schön, das du bei uns bist. Deine Geschichte ist wie meine. Damals war mein Sohn schon 10 Tage über Termin, 3 Tage wurden Wehen eingeleitet, Fruchtblase aufgestochen: grünes FW und dann in der Nacht kam der Kaiserschnitt. Anschließend bekam ich eine SS-Vergiftung, weil die mich so lange haben hängen lassen. Bei mir ging es los, als der Kleine ein halbes Jahr alt war.

Man braucht bei dieser Erkrankung viel Gedult und darf sich nicht unterkriegen lassen. Die Gesellschaft macht vieles kaputt. Man meint immer perfekt sein zu müssen so wie die Muttis in der Werbung, die strahlen und vermitteln das pure Glück, die Gesellschaft kann es nicht verstehen, warum man sich nicht über ein Baby "freuen" kann, oder Ängste hat. Damit wären wir auch bei traumatischen Erlebnissen was PPD auslösen kann. Die Hebammen erzählen immer von normaler Geburt, kein Risiko oder sonstiges wird einem erklärt.

Das du den Schritt zum Psychiater geschafft hast, ist eine überwindung. Ich kann dir sagen, ich habe jetzt über 1 Jahr auf einen Platz warten müssen.

Im Forum wirst du viele nette Muttis mit den gleichen Erfahrungen und Problemen finden, die dir helfen und zur Seite stehen.

Ich wünsch dir viel Kraft und alles Liebe
Bis zum nächsten Mal
Tanja
Ümi

Beitrag von Ümi »

Hallo Isi!

Erstmal willkommen im Forum:-) Habe Deinen Beitrag auch eben gelesen
und mich erstaunt es wie Du (gibt auch andere viele) es 1 Jahr lang ohne ärztliche hilfe oder med. ausgehalten hast. Schön das es Dir jetzt besser geht. Ich wohne jetzt seit fast 3 J. hier in Pb und weiss das Detmold in der Nähe ist:-) Hast Du in Detmold entbunden? Ich hatte ja die selbe Erfahrung gemacht mit meinem Gyn und der Hebamme und kanns auch nicht begreifen das die PPD immer noch so ein Tabuthema ist. Schlimmer ist das die wenigsten Ärzte sich damit auskennen. Mir gehts auch schon viel besser, aber auch ich habe manchmal Rückschläge. Ich kann die Zeit mit meinem kleinen immer noch nicht ganz geniessen und meine Mama ist immer noch bei uns:-) In Bielefeld soll es eine Selbsthilfegruppe geben, die Leiterin wohnt in Hövelhof. Schon davon gehört?? Wollte vielleicht mal bei ihr anrufen, um eventuelle Tips o.ä. auszutauschen.
Soo, dann lass ma bald was von Dir hören..ähm lesen
_________________
Isi80

Beitrag von Isi80 »

Hallo Ãœmi!

Gehe jetzt mal davon aus, dass Du meine letzte Nachricht nicht bekommen hast. Schreib deswegen nochmal!

Weiß auch nicht, wie ich das geschafft habe 1 Jahr zu warten. Es kam irgendwann mal ein Zeitpunkt, wo es für mich nicht mehr tragbar wurde und ich auch an die Verantwortung meiner Tochter gegenüber denken musste. Das war der entscheidende Schritt. Aber ich denke, wenn ich meine Familie nicht gehabt hätte, hätte auch alles ganz anders laufen können. Für die ersten paar :-) Wochen bin ich auch zu meinen Eltern gezogen und da war ich nicht allein, weil mein Bruder rund um die Uhr da war, der z. Zt. arbeitslos ist.

Detmold ist von PB ca. 30 km entfernt. Ich fahre manchmal nach PB zum shoppen :-) Habe auch in Detmold entbunden, dies war ebenfalls eine Negativerfahrung. Im Krankenhaus fing es ja schon mit der PPD an. Als ich einmal total fertig nach einer schlaflosen Nacht zur Krankenschwester ging, bekam ich nur Baldriandragees in die Hand gedrückt. Wegen dem Stillen halt. Aber bemerkt hat keiner was.

Ja, von der Selbsthilfegruppe habe ich auch schon mal gehört. Ich meine, ich habe das in den Unterlagen von der Organisisation gelesen. Hast Du die Tele-Nr. oder soll ich mal nachgucken? Falls Du dort mal anrufst, sag bescheid, vielleicht schließe ich mich an.

Ok, lass uns voneinander hören! Bis denne
Iris
Ümi

Beitrag von Ümi »

Hallöchen Isi!

Ich in Pb in der Frauenklinik entbunden und ähnliches erlebt. Auch ich hatte familliäre Unterstützung, aber trotzdem wusste ich das ich etwas unternehmen muss, damit ich "normal" werde. Ich konnte und wollte den Zustand nich weiter aushalten. Hab auch die Unterlagen und auch die Nummer. Ich ruf die Tage mal an und frag was die genau machen und wann das Treffen stattfindet usw. Werde Dir dann bescheid geben. Vielleicht können wir dann auch zusammen hin.
Isi80

Beitrag von Isi80 »

Hi Ãœmi!

Ja, das hört sich gut an. Meld dich dann mal!

Lg Iris
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Marika
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Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo Iris!

Herzlich willkommen auch von mir, schön dass du dich uns angeschlossen hast!!! :D

Wie du habe ich auch nach einer Ewigkeit mit Wehen und einer beginnenden Infektion (weil die Fruchtblase schon zu lange offen war) schlußendlich per KS entbunden. Der Kleine war nicht richtig ins Becken gerutscht... er hatte nämlich die Nabelschnur um den Hals, was aber keiner gemerkt hat.... :cry:

Das mit dem "Nicht alleine sein können" kenne ich auch von mir nur allzu gut. Ich litt sehr unter Zwangsgedanken meinem kleinen Liebling gegenüber und dachte ständig, ich werde verrückt wenn ich allein bin. Ich habe "nur" 3 Wochen diesen schrecklichen Zustand ausgehalten - dann ging ich zum FA der mich erstmal ganz erschrocken in eine Hebammenpraxis überwies. Das war schon mal ganz gut. Mein Hausarzt hat dann aber gleich erkannt, dass das nicht reicht. Er kam sogar zu mir nach Hause und vereinbarte für mich tel. gleich einen Psychiater Termin, den ich schon 3 Tage später hatte. Das war dann der Anfang vom steinigen Weg wieder vom "Schatten ins Licht"! :wink:

Wie du finde ich es wirklich schlimm, dass die PPD bzw. PPP immer noch so ein Tabu ist bzw. anscheinend nicht mal alle Fachleute (wie Hebammen....) darüber Bescheid wissen. Mir kommt es oft so vor, als würde ihnen dieses Thema Angst machen und daher kehren sie es unter den Teppich... so gut es eben geht. Unglaublich - und es macht mich einfach nur WÜTEND!!! :x Das ist auch der Grund, warum ich weiterhin hier bei S&L bin, obwohl es mir wieder gut geht!!! Ich will aktiv an der "Enttabuisierung" mithelfen.

Jede schwangere Frau wird über Schwangerschaftsvergiftung, Missbildung, vorzeitige Wehen usw.usw. aufgeklärt - nicht aber über NACHGEBURTLICHE Probleme, was UNS FRAUEN betreffen kann. Damit muß Schluß sein!!!! Wir tragen 9 Monate ein Kind im Leib - das ist sehr beschwerlich z. Teil. Wir erleben eine Geburt mit großen Schmerzen, wir können stillen und das alles ist noch mit großen Hormonschwankungen verbunden. Aber es wird erwartet, dass wir das alles ohne viel Aufsehen erledigen. Die Männer gehen gleich wieder arbeiten und wir stehen da mit dem neuen Baby, mit unseren Ängsten... und meist kommen nur kluge Sprüche wie: Du mußt nur positiv Denken, sei doch froh, dass das Baby gesund ist. Wie es IN UNS aussieht, ob wir die Geburt traumatisch erlebt haben, ob uns Ängste quälen usw. - das interessiert erst mal keinen - erst wenn eine Frau am Rande des Abgrunds steht - ja dann, wird vielleicht mal wenn wir Glück haben, reagiert! :x

Liebe Iris, sowas ist schlimm, aber wir können gemeinsam hier erreichen, dass es besser wird. Und auch dir wird es bald besser gehen, du hast jetzt ENDLICH professionelle Unterstützung und das ist super. Es dauert leider seine Zeit - bei mir sind es jetzt 2,5 Jahre her und seit 8 Monaten fühle ich mich wieder sehr gut. Bleib feste dran an deiner Therapie und dem AD und du wirst diese Krise umso schneller überstehen!

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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