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memory

Hallo ich bin neu!

Beitrag von memory »

Ich bin 32 Jahre alt und verheiratet . Unser Sohn ist jetzt 10 Monate alt.
Ich habe den Beitrag von "Hopeless" gelesen und finde mich in vielem was sie geschrieben hat wieder. Es könnten meine Worte sein. Aber jetzt von Anfang an.

Gleich zu Beginn muss ich sagen dass ich NIE ein besonderer Kinderfan war. Damit meine ich Babys und Kleinkinder. Ich bin ein nervöser Mensch und brauche Ruhe. Auf schrille Kinderstimmen und Gekreische reagiere ich mit einer richtigen Aversion. Es macht mich nervös und gereizt. Ich hab da richtig eine Allergie und eine Phobie dagegen. Das war allerdings schon immer so. Deswegen hatte ich auch nie einen Kinderwunsch, ganz im Gegensatz zu meinem Mann.
Bzw. ein Kind hätte ich schon gerne gehabt, aber der Horror vor der Baby-und Kleinkindphase war zu groß.

Mein Mann meinte mal zu mir er vermutet aufgrund einer schweren Krankheit in der Kindheit zeugungsunfähig zu sein, deswegen haben wir es mit der Verhütung nicht so genau genommen. 3 Jahre ist auch nichts passiert und dann war ich plötzlich schwanger.

Im ersten Moment habe ich mich sehr gefreut, weil ich wusste wie sehr sich mein Mann ein Kind gewunschen hat.
Doch nach zwei Tagen habe ich angefangen zu realisieren was das eigentlich heisst und habe nur mehr geheult. Ich habe immer wieder mit ihm über Abtreibung gesprochen worauf er ungehalten reagierte. Dazu kam dann noch meine Familie die mir einredete: wenn ich das Kind wegmachen lasse dann verlässt er mich und sucht sich eine Frau die ihm Kinder schenkt. Und das wollte ich auf keinen Fall denn mein Mann ist alles für mich. Ich war verzweifelt. Ich wollte kein Kind aber auf keinen Fall wollte ich meinen Mann verlieren. Also versuchte ich zu hoffen das es schon irgendwie gehen wird. Ich habe zwar immer wieder versucht ihn auf das Thema Abtreibung anzusprechen aber die erhoffte Zustimmung blieb aus.

Die Schwangerschaft war ein Albtraum. Mir ekelte vor mir selber, ich war mir fremd. Diesem grauenhaften Bauch, dazu hatte ich elendiges Sodbrennen, dieser ekelige Ausfluss und Rückenschmerzen. Dann die Babybewegungen. Für viele ein schönes Gefühl, für mich negativ. Alles was mit dem Kind zu tun hatte war schmerzhaft.

Die Geburt war auch der pure Horror. Ich wollte einen Kaiserschnitt aber die Hebammen quatschten mir eine Normalgeburt auf. 24 Stunden Wehen ,Schmerzen bis ich nicht mehr konnte und so am Limit war dass ich nach etlichen Beruhigungs- und Schmerzmitteln dann doch KA bekam.

Stillen wollte ich auch nie. Hab mit meinem Mann vorher schon besprochen dass er mir da beisteht wenn die Hebammen einem das wieder einreden. Ich war im KH zu schwach mit denen zu diskutieren - mein Mann hat natürlich NICHTS gesagt so wie vereinbart - und man legte mir immer wieder das Kind an. ES WAR GRAUENHAFT!!!!!!!!!!! Ich fühlte mich wie körperlich vergewaltigt. Dann auch noch dieses entsetzliche Gebrüll vom kind. Jedesmal wenn die Zimmertüre aufging verkrampfte sich alles in mir und ich dachte mir bitte lass das nicht die Schwester sein die mir wieder dieses Kind bringt. Sie legte es mir wieder an und ich hab nur gedacht: bitte, bitte, bitte lass das schnell vorüber gehen. Dann mußte ich es auch noch wikeln obwohl ich vor Schmerzen kaum stehen konnte. Jedesmal wenn die Schwester es wieder mitnahm war ich erleichtert.
Dann habe ich bei der Visite allen Mut zusammen genommen und auf die Abstilltabletten bestanden. Das Gefühl der "schlechten Mutter" wurde sofort vermittelt. "Stillen ist das Beste und wieso wollen sie es nicht, sie müssen an ihr Kind denken, ...." vorwurfsvolle Blicke aber ich bekam dann die Tabletten.

Zu hause war es nicht besser. Ich wollte EINFACH NUR RUHE haben um mich zu erholen. Und immer wieder schrie das Kind.

Ich dachte es sei der Babyblues und es wird vorbeigehen und das ich mich daran gewöhnen würde. Aber es wurde NICHTS besser. Im Gegenteil.

ALLE fragten immer nur mehr nach dem Kind. Es war furchtbar. Für mich interessierte sich keine Menschenseele mehr. Immer nur mehr Kind, Kind ,Kind. Am liebsten hätte ich ins Telefon geschrien wenn mal wieder die Frage kam: und wie geht’s dem Kleinen “wie solls ihm schon gehen: er frisst, kackt, nervt und brüllt. Wie JEDEN TAG!!!”
Ich bekam eine riesen Wut zum einem auf mich selber dass ich nicht stark genug war auf die Abtreibung zu bestehen zum anderen auf meinen Mann dass er uns ein kind aufgehalst hatte weil ER es wollte obwohl er genau wusste dass ICH es abtreiben wollte. Er kann ja arbeiten. ICH habe das Kind im Genick und diesen Schreiterror den ganzen Tag. Unser schönes ruhiges Heim ist zu einem Irrenhaus verkommen...

Wir hatten uns nur mehr in den Haaren. Ich wollte es zur Adoption freigeben. Er wollte das Kind aber behalten.
Dabei sagte er immer: hätte er gewusst dass es für mich so schlimm ist, hätte er mich abtreiben lassen. Dann kamen noch Äußerungen wie: du hast doch nie gesagt du bestehst auf Abtreigung. Ich hätte platzen können vor Wut. NATÜRLICH habe ich immer wieder damit angefangen und geheult weil ich kein Kind wollte. Ich hatte nur nicht bestimmt auf den Tisch gehauen und gesagt: ICH MACH DAS JETZT. Aber so ein Typ bin ich eben nicht. Um es allen recht zu machen und geliebt zu werden habe ich IMMER gemacht was man von mir verlangte. Ich äussere zwar immer meine Bedürfnisse kann sie aber nicht durchsetzen.

Ich hatte keine Muttergefühle für dieses Kind. Eher Hass. Mich widerte alles an was mit ihm zu tun hat. Die Windeln, dieses ekelige unappetitliche Geräusch wenn es am Nuckel saugt, das Bäuerchen , die Angst dass es spuckt (war ein Spuckkind) und am schlimmsten dieses Geschrei. Da schnürt sich meine Kehle zusammen und mein ganzer Magen verkrampft sich. Am schönsten war es wenn es geschlafen hat. Und ich habe mich kaum zu bewegen getraut um es ja nicht aufzuwecken und der ganze Terror wieder losgeht. Ich konnte nicht entspannten, stand den ganzen Tag unter Strom und habe mich im eigenen zu hause nicht mehr wohlgefühlt weil das Kind genervt hat. Manchmal habe ich es sogar schreien hören obwohl es gar nicht geschrien hat. Ich habe schon gedacht ich bin reif für die Anstalt und verliere langsam aber sicher den Verstand.

Ich weiß dass ALLE Babys so sind und das Kind das nicht macht um mich zu ärgern aber ich kann einfach nicht raus aus meiner Haut. Ich bin eher ein nervöser Mensch und brauche Ruhe. Und wenn ich dem Kind was Gutes tun will und es fütter oder mit ihm spiele und es verzieht das Gesicht und motzt fühle ich mich abgelehnt.
Ich HASSE das richtig wenn es brüllt und das Gesicht verzieht. Ich kann das einfach nicht dass ich da locker drüber stehe.

Es wurde immer schlimmer. Ich bekam Panikattacken, wollte nicht mehr spanzieren gehen weil ich das Kind nicht um mich haben wollte. Am schlimmsten fand ich immer die Autofahrten. Der Motor heult, das Kind kreischt, ich habe gedacht ich dreh durch. im Haus kann ich den Brüllattacken noch ausweichen wenn es mir zuviel wird und mich im Badezimmer verkriechen. Draußen bin ich dem ausgeliefert.
Ich fühlte mich wie in Ketten gelegt. Nichts konnte ich mehr machen ohne das Kind. Es war als wickelte sich eine riesen Würgeschlange um meinen Hals und wann immer ich ein wenig Luft holen wollte und mich meinen Interessen zu wenden wollte würgte sie fester und zog sich immer mehr um meinen Hals bis mir schließlich die Luft ausging.

Ich habe nur mehr geheult. Immer wieder wollte ich mit meinem Mann über die Adoption reden. Doch für ihn kam das nicht in Frage.
Wenn ich mich am Abend bei ihm auskotzen wollte wie sehr mich das Kind genervt hat hat er immer Partei für das Kind ergriffen und mich kalt behandelt. Zum Kind war er geduldig und liebevoll - so wie früher zu mir.
Er sagt zwar ich sei das Wichtigste, nur sein Handeln sprach dageben. Immer verteidigte er das Kind, verbringt gerne die Zeit mit ihm (was für mich auch unvorstellbar ist. Wie kann man lieber mit einem schreienden spuckenden Baby die Zverbringen als mit dem Partner???). Was kann man den schon mit einem Baby anfangen? Mich erfüllt es nicht die Zeit mit ihm zu verbringen und die Angst dass das Gemotze wieder losgeht alleine sorgt schon dafür dass ich kaum ist das Kind in meiner Nähe angespannt bin.

Mein Hass ist immer mehr geworden. Ich sah immer nur mehr : mein Mann und sein Kind und ich stehe alleine da. Ich bin nur mehr dafür gut um sein Goldkindchen zu versorgen wenn er auf Arbeit ist.

Wenn das Kind mal bei den Großeltern war was es wie Weihnachten, Geburtstag für mich zusammen. ENDLICH ENDLICH war es weg. Ich hatte wieder Appetit, fühlte mich wohl. Ich konnte rausgehen, keine Panikattacken mehr, nichts. Mein Mann und ich waren wieder zu ZWEIT und es war erholsame Ruhe im Haus. Ich vermisste das Kind überhaupt nicht. Meinetwegen hätte es ewig bei den Großeltern bleiben können. Kaum war es wieder da begann der Horror von vorne. Und ich fühlte mich wie seelisch vergewaltigt und zu was genötigt und gewzungen was ich nicht wollte.

Ich fühlte mich so hilflos weil ich keinen Ausweg sah. Meinen Mann verlassen wollte ich nicht, weil ich ihn über alles liebe. Aber mit diesem Kind leben wollte ich auch nicht. Alles so aussichtslos.
Unsere Streiterein wurden immer schlimmer. Einmal wollte ich davon laufen. Und mein Mann - der zwar immer beteuerte ICH sei das Wichtigste und er würde sich für MICH entscheiden meinte zwar er will sich nicht trennen aber wenn ich es so will.... Also hat er sich in Wahrheit fürs Kind entschieden. Wenn es also darauf ankommt dann entscheidet er sich gegen unsere Liebe und für das Kind. Im tiefsten Inneren hab ich es schon länger gewusst. Mit jedem Tag wo er mehr Bindung zu dem Kind aufgebaut hat haben wir uns weiter von einander entfernt. Nur hat er es nicht gemerkt (obwohl ich ihn immer wieder darauf angesprochen habe) weil ihm das Kind wichtiger war als unsere Ehe. Wenn das Kind nicht körperlich im Zimmer anwesend ist dann ist es virtuell anwesend weil er mit seinen Gedanken im Kinderzimmer ist.
Ich hatte manchmal auch schon den Eindruck er bleibt nur bei mir weil er arbeitet und irgendwer auf seinen kleinen Prinzen aufpassen muss.

Ich habe mich ihm immer mehr entzogen, weil ich ihn mit dem Kind verbunden habe. Er und das Kind auf der einen Seite ich auf der anderen.
Wenn er es zärtlich zu sich nahm war es wie ein Stich ins Herz für mich und ich verspürte Eifersucht. Und wie seine Augen strahlten wenn das Kind nach ihm griff. Bei mir hat er noch nie so gestrahlt. Ihm gibt also ein schreiender Balg mehr als seine Frau die ihn über alles liebt dachte ich.
Natürlich sagt er mir auch immer das er mich liebt und ist zärtlich zu mir. Aber es ist anders als beim Kind. Da strahlen und leuchten seine Augen nicht so. Wenn ich mal kurz wegschaue lächelt er auf einmal nicht mehr und schaut mich unverwandt an. Das Kind schaut er immer mit warmen Augen an. Das verletzt mich so sehr dass ich heulen könnte.

Wenn sein Kindchen dann wieder eine Brüllattacke hat und ich genervt die Augen verdrehe ist er von MIR (!!!!!) genervt. Das Gebrüll vom Kind nervt ihn also weniger als meine nicht erfreute Reaktion darauf. Das verletzt mich auch immer wieder. Manchmal flüchte ich dann in Haushalt damit ich eine gute Ausrede habe warum ich mich nicht so mit dem Kind beschäftigt habe. Mir ist jedes bügeln, saugen und putzen lieber als mich dem Gemotze des Kindes auszuliefern.

Was mich auch total aufregt wenn er meint: “Ach so schlimm ist das doch nicht. Ich freu mich wenn ich ein Lebenszeichen vom Kind höre.“ Boaah echt da könnte ich an die Decke gehen. Er ist ja fünf mal die Woche für 10 Stunden ausser Haus. Klar ist arbeit auch Stress aber ein anderer als mit einem Kind. Ich kann mir den ganzen Tag lang tag täglich dieses gequietsche, gemotze, gebrüll, gekreische, gerassel und mit den Beinen gegen den Boden getrampel anhören. Klar dass man dann mal irgendwann hyperempfindlich auf jedes Geräusch reagiert. Und ja MIR ist es LIEBER wenn ENDLICH mal ruhe ist und das kind ENDLICH mal aufhört laut zu sein und einfach nur die klappe hält.
Ich weiß das klingt für viele furchtbar wenn ich so über das Kind schreibe aber ich empfinde es so.

Seit Eintritt der SS ist etwas in mir gestorben. Ich lebe nicht mehr ich funktioniere und auch das nicht richtig. Die Frau die ich früher war, fröhlich und lebenslustig scheint eine ganz andere geworden zu sein. Ich bin nur mehr ein Schatten meiner selbst. Und der Blick in die Zukunft ist für mich noch beängstigender. Jetzt kann man das Kind noch in die Gehschule stecken wenn es nervt. Je älter und mobiler es wird um so zeit intensiver wird es bis zum Kindergarten und um so mehr wird es mir die Zeit mit meinen Mann (mein Mann arbeitet sehr viel und lange und die 2 Tage am WE wo wir früher intensivst die Zeit miteinander verbringen konnten waren immer alles für mich) wegnehmen und die Nerven rauben.

Und am schlimmsten waren für mich Kommentare wie: dein Kind tut mir leid. Boah da habe ich schon wieder Hass gespürt. Das Kind tut also jedem leid, aha, dabei macht der Vater ,die Patentante incl. der ganzen Verwandtschaft einen Affentanz drum. Dem Kind geht es sicher besser als mir, denn es wird von vielen geliebt, ich fühlte mich nur mehr einsam, unverstanden und alleine gelassen.
Meine Schwiegereltern hatten mich immer schon abgelehnt (sie hatten bislang noch JEDE Freundin von meinem Mann weggeekelt), meine Mutter ist schon tod und mein Vater und ich kommen seit er seine neue Freundin hat auch nicht mehr so klar miteinander, und mein Mann hat es sich zur Aufgabe gemacht der perfekte Vater zu sein. Auf der Strecke blieb ich.

Zu hören bekam ich von ihm immer öfter: du bist egoistisch.
Ich habe mich immer mehr vor allem - auch vor meinem Mann - zurückgezogen und in meiner eigenen Welt gelebt.
Ich hab Kinder dann schon nicht mal mehr im Fernsehn sehen können und habe umgeschalten.
Alleine wenn ich das Wort Kind schon höre drehte sich mein Magen um.
Das Kind stand immer mehr zwischen meinem Mann und mir.

Irgendwann wusste ich dass es so nicht weitergeht und bin zum Arzt.
Ich bekam dann auch ein Antidepressiva verschrieben. Ich wurde etwas ruhiger. Aber glücklich war ich trotzdem nicht. Die Tablettten haben mich zwar ruhiger werden lassen, aber deswegen habe ich trotzdem nicht den Wunsch mit einem Kind zu leben.
Nach einem Monat wurde die Dosis dann auf zwei ADs erhöt. Auch da bekam ich wieder Wut auf das Kind. Wegen dem kann ich jetzt auch noch Tabletten nehmen.

Das liegt jetzt alles so drei Monate zurück. Heute ist es schon um einiges besser. Ich bin ruhiger, stehe mehr über den Dingen und zwischen mir und meinem Mann kracht es nicht mehr ständig. (nur das Gebrüll lässt mich nach wie vor verkrampfen. Aber dagegen war ich schon vor der Depression allergisch und empflindlich) Wir wollen an unserer Beziehung arbeiten, denn auch er hat begriffen dass nicht nur in Sachen Kind sondern auch in unserer Ehe dringender Handlungsbedarf besteht da wir uns immer mehr entzweit haben. Endlich hat er mich auch wieder wahrgenommen.
Ich habe angefangen Sport zu treiben, und mich wieder alten Hobbys zuzuwenden. Mache mich wieder hübsch für ihn. Endlich, endlich hat er mir auch zugestimmt dass wir uns wenn das Kind mobiler und zeitintensiver wird um eine Tagesmutter umsehen, damit ich auch mal entspannen und abschalten kann. Und es später in einen Ganztagskindergarten gehen wird (denn das wollte er früher auch nicht zulassen)

Liebesgefühle habe ich für das Kind nach wie vor nicht. Aber zumindest ist es kein Hass mehr sondern eine Akzeptanz und ich versuche mich mit dem Gedaken daran das es da ist zu arrangieren. Natürlich vermisse ich mein altes Leben, aber bei dem Gedanken dass es nicht ewig ein Baby und ein Kleinkind ist kann ich mich sogar freuen. Mit älteren Kindern kann ich schon weit aus mehr anfangen. Und auf diese Zeit freue ich mich. Hauptsache kein kreischendes Baby mehr.
Was ich nach wie vor nicht mag ist wenn man mich Mama nennt. Ich möchte mich beim Namen nennen lassen. Aber vielleicht wird auch das einmal besser werden.
Und vielleicht schaffe ich es eines Tages ohne die Antidepressiva. Ich würde es mir so wünschen.

Vieles was ich anfangs nicht verstanden habe ist auf einmal klarer geworden.
Meine Mutter hat mich als Baby über alles geliebt und betüddelt. Ich durfe ALLES. Wirklich alles. Doch als ich älter wurde fing sie an alles an mir abzulehnen. Dann verhielt sie sich kalt zu mir, nahm mich nicht mehr in die Arme aber strahlte wenn sie ein Kleinkind sah - obwohl es ein fremdes war während sie ihre eigene Tochter mit Kälte strafte.
Somit habe ich schon sehr bald mit Babys und Kleinkindern was negatives assoziert. Sie werden mir vorgezogen. Jetzt kam das Gefühl bei meinem Mann wieder hoch. Ein Baby ist da, und er ist von mir genervt während er alles am Kind toll findet.

Die Panikattacken kommen von einem mangelnden Selbstvertrauen. Meine früheren Beziehungen waren nicht sehr schön, und wie gesagt war als ich älter war die Beziehung zu meiner Mutter so gut wie gar keine. Deswegen genoß ich es als ich meinen Mann kennenlernte mal die ganze Aufmerksamkeit für mich alleine zu haben. Somit war das Baby ein Konkurrent für mich. Nach allem was ich früher durchgemacht hatte kam jetzt wieder etwas was mir was wegnahm und ich teilen musste.

Ich bin froh darüber dass ich jetzt wieder positives in meinem Leben sehen kann. Nur manchmal wenn ich denke, jetzt ist das ganze mit der Depression ausgestanden kommt auf einmal wieder ein Rückfall. Ein Schritt nach vorne, fünf Schritte zurück. Aber auch da weiß ich jetzt dass es zum Krankheitsverlauf dazugehört und es eben ein sehr langer und schwieriger Weg ist.

Gibt es jemand von euch der ähnliches erlebt hat?

Entschuldigt bitte dass es so lange geworden ist.
Ich habe einfach drauflosgeschrieben und mir meinen ganzen Kummer von der Seele geschrieben.

Lg memory
lola

Beitrag von lola »

Liebe Memory!


Du hattest es nicht einfach wie ich lese......Deine Geschichte brachte mich sehr zum Nachdenken.

Als erstes bin ich froh darüber, dass sich( auch wenn nur in kleinen Schritten) etwas getan hat betreff der Bindung zu deinem Kind. Das ist schon einmal viel viel wert. Auch wenn es vielleicht noch nicht Liebe ist was du spürst, eine Akzeptanz ist auch etwas das in diese Richtung schlägt.

Was ich dir dringend raten würde: Versuch wirklich so bald es möglich ist, dein Kind in eine Ganztages-Betreuung zu geben- du musst unbedingt den Weg zu dir selber wieder finden. Es ist jetzt ganz wichtig, dass du so viel Freiraum für dich abzweigen kannst wie nur nötig. Nur dann kann die Beziehung zu deinem Kind sich ins Positive entwickeln.

Weiter denke ich, dass wahrscheinlich wirklich diese Gefühle aus Früher stammen, du fühltest dich abgelehnt- und das zu Recht. Wenn ein Kind merkt, ein Baby ist quais "mehr wert" als ich, bleibt das tief verankert in dir drin. Und daran trägst du überhaupt keine Schuld, das ist ein Problem deiner Mutter-wahrscheinlich auch aus ihren Kindertagen.

Ich rate dir auch dringend, in eine Gesprächstherapie oder Verhaltenstherapie zu gehen. Auch eine Alternativ-Therapie könnte dir helfen. Ausserdem glaube ich (obwohl ich kein Arzt bin!) nicht so sehr daran, dass du eine postpartale Depression hast. Natürlich kann ich das nicht genau sagen, weil ich nicht geschult bin. Ich glaube eher, es könnte (wirklich nur könnte!) eine Borderline-Störung sein. Speziell nach dem zu beurteilen, weil du eifersüchtig bist auf die Bindung deines Mannes zum Kind.

Was nimmst du für Medikamente? Ich heisse dich auf jeden Fall willkommen und wünsche dir alles Liebe
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Marika
power user
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Beitrag von Marika »

Hallo Memory!

Herzlich willkommen auch von mir an dieser Stelle!

Als ich deine Geschichte gelesen habe, war ich erst mal sehr nachdenklich. Du hast absolut recht, wenn du deine Reaktion auf dein Kind aus der Beziehung mit deiner Mutter asoziierst. Bist du in einer Therapie? Es klingt für mich so, als hättest du neben den AD bereits eine gute psychologische Betreuung an deiner Seite.

Ich finde du hast schon ziemliche Fortschritte gemacht und auch auf die Tatsache, dass du dir Hilfe geholt hast, kannst du sehr stolz sein. Du hast nicht in dieser schrecklichen Situation verharrt, sondern hast erkannt, dass DU Hilfe brauchst. Sehr gut!

Falls du noch keine Therapie machst, kann ich dir das nur wärmstens empfehlen. Da kann man wirklich Verhaltensmuster aus der Kindheit bzw. Traumata aufdecken und so die "Nachwirkungen" auf das jetzige Leben sehen und ändern.

Ich wünsche dir ganz viel Glück, Geduld und Kraft für deine Arbeit an dir und in eurer Partnerschaft. Und ich glaube ganz fest daran, dass du das schaffen wirst!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
memory

Beitrag von memory »

Danke für eure lieben Worte und das ich so nett aufgenommen werde.

Mir ist da glaube ich irgendwie ein Fehler passiert. Mein Beitrag ist gleich zwei mal da??!! :oops:

Aber jetzt zu euren Fragen. Ich bin in Therapie. Die Tabletten die ich nehme heißen Efectin. Ich nehme morgens 50mg und nochmal abends 50mg. Dazu hab ich noch Neuroglutamin bekommen. Das ist ein natürlicher Botenstoff der im menschlichen Gehirn vorkommt und bei viel Stress nicht mehr nachproduziert wird. Die ersten 7 Monate stand ich unter Dauerstrom. Als ich mit der Therapie angefangen habe konnte ich nach und nach lernen zu entspannen und dann kam plötzlich eine totale Müdigkeit. Aber keine lähmende sondern eine entspannende. Ich konnte endlich ein bisschen was an Erholung aufholen. Dazu hat mir mein Arzt noch eine ganz gute Meditations-CD empfohlen. Die ist von Dr.Med. Rüdiger Dahlke und heisst "Entspannung in Minuten".
Leider klappt es noch nicht immer mit dem Entspannen. Aber es wird immer besser. Auf der CD geht es um das "loslassen von Ängsten und Problemen)

Das mit der Depression hat mir mein Arzt so erklärt: er vermutet dass ich schon vorher leicht depressiv war. Es nur nicht gemerkt habe weil die Krankheit noch nicht so gravierende Symptome gezeigt hat. Der Grund dafür war meine Vergangenheit und mein mangelndes Selbstvertrauen.
Meine Eltern haben mir immer das Gefühl gegeben das andere Kinder besser und braver sind als ich, dass sie nicht wirklich stolz auf mich sein können und ich ein Versager sei. (das mit dem Versager bekam ich von meinem Vater des öfteren zu hören) Mir wurden auch immer viele Schuldgefühle gemacht. Obwohl ich nie ein schlimmes Kind war. Ich habe nie Alkohol oder Drogen genommen, nie was geklaut oder sonstiges angestellt. Ich war ein ganz normaler Teenager. Wenn ich ausgegangen bin wussten sie IMMER mit wem ich weg war, wo ich bin und ich war stets pünktlich zu Hause.

Also prägte sich folgendes ein: Meine Mutter mag nur Babys und Kleinkinder als ich erwachsener wurde war ich auf einmal nicht mehr so liebenswert, und mein Vater findet Jjedes andere Kind im Bekanntenkreis besser und braver als mich.
Mein Selbstvertrauen war gleichNull.
Die Beziehung meiner Eltern war auch nicht das gelbe vom Ei. Mein Vater hat meine Mutter immer wieder betrogen. Ihren Frust lies sie an mir aus, weil er immer auf Piste war. (später sagte sie mir mal dass sie ihn immer schon verlassen wollte aber nie den Mut dazu hatte) Daher kommen auch diese Beziehungs und Verlustängste. Mein Vater erhzälte mir als ich älter war dass er nur in andere Frauen geflüchtet ist, weil er immer Stress mit meiner Mutter hatte und zwar wegen MIR weil ich so ein aufgewecktes Kind war. Also wieder Schuldgefühle. Und dann noch die Angst: aha ein Kind könnte also der Grund sein warum man fremdgeht weil man den Stress zu Hause nicht mehr aushält.
Also immer wieder negative Erfahrungen mit Kindern.

Es setzte sich in Beziehungen fort. Mein erster Freund war sehr gewaltsam. (auch körperlich) Ich war naiv und wäre auf JEDEN Typen hereingeallen weil ich dachte ÜBERALL hätte ich es besser als zu Hause.
Er sagte mir auch immer: Du musst froh sein dass ich dich überhaupt nehme so wie du aussiehst. usw..

Erst durch meinen Mann habe ich zum ersten mal richtige Liebe erfahren. Wurde in die Arme genommen und durfte neben lachen auch weinen ohne mich dafür erklären zu müssen. (Früher hiess es immer: was heulst du, gibt keinen Grund dafür)

Mein Arzt erklärte mir, dass dann durch die schwierige Geburt ein Postoperatives Trauma entstanden ist. (die Not-OP wurde durchgeführt weil meine Herztöne abgefallen sind) Als dann die Hormone zurückgingen kam dann die Depression so richtig raus. Es ist eine Depression mit Panik- und Angstattacken, ausgelöst durch die Geburt und die SS. Aber wie gesagt vermutet er dass es schon länger in mir geschlummert hat.

Deswegen auch diese Verlassensängste (mein Mann könnte mich verlassen wenn ich ihm kein Kind schenke), und die Angst vor Liebesverlust (jetzt ist ihm das Kind wichtiger und ich werde wieder wegen einem Baby - so wie früher - nicht mehr so geliebt.

Das Reden in der Therapie tat mir gut, endlich konnte ich alles rauslassen ohne verurteilt zu werden. Und andererseits empfand ich es manchmal ans anstrengend über so viel zu reden. Es gab auch einen Punkt an dem ich nur mehr verwirrt war weil so vieles aufgewühlt wurde.
Es gehört halt dazu dass man immer wieder kleine Rückfälle hat.

Das ich auf Babygeschrei so empfindlich reagiere ist nur ein Teil der Depression. Und zwar dieses "abgelehnt zu werden"-Gefühl. Aber dass ich - auch wenn ich es manchmal schaffe das Gebrüll nicht auf mich zu beziehen - trotzdem nervös werde hat nichts mit der Krankheit zu tun. Es gibt einfach so Laute die bei manchen einen stärkeren Reiz auslösen bei manchen weniger. So wurde es mir erklärt.

lg memory
Bianka

Beitrag von Bianka »

Hallo memory,

herzlich Willkommen hier im Forum.

Ich konnte Deinen Vorstellung nicht zu Ende lesen. Zuviel ist sooo negativ über Dein Baby geschrieben,daß mir ganz anders wurde und ich abbrechen mußte. Das Baby kann doch nichts dafür und Du bist sicherlich in irgendetwas verstrickt. Hast Du schon mal an eine systemische Therapie nachgedacht. Erforsche mal die Eltern-Kind Beziehungen Deiner Eltern und Großeltern,ob da mal was gewesen ist.

Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute,daß Du es schaffst zu Dir zu finden.
memory

Beitrag von memory »

Hallo Bianka,

ich weiß dass das für viele furchtbar klingt wenn ich so über ein Kind schreibe. Aber es ist WIRKLICH das was ich empfunden habe. Ich selber habe mich auch nicht gut dabei gefühlt. So oft habe ich mir gedacht, wenn es nicht so ein Albtraum für mich wäre mit einem Baby dann würde es mir gut gehen. Und dann kommt ja noch dazu dass ich weiß dass KAUM jemand so fühlt wie ich. Alleine das macht mich fertig, das Gefühl zu haben das wieder andere Menschen alles besser im Griff haben nur ich wieder aus der Reihe tanzen muss. Man weiß das man sich falsch verhält und trotzdem kann man nicht raus aus seiner Haut.

Ich bin auch ein Mensch der auf Druck überhaupt nicht funktioniert. Je mehr man Druck auf mich ausübt: Du MUSST dich jetzt zusammenreissen usw. umso mehr blockiert alles in mir und ich bekomme wieder Panikattacken.
Was mich total stuzig machte war als mein Arzt mir sagte dass ich mir sehr oft SELBER den MEISTEN Druck auferlege.

Aber ich bin zuversichtlich dass es mit jedem Tag besser wird. Obwohl natürlich auch Angst mitschwingt "was wenn nicht" ..
Und es ist ja auch schon besser geworden im Vergleich zu dem wie es am Anfang war. Trotzdem weiß ich dass ich noch Lichtjahre davon entfernt bin so wie es im "Normalfall" sein sollte.

lg memory
Bianka

Beitrag von Bianka »

Hallo liebe memory,

puh jetzt hab ich gedacht,ich wäre zu krass mit meiner Meinung rübergekommen,aber das ist ja gottseidank nicht der Fall.
Ich finde Du brauchst Dich nicht falsch oder schuldig fühlen. Diese Gefühle zu Deinem Baby haben Dich ja im Griff gehabt. Und weißt Du,was ich glaube,daß es garantiert mehr Frauen gibt,die so fühlen,es sich nur nich trauen zu sagen.
Wie ist denn so Euer Alltag ?
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo memory,

ein herzliches HALLO bei uns. :D

Beim Durchlesen Deines ersten Beitrages ging es mir genauso wie der Bianka. War schon ein bissi schockiert und dachte wirklich, das wird nix mit Mutter und Kind. Ich bin auch keine "Übermutter", die nur für die Kinder da ist. Das ich jemals Mutter geworden bin....... :wink: Es gibt bei mir oft Situationen, in denen ich mit mir zu tun habe und keine Kind brauche. :? Nun hatte ich komischerweise keine PPD. Aber egal.

Ich finde es mutig von Dir, so öffentlich über Deine Sorgen zu sprechen! Hut ab :!:
Wie ich weitergelesen habe bist Du auf einen sehr guten Weg. Du scheinst auch einen sehr guten Thera zu haben. Das ist immens wichtig. Mit Hilfe der Therapie lernst Du, daß die Gefühle, die Dich öfters beherrschen, wirklich alte Gefühle sind, in denen Du regelrecht gefangen bist. Die aber in Deinem jetzigen Leben nichts mehr verloren haben und überhaupt nicht notwenig sind.

Deine Kindheit lief ja in etwa so wie meine ab. Mein Vater war ein alter Stinksack, der meine Mutter jahrelang mit anderen Frauen betrog. Meine Mutter hatte immer an ihm festgehalten........ :evil: Er wollte mich nie haben (keine Kinder), naja usw. Dementsprechend hab ich heute die Auswirkungen zu tragen.

Also mutig voran. Du schaffst das ganz sicher!!!!

lg Susi
Bianka

Beitrag von Bianka »

Ich wollte nochmal sagen memory und allen anderen,daß ich es schön finde,daß man hier so sein darf wie man ist und auch freundlich seine Meinung schreiben darf und sich doch gegenseitig akzeptiert. Das finde ich sooo schön.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo - ich nochmal! 8)

Also ich muss ich echt sagen, dass du ganz, ganz stolz auf dich sein kannst!!!! Wirklich, du hast meinen größten Respekt! Das schwerste ist es nämlich, zu erkennen dass man Hilfe braucht und sie dann auch an nimmt. Beides hast du getan und daher kann ich nur sagen: super, ganz toll.

Dass du solche Gefühle deinem Kind gegenüber hattest - dafür kannst du nichts. Zuviel ist in deiner Kindheist passiert, dass dich nachhaltig geprägt hat. Alles was du geschrieben hast passt zusammen wie Topf und Deckel. Du hast wirkich einen super guten Thera gefunden, der die alle Zusammenhänge gut erklärt. Ich finde das sooo wichtig. Mir selber hat das Verstehen wie Kindheitsereignisse oft noch ins Erwachsenen Leben reflektiren auch sehr geholfen, aus der Depression raus zu kommen.

Nochmal, liebe Memory - Hut ab vor deinem Mut deine Geschichte zu erzählen und vor allem dir dann Hilfe zu holen und auch anzunehmen. Du bist eine ganz starke Frau und wirst das mit Sicherheit schaffen.

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
memory

Beitrag von memory »

Hallo Marika,

es tut unheimlich gut so etwas zu lesen. Oh meinGott wenn ich mich selbst beschreibe würde mich mich als alles anderes sehen als eine starke Frau. :D
Wenn ich daran denke das manche Frauen es schaffen Fulltimejob, Haushalt und Kind unter einen Hut zu bringen.
Ich denke eher dass ich viel zu schwach bin um Dinge geregelt zu bekommen die für andere der ganz normaler Altag sind. Oft hab ich sogar ein schlechtes Gewissen und denke ich gebe immer anderen die Schuld für mein Elend. Meinen Eltern, meinen Mann, ...
Ich komme mir dann manchmal auch vor als würde ich mich hinter meiner Krankheit verstecken um das Recht auf Ruhepausen zu haben. Damit ich ja kein schlechtes Gewissen zu haben brauche wenn ich mal einfach den Haushalt Haushalt sein lasse und erschöpft auf der Couch einschlafe. Oder ich denke ich bin ein Jammerlappen der einfach immer nur im Selbstmitleid zerfließt und in Wahrheit nicht im geringsten belastbar ist.

Au weia. Heute habe ich gerade wieder so eine "Achterbahn" im Kopf. :-)

Mir Hilfe zu holen war kein leichter Schritt. Im innersten habe ich schon viel eher erkannt das es so nicht weiter gehen kann. Aber ich hatte totale Angst vor dem was rauskommen könnte. Vor dem "Urteil". Und irgendwie auf einer Seite wollte ich ja auch gar nichts ändern, sondern einfach mein altes Leben wieder haben und den einfachsten Weg gehen: Kind weg und alles ist wieder eine gemähte Wiese.

Ich denke heute dass man auf Dauer nicht vor Problemen davon laufen kann. Kurzfristig vielleicht und vielleicht habe ich genau das jahrelang gemacht. Vor der Realität davon zu laufen. Mittlerweile hat sich dann schon so ein großer Haufen angesammelt dass es halt nicht mehr weiterging und der totale knockout gekommen ist.

Was aber neben der Thera enorm hilft ist das mein Mann auch erkannt hat das er vieles ändern muss. Der Auslöser des KOnfliktes war zwar ich, aber auch er hat einiges - wenn auch unbewusst und ungewollt - dazu beigetragen dass es sich immer mehr hochgeschaukelt hat.
Wir haben beide sozusagen auf unsere Art und Weise kompensiert. Er konnte nicht zugeben, dass er auch manchmal davon genervt ist wenn der Kleine mal einen grantigen Tag hat und hat mich als Ventil zum Stressabbau gebraucht. Ich habe dann wieder geacht: aha das Kind darf alles und ich krieg mein Fett weg.Also habe ich wiederrum für mich den Ausgleich geschaffen und immer - je mehr er das Kind in den Himmel gelobt hatte - auf die vielen Nachteile mit einem Kind hingewiesen.

Und heute klappt es ganz gut. Er kann auch mal sagen dass ihm das Gemotze auch nervt, und ich kann heute sogar auch schon positives über das Kind sagen. "Heute war er ganz lieb, er hat mich so lieb angekuckt, usw..."

lg memory

Ich fühle mich sehr wohl hier und bin froh dieses Forum gefunden zu haben. :-)
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Memory,

weißt du ich glaube nicht, dass Stärke darin besteht ein Full-Time-Job, Familie und Vergnügen unter einen Hut zu bringen. Und ganz bestimmt macht das niemanden gleich zur "Supermami" der alles gelingt. Ich kenne absolut KEINE Mama (auch keine gesunde Mama), die nicht auch mal genervt ist von ihrem Kind. Kinder sind super, super anstrengend und das Mama sein ist meiner Meinung der härteste Job der Welt.! 8)

Ich sehe dich absolut nicht als schwach, warum denn? Nur weil du krank geworden bist, nach der Geburt deines Baby´s? Weil du einfach vielleicht zu lange ein bissl die Augen zugemacht hast wie du selber schreibst? Nein, liebe Memory, das ist einfach nur MENSCHLICH! Ganz im Gegenteil - du BIST STARK, weil du erkannt hast, dass du was ändern solltest und auch kannst - dir zuliebe, deinem Kind zuliebe und deiner Partnerschaft zu liebe.

Es gibt hier ganz, ganz viele Frauen, die ihr Baby am Anfang nicht lieben konnten und sich ihr altes Leben wieder herbei sehnten. Da bist du absolut keine Ausnahme. Auch Mamas die keine PPD entwickelt haben, sehnen sich hin und wieder nach dem unkomplizierten Leben ohne Baby zurück. Denn ein Kind zu bekommen ist zwar sehr schön, aber es bringt für jede Frau und für jeden Mann auch eine starke Belastung mit sich - eine Belastung die sich auch auf die Partnerschaft auswirkt. Das sagen alle, die kenne. Schau und du bist dazu noch vorbelastet aus deiner Kindheit - es ist kein Wunder, dass alles so hat kommen müssen.

Ich denke, diese Krankheit kann auch eine Chance sein, in sich zu gehen und aufzuräumen. So haben wir die einmalige Gelegenheit den Berg an angelösten Problemen oder Traumata abzutragen und dann endlich SICH SELBST zu finden. Genau so habe ich meine Krankheit begriffen - als Wegweiser in ein besseres Leben.

Für viele Frauen ist das Arbeiten neben den Kindern auch eine Art "Entspannung" so komisch das klingt. Da können sie nämlich die Kleinen abgeben und sich ganz was anderem widmen - ihrer BEZAHLTEN UND GESCHÄTZTEN Arbeit. Ich kenne einige Frauen, die das genau so fühlen und (nicht nur wegen dem Geld) arbeiten gehen wollen. 2 "gesunde" Bekannte von mir sagten mir, sie hätten nach 1 Jahr Babypause unbedingt wieder arbeiten gehen wollen, weil ihnen sonst die Decke daheim auf den Kopf gefallen wäre. Ich glaube, alle die Kinder haben, wissen was gemeint ist.

Ich selber bin jetzt bereits 2,5 Jahre daheim bei meinem Noah und es macht mir großen Spaß und füllt mich aus - da ist einfach jede Frau anders und alles hat seine Berechtigung. Aber sogar mir (ich bin die einzige in meinem Umfeld, die jetzt noch daheim ist und nicht arbeitet :!: :!: :!: ) reicht es an manchen Tagen mit Noah. Da bin auch ich genervt von seinem Genöhle, seiner Motzerei (Trotzphase ist Klasse!!! :evil: ) und denke mir - so, der geht mir jetzt bald in eine Spielgruppe!

Liebe Memory, ich freue mich sehr, dass du dich wohl fühlst bei uns und hoffe, dass wir dich auch wieder ein Stückl weiter bringen bei der Arbeit an dir selber. Ich selber habe immer ganz tolle Tipps und auch oft tröstende Worte bekommen, als es mir vor 2 Jahren noch ganz schlecht ging. Heute geht es mir wieder sehr gut - besser denn je! Ich konnte aufräumen und habe mich SELBST gefunden, das hätte ich nie für möglich gehalten. Und genau das wirst du auch schaffen - das ist für mich eine klare Sache!!!! 8) :wink:

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
lola

Beitrag von lola »

Liebe Memory!


Ich finde es echt super wie du das machst. Ich habe bei dir wirklich ein gutes Gefühle und glaube fest an dich, dass du das schaffst.

Ich denke auch manchmal wenn ich andere Mütte um mich sehe, die arbeiten und 2 oder 3 Kinder haben und auch noch super ausgeglichen scheinen - warum schaffe ich das nicht. Jedoch ist das nicht das IDEAL, das wir erreichen müssen. Jeder hat andere Qualitäten, der eine kocht und backt gut und andere sind gut im organisieren und wieder andere sind nicht so gute Hausfrauen, dafür sehr gut sonst im Beruf.

Ich schaue nicht mer immer nach links und rechts, so wie ich es früher gemacht habe. Ich bin ich und ich bin gut so. Jeder lebt so, wie er es als gut erachtet. :-)

Du packst das, wir sind für dich da!!
memory

Beitrag von memory »

Hallo Marika, hallo Lola!

Der Wunsch wieder ins Berufsleben einzusteigen ist wohl bei vielen Müttern hoch im Kurs. :D
Ich glaube auch dass es hierbei weniger ums Geld geld, als eher um einen Tapetenwechsel und Abwechslung. Abstand vom Altag. Vielleicht auch ein bisschen Selbstbestätigung, und soziale Kontakte ohne das Thema Haushalt und Kind.
Es ist auch ganz wichtig das man sich nicht nur mehr als Mutter und Hausfrau fühlt sondern auch Frau bleibt. Ob das durch einen Job oder ein Hobby ist. Einfach mal irgendwas was man nur für sich alleine macht.
Genauso wichtig ist mir auch die Mann und Frauzeit. (ich nenne es jetzt bewusst nicht ELTERNzeit) denn ich finde es ganz, ganz wichtig für die Partnerschaft dass man sich nicht ausschließlich nur mehr als Eltern sieht.

Das mit dem Vergleichen mit anderen ist bei mir ein Dauerthema. :-)
Lola du hast vollkommen recht, man sollte aufhören nach links und rechts zu schauen und bei sich selber bleiben. Jeder Mensch ist ein eigenes Individum mit anderen Stärken und Schwächen. In der Theorie so einfach, in der Praxis schwer. Ich habe mich - eben wegen meines mangelnden Selbstvertrauens - immer mit anderen verglichen was dann widerrum Druck auf mich erzeugt hat.
Ich weiß vom Kopf her dass das Unsinn ist aber beim Umsetzen fehlts noch ein wenig. :-)

Auch bin ich immer total abhängig von der Meinung anderer weil ich selbst noch keine überzeugte Meinung von mir habe.
Sagt mir jemand du machst das prima, dann fühle ich mich gut.
Sagt mir jemand du machst was schlecht, glaube ich das und fühle mich elendig. Vor allem neige ich immer dazu eher das negative anzunehmen.
Sagen mir 5 Leute ich mache was gut und nur einer (!) ich mache etwas schlecht glaube ich - natürlich wie soll es sonst sein - dem der mich kritisiert und hadere wieder mit mir selber.

An dem Punkt muss ich noch gewaltig arbeiten. Nicht dieses Dauervergleichen mit anderen und dieses Abhängig sein von dem Urteil der Mitmenschen. Man kann es sich ja mal ganz unbefangen anhören, aber man sollte dann halt in der Lage sein - unabhängig von dem Fremdurteil - seine eigene Meinung zu bilden.
Jedem Menschen recht getan ist ohnehin eine Gunst die niemand kann. :D

Wenns nur so leicht wäre wie in der Theorie ...

lg memory
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Memory,

ich lese erst jetzt Deine Vorstellung hier im Forum und ziehe den Hut vor Dir, wie Du Dich den Problemen stellst - das ist ganz toll und beeindruckt mich sehr und ganz bestimmt findest Du Deinen persönlichen Weg aus der Krise - und dann bist Du auf einmal sehr froh, dass Du ein Kind hast - so geht es hier vielen.
Vielleicht hilft es Dir, wenn du Dir klarmachst, dass die Liebe Deines Mannes zu Dir KONKURRENZLOS ist, denn man kann die Liebe zwischen Mann und Frau überhaupt nicht mit der Liebe zwischen einem Vater und einem Kind vergleichen. In Dir liebt er seine FRAU - Du kannst ihm etwas ganz anderes geben, als ein Baby, Du bedeutest ihm etwas ganz anderes - hör´ bitte auf, Dich mit diesen Vergleichen ´runterzuziehen - das hast Du nicht nötig. Für mich klingt es so, als würde sich Dein Mann gut verhalten - trotz Deiner Krise, und das ist ein echtes Glück und auch ein Zeichen dafür, dass er Dich liebt!
Wenn Deine Mutter nicht fähig war, das heranwachsende Kind in Dir zu lieben, so ist das sehr sehr traurig. Viele hier im Forum laufen mit irgendwelchen "emotionalen Defiziten" (scheußlicher Begriff) aus der Kindheit herum, und für viele ist das auch ein Auslöser für die PPD. Bei mir war es auch so.
Dein Baby kann Dir Deinen Mann nicht wegnehmen, vertrau´ einfach darauf, dass er es schafft, seine Frau und sein Kind zu lieben - alle beide, denn das ist möglich.
Je mehr Du eine Beziehung zu Deinem Kind aufbaust, desto besser wirst Du das verstehen - Du bist auf einem guten Weg!!

Alles Gute

Ava
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