Bin ebenfalls neu (welch kreativer Titel...)...

Hier können sich unsere Mitglieder vorstellen

Moderator: Moderatoren

Antworten
hexchen1975

Bin ebenfalls neu (welch kreativer Titel...)...

Beitrag von hexchen1975 »

Hallo!

Ich versuche es mal mit meiner Vorstellung, denn ich glaube doch, dass ich irgendwie hierhin gehöre.

Ich habe einen Sohn, Benjamin, der 8 1/2 Monate alt ist.

Die Geburt war der Horror, verblasst aber langsam (doch schon). Er wurde letztendlich mit der Saugglocke geholt, nachdem er nicht weitergerutscht ist und die Wehen auch aufhörten. Ich hatte ihn direkt auf dem Bauch und freute mich auch darüber, dass es ein Sohn war, denn wir wollten es vorher nicht wissen.
Trotzdem wartete ich auf dieses "unbeschreibliche Glücksgefühl" von dem ich so viel gehört hatte.

Ich hab unheimlich viel Blut verloren und es wurde eine Stunde oder so an mir herumgenäht (Dammschnitt, -riss und Scheidenriss). Mein Kreislauf war im Keller.

Im Krankenhaus dann war so viel Trubel, da Benjamin einen Tag nach Vollmond zur Welt kam. Das mit dem Stillen hat überhaupt nicht funktioniert. Die Schwestern nahmen sich keine Zeit. Ich durfte nicht aufstehen wegen meines Blutverlustes (HB-Wert 7). Nicht jede Schwester wusste davon und einige schüttelten nur den Kopf, wenn ich Nervensäge mal wieder klingelte, weil ich die Bettpfanne brauchte (und glaubt mir, das wollte ich auch nicht).

Alles tat weh. Sitzen zum Stillen. Auch der Nacken von runtergucken auf den Kleinen, ob er denn nun trinkt... Ich freute mich unsagbr auf Zuhause. Montags war die Geburt, Freitags sollte es nach Hause gehen. Benjamin wurde ein bißchen gelb, was aber normal sei. Das Gewicht war (angeblich) in Ordnung, obwohl ich ihn ja nicht stillen konnte. Durch sein Geburtsgewicht von 4340 g hatte er aber ein bißchen Reserven.

Ich versuche mich ein bißchen kurz zu halten.
Freitags dann der Schock: Gelbsucht und eine Neugeborenen-Infektion. Verlegung in die Kinderklinik. Mutter-Kind-Raum.
Benjamin kam unter dieses UV-Licht und Infusionen zuerst über die Hand, dann über den Kopf. Stillen (GERADE hatte es in der Geburtsklinik funktionieren wollen) klappte wieder gar nicht mehr. Es wurde zugefüttert und ich habe abgepumpt.

So haben wir unsere erste Woche, die wir Zuhause sein sollten, in der Klinik verbracht. Mein Mann war immer den ganzen Tag da. Morgens kam er, abends ging er. Dazwischen hat er den Haushalt noch geschmissen und unsere vielen Tiere versorgt.

Nach 8 Tagen konnten wir nach Hause.
Endlich Ruhe. Routine im Wickeln, waschen und An- und Ausziehen hatten wir zum Glück schon.

Dann kamen die Heultage. Ich kam mit der Aussage meiner Hebamme nicht klar. Danach hätte Benjamin nicht auf normalem Wege zur Welt kommen dürfen. Das Krankenhaus hätte unverantwortlich gehandelt. Mutter UND Kind hätten dabei draufgehen können. Und das mit dem Stillen sollte ich doch aufgeben, würde eh nicht mehr klappen. Ich solle weiter Abpumpen.

Das wollte ich aber nicht einsehen. Zwei Wochen lang haben wir Fertigmilch gefüttert, dann hat mich der Ehrgeiz gepackt. Nachdem Benjamin nun schon 4 Wochen aus der Flasche und der Brust gemeinsam ernährt wurde, hab ich es fertiggebracht, dass er satt wird durch das Stillen allein. Meine Milchproduktion kam ins Laufen durch häufigeres Anlegen und Geduld (die ich sonst eigentlich kaum habe, es sei denn ich habe mir was in den Kopf gesetzt).

Nachdem ich das „Projekt“ geschafft hatte, kam die Zeit, wo ich wieder ans Arbeiten dachte. Ich selbst hab mir die reine Mutterschutzzeit gegeben, um 100% für mein Baby da zu sein. Das klappte aber nicht. Das Arbeiten nicht und auch der Haushalt nicht. Die Hebamme stellte ihre Besuche ein, als Benjamin 8 Wochen alt war, obwohl ich voll gestillt hatte (ich habe erst viel später erfahren, dass ich als voll stillende Mutter mehr Anspruch gehabt hätte). Meine Eltern, die nicht weit weg wohnen, gehen beide noch voll arbeiten, mein Mann sowieso und ich fühlte mich unsagbar alleine.
Ich probierte es mit einer Krabbelgruppe, als Benjamin 3 oder 4 Monate alt war. Die anderen Kinder waren alle älter. Es war fürchterlich. Alle Mütter kannten sich scheinbar untereinander (alle aus dem gleichen Dorf). Es wurden bloß Namen der Kinder ausgetauscht. Die der Mütter waren uninteressant. Das Ganze ging 1,5 Stunden. Schon nach einer Dreiviertelstunde hatte Benjamin genug. Horror.

Rückbildungsgymnastik – andere Mütter kennenlernen... ging erst im September los. Babyschwimmen im August. Das war auch soweit ok. Mittlerweile war mein Kind aber das doppelte vom Geburtsgewicht, also 9 Kilo. Das nahm mir mein Rücken, genauer meine Bandscheiben, sehr übel. Ich bekam Krankengymnastik.

Wir fuhren in den Urlaub, aber selbst dort konnte ich mich nicht so recht entspannen. Wir hatten eine Ferienwohnung, aber ohne die beschriebene Terrasse. Das heißt, ab 18 Uhr, wenn Benjamin ins Bett ging zu der Zeit, saßen wir fest. So empfand ich das zumindest. Ich war immer froh, wenn ich mal mit unserem Hund spazieren gehen konnte. Raus aus der „Falle“.

Da ich ja stillte, konnte ich mir auch nicht ohne schlechtes Gewissen Freiraum schaffen. Auch Zuhause nicht. Denn es könnte ja sein, dass er wach wird und ich dann nicht greifbar bin. Mein Mann wirkte etwas unbeholfen mit dem kreischenden Baby. Er war immer schnell daran nach der Flasche zu rufen, weil er meinte mir damit einen Gefallen zu tun. Er wollte mich entlasten damit. Mir wurde da schon einiges immer zu viel.

Als Benjamin dann genau am Tag seines halben Geburtstages die Brust nicht mehr annahm morgens, war ich irgendwie froh. Endlich konnte ich wieder ausgehen, mal ein Bierchen trinken. Und ich konnte mir auch endlich härtere Medikamente gegen meine Rückenschmerzen geben lassen. Und auch geröntgt werden.

Aber auf einmal fiel ich in ein tiefes Loch. Mein Rücken machte nicht mehr mit und ich stillte nicht mehr. Ich war gar nichts mehr wert als Mutter. Ich wurde nicht mehr gebraucht. Tragen konnte ich mein Kind nicht oder nur unter Schmerzen und füttern konnte ihn auch der Papa.

Mehr als einmal kam mir der Gedanke einfach zu gehen. Ich war (bin) unheimlich eifersüchtig auf das Verhältnis zwischen Papa und Sohn. Obwohl ich andererseits natürlich froh bin, dass es so ist.
Aber wo bleibe ich?

Ich gehe nicht aus und Zuhause bin ich unnütz. Ich kann wegen meinem Rücken kaum den Haushalt schmeißen, mein Kind nicht so durch die Gegend tragen wie andere Mütter das tun (dabei hatte ich extra das Tragetuch gekauft). Dann konnte ich auch nicht arbeiten, weil ich einen Schreibtischjob habe und kaum sitzen kann. Außerdem hat Benjamin nie dann geschlafen, wenn ich arbeiten musste. Und WENN er dann einmal geschlafen hat, habe ich drei Kreuze gemacht und bin völlig erschöpft aufs Sofa gefallen oder habe den Haushalt wenigstens zum Teil in Ordnung gebracht.

Manchmal habe ich etwas gearbeitet, wenn Benjamin wach war. Er war dann im Laufstall oder in der Wippe.
Welch Rabenmutter, die nicht einmal die wenige Zeit, die ihr Sohn wach ist, zu ausgiebigem Spiel und Förderung und Spaziergang oder sonst was nutzt. Dabei beschäftigt er sich sehr gut mit sich selbst eine Weile lang. Das ist ja auch nicht schlecht (der Verstand weiß das).

Außerdem habe ich für Benjamin immer selbst gekocht, weil das günstiger ist und nicht so viel Arbeit ist, wenn man einfriert. Mein Verdienst fällt ja schließlich weg, weil ich zu nix komme.

Der Stand jetzt: Ich bin letzte Woche an der Bandscheibe operiert worden. Papa hat drei Wochen unbezahlten Urlaub und ist höchstselbst meine Haushaltshilfe, die von der Krankenkasse bezahlt wird.

Ich weiß nicht. Die erhoffte Ruhe bekomme ich auch nicht, weil wir uns ständig in die Haare bekommen und ich nicht ohne schlechtes Gewissen entspannen kann. Außerdem kann man ja sooo viel machen, wenn Papa schon mal da ist.

Vielen Dank fürs Lesen des Romans, der er eigentlich gar nicht werden sollte.

Liebe Grüße,
Yvonne
Ava

Beitrag von Ava »

Liebe Yvonne,

willkommen hier im Forum und danke, dass Du uns an Deiner Geschichte teilhaben läßt.
Erstmal fällt mir dazu ein, dass ich es sehr stark von Dir finde, wie Du trotz der schwierigen Umstände es geschafft hast, doch noch zu stillen. Sicher ist es sehr schwierig, wenn ein Kind sich so plötzlich, von einem Tag auf den anderen, von der Brust verabschiedet - damit hört das einzigartige Verhältnis auf - ABER: Du kannst andere wunderschöne Dinge mit Deinem Kind entdecken. Mir ist das Aufhören mit dem Stillen auch schwer gefallen - beide Male. Bei meiner Großen habe ich dann als "Ersatz" einen Babymassagekurs besucht und habe sie immer massiert - das fand sie sehr schön. Es war auch eine sehr innige Begegnung, dieses Massieren, und es schafft ein besonderes Band zwischen Mutter und Kind. Vielleicht probierst Du das mal - oder irgendetwas anderes?
Man muß sein Kind nicht in einem Tragetuch herumtragen, mir war das nach einem halben Jahr auch zu viel. Hör´ auf Dich und achte auf Deine Gefühle, was die anderen machen ist egal.

Liebe Grüße

Ava
Suse07

Ähnliche Erfahrungen...

Beitrag von Suse07 »

Liebe Yvonne,

herzlich willkommen hier !

Schön, dass du da bist! Ich finde du hast so eine herrlich ironische Art zu schreiben... kommt meiner Art von "Galgenhumor" sehr nah ... ! 8)

LG,
Suse
hexchen1975

Beitrag von hexchen1975 »

Hallo Ava,

danke für Deine Antwort. Über das mit dem Stillen bin ich auch sehr froh. Ich wollte immer Stillen und habe es auch geschafft.
Mit dem Tragetuch: es war nur ein Beispiel. Ich kann ihn ja auch sonst eigentlich nicht wirklich tragen. Weder zum Trösten, noch zum Wickeln in einen anderen Raum (manchmal, nicht immer).
Wir sind mittlerweile in einer Krabbelgruppe. Dort fühle ich mich auch wohl.


Was mir aber aufgefallen ist: Ich habe hier schön alles berichtet, aber meine Gefühle außen vor gelassen (wie so oft).

Es gibt Tage, da fühl ich mich sauwohl, aber auch eben Tage, da scheint über mir alles zusammenzubrechen. Mir wird alles zu viel und ich würde am liebsten alles sofort hinschmeißen.

Ich gebe auch meinem Sohn bzw. der Schwangerschaft die Schuld an meinen fürchterlichen Rückenschmerzen. Und auch daran, dass ich nicht mehr für meinen Mann die "Nummer 1" bin. Und, dass das Leben so eingeschränkt ist. Dass ich meine Arbeit nicht mehr so machen kann, wie ich möchte.

Manchmal sitze ich stundenlang auf einem Fleck, nicht fähig mich zu rühren, oder irgendwas konkretes zu denken. Ich bin nur völlig leer und ausgepowert. Hobbies habe ich gar nicht mehr. Die einzige Zeit, die ich mal ohne mein Kind verbracht habe, war die Krankengymnastik.

Jeder, der mich anruft, fragt als erstes nach ihm. Jeder hat was für ihn dabei und jeder möchte, wenn ich vorbeikomme, dass ich ihn mitbringe. Das freut mich einerseits, macht mich stolz. Aber auch traurig, weil keiner mehr nach mir fragt. Bin ich egoistisch?

Ich möchte meinen Sohn aber auch nicht mehr missen. Aber ich bin auch nicht an dem Punkt (den ich öfter gehört habe), wo ich sage, dass ich alles für mein Kind tun würde. Wieso ist das so? Wäre das nicht das Normalste für eine Mutter?

Nachdenkliche Grüße,
Yvonne
hexchen1975

Re: Ähnliche Erfahrungen...

Beitrag von hexchen1975 »

Suse07 hat geschrieben:Liebe Yvonne,

herzlich willkommen hier !

Schön, dass du da bist! Ich finde du hast so eine herrlich ironische Art zu schreiben... kommt meiner Art von "Galgenhumor" sehr nah ... ! 8)

LG,
Suse
Hallo Suse,

vielen dank für die Blumen.
So eine Portion Galgenhumor hält einen doch oben. ;-)

LG,
Yvonne
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Yvonne,

kannst du nicht irgendetwas gegen die Rückenschmerzen tun? Zum Beispiel schwimmen, oder Kieser-Training?
Ich finde nicht, dass eine Mutter ALLES für ihr Kind tun sollte, das ist Unsinn. Wenn wir unsere Kinder gut begleiten und sie erziehen und sie lieben, ist das ein großes Geschenk. Dazu gehört auch, dass man sie ihre Löffel, die sie runterschmeißen, selbst aufheben läßt, auch wenn´s Gezeter gibt, also ALLES TUN, das ist eine Falle. Etwas nicht zu tun, und auch mal ganz bewußt etwas für uns selber zu tun ist so wichtig - und das geht, ich wünsche Dir so sehr, dass Du es für Dich entdecken und umsetzen kannst, egal wie! Ich treffe mich zum Beispiel einmal im Jahr mit drei Müttern, die ich während einer Mutter-Kind-Kur kennengelernt habe. Wir machen uns ein richtig schönes Wochenende ohne Kinder, das macht total Spaß. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich wieder gut zu fühlen, auch nachdem man ein Kind geboren hat.
Hat die Bandscheiben-OP etwas gebracht? Das stimmt, dass nach einer Entbindung alle immer nach dem Baby schauen, das ist teilweise echt penetrant, meine Schwiegermutter zum Beispiel hat kaum noch Hallo zu mir gesagt, sie sagte nur noch "Gib´!" - und forderte ihr Enkelkind ein. Das war total nervig - hast Du nicht Freundinnen, die auf Dich schauen? Und in einer guten Krabbelgruppe, da kommen doch auch die Mütter zum Zug, jedenfalls war das bei uns so in unserer Krabbelgruppe.

Ich wünsche Dir gute Anregungen hier in diesem Forum!
Stell´ alle Fragen, die Du hast!

Alles Gute

Ava
hexchen1975

Beitrag von hexchen1975 »

Hallo Ava!

Das mit meinem Rücken ist so eine Sache. Die OP ist jetzt zwei Wochen her. Mein Orthopäde sagte, dass man nach 2-3 Wochen einen Erfolg sehen kann oder eben nicht.
... ich habe Angst zu sagen, dass es besser geworden ist. Vielleicht bilde ich mir das nur ein. Oder es ist eben nur, weil ich momentan meinen Sohn nicht durch die Gegend "schleppe" (weil mein Mann Zuhause ist).
Tatsache ist allerdings, dass ich zeitweise tanzen könnte in den letzten Tagen, so saugut geht es mir. Ich wußte schon nicht mehr wie es ohne Schmerzen ist. Ich nehme keine Schmerztabletten mehr seit Dienstag und es ist auszuhalten (monatelang ging nichts mehr ohne Tabletten).
Nächste Woche Dienstag habe ich einen Termin beim Orthopäden, da werde ich es schwarz auf weiß sehen.

Was ich meinte mit ALLES für mein Kind tun: Es gibt doch diesen Satz: Ich würde alles geben für das Leben meines Kindes. Weißt Du was ich meine? Nicht alles tun in dem Sinne. Ich bin keine Übermutter. Eben auch durch meinen Rücken KONNTE ich es ja schon gar nicht. Benjamin kann sich (und muss sich) auch sehr gut mit sich selbst beschäftigen für eine gewisse Zeit (natürlich auch nicht stundenlang).

Ich war gestern bei meiner Hausärztin und die hat mir Johanniskraut-Tabletten mitgegeben. Vielleicht hellt das meine Stimmung ein wenig auf. Antidepressiva möchte ich nicht nehmen.

Am liebsten möchte ich Kontakt zu anderen Müttern herstellen. Mal sehen, ob sich hier vielleicht etwas ergibt.

Bei den Müttern in der Krabbelgruppe habe ich das Gefühl, dass die alle sorglos sind und alles managen. Da ist auch eine Zwillingsmutter dabei. Was soll ich mich da beschweren...
So bin ich halt... :-)

Grüße,
Yvonne
sonrisa2

Beitrag von sonrisa2 »

hi yvonne,

>Bei den Müttern in der Krabbelgruppe habe ich das Gefühl, dass die alle sorglos sind und alles managen.

ja, das kenn ich... also ich hab auch alles gemanagt, mein kind und ich leben beide ncoh und die bude steht auch noch... :-D aber in der krabbelgruppe ist es doch so, dass jede irgendwie als gute mutter dastehen will - und in der masse der erzählungen denkt man sich: "na NUR super ist es bei uns aber nicht..." aber ich denke, so fühlt sich jede einzelne frau in der ganzen krabbelgruppe... wenn man in so eine gruppe geht, will man dort halt auch eine "nette zeit" haben, daher schiebt man wahrscheinlich die sorgen beiseite für eine std... aber ich denke nicht, dass es bei anderen anders zugeht als bei dir oder mir...

alles liebe
s.
Antworten