Hallo an Alle und einige Fragen

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gwen

Hallo an Alle und einige Fragen

Beitrag von gwen »

Hallo,
ich bin schon seit langem stille Mitleserin. Ich möchte mich gern vorstellen und habe auch einige Fragen:
Mein Sohn wurde im Dezember 05 nach einer anstrengenden Schwangerschaft, 4 Monate liegen wegen Wehen, zwei Krankenhausaufenthalte, insulinpflichtige Schwangerschaftsdiabetes, geboren. Die Geburt war für mich so ein schreckliches Erlebnis, 36 Stunden Schmerzen, dass ich noch heute manchmal weinen muss, wenn ich daran denke. Im Krankenhaus hatte ich meiner Meinung nach Wochenbettdepressionen. Habe mir die Augen ausgeheult, weil ich nicht wusste, wie ich mein Kind beruhigen sollte, meinte alles falsch zu machen, hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn den Schwestern über Nacht gegeben habe, etc. Irgendwie fühlte ich mich auch lange Zeit so leer und hatte immer das Gefühl, irgendetwas fehlt. Ich liebe meinen Kleinen aber über alles und bin glücklich, dass es ihn gibt. Er war ein schwieriges Baby, hat fast ein Jahr lang nur geschrien, war ständig überreizt und sehr anstrengend. Bis zu seinem 2. Geburtstag hat er nicht eine Nacht geschlafen, Wachphasen von 2-3 Stunden waren oft normal, egal, was wir für Tricks versuchten, und wir haben alles ausprobiert und jedes Buch zu dem Thema habe ich gelesen. Die berufliche Situation meines Mannes hat sich dann geändert, so dass wir 90 km weiter weg ziehen mussten und sich mein gesamtes gewohntes Umfeld geändert hat. Keine Freunde, keine Familie und keine Arbeitskollegen in der Nähe, alles neu. Ich habe alle Kursangebote, die für Mütter und Kind gibt mitgenommen, aber es hat sich so recht keine Freundschaft entwickelt. Mein Mann arbeitet viel und ist auch oft am WE unterwegs, so dass ich meist alleine mit unserem Sohn bin. Vor ungefähr einem halben Jahr hatte ich dann zum ersten Mal den Gedanken, dass ich meinem Sohn ja etwas antun könnte, wenn ich wollte und seitdem spielt mein Kopf verrückt und mein Herz zerbricht fast daran. Es ist so schrecklich, sowas zu denken, gerade wenn man diese Person so sehr liebt und dann so furchtbare Gedanken hat. Ich bin so froh, diese Forum gefunden zu haben und zu sehen, dass ich nicht die einzige auf der Welt bin, der es so geht. Ich hielt mich anfangs für das größte Monster....
Da wir Probleme mit der neuen Wohnung hatten, die vom Vermieter nicht in den GRiff zu kriegen waren und wir mit der Wohnungswahl eh nicht zufrieden waren, sind wir innerhalb eines Jahres wieder umgezogen, Stress pur und jetzt muss ich wieder von vorne anfangen, neue Stadt, ich kenne niemanden etc. Die Einsamkeit macht es da nicht wirklich leichter.....
Es gibt Tage, da komme ich mit meinen ständigen Gedanken, ich könnte meinem Sohn etwas antun klar, und denke rational darüber, habe viel über ZG gelesen und versuche dies einzuordnen. An anderen Tagen könnt ich vor Verzweiflung zusammenbrechen, aber das geht natürlich nicht, weil ich stark für meinen kleinen sein muss.
ich würde gerne zum Psychotherapeuten gehen, aber meine größte Angst ist, dass man mir den Kleinen wegnimmt, weil ich solche Gedanken habe. Die Vorstellung ist so schrecklich, das ich mich bisher nicht gewagt habe, diesen Schritt zu tun. Könnt Ihr mir sagen, ob diese Möglichkeit besteht? man hört soviel in den Medien und das schürt die Angst nochmehr.
außerdem würde ich gerne wissen, wie man so ein Erstgespräch am beste führen sollte???? wenn ich da rein gehe und sage: Guten Tag, ich habe Zwangsgedanken, sind die Therapeuten dann schon voreingenommen oder sollte man es besser offen lassen und sagen mir geht es aus dem und dem Grund schlecht und ich komm nicht mehr allein damit klar???
Ich wäre sehr dankbar wenn Ihr mir dazu Eure Meinung bzw. Erfahrung schreiben könntet, es würde mir sehr helfen.
Viele Grüße
Judith
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

Gwen....ich mag diesen Namen sehr gern..*zwinker*

Willkommen in unserer Runde.

Leider bin ich nur kurz auf einen Sprung hier, wollte aber nicht gehen ohne dich willkommen zu heißen.

Sobald ich morgen ein wenig Zeit habe, werde ich mal meine Erfahrungen zu deinen Fragen berichten.

Sei herzlich begrüßt bei uns...

Greetz RED
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Marika
power user
Beiträge: 10052
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo Judith!

Schön, dass du nun da bist, und uns deine Geschichte und Sorgen erzählt hast. Wir werden dich nach Kräften unterstützen.

Ich bin auch eine Mama, die sehr unter diesen ZG ihrem Kind etwas antun zu können, gelitten hat. Nun habe ich eine 2,5 jährige Therapie hinter mir und habe auch ein AD genommen und bin heute wieder ZG - frei! :D

Du brauchst wirklich überhaut keine Angst zu haben, einem Therapeuten ganz klar zu sagen "Ich habe Zwangsgedanken" - denn niemand wird dir deswegen dein Kind weg nehmen! Die Zwangserkrankung ist zwar eine sehr schmerzliche für die betroffene Frau und die Qualen, die sie bedeutet für einen selber, weiß ich nur zu gut. Aber diese Gedanken werden NIE ausgeführt!!!!!!! Das ist die gute Nachricht. Menschen die irgendetwas Schlimmes tun (wie man ja leider in den Medien oft hört) haben ganz andere pschysche Erkrankungen, die mit Zwangsgedanken ÜBERHAUT NICHTS zu tun haben!!! Das klingt komisch und paradox - aber es ist genau so: Menschen die so furchtbare Taten begehen, haben KEINE Zwangsgedanken. Das haben langjährige Studien ergeben und es gibt keinen einzigen belegten Fall, in dem jemand mit ZG wirklich das getan hätte, was sich ihm/ihr an Gedanken aufdrängt. Das hat mir mein Psychiater immer und immer wieder gesagt und mir so langsam aber sicher die Angst genommen.

Ich bin damals bei meinem ersten Termin bei ihm sicher gewesen, dass er mich einweisen wird und ich nie mehr ins normale Leben zurück kehren werde. Meinen Kleinen wollte ich meinen Eltern "schenken" :shock: , damit er vor mir sicher ist und ein gutes Leben ohne mich hat. :shock: Als ich dann vor meinem Psychiater saß und sagte: Ich glaube ich habe PPD und leide sehr unter ZG.... muss ich jetzt in eine Klinik? Da hat er gelächelt und gesagt: Liebe Frau A. Sie müssen absolut nicht in die Klinik und Ihr Kind werde weder ich noch sonst jemand Ihnen weg nehmen. Und sie brauchen es schon gar nicht freiweillig "herzugeben". ZG verursachen zwar einen ganz enormen Leidensdruck, aber sie sind HARMLOS!!!

Ich denke also, du kannst ruhig schon beim ersten Termin ganz klar sagen, dass du ZG hast - schließlich hast du ja schon viel über das Thema gelesen und kennst dich aus. Wenn du klar sagst, was du hast, ist es für den Therapeuten auch viel leichter gleich effektiv mit dir zu arbeiten.

Apropo lesen: Hast du auch schon das Buch

"Der Kobold im Kopf - die Zähmung der Zwangsgedanken" von Lee Baer

gelesen? Für mich ist dieses Buch die "Bibel" für Zwangsgedanken Geplagte geworden und hat mir sehr geholfen!

Liebe Judith, super dass du dir jetzt aktiv Hilfe holen willst! Hab keine Angst - niemand nimmt dir dein Kind weg!!!! Die Theras wissen, dass ZG mit wirklich schlimmen Dingen aus den Medien NICHTS zu tun haben. Ich bin heute wieder gesund - geholfen hat mir meine Verhaltens-/Psychotherapie und mein AD, dass ich gerade ab Absetzen bin. :D

Du schaffst das ebenso - wir werden dir dabei helfen!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Mimi

Beitrag von Mimi »

Hallo Gwen,


schön das Du nun nach langem Lesen auch aktiv wirst. Du wirst sehen wenn man erstmal weiss was man hat und dazu steht wird es besser. Denn es nimmt diesem "wahnsinn" das Unheimliche und wirst merken das es kein Wahnsinn ist sondern das viele Menschen und gerade auch viele Muttis die selben Probleme haben wie Du.
Ich leide auch sehr unter meinen Zg´s. Ich verbringe gerade seltenmal einen Tag mit mienem Sohn alleine. Weil ich dann immer die Angst habe. Ich weiss genau das nie etwas passieren wird und es ist auch noch nie etwas passiert. Ich habe ihn ganz im Gegnteil eher viel zu sehr verwöhnt, nie einstrenges Wort und nie hat er länger als ein paar Minuten weinen müssen. ALso ich bin eher eine viel zu liebe Mami und inzwischen währe etwas mehr Konsequenz angebracht. Mein sohn ist jetzt ein Jahr und einen MOnta alt. Meine Schwangerschaft war ähnlich wie Deine und und auch die ersten Tage mit meinem Sohn im KH habe ich ähnlich empfunden.

Ich habe auch ien Jahr gewartet bis es soooo schlimm wurde das ich selbst zum Psychologen gegangen bin und mit den Ad´s angefangen habe. Im März gehe ich aus freiem Willen in eine Psychosomatische Klinik um meine Angststörung und die Depri "richtig" behandeln zu lassen und mit dem Vorsatz meinem Kind zu liebe die mich krank machenden Verhaltensweisen zu entdecken und was dagegen zu tun. Ich hatte auch ANgst das sie mir den kleinen wegnehmen. Gerade in der heutigen Zeit hat man große Angst davor. Aber zuerst würde er ohnehin an Deinen Mann gegeben werden. ALso bleibts ja in der Familie :wink: Also das hat mich immer beruhigt. Und ausserdem wird das nie jemand tun.

Gegen die Einsamkeit solltest Du definitiv etwas tun. Such dir andere Mamis dort wo du jetzt wohnst und bewege deinen Mann dahin wenigstens die Wochenenden mit Euch zu verbringen. Arbeit ist zwar wichtig aber was hat man davon wenn man das eigentliche Leben an sich vorbeiziehen lässt ?
Und hier im Forum wirst Du auch gute Gesellschaft finden.


Liebe Grüße Mimi
gwen

Beitrag von gwen »

Hallo,
vielen Dank für Eure herzlichen Begrüßungen! Es tut echt so gut, zu wissen, das es noch andere Mütter gibt, die solche Probleme haben. Nach außen hin wird ja bei den meisten, die ich kenne immer so getan, als ob alles heile Welt wäre wie in der Persilreklame. Das macht das GEfühl zu den eigenen Gedanken noch schlimmer.
Ich hatte übrigens vergessen zu erzählen, dass ich früher schon lange Zeit Probleme mit Zwangshandlungen hatte. Konnte nie Feierabend machen, ohne ca. 1 Stunde zu kontrollieren, ob ich auch den PC ausgemacht habe. War völlig bescheuert, ich wusste zwar, dass er aus ist, aber ich musste mir erst ne Strichliste machen, zu Hause anrufen, usw, bis ich gehen konnte. So ähnlich gings mir auch mit dem Herd zu Hause.....Es war zwar irgendwie nervig, aber es hat mich nicht annähernd so fertig gemacht wie die Gedanken, meinem Sohn etwas antun zu können, also hab ichs einfach hingenommen. Interessanterweise ist dieser Kontrollzwang jetzt komplett verschwunden.
@mimi:
gehst Du mit Deinem Sohn in die Klinik oder alleine? Ich finde das einen sehr mutigen Schritt!

Liebe Grüße ***
Mimi

Beitrag von Mimi »

Ja ich gehe alleine in die Klinik denn mit Lewin würde ich dort in der fremden umgebung und vielleicht auch noch in einem dreibettzimmer nicht zurecht kommen und vor allem nicht zur ruhe.

Ja ich weiss das das ein riesen schritt wird aber ich will endlich mein Kind genießen können und gesund werden.
gwen

Beitrag von gwen »

Das find ich wirklich bewundernswert, denn ich kann mir vorstellen, wie schwer es Dir fallen wird, Dich von Deinem Kind zu trennen. Aber Du hast Recht, zur Ruhe kommst du so sicherlich eher.
Ich wünsche mir auch so oft, die Zeit mit meinem Sohn einfach nur genießen zu können, anstatt so zu sein, wie ich bin. Manchmal hab ich auch Angst davor, mit ihm allein zu sein. Mein Mann muss oft am Wochenenden arbeiten und ist dann für 2-3 Nächte auch nicht zu Hause, vorher hab ich oft dieses Angstgefühl, wenn er dann aber weg ist, geht es meistens. Oft hab ich auch das Gefühl, dass ich wenn ich alleine zu Hause bin und für Jonas sorgen muss, mehr Kraft habe und die Gedanken nicht so an mich ran lasse. Wenn aber mein Mann da ist, hab ich oft mehr Probleme mit den ZG's.
Ich drücke Dir die Daumen dass dir die Klinik gut tut und dass Du die Zeit bis März gut überstehst!!!!
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

Guten Morgen,

du brauchst keine Angst davor haben, dass dir irgendjemand nach deinen Schilderungen beim Thera die Kinder wegnehmen würde.

Meine damalige Sorge, war, dass mein Partner mich verachten würde und letztlich verlassen könnte, als meine ZGs begannen. Doch es war so schlimm für mich, dass ich sofort anfing meiner besten Freundin und meinem Mann darüber zu erzählen. Und beide hörten mir zu.

Keiner von beiden konnte mir helfen, doch sie waren für mich da. Es gab Trost, Ratschläge oder nur Umarmungen.

Irgendwann erzählte ich es auch dem Rest meiner Familie....die waren schockiert und haben es gar nicht verstanden....aber es war mir egal....

Meine ZGs begannen erst nach etwa einem Jahr nach der Geburt.....aber dieses Jahr war so heftig...es hat mich an meine Grenzen gebracht...und all die unbewußten Hilferufe, die Krankheiten, Infekte, Kraftlosikeit...haben meine Ärzte nicht bemerkt....dass ich vorrangig NICHT an einer PPD erkrankt war, untersuchte niemand....aber das ist ein anderes Thema....

Auf jeden Fall ist aus all den Umständen eine phätte Depri geworden. Die stationär ohne Kids behandelt wurde.

Ich nehme immer noch Medis und ich habe zum Teile noch richtig schlechte Tage, aber es geht mir schon so viel besser als damals....es ist schön wieder sein Leben genießen zu können.

Auch du wirst diese Erfolge verbuchen können!!!!
gwen

Beitrag von gwen »

Hallo Red,
danke für Deine Antwort.
Mit den Gedanken hat es bei mir ja auch erst nach über einem Jahr "Mama sein" angefangen, ähnlich wie bei Dir. Darauf, dass ich wohl eine PPD hatte, bin ich auch nur durch eigene Infosuche im Internet gekommen, einiges wurde mir erst lange hinterher klar, die Heulerei im Krankenhaus, das ständige Gefühl überfordert zu sein, die Leere, die Schwindelattacken, Herzprobleme, die Ängste etc.....Richtig über meinen Zustand nachgedacht habe ich erst, als ich diese ZG#s bekommen habe.
Ich musste es meinem Mann aber auch direkt nach der ersten schlaflosen Nacht erzählen, es war so schrecklich ud ich fühlte mich so grausam, außerdem hab ich echt gedacht, jetzt werd ich buchstäblich verrückt. Er hat wundervoll reagiert. Eine beste Freundin hab ich auch eingeweiht. Sonst könnte ich es niemandem erzählen, da ich auf die Reaktionen echt keine Lust habe.
Ich fühle mich durch Eure Antworten echt bestärkt, zum Therapeuten zu gehen, und werde das bald in Angriff nehmen!

Danke übrigens für das Kompliment mit meinem NickNamen, hat was mit meinem Musikgeschmack zu tun ;-)))))
Viele Grüße
Judith
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