Zwangsgedanken - AD reduzieren

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Sheini
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Zwangsgedanken - AD reduzieren

Beitrag von Sheini »

Hallo an alle,

Ich hatte mich letztes Jahr schonmal vorgestellt. Habe vor 1,5 Jahren schlimme ZG entwickelt als mein Sohn 6 Monate alt war. Relativ schnell ging ich zur Therapie und wurde dann auch auf mein AD eingestellt. Habe Citalopram bekommen und nehme das jetzt 1 Jahr. Seit ungefähr 6 Monaten nehme ich 40 mg. Die Therapie hat super angeschlagen, hatte keine ZG, keine Angst, keine Unruhe mehr. Es war alles wie vorher. Lediglich kam öfters mal die Angst das es wieder los gehen könnte aber das schieb ich immer schnell zur Seite.

Habe dann vor 2 Monaten beschlossen das ich mein AD absetzten will. Meine Therapeutin war auch der Meinung das ich soweit bin.
Habe jetzt nach meinem Urlaub vor 2 Wochen auf 20 mg reduziert. Alles mit Absprache mit meiner Therapeutin.
Die ersten Tage war alles wie immer, dann fing ich an extrem schlechte Laune zu bekommen. Alles auch erträglich. Aber seit zwei Tagen fingen die ZG wieder leicht an. Ich versuche das abzuwenden was ich gelernt habe. Habe aber das Gefühl ich Steiger mich wieder rein. Ich habe vermehrt Angstzustände und bin sehr unruhig.

Mein Sohn wird im September 2 Jahre alt, er versteht mittlerweile so vieles. Und ich will es ihm nicht antun wieder in ein großes Tief zu sinken..

Was kann ich tun? Ich brauche eure Rat! Soll ich mit meiner Therapeutin sprechen und wieder erhöhen? Soll ich erstmal abwarten.
Ich habe so große Angst davor das es schlimmer wird.. und das ich diesmal meine Familie verliere.. 😫

Lg
Jana15
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Re: Zwangsgedanken - AD reduzieren

Beitrag von Jana15 »

Darf ich dich fragen, wie lange du jetzt ohne Symtome warst?
Bine79
Beiträge: 89
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Re: Zwangsgedanken - AD reduzieren

Beitrag von Bine79 »

Hallo Sheini,

mir ging es wie dir. Ich leide auch an fiesen ZG, seit der Geburt meines ersten Sohnes vor 14 Jahren. Ich habe zwar keine VHT erhalten in dem Sinne, weil ich keinen Menschen gefunden habe, der sich mit ZG auskennt, bzw. der Weg derer nicht meiner war. Ich habe unheimlich hilfreiche Bücher gefunden die mich stabilisiert haben. Ich habe von Konfrontation bis hin zu Idenfizieren der Gedanken, Umbennen und weitermachen alles durchgezogen. Letzteres hat mich in die Stabilität gebracht. ABER: Nicht ohne die richtige Menge an AD. Ich dachte auch schon 3 bis 4 mal in den Jahren zu reduzieren, 1 mal habe ich sogar abgesetzt. Nach 2 Wochen spürte ich genau das, was du beschreibst. Erstmal nicht so schlimm, der Kampfgeist hielt. Nach 4 bis 7 Monaten musste ich wieder hochgehen. Nach meinem Absetzversuch 2012 fiel ich auch wieder in ein Loch, wo ich wieder ganz von vorne anfangen musste. Und ich habe nie schnell irgendwas gemacht, immer ganz bedacht. Absetzen kam danach für mich erstmal nicht mehr in Frage.
Reduzieren jedoch immer wieder. Ich nahm die ganzen Jahre Sertralin, zuletzt 50 mg. Frei war ich immer mal paar Monate, dann kamen wieder welche, die ich aber gut Händeln konnte. Ich habe seit 2017 eine gute Therapeutin ( die sich aber null mit der Medikation auskennt) und 2021 begann ich eine Analyse. Ich merkte, ich wusste nicht mehr viel mit ihr zu besprechen, mir ging es gut. Also besprach ich mit ihr, das Sertralin nach meinem letzten Reduzieren vor 2 Jahren, wieder auf 25 mg zu reduzieren. Nach 2 Wochen merkte ich, das mich die ZG wieder mehr stören, dadurch wurden sie wieder mehr, ich grübelte, hatte mehr Schuldgefühle. Ich habe 2 mal die Woche die Analyse… ich sprach über meine Gedanken, ich windete mich, ich habe erzählt, es ging mir nicht gut, aber ich hielt mich über Wasser. Dann gab es Tage, da liefen mir die Tränen, ich überlegte wieder hoch zu gehen, aber ich hielt durch, hatte ja meine Therapeutin mit der ich reden konnte. Leider kamen in der Zeit paar Pausen, wegen Corona…ich konnte aber immer essen, ein Zeichen das es mir noch nicht sooo schlecht ging.
Es gab solche und solche Tage. Tage wo ich dachte, ja es geht, ich schaffe es und Tage wo ich am Liebsten 3 Tabletten aufeinander nehmen wollte.
Mein Ziel war bis Juni durchzuhalten, zu beobachten und dann zu entscheiden. Ich ging zu meinem Psychiater, wollte nach einer Lösung suchen, vllt waren 25 mg zu wenig, vllt gibt es was dazwischen… ja aber nicht mit Sertralin. Ich wechselte zu Ecitalopram Tropfen. Nahm 5 Tropfen, 3 Wochen. Mir ging es aber nicht besser und ich merkte nach den Monaten, ich werde müder von den ZG, ich merkte es geht nicht. Ich bin unglücklich, mich stabil zu halten wurde immer anstrengender. Dann kam eines Sonntags ein ZG, der mir den ganzen Tag versaute und ich beschloss hoch zu gehen… auf 10 mg. Da bin ich nun, holte mir ein neues Rezept für Tabletten, denn die Tropfen gefallen mir nicht, dann muss ich mir zu oft ein Rezept holen… halten ja nur 8 Wochen…
Mittlerweile geht es mir wieder etwas besser…hab aber noch immer ordentlich Nachwehen…doch es ist ja auch er 10 Tage her, als ich erhöhte…. Ich bin sehr sehr traurig diesen Kampf wieder nicht gewonnen zu haben, da ich auch sehr ambivalent bin was die Tabletten angeht…aber so wie die letzten 4 Monate…diesen Kampf schaffe ich nicht und muss vernünftig sein und Verantwortung übernehmen…trotzdem fällt es mir schwer.
Aber ich will glücklich sein und nicht mit diesen überaus schrecklichen Gedanken mein Leben versauen.

Also liebe Sheini, lasse dich nicht zu lange gängeln von diesen Gedanken, dann schleiche lieber wieder ein. Was machst du denn für eine Therapie?

Ich wünsche dir einen schönen Tag

Viele Grüße
Sabine
Anne 861
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Re: Zwangsgedanken - AD reduzieren

Beitrag von Anne 861 »

Hallo ,ich habe auch öfters abgesetzt ,mit Erfolg aber nur 2 Jahre dann kam es ganz fies zurück .Ich denke da immer an marika ihre Worte, manch einer brauch eine erhaltungsdosis .Ich hab ne Abneigung gegen Tabletten aber wollen wir uns ewig quälen ,immer wieder dieses auf und ab mitmachen ?
Bine79
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Re: Zwangsgedanken - AD reduzieren

Beitrag von Bine79 »

Ne genau, das geht nicht. Marika ist nun auch mein Vorbild 🤗
Auf Dauer schadet der Stress den diese zermürbenden ZG / Ängste verursachen noch ganz andere Krankheiten! Das versuche ich mir nun ganz bewusst zu machen.
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Marika
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Re: Zwangsgedanken - AD reduzieren

Beitrag von Marika »

Hallo Sheini!

Ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen und es ging mir ebenfalls wie dir. Nach 2,5 Jahren mit AD habe ich erstmals reduziert und sogar ganz abgesetzt. Leider kamen die ZG wieder. Ich nahm das AD wieder und sehr bald ging es mir wieder sehr gut. Nach weiteren 2 Jahren habe ich es wieder versucht... es ging nicht und auch ein 3. Mal ist gescheitert. Das ist jetzt alles schon 17 Jahre her und seither nehme ich eine Erhaltungsdosis von 10 mg Escitalopram und bin absolut stabil, glücklich, gesund und Symptomfrei. Das werde ich nie mehr aus der Hand geben.

Leider ist gerade bei ZG eine Stabilität auf lange Sicht ohne Medikament bzw. Erhaltungsdosis sehr schwer. Ich persönlich kenne niemanden, auch mein Arzt muss das leider bestätigen. Aber da die Forschung ja immer weiter geht, ist das nicht das Ende der Fahnenstange. Nur zum jetzigen Zeitpunkt der Wissenschaft, brauchen fast alle die mit ZG oder Zwängen zu tun haben, dauerhaft ein AD.

Man sagt, dass wenn in etwa 2 Wochen nach einer Reduzierung oder Absetzen wkeder Symptome auftreten, können es auch Absetzsymptome sein, die sich legen. Aber niemand kann sagen wie lange sie dauern. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass sich mein Zustand immer mehr verschlechtert hat beim Absetzen. Mein Arzt sah dass als Hinweis, dass e sich um einen Rückfall handelt. Ich habe dann in Absprache mit ihm wieder mit dem AD begonnen und sehr schnell ging es mir wieder gut.

Mädels, ich wäre auch gerne ohne AD, aber bei mir geht es nicht. Ein Indiz ist auch, wenn man schon vor Schwangerschaft und Geburt mit ZG zu tun hatte, auch wenn es nur latent war und keine Medikamente nötig waren. So ist es bei mir gewesen, meine Aussichten auf dauerhafte Symptomfreiheit und Stabilität sind nur mit meiner Minidosis
AD zu erreichen. Das habe ich jetzt sehr gut akzeptieren können.

Liebe Sheini, am besten du berätst dich mit deinem Arzt. Möglicherweise wird er dir eine Wiedereinahme empfehlen. Schlussendlich liegt die Entscheidung bei dir ob du noch warten willst. Bei mir hat das Warten leider nie eine Besserung gebracht. Aber ich konnte von ehemals 3 Medikamenten in Höchstdosis auf ein Medikament in Minidosis erfolgreich reduzieren und das macht mich stolz und glücklich.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sheini
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Re: Zwangsgedanken - AD reduzieren

Beitrag von Sheini »

Danke für die tollen Infos und die Einblicke wie es bei euch war 🙂
Ich wollte auch nicht absetzten weil ich es schlimm finde AD nehmen zu müssen. Aber ich dachte ich schaffe es alleine..

War jetzt 3 Monate ohne Symptome. Wenn ich jetzt überlege, keine sehr lange Zeit. Aber es hat sich angefühlt als ob nie was war. Und ich dachte ich habe es geschafft. Was jetzt im Nachhinein Quatsch war.

Ich rede nochmal mit meiner Therapeutin und versuche die nächsten 1,5 Wochen durchzuhalten. Vielleicht sind es die absetzt Symptome und es geht dann wieder bergauf. Aber weiter runter mit den mg werde ich dann erstmal nicht gehen.

Mein Mann leidet auch so mit mir. Ich kann kaum
Noch mit ihm drüber sprechen. Er hat so große Angst davor das es wie vorher wird.

Dann lasse ich es erstmal bei 20mg.

@marika - 10 mg escitalopram sind ja ungefähr 20 mg citalopram oder? Wie hoch kann man bei escitalopram gehen? Ich weiß bei citalopram sind 40mg erstmal die höchstdosis. Zu mindest wurde mir das gesagt.

Aus dem Grund dachte ich es wäre evtl besser wenn ich runter gehe und nicht die Höchste Dosis nehme.

Meine Therapeutin ist wirklich super lieb. Aber ich glaube sie hat nicht soooo viel Ahnung von Zg. Sie ist der Meinung man kann es schaffen, die ZG komplett los zu werden. Das widerspricht sich aber mit der Aussage von deinem Arzt, Marika.

Lg !!
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Marika
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Re: Zwangsgedanken - AD reduzieren

Beitrag von Marika »

Hallo,

Therapeuten und Ärzte die die Medikamente verschreiben sind sehr oft unterschiedlicher Meinung gerade was ADs angeht. Reine Therapeuten sind meist der Ansicht, dass alle oder fast alle psychischen Erkrankungen irgendwann ohne Medikament ausheilen, man bräuche nur lange genug Therapie zu machen. Mein Psychiater war auch mein Therapeut und wir haben dieses Thema lange besprochen. Ich bin für mich zur persönlichen Entscheidung gekommen, dass ich keine Zeit und Geduld für vielleicht Jahrzehnte lange Therapie habe und ich dann sehr wahrscheinlich doch immer wieder Rückfälle habe. Aber das muss jede Frau hier für sich entscheiden, ich schreibe einfach nur von meiner Erfahrung mit meinem Arzt und meiner Meinungsbildung. 😉😉😉

Ja, 10 mg Escitalopram entsprechen 20 mg Citalopram. Die Höchstdosis von Escitalopram ist lt. Beipackzettel 20 mg, bei Citalopram 40 mg. Man kann aber unter ärztlicher Anweisung und nach Abwägung von Nutzen und Risiko mit beiden auch höher gehen. Ich weiß hier aus dem Forum von einer Betroffenen von 60 mg Citalopram. Ich selber nahm 1,5 Jahre 30 mg Escitalopram. Allerdings muss man erwähnen, dass es bei solchen Dosen zu Herz Auffälligkeiten - einem so genannten erhöhten QT Intervall - kommen. Daher wird man in dieser Zeit engmaschig immer wieder untersucht, bei mir war das so. Es lief alles sehr gut, ich habe es super vertragen und den Durchbruch bei den ZG geschafft. Danach konnte ich gaaaaanz langsam bis auf 10 mg reduzieren und das funktioniert bis heute. Mein Psychiater war jahrelang der Leiter unserers örtlichen Psychiatrischen Krankenhauses und hatte einige Patienten die er so begleitet hat. Daher hatte ich auch das Vertrauen es auch zu versuchen. Wichtig war aber auch die VT bei ihm, ganze 2.5 Jahre. Ich glaube sonst wäre ich nicht soweit gekommen.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Zwangsgedanken - AD reduzieren

Beitrag von Marika »

P.s. Vielleicht ist der 20 mg Reduzierungsschritt auch zu viel gewesen, etwas langsamer und in kleinen Schritten hat bei mir viel besser funktioniert.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Bine79
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Re: Zwangsgedanken - AD reduzieren

Beitrag von Bine79 »

Meine Therapeutin hält sich raus aus der Medikation, aber gibt mir Kraft in meinen Entscheidungen. Sie merkt, das ich auf mich Acht gebe und vertraut auf mein Gespür. Manchmal hätte ich aber auch gerne jemanden, der mir da die Entscheidung abnimmt und mich leitet.
Schade das ich nicht einen guten Verhaltenstherapeuten gefunden habe. Ich bin gespannt, was die Analyse bringt, habe noch gut 2 Jahre vor mir….
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