Schlimmes Erlebnis

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Löwenmutter

Schlimmes Erlebnis

Beitrag von Löwenmutter »

Bitte lese dir den Beitrag nicht wenn es dir nicht gut geht!!

Ihr lieben,
ich muss es los werden und ich brauche ganz dringend eure Hilfe, Zuspruch und Trost. Nocheinmal eine Triggerwarnung. Es geht hier um etwas schlimmes, einen hautnah erlebten Unfall oder Suizid.

Wir sind im Urlaub. Es hat schon nicht gut angefangen. 36 Stunden auf dem Flughafen wegen ausgefallenen Flügen, 2 Schlaflose Nächte. Auch wenn ich mich als wirklich gesund bezeichne, sowas Verträge ich noch nicht. Habe noch immer Tavor bei mir für den Notfall und habe die sich im Urlaub genommen. Mach 2 wachen Nächten war ich durch den Wind.

Nach 8 Tagen am Urlaubsort war der Unfall unter dem ich nun extrem leide. Es ist nicht sicher ob es ein Suizid war, die Polizei hat sich bei mir gemeldet, es wird vermutet. Ich habe den Unfall nicht gesehen da er für mich verdeckt war. Aber ich war leider die erste am Unfallort. Ich weiß an dieser Stelle gar nicht was ich hier weiter schreiben kann und darf. Habe mein T-Shirt ausgezogen und die Frau vor der Sonne geschützt. Ansonsten konnte ich nichts tun. Die Frau ist vor Eintreffen der Rettung vor meinen Augen langsam gestorben. Es hat 20 Minuten gedauert bis die Rettungskräfte übernommen haben. Der Notarzt hat nichts mehr getan, nur ein Tuch über die Leiche gelegt. Dann " durfte" ich gehen. Und ich musste auch gleich weiter fahren. Mein Auto stand ja auf der Autobahn. Und meine Kinder waren alle 4 im Auto und ich war weit weit weg von Zuhause. Hier im " Urlaub"....hier bin ich immer noch, ohne Tavor, ohne meine Psychiaterin...zum Glück mit meinem Mann der mir so besteht.

Aber es geht mir schelcht. Der Anblick des grauens, das Blut, der Geruch, die Geräusche. Es ist in meinem Kopf. Zwischendurch vergesse ich es und der Stein auf meinem Herz verschwindet. Aber dann kommt er wieder. Mir ist schlecht, ich kann kaum essen und schlafe nicht ein und habe schlimme träume. Immer wider habe ich Horrorvorstellungen was meinen lieben und mir passieren kann und wohin einen eine psychische Krankheit treiben kann.

Morgen fliegen wir nach Hause. Was ein Glück. Ich will einfach nur Zuhause sein. Ich brauche dringend Unterstützung und habe Sorge, dass niemand Zeit hat. Wie verschwindet das alles wieder aus meinem Kopf? Wie kann ich diesen Anblick des grauens verkraften? Es ist so schlimm und es ging mir mittlerweile ohne Medikamente so gut. Nun stecke ich wieder drin.

Leider diesmal nicht mit guten Nachrichten
Eure Nora
Nessa
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Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von Nessa »

Hallo liebe Nora!
Puhh das hört sich ja nicht schön an ,hab schon beim lesen eine Gänsehaut bekommen .
Ich bin mir sicher das ein Mensch ohne unsere Krankheit das auch nicht so einfach weg stecken kann.
Ich denke der richtige Weg ist mit deinem Therapeuten/in
Darüber zu sprechen, und einen Weg zu finden damit gut umzugehen. Und du bist noch in diesem Land wo alles passiert ist, alles ist noch frisch.
Und es ist sicher auch gut gewesen das du dein tavor dabei hattest , sonst wäre es dor vllt noch schlechter gegangen.
Ich wünsche dir alles gute!

LG Vanessa
1. Kind 2005 gesund
2. Kind 2008 gesund

3. Kind 2021 Schwere postnartale Depression
Somatisierungsstörungen
PTBS

Viele Medikamente probiert
15 mg mirtazapin
Schneeflocke
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Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von Schneeflocke »

Liebe Löwenmutter!

Lass dich unbekannterweise einmal fest in den Arm nehmen!
Ich glaube dass so eine Situation für jeden sehr schwer zu verkraften ist. Auf jeden Fall solltest du mit deinem Therapeuten diese Sache aufarbeiten und verarbeiten sobald du wieder zuhause bist. Ich finde es toll, dass dein Mann dir so zur Seite steht. Das ist sehr wichtig solche Menschen im Leben zu haben! ❤️

Ich finde es immer gut sich solche Dinge von der Seele zu schreiben um sie aus dem Kopf zu bekommen.

Liebe Grüße!
Ich bin wie ich bin und das ist gut so!
cwe
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Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von cwe »

Liebe Löwenmutter,

das hört sich wirklich schrecklich an, sowas sollte kein Mensch erleben müssen und ich glaube dass sehr viele danach so reagieren würden wie du. Mir ist spontan ptbs eingefallen, es ist ja wirklich eine schreckliche Situation gewesen. Evtl hat das gar nichts mit deiner ppd zu tun sondern ist einfach eine „normale“ reaktion auf das erlebte.

Ich wünsche dir jedenfalls dass du ganz schnell hilfe bekommst und es dir bald wieder besser geht!
alibo79
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Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von alibo79 »

Hallo liebe Löwen Mutter,
Wie geht es dir heute, bist du wieder zu Hause?
Ich glaube dir wirklich, dass dein Erlebnis nicht spurlos an dir vorbei geht, dass würde jedem so gehen und auch das du davon träumst, dass muss erstmal verarbeitet werden. Hast du noch einen Therapeuten den du kontaktieren kannst? Vielleicht hilft es auch mit Freunden darüber zu sprechen. Wahrscheinlich spielt auch noch bisschen Angst mit rein, dass es dir vielleicht wieder psychisch schlecht gehen könnte...
Auf jeden Fall denke ich, dass wenn du wieder zu Hause bist, es wahrscheinlich wieder besser geht, durch das gewohnte Umfeld .
Liebe Grüße und eine dicke Umarmung 💚💚
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Löwenmutter

Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von Löwenmutter »

Ihr lieben, danke für eure antworten. Ich bin zurück in Deutschland. Das hat es minimal besser gemacht. Aber es geht mir schlecht. Habe ganz schlimme Gedanken von denn ich sogar erbrechen muss. Nachts liege ich wach und Gitter am ganzen Körper. Habe große Angst wieder eine schwere Depression zu bekommen. Dann wiederum geht es mir plötzlich wieder Recht gut und mir fällt richtig ein Stein vom Herzen.
Morgen erwarte ich einen Rückruf von einer Beratung für akut traumatisierte Menschen. Ich komme im Alltag kaum zurecht. Der Atem meiner Kinder erinnert mich daran, zudecken erinnert mich an das Leichentuch, jede Körperstelle muss ich mir tot vorstellen. Warum hat mich das nur so schlimm mitgenommen? Ich war doch schon so lange wieder gut zurück im Leben.
alibo79
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Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von alibo79 »

Liebe Löwen Mutter, als ich deine Berichte gelesen habe ging mir ein Ereignis das ich selbst erlebt habe durch den Kopf. Es ist zwar etwas anders, aber ich habe mich danach ähnlich gefühlt. Als ich 14 war habe ich eine gute Freundin bei einem Fahrrad Auto Unfall verloren, ich war dabei und habe alles mit erlebt. Dieser Unfall ging mir eine ganze zeit lang durch den Kopf, ich musste es immer wieder durch erleben und erzählen, habe nachts immer wieder von meiner Toten Freundin geträumt. Und bin mit Angst aufgewacht. Aber mit der Zeit konnte ich es verarbeiten und jetzt ist es okay.
Ich finde es gut, dass du dir Hilfe geholt hast, damit du mit dem Erlebnis nicht alleine da stehst.
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Löwenmutter

Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von Löwenmutter »

Oh meine Güte, das ist ja grauenhaft. Danke ,dass du mir das sagst. Es ist finde ich noch heftiger als mein Erlebnis und dennoch hast du es irgendwie verarbeiten können. Die Zeit ist da mit Sicherheit ein wichtiger Faktor.
Ich liege nun im eigenen Bett und bin froh darüber.
Jana15
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Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von Jana15 »

Ich möchte dir auch schreiben Liebe Löwenmutter. Ich war damals nach der Geburt (4 Wochen) auch bei einem Amokkkauf dabei. Ich war noch soooo labil und kraftlos von der Geburt und der Anfangszeit, dass es mir glaube ich den Rest gegeben hat.

Ich hatte gleich danach starke Schreckhaftigkeit, war durchgehend in Angst, konnte nicht klar denken usw.

Es gibt was, dass akute Belastungsreaktion heißt. Das zählt nicht zu den Psy. Krankheiten da es eine ansich normale Reaktion ist die 4 Wochen anhalten kann und dann langsam zurück geht. Wenn nicht könnte es in eine PTBS übergehen, aber da du ja schon dran bist dir Hilfe zu holen glaube ich dass das jetzt nicht unbedingt sein muss.

Ich habe mich mal damit beschäftigt, was ich denn hätte machen können.

Jetzt ist mein Akku leer... ich schreibe weiter wenn er aufgeladen ist ....
Löwenmutter

Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von Löwenmutter »

Liebe Jana,

das ist ja grauenhaft! Was passieren uns nur allen für schlimme Dinge. Du musst ja eine unglaubliche Angst gehabt haben....was für ein Glück, dass euch nichts passiert ist. Und ja, das ist dann natürlich zu viel des guten. In diesem wackeligen Gefühlszustand nach der Geburt wirft einen das aus der Bahn.
Jana15
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Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von Jana15 »

.... so jetzt... ja das stimmt ich glaube, dass hat mich damals aus der Spur getragen und das ich da keine Ruhe dann hatte weil ich ein Baby und eine 2Jährige hatte. Da schläft man ja auch nur 2-3 Stunden... das war alles doof ... ist soviel zusammen gekommen....

Es ist wichtig, dass du dir jetzt viel gutes tust. Sodass dein Gehirn und dein Körper verstehen, dass es vorbei ist und du auch in Sicherheit bist. Sprich gut mir dir, geh in die Badewanne, kuschel mit deinem Partner, atmen ruhig und bewusst so signalisierst du deinem Hirn auch es ist alles gut. Versuche jedem Stress aus dem Weg zu gehen. Dein Netvensystem ist voll hochgefahren .... checkt alles ab was so um dich rum ist.

So wie es sich anhört ist aber deine größte Angst die Depression. Ich denke dein Körper ist gerade in einem Ausnahmezustand und das fühlt sich auch so an. Jeder andere würde sich wahrscheinlich dabei nichts denken aber bei dir löst es eine riesen Angst aus. Ich denke du musst dir sehr gut zu reden und vorallem dir Zeit und Ruhe geben. Jeden anderen würde dass auch aus der Spur tragen ...

Vielleicht kannst du ja mal nachlesen was du noch so tun kannst bei so einer akuten Reaktion. Ich will dir aber auch keine Diagnose drauf drücken, dass kann ich gar nicht. Aber das ist mir so in den Sinn gekommen.
Löwenmutter

Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von Löwenmutter »

Liebe Jana, danke für deine Nachricht, deine lieben Worte und deine guten Anregungen. Mir geht es wieder etwas besser. Mittlerweile schlafe ich gut. Tagsüber sind natürlich noch Stress Angst und getrübte Stimmung da. Ich habe einen Kontakt zu einer Hilfestelle für akut traumatisierte bekommen. Da werde ich mich am Montag melden.

Ich danke euch alles. Schön, dass es euch liebe Frauen gibt. Das Forum tut so gut.
Schneeflocke
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Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von Schneeflocke »

Hallo Löwenmutter!

Wollte mal nachhören wie es dir inzwischen geht? Konntest du inzwischen mit jemanden über den Vorfall sprechen?
Es ist schön zu lesen, dass es dir inzwischen schon wieder etwas besser geht und du schlafen kannst.

Liebe Grüße und genieße den Tag!

Schneeflocke
Ich bin wie ich bin und das ist gut so!
Löwenmutter

Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von Löwenmutter »

Hallo,
danke dass du nachfragst. Ich habe mich weitestgehend erholt. Nehme in Absprache mit der Psychiaterin wieder 5mg escitalopram und Versuche viel zu schlafen. Habe einen Therapieplatz für akut traumatisierte. Das sind insgesamt nur 5 Termine, soll aber helfen dass nichts hängen bleibt bzw später nochmals schlimm wiederauflebet.
Denke ich bin da auf dem richtigen Weg.

Liebe Grüße
alibo79
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Re: Schlimmes Erlebnis

Beitrag von alibo79 »

Hey, das klingt finde ich nach einem guten Plan. Das AD kennst du ja schon und vielleicht brauchst du es ja auch nur für eine kurze Zeit. Ich wünsche dir dass du dich weiterhin gut erholt wirst von diesem Erlebnis und dir immer viel gutes tust .
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
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Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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