Erneutes Tief.. :(

[Vivi]

Hey, ihr Lieben..
Nun ist es wieder soweit. Die Erkrankung reißt mir den Boden unter den Füßen weg und die paar Stufen, die ich mühselig hinaufgetapst bin die letzten Tage, knalle ich wieder polternd hinunter.
Mittlerweile sind die Tiefs nicht mehr von Panik gekennzeichnet, sondern von einer tiefen Müdigkeit und Hoffnungslosigkeit.
Eine gähnende, bleierne Schwere legt sich über meinen Körper, sowie mein Herz. Dass ich Schluss endlich nur herumliege und in die Luft starre, fahre das gruselige Gedankenkarussel immer und immer wieder. Mittlerweile möchte ich mich auch nicht mehr mit meinem Umfeld darüber unterhalten. Ich bin es leid, immer die gleichen Phrasen zu sagen und ich bin es genauso leid, immer die gleichen Vertröstungen zu hören.


Aber was mich am meisten zerfrisst, ist diese innere Leere & Gleichgültigkeit. All die Gefühle für meine Mitmenschen, inklusive Mann & Kind, verschwinden hinter einer kugelsicheren Panzerscheibe und das tut so weh.

Nehme mittlerweile die Anti-Baby Pille, weil ich die Tiefs immer im Zyklus so heftig habe, und heute wäre mein Eisprung und ich habe Zwischenblutungen bekommen, keine Ahnung ob es deshalb so schlimm ist… bin es auch leid, mir immer neue Gründe herzuleiten.
Morgen bin ich bei der Therapie… Bringt ja anscheinend alles nichts. Vielleicht bin ich doch die, bei der es für immer bleibt.

[Marika]

Hallo Vivi!

Ich habe deinen Beitrag in der Vorstellungsrunde gelöscht, da Doppelpostings nicht erlaubt sind. Aber hier ist er gut aufgehoben.

Von mir kann ich dir sagen, dass es 2,5 Jahre gedauert hat, bis ich sagen konnte, ich bin stabil. Das erste Jahr war ein Kampf, 3 Medikamenten Erhöhungen und viele Tiefs mit den selben Zweifeln, den selben seelischen Schmerzen, der Hoffnungslosigkeit und selben Mutlosigkeit haben mich zur Verzweiflung gebraucht. Aber: es ist nicht so geblieben, es ging bergauf, wenn auch von Tiefs unterbrochen. Leider verläuft die Genesung genau so, Hochs und Tiefs wechseln sich ab.

Und nein, du bist nicht die, bei der es so bleibt, du wirst gesund werden, nur geht genau das leider nicht schnell. Du hast jetzt ein gemeines Tief, aber jede Betroffene hier wird dir bestätigen, dass es auch wieder verschwinden wird. Wir alle kennen das, wir alle konnten diese Sätze nicht mehr hören und lesen... aber wir haben gemerkt, dass sie der Wahrheit entsprechen.

Du schaffst das, es wird wieder bergauf gehen!

[Vivi]

Danke dir, liebe Marika!

Ich habe mir deinen Beitrag schon zum dritten Mal durchgelesen und nun bin ich denke ich soweit klar, dass ich es auch aufnehmen konnte.
Vorhin ging echt nichts mehr außer schlafen.

2,5 Jahre… wenn ich daran denke, könnte ich heulen. Ich ertrage es einfach nicht mehr. Es ist, als ob ein Zombie in mir wohnt, der regelmäßig die Kontrolle übernimmt und mich in die letzte Ecke drängt und Kontrolle über meinen Körper ergreift. So furchterregend und so plötzlich.
Ich denke dann, wenn mein Sohn älter ist und sowas aktiv begreifen kann, wie soll ich ihm sowas erklären ???:( hast du da einen Tipp für mich ?

Du sagtest, das erste Jahr war ein Kampf. War das zweite leichter ? Wie hast du eine Besserung gemerkt ?
Also sind so krasse Tiefs normal trotz Medikamenten und Therapie ?

Ich danke dir so !!!

[Marika]

Ich kann dich sehr gut verstehen, diese Gefühle wie ein Zombie... das beschreibt es echt gut.

Das erste Jahr war im Schnitt so: 2 bessere Wochen, dann 2 Horrorwochen. Konnte aber gut auch mal nur 1 gute und 3 Horror sein. Es war manchmal echt so, dass ich von Schmerzen nur noch in mein Kissen schreien konnte oder heulend an meinem Mann gehangen bin. Aber ich habe dann nach 3x AD erhöhen gemerkt, die Tiefs werden milder und auch kürzer. Ich habe endlich gesehen, dass ich immer mal längere gute Phasen hatte. Ja, das 2. Jahr war viel leichter, nur noch wenige und leichte Tiefs.

Ich hatte ganz viel Hilfe von meiner Familie, auch mit dem Kleinen. Anfangs kann man es den Kleinen natürlich nicht erklären. Mit der Zeit habe ich ihm gesagt, wenn ich zum Arzt/Therapie ging. Ich sagte, dass ich ein bissig krank bin und der Arzt mir hilft wieder gesund zu werden. Auch als er mitbekommen hat, dass ich jeden Morgen eine Tabletten nimmt, habe ich ihm erklärt dass das ein Medikament ist, dass hilft gesund werden. Je älter er wurde umso mehr habe ich ihm erklärt, immer ehrlich aber kindgerecht. Ich glaube es gibt da auch gute Bücher zu dem Thema.

[Vivi]

Danke für deine schnellen Antworten, die sind so viel Wert!
Ich bewundere dich und uns alle für unser Durchhaltevermögen in dieser persönlichen Hölle. Es ist soooo verrückt, man kann es nicht beschreiben. Nur Frauen, die das auch durchgemacht haben, können es verstehen.
Bei dir ist es schon so lange her.. und trotzdem erinnerst du dich noch so gut.
Geht die Angst vor einem Rückfall irgendwann weg ? Ich kann mir gar nicht vorstellen, gesund zu werden und noch weniger kann ich mir vorstellen, dass ich, selbst wenn ich gesund werde, ein Leben leben kann ohne Angst vor einem Rückfall.

Würdest du sagen, dein Kind hat etwas mitbekommen oder negative Auswirkungen wegen deiner Erkrankung ?
Hattest du auch Phasen, wo du keine Liebe zu deinem Kind gespürt hast ? Hat es deine Bindung nachhaltig beeinträchtigt ?

[Marika]

Hallo Vivi!

Ich glaube nicht, dass mein Kind einen Nachteil durch diese meine persönliche Hölle hat. Wir haben eine sehr enge Bindung, auch heute noch und dass obwohl er bald 18 wird.

Ja, ich konnte die erste ca. 3 bis 4 Monate die Liebe zu meinem Kind nicht spüren, sie war komplett von Angst und Panik überlagert. Dann wurde es besser, weil das AD die Ängste und die Panik aufzulösen begann. Nach und nach kam diese Liebe immer öfter durch, bis sie so überwältigend durchbrach, dass ich heute noch Gänsehaut bekomme, wenn ich das schreibe. Ja ich erinnere mich tatsächlich noch an sehr viel und dennoch ist diese Erinnerung an die PPD im Alltags nur sehr wenig präsent.

Angst vor einem Rückfall habe ich nicht, da ich eine Erhaltungsdosis nehme. Ohne diese habe ich vor Jahren einen Rückfall erlitten, seither ist diese kleine Dosis um stabil und gesund zu bleiben meine kleine Stütze. Ich denke schon, dass das mental auch bei mir viel ausmacht.

[Vivi]

Danke dir.

Heute ist es immernoch sehr schwer… dieses Schwimmen durch die Flut mit schweren Steinen beladen ist soooo ermüdend.

Und das trotz AD… das raubt mir jegliche Hoffnung irgendwie. Ich habe keine Lust mehr, möchte einfach wieder gesund sein

[Marika]

Ja so ist es leider. Daran sieht man, was für eine schwere Erkrankung eine PPD ist.

Halt durch, du bist sehr stark und ich versichere dir, du wirst wieder gesund.

[alibo79]

Hallo Vivi, ich kann dir auch sagen, dass es mit der Zeit einfacher wird, aber es dauert bis dahin oft ein wenig und die Genesung geht mit auf und ab und auch mit Plateau Zeiten, wo man denkt jetzt tut sich gerade gar nichts, weder in die eine noch in die andere Richtung.
Ich habe jetzt die zweite Episode hinter mir und das erste Jahr war heftig. Als es langsam besser wurde hatte ich meistens eine Woche wo es aushaltbar war, dann wieder 1 bis 2 Wochen down und das immer und immer wieder, ich hatte echt manchmal keine Kraft mehr, dass hin und her auszuhalten. Vor allem wenn ich nicht wusste, warum es nun wieder schlechter wird und wie lange es dauern würde.
Wie Marika bin ich auch oft daran verzweifelt, habe meinen Mann vollgeheult , dann hat er mir abends Kerzen angemacht und mir mein Liebling Eis hingestellt und mich einfach im Arm gehalten.
Und ich habe auf den nächsten Tag gehofft.
Gibt es etwas, was dir hilft wenn es dir nicht gut geht? Ich habe irgendwie mit der Zeit eine gewisse Routine entwickelt, um mich durch die düsteren Tage zu manövrieren. Und diesen schweren Schmerz auf der Seele bisschen zu erleichtern.
Wie ist das bei dir?

[Vivi]

Guten Morgen ihr Lieben!

Ich danke euch so sehr, für eure Antworten !
Heute ist es schon etwas besser, es geht wieder bergauf. Alibo, es ist genauso wie du sagst.. Wenn ich merke, dass es wieder schlechter wird und ich manchmal überhaupt nicht weiß wieso und wie lange ich das wieder durchstehen muss, diesen Ritt durch die Hölle, den keiner von außen sieht… es ist so furchtbar..
Ja, mein Mann springt dann immer sehr viel mit dem Kleinen ein und ich lege mich hin und schlafe oder gucke Fernsehen .. einfach entspannen.
Aber selbst das gelingt oft nicht. Weil ich dann in die Zukunft denke. Und es macht mir Angst, dass mein Sohn irgendwann merkt, dass Mama regelmäßig sich rauszieht und nur im Bett liegt den ganzen Tag und weint. Dann denke ich mir, ich wäre lieber tot als das meinem Sohn anzutun. Und dann habe ich Angst, wieso ich an den Tod denke. Ich will gar nicht sterben! Höre aber so oft, dass sich depressive Menschen das Leben nehmen, weil es nicht aufhört und dann habe ich soooo Angst, dass mir keiner helfen kann und ich irgendwann an diesen Punkt komme


Meine Therapeutin rät mir, mit meiner Psychiaterin zu sprechen und auf 150mg Sertralin zu erhöhen, da sie einen guten Effekt sieht, aber die Tiefs noch zu heftig findet… was denkt ihr darüber ?

Danke für alle Antworten !!!

[SaraGossa]

Hallo Vivi, wie geht es dir denn mittlerweile?
Habe deinen Beitrag in der Vorstellungsrunde bereits gelesen und du SPRICHST MIR AUS DER SEELE. Geburtstrauma, Depression, die schlimmen Tiefs vor allem während der Periode. Es ist grauenvoll. Das sich nicht vorstellen können wieder gesund zu werden...was bei mir mittlerweile Gott sei Dank komplett weg ist, ist dieses 'Sich die Zukunft nicht vorstellen können'. Es war furchtbar, immer wenn jemand was in der Zukunft erwähnte wie zb: "Ach, wenn der Kleine mal 2 oder 3 ist..." und ich nur denken konnte: Das werde ich eh nie miterleben, da bin ich eh schon tot. Diese Gedanken machen einem eine Angst die kaum in Worte zu fassen ist.
Das ist WEG und so wird es auch bei dir sein. Was mir immer geholfen hat ist zu denken: Sei froh, dass dir das Angst macht. Die Angst zeigt einem was wichtig ist. Wenn du keine Angst hättest, wäre es dir egal!! Das ist sehr wichtig
In den Tiefs gehts wie ich finde einfach nur ums Aussitzen, den Tag so gut wie möglich rumkriegen, hoffen dass es nicht zu lange dauert. Es ist zermürbend aber heute kann ich recht zuversichtlich sein, dass wir das schaffen werden ♡ Ich drücke uns die Daumen, dass das alles bald überstanden ist und wir einfach normal leben dürfen. Mehr verlangen wir ja schliesslich nicht

[Anne 861]

Genau ,mir hat die Angst auch gezeigt das ich ja leben möchte .Immer wenn ich dachte es geht nicht mehr und muss sterben kam extreme Angst und das zeigte mir das ich leben wollte

[Anne 861]

Vivi ,so wie du habe ich Monatelang gedacht ..kam in den Nachrichten selbstmord von depressiven Menschen, verfiel ich in Panik und dachte-oh gott wenn du das auch irgendwann machst ..eine endlose angstspirale .mit dem ad wurde es besser und diese Gedanken verschwanden ganz ..die schlimmste zeit für mich mit solch Gedanken.

[Vivi]

Hallo ihr Lieben!!!

Ich wollte mich mal wieder melden
Erstmal vielen Dank für eure Antworten und das Teilen! Und das positive Zusprechen, das ist für mich wirklich sehr viel wert ! Schön, dass wir uns haben und uns verstehen

Mir geht es mittlerweile seit ein paar Tagen wieder sehr gut! Habe Freude, Kraft, fühle Liebe für mein Kind und kann mir die Zukunft vorstellen
Das Tief war schrecklich und hat so circa 3-4 Tage gedauert, nun bin ich über den Berg und denke mir „Was war das ?!“ es ist echt so heftig, wie anders man wird in den Tiefs… Ich habe mich gegen eine Erhöhung des AD entschieden und bin mit der Entscheidung auch zufrieden
Die Pille sollte ich ja eigentlich durchnehmen, um die schlimmen Tiefs während der Periode zu vermeiden… durch die Zwischenblutungen muss ich nun doch einmal menstruieren… das wird jetzt am Wochenende sein. Habe sehr viel Angst und Respekt… zumal wir auch noch verplant sind. Drückt mir die Daumen !!!