Muttergefühle, wann war es bei euch soweit?

[Lisa_]

Hallo ihr lieben,

das ist nun mein zweiter Beitrag hier…was soll ich sagen… dieser Druck macht mich fertig… fragen über fragen… 3,5 Monate ist mein Baby knapp alt und noch immer habe ich das Gefühl, nicht richtig zu fühlen.
Ich bin so ungeduldig wenn ich sie abends ins Bett bringe denn das dauert mal eben gut ne Stunde. Dabei denke ich die ganze Zeit, das sie doch schnell schlafen soll damit ich meine Ruhe habe.. ich würde die Zeit mit ihr so gern genießen aber ich kann nicht..
Wiederum weiß ich auch gar nicht was ich fühle.
Gestern war eine Freundin bei uns und mein Mann hat die kleine ins Bett gebracht. Irgendwie war sie aber voll drüber und er musste mehrmals wieder ans Bettchen. Irgendwann hat sie so sehr geschrien, das ich sofort den Drang hatte zu ihr zu gehen und sie zu kuscheln und sie zu beruhigen. Das ist doch gut oder?
Heute hat sie eine Impfung bekommen und sie hat so sehr geweint zuhause weil ihr Bein so schmerzt. Ich hab auch geweint aber ich weiß nicht ob ich aus Überforderung geweint habe oder aus Mitgefühl. Ich kann es überhaupt nicht einordnen.
Es ist mittlerweile so das ich sie manchmal ansehe und für ein paar Sekunden ein warmes Gefühl in mir spüre. Aber das ist relativ schnell wieder verflogen.

Was sagt ihr dazu? Wie war es bei euch? Ich fühle mich so unnormal und könnte nur weinen. Ich liebe es so sehr sie zum Lachen zu bringen und sie ist eine wirklich süße Prinzessin. Dazu kommt noch, das ich mich überhaupt nicht abgekommen fühle in meiner Mutterrolle. Letztens war ich für ein paar Stunden weg und vermisst habe ich sie nicht. Im Gegenteil, ich hab manchmal „vergessen“ das ich ja Mutter bin. Das ist so verrückt. Kennt ihr das auch? Ich fühle mich echt so blöd…

[Marika]

Hallo!

Ich denke du bist auf einem sehr guten Weg. Dieses Mama Gefühl muß sich bei ganz vielen Frauen erst einstellen, aber die wenigsten trauen sich das zu sagen weil in der Gesellschaft dieses Bild vorherrscht, dass eine Frau die gerade ein Kind bekommen hat, vor Freude überquellen muss. Ist aber nicht so, denn eine Schwangerschaft, eine Geburt sind menschliche Extreme. Dann Stillen, die vielen Hormone die plötzlich so ganz anders sind, die 24 Stunden Bereitschaft mit dem Bewusstsein jetzt zu 100 % für dieses kleine Menschlein verantwortlich zu sein... das alles sind enorme Belastungen und Herausforderungen. Und der Mann: im Vergleich zur Frau bleibt bei ihm fast alles gleich...

Viele Frauen müssen sich da erst reinfinden. Bei mir kam diese Liebe auch langsam, nach 4 Monaten war es dann das erste Mal soweit, es war unbeschreiblich schön. Es blieb aber nicht, weil ich doch noch sehr krank war damals. Aber es kam immer öfter und blieb immer länger, bis ich eines Tages einfach wusste, wie sehr ich mein Kind liebe.

Übrigens ist es ganz normal, sein Kind nicht ständig zu vermissen, wenn man mal weg ist....

[alibo79]

Moin moin, also meine Kinder sind ja schon viel älter als deine und ich musste auch erst in die Mutter Rolle reinwachsen. Ich erinnere mich gerade bei meinem ersten Kind, dass ich auch viel mit Unsicherheit zu tun hatte. Dass ich zwar auch liebe für meine Tochter hatte, aber auch oft das Gefühl, ich mache jetzt etwas bzw lebe ein Leben was sich nicht wirklich richtig anfühlt. Ich weiß gar wie ich es beschreiben soll, vielleicht bisschen wie wenn man als fremder in eine Gruppe toller schlauer Menschen ist und man immer das Gefühl hat, man darf nicht was falsches sagen oder sich nur so oder so verhalten, weil man sich beobachtet fühlt und man sich gar nicht so geben kann wie man eigentlich ist.
Als meine Kinder größer wurden, da war es nach und nach besser. Ich hatte wieder mehr Zeit für Dinge die mir wichtig sind, erwachsene Dinge halt, ich konnte auch mehr mit meinen Kindern anfangen, das ist jetzt noch besser wo ich nicht mehr Kinder spiele machen musste. Das habe ich gehasst. Das geht auch viele Frauen so, aber die meisten geben es nicht offen zu.
Und ich sag dir für mich ist herrlich, dass meine Kinder jetzt viel selbstständiger sind und mit Freunden unterwegs sind oder sich alleine beschäftigen. Ich habe sie aber trotzdem lieb und bin eine gute Mutter.
Du machst das super, schau die Gefühle sind ja schon da bei dir, sie werden auch noch mehr werden und du wirst dich auch mit der Zeit in der neuen Rolle angekommen fühlen.

[SaraGossa]

Hallo Lisa,

Ich stimme Alibo und Marika absolut zu. Man hat diese Vorstellung: Unser Kind kommt auf die Welt und sofort lieben wir es unendlich. So ist es aber oft nicht. Ich sehe es so: diesee kleine Mensch ist zwar in uns gewachsen, trozdem ist er für uns erstmal fremd...wir wissen nicht was er mag, was nicht, wir haben noch keine Routine zusammen, unterhalten können wir uns auch nicht und erstmal geraten unsere Bedürfnisse vollkommen in den Hintergrund weil wir dieses kleine Wesen erstmal kennenlernen und völlig für es verantwortlich sind.

Liebe ist immer ein Prozess, auch bei unseren Kindern. Und Liebe ist nie eine Konstante, sie ist mal mehr und mal weniger da. Dein Baby ist noch sooo klein...warte mal ab bis es seinen ersten Schritt macht, das erste Wort sagt, dir einen Kuss gibt oder du merkst wie deine harte Arbeit Früchte trägt, weil es sich zu einem tollen Menschen entwickelt.

Ich habe auch lange warten müssen auf dieses Gefühl, die ersten 4 Monate war er mir meistens nur fremd. Jetzt ist er 1,5 und ich könnte oft platzen vor Stolz und Liebe. Und trotzdem gibt es Momente, wo ich mir noch fremd in diesem "neuen Leben" vorkomme...ich mir meine alte Unabhängigkeit zurückwünsche. Aber ich geisle mich dafür nicht mehr, weil ich denke es sind eben Gefühle, die auch ihren Platz haben wenn sich alles so radikal ändert.

Dass du deine Maus liebst, hört man in jeder Zeile heraus...sonst würdest du nie so reflektiert sein und dir solche Gedanken machen.
Jeden deiner Gedanken kann ich zu 100% nachempfinden und glaub mir: nach und nach spürst du mehr die Sicherheit, dass du sie sehr liebst...und dass obwohl du es nicht 24h an Tag spürst

[Lisa_]

Ich danke euch so sehr für eure Antworten. Zu wissen das es „normal“ ist und man nicht allein ist gibt einem ja doch Kraft. Aber gerade heute ist alles wieder so schlimm, das ich manchmal glaube es entwickelt sich nie..

[Mammsie]

Das ist völlig ok. Ich hatte das auch. Ich habe auch befürchtet, bei mir würde es nie kommen, aber es kam. Vor allem mit einer gewissen Routine, welche mir zeigte, dass ich den kleinen Menschen nun endlich "kenne". Für mich war das am Anfang so, wie ein Fremder, der nun mein ganzes Leben auf den Kopf stellt und dieses ganze Liebesgetue war mir am Anfang echt zuwider xD Setz dich nicht unter Druck. Du bist eine tolle Mama. Du bist gut genug

[Lisa_]

Genau das beschreibt es am besten. Wie ein Fremder der mein ganzes geregeltes Leben auf den Kopf stellt. Der so viel von mir abverlangt und mich kaum noch „ich“ sein lässt. Ich hoffe sehr das es bald besser wird und wir eine enge Bindung aufbauen können. Danke für deine Antwort