Schwankungen - von "alles ok" zu "Hilfe Hilfe" und zurück

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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strollo
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Schwankungen - von "alles ok" zu "Hilfe Hilfe" und zurück

Beitrag von strollo »

Hallo ihr Lieben,

unter meinem Vorstellungspost könnt ihr ein bisschen über mich und meine Erkrankung lesen.
Letzte Woche war es das erste Mal seit über 2 Monaten besser, sodass ich an diesen Tagen dachte "was ist eigentlich mein Problem?!". Ich wusste vom Verstand her, wie es mir noch Tage zuvor ging, hatte aber emotional keinen Zugriff mehr. Ich konnte alles wie früher machen, hatte viel Antrieb, habe geplant usw. Selbst die großen Probleme in meiner Partnerschaft waren zwar vom Verstand her da, aber sie waren emotional wie in weite Ferne gerückt. Das war auch komisch, weil ich zwar die gruseligen "Gedanken" denken konnte, aber sie haben keinerlei Gefühle in mir ausgelöst. Ich warte gerade auf eine teilstationäre Aufnahme und dachte noch "achja, dann kann ich da ja ganz entspannt berichten wie es mir ging" und "kann ich überhaupt dahin, wenn die akute Phase vorbei ist?!".
Jetzt geht es mir seit 2 Tagen wieder schlechter und das Gefühl es nicht mehr aushalten zu können ist zurück. Ich bin ängstlich und der Stein liegt wieder auf der Brust. Ich merke es unter anderem auch daran, dass ich das Forum wieder und wieder hoch und runter lese, um etwas Trost aus den Berichten zu ziehen. Aber es hat sich in Außen doch nichts geändert?! Und was ist jetzt die Realität?

Ich habe hier im Forum schon sehr oft über diese Schwankungen gelesen, aber trotzdem wollte ich euch nochmal von mir berichten. Könnt ihr eure Erfahrungen da mit mir teilen?
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Marika
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Re: Schwankungen - von "alles ok" zu "Hilfe Hilfe" und zurück

Beitrag von Marika »

Sehr gerne. Ein gravierender Faktor für Tiefs ist der weibliche Zyklus, da ändern sich die Hormone mehrmals in einem solchen. Da hast du keinen Einfluss. Das Gehirn reagiert anfangs noch sehr sensibel auf diese Veränderungen. Ich habe das massiv gespürt.

Auch kleinste Dinge oder Veränderungen von Außen, die einem zuerst gar nicht auffallen, können ein Tief begünstigen. Eine schlechte Nacht z.b. kann reichen. Ein unbedachtes Wort von jemandem, ein Medien Bericht... all das hat bei mir ausgereicht um in ein Tief zu schlitten.

Das wird aber besser, nur leider braucht man Geduld... auch wenn ich mir gut vorstellen kann, dass du dieses Wort nicht mehr hören kannst.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anne 861
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Re: Schwankungen - von "alles ok" zu "Hilfe Hilfe" und zurück

Beitrag von Anne 861 »

Hallo strollo ,bei mir war es eine Berg und Tal fahrt der Gefühle. Ich kann es tatsächlich total nachvollziehen. Gut ,schlecht ,gut ,schlecht ..die Abstände werden größer. Auch bei mir waren die Gedanken da aber emotional hatte ich kaum Zugriff.ich hatte antrieb ,war gut drauf ,keine Angst, keine zg an den guten Tagen. Dann kam aber auch immer wieder mal ein tief ,bis ich stabil war vergingen 6-9 Monate. Es ist hart ,man brauch Geduld aber halte dich an den guten Tagen fest ,es wird besser ,die guten Tage werden mehr .fühl dich gedrückt.
alibo79
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Re: Schwankungen - von "alles ok" zu "Hilfe Hilfe" und zurück

Beitrag von alibo79 »

Hey strollo,
Ich habe ja zwei schwere Depressionen hinter mir, die erste war eine ppd, die zweite eine neue Episode.
In beiden Fällen hatte ich diese Schwankungen, jetzt in der zweiten Episode gefühlt fast noch mehr, ich hatte das Gefühl fast eine ,, schleudertrauma,, von dem vielen hin und her zu bekommen.
Teilweise konnte ich einen Zusammenhang zum Zyklus sehen, Teilweise aber auch nicht. Manchmal habe ich im Nachhinein den Auslöser dafür gefunden, sei es ein belastende Situation, eine meinungsverschiefenheit oder auch einfache Veränderungen im Alltag, die wieder Unsicherheit ausgelöst haben.
In den akuten Phasen ging es mir sehr schlecht und die Aufschläge nach unten waren gefühlt bodenlos. Später als etwas Stabilität gekommen ist , kamen in den tiefs diese klassischen Symptome wieder, in unterschiedlichen Schweregraden und verschiedener Dauer. Ich konnte dann auch nicht mehr ( Später etwas besser) auf die guten Momente zurück greifen, denn anfangs war dann wieder massive Angst vor einem schweren Rückfall da. Genau anderes herum war es dann wenn ich mich wieder besser gefühlt habe, da war dann noch über tage Ein ängstliches beobachten von mir selbst da, denn ich traute dem braten sozusagen nicht. Und wenn ich wieder Sicherheit hatte, dann konnte ich manchmal nicht ganz begreifen, was denn davor los war mit mir.
Du schreibst ja, dass du schon eher Depressionen hattest, waren da denn nicht dieser Wellen Verlauf bei dir?
Und gehst du demnächst in eine tagesklinik? Was hat dich dazu bewogen?
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
strollo
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Re: Schwankungen - von "alles ok" zu "Hilfe Hilfe" und zurück

Beitrag von strollo »

Danke für Eure Antworten. Bisher war es meistens so, dass die Depressionen "von heute auf morgen" anfingen und (nach Wochen/Monaten) auch ziemlich plötzlich wieder verschwanden. Habe es immer beschrieben wie ein Schalter im Kopf. Ein bisschen wie Dr. Jeckyll und Mr. Hyde.
Stationär ist einfach die nächste Möglichkeit, weil es mir schon seit Anfang März teilweise sehr schlecht geht (auch mit SG), trotz Medikation. Ich werde nach Heidelberg auf die MuKi gehen, allerdings auf die normale Station "nur" teilstationär, weil ich noch eine große Tochter (4J.) habe. Ich brauche da dringend Hilfe um auch das Paar-Thema anzugehen, ich schaffe es alleine einfach nicht und stürze dann immer ins innere Nichts.
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