Immer diese furchtbaren Gedanken :-(

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Martina

Immer diese furchtbaren Gedanken :-(

Beitrag von Martina »

Hallo!

Heute mal ein Gruß aus Griechenland.

Seit Neuestem mache ich zwar eine Gesprächstherapie, durch die es mir schon erheblich besser geht, aber ich habe zwischendurch immer so meine Einbrüche. So auch heute, mein Kind war statt wie normal in der für mich lebensrettenden Krippe mit erhöhter Temperatur zu Hause. Alle meine Pläne für einen freien Vormittag über den Haufen geworfen, und ich war wieder der "Idiot vom Dienst". Ich halte diese Quengelei und Klammerei einfach so schlecht aus, werde klaustrophobisch und fühle mich wie die Maus im Schlangenkäfig.

Furchtbar sind für mich dabei diese Gedanken, die sich immer wieder in meinem Kopf drehen. Da ich ja von meinem Lebensgefährten zu einem Kind überredet wurde (er hat mir jahrelang ein Ohr deswegen abgekaut und ich war nicht wirklich überzeugt), kommen seit der Geburt meiner Tochter immer wieder diese Gedanken hoch: "Warum habe ich mich nur darauf eingelassen, ein Kind zu bekommen, jetzt bin ich der Idiot vom Dienst. - Ich ahnte es doch, warum habe ich nicht auf mich gehört. - Warum hat er sich nicht ne Frau ausgesucht, die so ist wie seine Schwester, die geborene Sklavin, dann hätten sie mit 5 Kindern glücklich werden können. - Warum nur liebe ich mein Kind, sonst hätte ich doch gehen können. - usw., usf.".

Da ich mich aber darauf eingelassen habe, finde ich, *muss* ich zu diesem Kind 100% stehen und ich liebe sie ja auch, nur finde ich den Job Mutter gnadenlos frustrierend. Ich habe dabei so ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber.

Kennt jemand diese Gefühle? Würdet ihr mir raten, vielleicht doch Antidepressiva zu nehmen, gegen die ich mich bisher eigentlich gesträubt habe?

Danke für *irgend* eine Antwort,
viele traurige Grüße
Martina
rebecca

Beitrag von rebecca »

Ob du Medikamente nehemen möchtest , muß einzig und alleine deine Entscheidung sein , dass kann dir leider niemand abnehem. Aber , so wie ich aus deinem Posting entnehem kann bist du mit deiner neuen Rolle nicht wirklich glücklich.
Therapie ist , denke ich , ein sehr wichtiges Kriterium. Nur leider gibt es soviele Therapieangebote dass es schwer ist eine geeignete zu finden.
Wenn du dich wohl in deiner jetzigen Thera fühlst ist es gold wert, sollten aber Zweifel bestehen ist es ratsam dies nocheinmal zu überdenken und sich gegebenenfalls eine andere , vielleicht Verhaltenstherapie, zu suchen.
Bei dieser Art von Thera lernt man mit bestimmten Techniken besser mit belastenden Ereignissen umzugehen.
Und da es für dich grad sehr belastend ist , wäre es eine Überlegung wert.
Ich hoffe ich konnte dir etwas behilflich sein und bei weiteren Fragen stehe ich dir gerne zur Verfügung.
Alles liebe Rebecca
Martina

Danke

Beitrag von Martina »

für deine Antwort.

Mein Therapeut ist super und er macht Gestalt. Es hat mich schon wahnsinnig weit gebracht, nur sind da immer diese Einbrüche. Früher war es nur schlimm. Ich gehe aber ja noch nicht lange zur Therapie, darum erwarte ich vielleicht auch zuviel. Dass man mir auch nicht wirklich "raten" kann, Antidepressiva zu nehmen, ist mir auch klar, ich bin halt froh, wenn ich Meinungen von "Leidengenossen" bekomme, auch und gerade zu diesen Gedanken, die ich immer habe. Mein Therapeut ist der Meinung, dass mein Kind meine große Chance ist, Dinge aufzuarbeiten, vor denen ich sonst immer weggelaufen wäre. In guten Momenten ist das sicher richtig, aber in schlechten hilft es mir grad nicht weiter.

Liebe Grüße
Martina
Kate

Beitrag von Kate »

Liebe Martina,
zum Thema Medikamente kann ich dir sagen, dass ich es an deiner Stelle mal mit einem Antidepressivum ausprobieren würde. Diese Krankheit ist so beschissen, warum sollte man sich nicht der Hilfen bedienen die man hat. Und es kann das Leiden doch eine ganze Menge abmildern und den Krankheitsverlauf verkürzen.
Die modernen Antidepressiva wie Cipramil (Sepram) oder Trevilor haben auch nicht mehr solche Nebenwirkungen wie die älteren trizyclischen Antidepressiva. Ich habe beide schon selbst ausprobiert und es war echt o.k.
Ganz liebe Grüße in die Sonne
Kate
rebecca

Beitrag von rebecca »

Sicher kann man eine AD ausprobieren und sicher hilft es auch nur leider ist es nicht wirklich einfach ein AD zu finden welches genau auf einen passt.
Ich denke wenn man sich in einer Thera befindet die einem in der Regel gut tut sollte man auf ADs verzichten.
Wenn ich ein AD nehme sind die Ängste und Sorgen plötzlich weg und es bleibt nichts zum aufarbeiten , was oft aber wichtig ist.
Die beste Lösung denke ich, man setzt sich mit seinem Therapeuten zusammen und schlidert ihm sein Vorhaben , denn immerhin sollte man zusammen arbeiten.
Ich selbst habe auch ADs genommen und sie relatiev schnell wieder abgesetzt. Und ich danke der Wissenschaft das es solche Medis für uns gibt. Sie sind ein Segen, ganz klar.
Martina

Hi,

Beitrag von Martina »

Danke für eure Antworten!

Davor "Wenn ich ein AD nehme sind die Ängste und Sorgen plötzlich weg und es bleibt nichts zum aufarbeiten" habe ich auch etwas Angst und möchte mich nicht täuschen lassen durch Medikamente, da es eindeutig was zum Aufarbeiten gibt.

Außerdem habe ich gestern irgendwo gelesen, dass AD so müde machen. Ich bin schon immer müde genug...

Ich werde mal mit dem Therapeuten drüber sprechen. Vielleicht hilft er mir mehr, ein "Nothilfeprogramm" für extreme Stressmomente aufzustellen ;-).

Liebe Grüße
Martina
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