durch die Hölle!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Kate

durch die Hölle!

Beitrag von Kate »

Hallo zusammen,

nach doch recht langer Zeit lass ich auch wieder was von mir hören. Ich habe irgendwie das Bedürfnis und jetzt auch endlich die Kraft, von dem Horror der letzten Wochen zu erzählen.
In meinen letzten Beiträgen habe ich ja schon geschrieben, dass sich die Krankheit bei mir total verschlechtert hat. Das fing alles nach einer Medikamentenumstellung an. Meine Blutwerte waren nicht so gut und der Arzt wollte mir anderes Antidepressivum geben was ich besser vertrage. Die Werte waren dann auch nach zwei Wochen wieder top in Ordnung, aber psychisch ging es mir immer schlechter. Es hat überhaupt nicht gewirkt. Dann kam eine weitere Umstellung auf noch ein anderes AD. Mit dem gleichen Misserfolg. Inzwischen bin ich gar nicht mehr klar gekommen und auch die tagesklinische Behandlung in der Klinik hat nicht mehr ausgereicht. Mir ging es so furchtbar schlecht, ich habe nur noch geheult und hatte fürchterliche Angstzustände, so schlimm wie zu Beginn meiner Erkrankung vor einem Jahr. Ich konnte nicht mehr, habe keine Zukunft mehr gesehen und war nicht mehr in der Lage mein Kind zu versorgen, habe nur noch heulend und apathisch herumgelegen. Mein Mann hat mich dann vor Sorge in die Klinik gebracht wo ich ich erst auf eine geschlossenStation wegen Suizidgefahr gekommen bin.
Mein Kind ist bei meiner Schwiegermutter geblieben, die sich kurzfristig Urlaub nehmen musste.
Dann bin ich auf eine offene Depressionsstation verlegt worden. Dort habe ich weiterhin nur geheult, im Bett gelegen und weder gegessen noch getrunken. Das ist da aber niemandem wirklich aufgefallen, dass ich nicht mal mehr in der Lage war mich irgendwie selbst zu versorgen. Ich war zu kraftlos um mich umzuziehen und habe tagelang in den gleichen Klamotten da gelegen. Dann habe ich mich in meiner Verzweiflung an den Stationsarzt gewand. Er sagte mir im Gespräch, dass ich keine Postpartale Depression hätte, denn die würde niemals so lange andauern (zu dem Zeitpunkt 1 Jahr) sondern ich hätte eine Persönlichkeitsstörung und würde im Leben nicht klar kommen. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich hatte doch vor der Geburt ein ganz "normales" Leben und war ein sehr selbständiger und ziemlich lebensfroher Mensch. Und da kommt dann so jemand, der mich vielleicht zweimal kurz gesehen hat und meint er wüsste alles über mich und auch was ich für ein Problem habe. Er hat das begründet damit, weil bei mir ja auch keine Medikamente helfen würden. In meiner Verzweiflung war das wie ein " Todesurteil" und ich dachte ich bin für immer verloren. Ich habe total den Glauben an mich verloren und mich völlig aufgegeben. Ich wollte nicht mehr Leben, aber mir fehlte die Kraft mich umzubringen. Und so wie der Arzt mit mir umgegangen ist, hatte ich auch keinen Glauben daran, dass der mir irgendwie helfen würde in dieser Situation. Ich habe dann meinen Mann angerufen und er hat mich aus der Klinik geholt.
Zuhause habe ich Hilfe wie eine schwerst Kranke bekommen von meiner Schwiegermutter und meinem Mann. Beim Anziehen, Waschen, Essen.. Es war fürchterlich sich so hilflos zu fühlen.
Sie haben mich dann auch wieder zu meinem anderen Arzt gebracht und der hat mich vor drei Wochen wieder auf meine alten Medikamente umgestellt, weil er meint, das mit den Blutwerten wäre in diesem Fall das kleinere Übel. Seit dem geht es mir jeden Tag etwas besser und ich kann inzwischen wieder meinen kleinen Schatz versorgen und bekomme meinen Haushalt geregelt. Diese Woche habe ich mich auch wieder mit Freundinnen verabredet und wir unternehmen etwas zusammen.
Mein Arzt sagt das es Schwachsinn ist was der andere da zu mir gesagt hat. Er betreut mich jetzt seit einem Jahr und er könnte das gut beurteilen das ich bestimmt keine Persönlichkeitsstörung habe und er sagt auch, dass es halt Fälle gibt wo die Krankheit so lange dauert, auch mit Medikamenten. So langsam bekomme ich wieder etwas Hoffnung, obwohl meine Angst, dass die Krankheit niemals weggehen wird noch riesen groß ist.
Entschuldigt für diesen halben Roman, aber ich musste das einfach loswerden. Vielen Dank fürs zu"hören".
Sas

Liebe Kate,

Beitrag von Sas »

schön, dass Du Dich wieder gemeldet hast. Ich habe mich schon gefragt, was bei dir wohl los ist. Es ist gut, dass es Dir wieder besser geht. Dass das die Hölle war, glaub' ich Dir aufs Wort. In welcher Klinik warst Du denn?
Ich finde es auch unverantwortlich, was manchmal an Ärzten auf die welt losgelassen wird. Erst kümmern sie sich nicht gescheit und dann meinen sie, alles zu wissen.
Halte Dich an das, was Dein eigener Arzt Dir gesagt hat, denn der kennt Dich besser. Du bist, auch was die Dauer der Erkrankung angeht, mit Sicherheit kein Einzelfall. Außerdem gibt es ja sehr wohl Medis, die bei Dir angesprochen haben. So ein Idiot!
Wenn die Dauer der Erkrankung besagen würde, dass Du eine Persönlichkeitsstörung hast, dann haben hier wahrscheinlich 90% der Frauen im Forum eine. Ich auch...
Kate, lass Dir Zeit bei allem, Du schaffst es!

Liebe Grüße, Saskia
Mara

Beitrag von Mara »

Liebe Kate,
Deine Geschichte ist ja schlimm! Gut, dass Du eine Gute Familie hast, die Dir helfen und Dich unterstützen und einen guten Arzt, der sich für Dich einsetzt!
Dass mit der Persönlichkeitsstörung ist der volle Quatsch und ich finde, dass der Arzt wissen muss, dass er Dich fast in den Tod getrieben hat. Vielleicht schreibst Du irgendwann an den ärztlichen Dirketor der Klinik und schilderst ihm, was dU uns geschildert hast. Ich weiß, dass solche Beschwerden ernst genommen werden und derjenige, der so schlimm gehandelt hat, erfährt, was er getan hat. Nur so kann er sich bessern.
ich habe mich damals auch beschwert und hoffe, dass es denen nach mir geholfen hat. Auch, dass da keinem aufgefallen ist, dass Du Dick selber nicht mehr versorgen kannst, muss dem ärztlichen Direktor zur Kenntnis gebracht werden, damit er diese Schlamperei in seiner Klinik abstellen kann.
Ich finde es schlimm, dass da Ärzte irgendwelchen Unsinn sagen dürfen, die offensichtlich keine Ahnung haben. Wir hätten ja sonst alle eine Persönlichkeitsstörung!
Gut, dass es Dir mit Deinem alten Medikament wieder besser geht.
Denk immer dran, es geht bestimmt vorbei!
Mara
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

So was doofes!!!!

Ich würde diesen Idiot anrufen und meine Meinung sagen!!
Wie kann ein Arzt so etwas behaupten, ich würde an deiner Stelle die Direktion der Klinik anrufen und das Ganze melden, stelle dir vor, hättest du dich vor lauter Verzweiflung umgebracht!!!???? Andere Menschen fallen so tief, auch noch wenn ein Arzt, der gebildet und erfahrend sein soll, so etwas behauptet. Diese Idioten!!!!!!!!! Wie können sie sich Ärzte nennen...

Kati: Mache weiterhin eine Therapie, suche dir eine Psychotherapeutin, auch wenn es dir gut geht, mit ihr kannst du über alles reden und dich richtig ausprechen, nicht nur über deine Problematik sondern auch über deine Familie, ihre Gefühle, deine Gefühle, deine aktuellen Erwantungen, Ängste und Wünschen, ... Genieße jetzt dein Leben und bedanke dich ganz herzlich bei deiner Familie...

Alles Gute und bleib stark.... Ich glaube aber, dass du bis jetzt viel Stärke und Nerven bewiesen hast...

Gruß, Blancanieves
Kate

Beitrag von Kate »

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure Postings. Jetzt fühle ich mich mit meiner Wut auf diesen arroganten Arzt nicht mehr so alleine. Ich habe am Anfang den Fehler bei mir gesucht, weil er gesagt hatte ich sähe mich selber völlig falsch, aber inzwischen denke ich, dass wirklich er der Idiot ist und nicht ich.
Beschwert habe ich mich auch, obwohl ich glaube, dass dieses unter "schwierige Patientin" abgeheftet wird, weil ich dort schon öfters auf den Putz gehauen habe, weil die sich zum Teil Dinge in meiner stationären Zeit erlaubt haben, die wie ich dachte, in einer Psychiatrie im 21. Jhd nicht mehr vorkommen dürften.
Ich glaube da konnte ich auch einiges erreichen und Frauen nach mir werden vielleicht respektvoller behandelt.
Inzwischen geht es mir immer besser, heute kann ich sagen geht es mir sogar ganz gut. Seit Monaten das erste Mal wieder!! Das macht hoffentlich denen Mut, die im Moment noch so tief unten sind wie ich es war. Es gibt einen Weg daraus! Egal wie schlimm es ist. ( Liebe Sanne, auch bei dir. Und auch wenn ich zum Teil schlechte Erfahrungen gemacht habe in der Klinik, war es für mich absolut überlebenswichtig dort Hilfe zu bekommen in den ersten 7 Monaten nach der Geburt und ich denke auch für dich ist es der richtige Weg. Und ich habe Respekt vor dem Mut den du aufbringst um diesen Schritt zu gehen.)
Ganz liebe Grüße
Kate
gummibaer

Beitrag von gummibaer »

Liebe Kate,

nachdem ich Dein erstes Posting gelesen hatte, hab ich tatsächlich schon wieder ziemlich den Mut verloren, ob es der richtige Weg ist, ob ich da wirklich in die Klinik gehen soll. Aber wenn ich jetzt lese, dass es Dir heute sogar wieder ganz gut geht und es aus jedem Tief einen Weg gibt, machst Du mir doch wenigstens wieder ein ganz kleines bißchen Hoffnung, dass auch ich es eines Tages schaffen kann - Danke dafür.

Liebe Grüße
Sanne
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