Motivationsschub

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Sanna
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Motivationsschub

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Ich hatte mich in der Vorstellungsrunde schon vorgestellt und dachte, ich poste mal hier für einen virtuellen Motivationsschub.

:wink:

Ich werde seit dem 26.11.2012 wegen einer schweren PPD behandelt, zuerst lange stationär (mit kurzer Unterbrechung) und seit 4 Wochen tagesklinisch. Ich merke, dass sich Ungeduld breit macht und mich die Angst vor der Angst nicht in Ruhe lässt.

Eigentlich geht es mir schon wieder recht gut. Meine Stimmung ist seit ca. 6 Wochen relativ stabil. Es schwankt noch ein bisschen, aber okay. Langsam aber sicher übernehme ich auch wieder mehr Aufgaben und verantwortung im Haushalt und für die Kinder. Und am wichtigsten: Ich merke, dass die Lebensfreude und das Interesse an Dingen zurückkehren.

Doch die Angst, dass es mir wieder schlechter gehen könnte, sitzt mir jeden Tag im Nacken. Ich kann mich kaum entspannen und die Phasen, in denen es mir richtig gutgeht genießen, weil ich immer Angst habe, dass es mir wieder schlecht geht. Ich denke, dass sich das regulieren wird, je länger es einem gut geht.

Es wäre schön, von dem ein oder anderen zu hören, der das gleiche durchgemacht hat, und der mir vielleicht kleine Motivtaionsschubser mit auf den Weg geben kann. Vielen Dank!
Graureiherin

Beitrag von Graureiherin »

Liebe Sanna,

ich kann Deine Angst gut verstehen. Ich habe zwar keine "klassische" PPD und kann Dir von daher vermutlich nicht wirklich einen Motivationsschubs geben.

Ich selber habe eine Zwangserkrankung mit einer Depression und kenne das sehr gut, dass man Angst davor hat, es könnte einem wieder schlechter (extrem schlecht) gehen, wie man es eben erlebt hat. Bei mir kam, die durch die Geburt losgetriggerte Zwangserkrankung, übermächtig zunächst in Form von massivsten Schlafstörungen, Unruhe und Ängsten bis hin zu Zwangsgedanken.

Obwohl ich mittlerweile gut in Therapie bin, habe ich ebenfalls immer wieder Angst, dass es mir wieder so schlecht geht wie im Winter und ich mich vollkommen ausgeliefert, ohnmächtig und reaktionsunfähig fühle.

Ich persönlich versuche diesen Angstgedanken nicht auszuweichen. Ich versuche mich allem zu stellen wie es ist. Ich denke (nun grob umrissen) dazu: alles was ist, gehört gerade zu meinem Leben und alles hat seine Berechtigung... je länger die Therapie geht, desto besser werde ich mit meiner Erkrankung umgehen können....es kann einem letztendlich nichts passieren....alles muss durchlebt werden...

Wenn es mir gut geht, entscheide ich mich ganz bewußt dafür, dass es mir jetzt in diesem Moment gut gehen darf, soll und muss. Ich versuche mir, die guten Momente nicht durch meine negativen Gedanken nehmen zu lassen...

Manchmal hilft es mir auch, wenn ich mir vorstelle was für ein Mensch ich in Zukunft sein werde. Ich male mir dann in der Fantasie sozusagen meine besten "Selbste" aus. Wohlwissend, dass ich immer die selbe Person bin! Zum Glück! Aber eben mit neu entdeckten Qualitäten, Stärken, mit mehr Geduld, mehr im Hier und Jetzt lebend, mehr Verständnis für mich, weniger Leistungsdruck...

Trotzdem werde ich gerade dieses Thema bei der nächsten Therapiesitzung (erst Ende April) bereden.

Als kleinen Motivationsschub sende ich Dir einen Spruch meiner Schwester. "Der Weg ist das Ziel,und das Vertrauen wächst unter Deinen Füßen während Du gehst".

Vertrauen in sich und Glaube an sich ist wichtig und diese müssen nach einer psychischen Erkrankung erst wieder wachsen können.

Alles Gute Dir und noch viele Motivationsschubse wünscht die Graureiherin
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