Das Glück der Anderen

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Marika
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Das Glück der Anderen

Beitrag von Marika »

Hallo zusammen - hier mal meine aktuellen Gedanken:

Vor kurzem hat einer unserer Nachbarinen ihr erstes Baby bekommen - ich sehe sehr gut ihn ihren Garten. Alles scheint so wunderbar harmonisch, sie stillend im Schaukelstuhl, der Mann hat einige Wochen Urlaub und ist daheim bei beiden. Das kleine schläft eigentlich immer, dann kuscheln Mama und Papa gemeinsam auf ihren neuen sehr großen Doppelliege... lachen, strahlen, sind einfach glücklich. Sie hat schon wieder fast ihre super schlanke Figur wieder, werkelt unter Tags im Garten rum, genießt, geht auch alleine mal in die Stadt - Baby daheim bei Papa... Es scheint sie machen alles richtig und haben die beste Zeit ihres Lebens. Und ich? Ich werde sehr, sehr wehmütig dabei, so hätte es sein können, so kann es sein.... Hab ich je irgendwo geschrieben, ich sei nie "neidisch"..... ? Natürlich gönn ich es ihnen - aber ich hätte es mir uns uns allen hier auch gegönnt.

Wir hätten all das auch verdient gehabt! :(
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
jordan81

Beitrag von jordan81 »

jaa so soll es auch sein,, das habe ich mir auch so gewüncht aber es war alles andere als schön meine beziehung war hölle das kind hatt nie geschlafen die ängste waren unerträglich..und da stand ich allein krank und zwei kinder :cry: ich wunder mich immer wieder wie ich das geschafft hab..

so ist das wohl?? und wir kämpfen alle jeden tag mit dieser ekligen krankheit
Sanna
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Beitrag von Sanna »

Ach Marika, ich weiß genau, was du meinst.

Ich bin seit gestern auch wieder sehr weit unten und habe das Gefühl, dass es nie mehr besser wird. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als einfach gesund zu sein, aber stattdessen sitze ich hier und weine, weine, weine.

Ich habe mal den Oberarzt gefragt, womit ich das bloß verdient habe und er hat gesagt: "Das hat keiner verdient. Das ist einfach Pech."

Ich glaube, er hat recht. Wir haben uns diese Erkrankung und die seelischen Verletzungen nicht selbstzugefügt und nicht ausgesucht. Ich denke mal, jeder hat Aufgaben im Leben zu bewältigen, und das ist dann jetzt eben unsere.

Schwierig, aber lösbar.
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Serenity

Beitrag von Serenity »

Hallo Marika,

ich endlich mal wieder ich lese sonst nur noch still mit. Mir geht es ja mit dem AD gut, mein Kleiner ist 3, wir haben uns entschieden kein weiteres Kind zu bekommen und ich steh voll hinter der Entscheidung und doch....

Ich kenn das auch so gut, den Neid auf das Glück der anderen oder auch auf die Unterstützung die sie bekommen z.B. von der Familie. Ich hatte niemanden und mein Mann war beruflich immer unterwegs und dann noch ein Schreikind.
Natürlich bin ich froh, dass es anderen in den ersten Wochen mit Kind gut geht, niemand muß das durchmachen, was wir durchgemacht haben.

Aber ich hätte es mir auch ein bißchen so gewünscht und fühl mich ein bißchen um die Zeit betrogen und dann noch manchmal die Schuldgefühle meinem Kind nicht alles gegeben zu haben.

Meine Hoffnung ist, dass mein Sohn sich nicht ewig Zeit läßt und ich eine glückliche Oma werd, ohne Verpflichtungen nur Enkel verwöhnen.... :D

Wird aber knapp, bin ja schon 39 und mein Sohn erst 3, aber die ersten Verkupplungsversuche laufen schon :lol:

Liebe Grüße
Serenity
ubure

Beitrag von ubure »

Marika, es ist nicht nötig, dass Du wehmütig wirst. Es ist lange Zeit her und einfach vorbei. Das einzige, was wir wirklich haben, ist der jetzige Moment. Die Vergangenheit existiert nciht mehr und die Zukunft wird erst erschaffen, aber in diesem Moment legen wir fest, was künftig passiert. deshalb: verschwende nicht die Zeit mit Gedanken, die weh tun. Versuche, Dich mit und über das Glück Deiner Nachbarn zu freuen, dann mehrst Du Dein eigenes Glück und alles Schöne und Gute in Deinem Leben (und eigentlich sollte Dir das nicht fremd sein, wenn Du Yoga machst und meditierst oder Achtsamkeitsübungen machst, nicht wahr?). Die Vergangenheit kannst Du nicht mehr ändern, welchen Sinn also macht das?

Wir haben immer die Wahl, was wir denken und infolgedessen was wir fühlen. Man kann das trainieren, lernen, aber es ist eine Wohltat zu merken, dass man sich ganz bewusst gegen einen unguten Gedanken entscheiden kann und dafür einen besseren, schöneren wählt.

LG,
inez
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo zusammen,

danke für eure Antworten, es geht sicher vielen von uns ab und an so.

Inez: Deine Gedanken kenne ich - und lebe auch meist danach - sind mir also absolut nicht fremd und meist meine Begleiter. Nur manchmal kommen auch ganz irdische und menschliche andere Regungen zu Tage so wie eben gerade. Ich bin auch nicht down deswegen - es ist eine Regung und sie zeigt wie menschlich man doch ist. Für mich besteht die "Übung" nun darin, dieses Gefühl ebenfalls auch anzunehmen und weiter zu gehen.

Danke euch!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Marika,

ich kann total gut nachempfinden, wie es Dir mit diesen Bildern, Gedanken und Gefühlen dieser gesunden, neuen Nachbarsfamilie geht.

Selbst wenn bei uns schon einige Zeit vergangen ist, ist das kein Grund, nicht wehmütig werden zu dürfen. Ich verstehe Dich jedenfalls sehr!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
ubure

Beitrag von ubure »

Es sollte absolut irdisch und menschlich sein, glücklich und positiv zu sein. Das was uns immer wieder dazwischen kommt, sind Dinge, die nicht zwangsläufig sein müssten. Ich weiß, schwer umzusetzen, aber möglich, auch wenn man wohl lebenslang üben kann (und dann im nächsten Leben weiter).
ubure

Beitrag von ubure »

Anke hat geschrieben:Hallo Marika,

ich kann total gut nachempfinden, wie es Dir mit diesen Bildern, Gedanken und Gefühlen dieser gesunden, neuen Nachbarsfamilie geht.

Selbst wenn bei uns schon einige Zeit vergangen ist, ist das kein Grund, nicht wehmütig werden zu dürfen. Ich verstehe Dich jedenfalls sehr!
Du darfst alles, was Du willst. Ob es Sinn macht, ist die andere Frage.
Anke
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Beitrag von Anke »

Inez,

Gefühle kann ich jedenfalls nicht mit "Sinn" verbinden.

Wichtig ist natürlich schon, dass bei Dir alles Sinn macht.
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
ubure

Beitrag von ubure »

Es macht für mich z.B. keinen Sinn, mich depressiv zu fühlen. Dass das passiert ist und vielleicht wieder passiert, hat nichts damit zu tun, dass es Sinn macht oder nicht.

Jeder arbeitet halt von seinem persönlichen Level aus und das ist auch gut so.

War Dein letzter Satz etwa ironisch gemeint? :wink:
Anke
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Beitrag von Anke »

Inez,

irgendwie widersprichst Du Dir doch selbst...

Lass uns an dieser Stelle abbrechen und ggf. per PN weiter austauschen.
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
Vicky

Beitrag von Vicky »

Liebe Marika,

kann Dich voll gut verstehen.
Man denkt, es ist vorbei und abgehakt und dann kommt es doch noch mal hoch.
(Das erinnert mich an mein Thema vor ein paar Wochen ...wieder veletzt....)
Vielleicht hilft Dir Deine Antwort, die Du mir geschrieben hast auch :-).

Wenn ich andere so mit ihren Müttern sehe, geht es mir genauso.

ich bin in der bevorzugten Situation jetzt, daß ich dank der Medis die Zeit jetzt mit meiner Tochter sehr geniessen kann.
Vielleicht sogar mehr als Deine Nachbarin, denn ich weiß genau wie es ist, wenn die PPD da ist.

Es ist auch gut und richtig, dem Schmerz des Nichtgehabten nachzugehen, ihn anzuerkennen, zu betrauern und dann loszulassen.

Du hattest ja geschrieben, daß ein 2. Baby für Dich nicht mehr Thema ist, aber vielleicht sitzt Du ja in 25 Jahren glückselig mit Deinem Enkel dort und kannst ein bißchen nachgeniessen.
Ich wünsche es Dir sehr.

LG von Vicky
clara

Beitrag von clara »

hallo ihr lieben,

ich als "permanent-mit-anderen-vergleicherin" möchte noch etwas hinzufügen: zunächst einmal kenne ich solche gedanken nur zu gut! andererseits, gucken wir anderen ja auch nur auf ihre "fassade", zumindest bei fremden oder flüchtigen bekannten. nach aussen hin scheinen doch die meisten glücklich und zufrieden zu sein, auch wenn sie nicht die gleichen probleme wie viele hier haben oder hatten, haben sie sicher ihr eigenes päckchen zu tragen.
das ist jetzt sicher nichts neues für euch, aber ich glaube manchmal vergisst man das und bildet sich ein, man wäre der/die einzige mit problemen. und das gibt einem dann zusätzlich ein schlechtes gefühl!
wenn man bei freunden mal nachfragt, haben die meisten auch ihre geschichte zu erzählen. was dann letztendlich schlimmer ist, muss jeder für sich beurteilen, mir hilft es manchmal schon einfach zu wissen, dass ich nicht allein bin mit meinem ganz und gar unperfekten leben!

viele liebe grüße!
starrynight

Beitrag von starrynight »

Oh man marika... mir treibt dein beschriebenes bild auch die traenen in die augen....
Nein, neid ist das nicht! Nur wegmut und traurigkeit.

Mir geht es aber auch selber so, wenn ich mit kiwa an unserem bach "entlang schlendere" im sonnenschein, einfach ohne ziel und zeit - mich macht es jedesmal traurig, weil ich spuere das was ich tue nach aussen anders erscheinen muss als es sich fuer mich anfuehlt :cry:
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