Hoffnungslos

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Sanna
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Hoffnungslos

Beitrag von Sanna »

Ihr habt ja sicher schon gelesen, dass ich wieer in der Klinik bin. Im Moment sehe ich nur, dass ich es auch beim 4. Anlauf zu Hause nicht geschafft habe und weiß nicht, wie ich jemals den Weg aus der Depression schaffen soll. Ich halte mich an alles, was die Ärzte und Therapeuten mir sagen, aber jedes Mal zu Hause knicke ich wieder total ein. Ich war auch dieses Mal wieder schwer suizidal, weshalb mir dann nur der Weg in die Geschlossene bleibt.

Ich dachte nach dem Aufenthalt in der Mutter-Kind-Station ich hätte es geschafft, aber leider war dem nicht so. Vielleicht kann der ein oder andere ein paar tröstende Worte finden, das wäre sehr lieb.

Ich bin seit zehn Monaten krank, davon das fünfte Mal im Krankenhaus, insgesamt schon 26 Wochen. Mehr als die Hälfte. Kann ich da jemals wieder gesund werden?

Liebe Grüße, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
engelchen2012

Re: Hoffnungslos

Beitrag von engelchen2012 »

hallo sanna!

ja, du kannst!!! es gibt hier sicherlich einige, die einen sehr langen weg hatten oder eben einfach bis heute auf medikamente angewiesen sind.

bei mir steht der "jahrestag" meiner erkrankung bevor bzw. der tag, an dem ich es gemerkt habe. die krankheit war vermutlich schon länger da. ja, ich hab einjähriges. nicht schön, aber inzwischen kann ich gut damit leben. und auch bei dir wird es wieder bessere tage geben!! es dauert einfach bei jedem unterschiedlich lange, bis man (halbwegs) stabil ist. tipps kann ich dir kaum geben, aber ich denke, z.b. marika wird sich schon noch melden, vielleicht hat sie ein paar gute ansätze/möglichkeiten. ich möchte dich einfach nur ein bisschen trösten, dass es nicht hoffnungslos ist!!!! es kommt dir zwar so vor, aber es gibt so viele beispiele hier, dass alles wieder gut werden kann!!! und das wird es auch bei dir!! du bist nicht die einzige, bei der es nie mehr gut wird, sondern du bist eine von sehr vielen, die wieder gesund werden. ein schwerer weg, aber du packst das!!

du erkennst ja selbst, wann du es nicht mehr schaffst und gehst den schweren weg in die klinik. ganz sicher nicht aus spaß! sondern, weil du wieder gesund werden möchtest und mit deiner familie glücklich sein möchtest.

ich drück dich nochmal ganz fest!!!!!
lotte

Re: Hoffnungslos

Beitrag von lotte »

Hey Sanna,

ganz egal, wie lange es dauert: Du wirst es eines Tages geschafft haben, ganz sicher!

10 Monate sind doch noch gar keine soooo riesige Zeit. Ich habe viel länger gebraucht, um stabil zu sein. 4-5 Jahre garantiert. Das schreibe ich nun nicht, um Dir Angst zu machen, sondern Dir ein wenig den Druck zu nehmen, dass Du es "wieder" nicht geschafft hast zu Hause.

Ich hab das jetzt nicht mehr so auf dem Schirm und war auch noch nie stationär. Aber könnt Ihr (also Deine Docs und Theras) denn jetzt nicht raus finden, woran das liegt, dass Du nach der Klinik wieder abrutschst? Sozusagen als Prävention fürs nächste Mal. Vielleicht ist da irgendwas, was man besser/leichter machen könnte, wenn Du zu Hause bist?

Versuche, es anzunehmen und es nicht als "persönliches Versagen" oder so ähnlich zu verstehen. Alles braucht seine Zeit, jeder hat sein eigenes Tempo.

LG
Lotte
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Marika
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Re: Hoffnungslos

Beitrag von Marika »

LIebe Sanna,

lass dich mal drücken! Es tut mir echt leid, dass es dir im Moment wieder schlechter geht. Aber: es ist NICHT dein Versagen, du kannst NICHTS für dieses Tief. Es dauert einfach wirklich bei jeder von uns unterschiedlich lange.

Ich war zwar nicht in einer Klinik, aber bei mir hat es auch ein ganzes Jahr gedauert, bis die ZG die mich z.B. immer dermassen in ein Tief rauschen ließen, merklich aufgehört haben. In diesem Jahr war ich nicht nur einmal soweit, wo ich dachte: das wird nie mehr gut. Nicht nur einmal bin ich weinend und schreiend vor Seelenschmerz im Bett gelegen und hätte die Hoffnung aufgegeben, wenn ich nicht meine gesamte Familie hinter mir gehabt hätte.

Wie ist es denn, wenn du daheim bist? Hast du Unterstützung, oder bist du meist alleine? Denn in der Klinik ist ja IMMER - zu jeder Tages-und Nachtzeit - jemand da. So hast du im Hinterkopf immer das Wissen, dass JEDERZEIT jemand als Hilfe für DICH da ist. Das hast du daheim zwangsläufig ja nicht in der Form. Das könnte dir unbewußt ganz viel Angst und Druck machen. Was fühlst du, wenn du dir vorstellst, daheim zu sein, was erzeugt dir dabei Unsicherheit, Angst? Kannst du es in Worte fassen?
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Bommelchen

Re: Hoffnungslos

Beitrag von Bommelchen »

Liebe Sanna,

ich hatte eine sehr schwere Depression (meine Therapeutin hat nach eigener Aussage nur wenige Fälle gehabt, die so schwer waren wie meiner), wurde auch stationär behandelt und war zeitweise ebenfalls auf der geschlossenen Station. Insgesamt hat es zwei Jahre gedauert, bis ich wieder gesund war, und ich habe während der Zeit der Erkrankung sooo oft gedacht, dass ich niemals wieder gesund werde. Noch heute nehme ich Medikamente. Aber es geht mir wieder gut, sehr gut sogar, besser als jemals zuvor. Ich habe aus der Krankheit viel gelernt, gehe mit Problemen anders um, bin heute viel gelassener und insgesamt sehr positiv. UND DAS WIRST DU AUCH SCHAFFEN!

Es wäre sicherlich sinnvoll, in der Klinik auf Deine Entlassung hin zu arbeiten und einen Plan zu entwickeln. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, eine Familienhelferin zu beantragen, die mehrmals pro Woche für ein paar Stunden ins Haus kommt, sich um den Haushalt kümmert oder mit dem Kind beschäftigt. Hier bei uns (und bei Euch vielleicht auch) kann man außerdem eine Babypatin in Anspruch zu nehmen. Das sind meist ältere Damen, die für wenig Geld den Nachwuchs betreuen, während Mama die Zeit für sich nutzen kann. Das halte ich sowieso für sehr wichtig: Sich regelmäßig eine Auszeit zu nehmen und das zu tun, was Dir gut tut (Kosmetik, Sauna, Sport oder einfach nur ein Buch lesen).

Fühl' Dich gedrückt! Du kommst da raus, ganz sicher!!!

LG Bommelchen
Sanna
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Re: Hoffnungslos

Beitrag von Sanna »

Danke, ihr Lieben! Das baut auf. Ich werde am Mittwoch auf die offene Station verlegt, ein Schritt nach vorn.

Bis bald und liebe Grüße, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
kadisha

Re: Hoffnungslos

Beitrag von kadisha »

hallo meine liebe!

bitte verliere nicht den mut!

auch bei mit hat es lange gedauert. auch ich war in der Klinik. das vierte jahr geht jetzt zu ende und erst letzten sommer hatte ich einen schweren Rückfall. doch jetzt geht es mir gut!! klar der Hintergedanke bleibt, da wir alle einmal hölle und zurück waren. aber das kämpfen lohnt sich! es ist kein leichter weg, aber er lohnt sich!!!!!!

wenn irgendwas ist, wenn ich irgendwas tun kann, scheue dich nicht mich zu fragen!

drücke dich ganz feste!
Sanna
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Re: Hoffnungslos

Beitrag von Sanna »

Hallo, ihr Lieben!

Ich dachte nach meiner Entlassung aus der MuKi-Station, dass wir alles gut vorbereitet hatten. Ich habe eine Familienhlfe, de drei Stunden am Tag kommt. Außerdem wird mein Kleiner dreimal wöchentlich von 9-14 Uhr betreut, damit ich Zeit für mich habe. Und trotz Psychotherapie und ambulanter Mutter-Kind-Therapie bin ich wieder so dermaßen abgestürzt.

Ich habe jetzt in der Klink eine neue Therapeutin, die tiefenpsychologisch arbeitet. Wir alle vermuten, dass da was in mir arbeitet, das immer wieder durchkommt, wenn ich entlassen werde. Ein neuer Ansatz. Gleichzeitig soll das Ziel sein mich so engmaschig wie nötig zu betreuen, also zusätzlich noch ambulante Dramatherapie und weiterhin Gespräche mit meiner Bezugspflegenden, die ich ja nun auch schon sehr gut kenne. Ich bin dann quasi täglich therapeutisch betreut. Das sollte mur die nötige Sicherheit geben. Außerdem gibt es eine neue Stationsärztin (der letzte war ein Vollpfosten), die mir ganz viel Mut macht. Sie meinte, es wäre doch gelacht, wenn wir das nicht irgendwie organisiert bekommen, dass ich dauerhaft nach Hause kann.

Aber so weit ist es noch nicht. Ich bin erstmal auf der offenen Station, wo ich mich sehr gut aufgehoben fühle. Ich lasse mir Zeit und gehe zunächst mal in die Therapien und mache die Wochenenden zuhause, um zu sehen, wie das klappt.

Ja, jeder hat sein eigenes Tempo, aber manchmal bin ich dermaßen abgekämpft, dass ich einfach nicht mehr kann. Ich sehe kein Ende in Sicht. Das macht mir Angst.

Vielen Dank für eure lieben, aufmunternden Worte. Ihr seid mir eine große Hilfe in dieser schweren Zeit.

Liebe Grüße, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
engelchen2012

Re: Hoffnungslos

Beitrag von engelchen2012 »

hallo sanna!

jede von uns war sicher schon mal an dem punkt, wo sie dachte, es wird nie mehr gut! ich hatte diesen gedanken eine zeit lang ständig! aber wie du siehst, ist sich auch die ärztin sicher, dass ihr das gemeinsam schafft! und ihr schafft das!! verlier nie den mut, melde dich einfach hier im forum, wenn dir was am herzen liegt, wir helfen dir, so gut wir können!

ich wünsche dir ein schönes wochenende und ganz viel kraft für die bevorstehende zeit!!!
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Marika
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Re: Hoffnungslos

Beitrag von Marika »

Liebe Sanna,

auch von mir noch mal eine gaaaanz große Portion Kraft und Hoffnung! Du kommst da raus, es dauert nur die Zeit die speziell DU brauchst! Wir alle kennen diese Momente, an denen kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Aber dieses LICHT ist da, du siehst es im Moment nur nicht, weil du an einer kleinen Umleitung stehst. Doch du hast jetzt ganz viele Helfer an deiner Seite, die dir wieder den richtigen Weg zeigen!

Komm immer hier her wenn dir danach ist - wir sind immer für dich da!
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Hoffnungslos

Beitrag von Sanna »

Hallo, ihr Lieben!

Heute nacht darf ich zum ersten Mal zu Hause schlafen. Mein Großer übernachtet bei der Tante, also Schonprogramm.

Liebe Marika, ich kann dir gar nicht genau definieren, was mir zuhause so Angst macht. Ich weiß nur, dass ich jedes Mal nach Entlassung einknicke. Meine Thera und ich erarbeiten einen Therapieplan für zuhause,d.h. ich werde so gut versorgt sein, dass ich fast täglich (!!) durch verschiedene Therapieangebote betreut bin. Gespräche, Werktherapie, Dramatherapie, Mutter-Kind-Therapie, plus Familienhilfe und der Kleine ist dann bei Opa untergebracht, so dass ich mein Programm durchziehen kann.
Außerdem soll ich an die Institutsambulanz angebunden werden, damit ich in Krisensituationen sofort einen Ansprechpartner habe, der mich kennt und für mich zuständig ist.

Ihr seht, man gibt sich viel Mühe, mich so gut und engmaschig zu betreuen, dass ich es auch zuhause schaffen kann. Zunächst bin ich aber noch in der Klinik und bleibe auch noch einige Zeit.

Heute hatte ich einen Termin zur Tiefenpsychologischen Hypnose, was sehr aufschlussreich war.

Ich schicke euch liebe Grüße, Sanna
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