Trauere Geburt und Schwangerschaft sehr nach..

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Sweetjeanny

Trauere Geburt und Schwangerschaft sehr nach..

Beitrag von Sweetjeanny »

Hallo,

ich habe 3 Kinder und die Geburten waren jeweils wundervoll.
Vor allem die Letzte. Sie ist nun 3 Wochen her und war einfach sehr sehr schön, aber auch sehr schnell ( nur 48 Minuten ).
Mein Problem ist nun, das ich dauernd an den Tag zurück denken muss. Ich stelle mir ständig vor, was ich gerade zu dieser zeit im KH gemacht habe. Wann die Wehen losgingen, was ich wem zu welcher Uhrzeit geschrieben habe mit dem Handy. Ich rekonstruiere quasi den Tag komplett.
Dann werde ich sehr traurig und wünsche mich so sehr wieder dorthin. In den Tag. Um all dies wieder erleben zu können!
Die Zeit dort mit meinem Mann war so innig und toll. Wir hatten eine super liebe Hebamme zur Entbindung da. Sie war die ganze Zeit bei uns und hat uns so toll unterstüzt.
Aber diese Gedanken an den Tag machen mich jetzt so verrückt. Weil sie mich immer so traurig machen! Vor allem Samstags ist es schlimm, weil mein Baby auch an einem Samstag geboren wurde. Ich schau dann immer auf die Uhr!
Ich kann auch die Socken nicht waschen, die ich im Kreißsaal anhatte ( ja ich weiß total bescheuert!) und z.b. das Wehen App vom Handy nicht löschen auf dem ich im KH geschaut hab in welchem Abstand die Wehen kommen…..

Was meint ihr, was läuft da denn schief in mir?
Würde es helfen, das Gespräch mit der Kreißsaalhebamme zu suchen? Aber was soll ich ihr nur sagen ohne das sie mich für bescheuert hält….
Mein Mann will definitiv kein weiteres Kind, also weiß ich quasi schon, das ich das Ganze nie mehr erleben darf....Das ist so hart!
Ich kann die aktuelle zeit mit dem Knirps gar nicht genießen. Ich will einfach nicht das er groß wird. Ich würde so gern die Zeit anhalten :(
Mittlerweile bin ich hier zu Hause irgendwie überfordert. Der ganze Tag ist zu schwierig für mich. Und das obwohl mein Mann zwei Monate Elternzeit genommen hat. Dann denk ich an die Zeit danach.....das pack ich dann ja gar nicht mehr ?!?!?



Vielen Dank fürs Zuhören…vielleicht wisst ihr ja weiter…

LG
Sweetjeanny
sol

Re: Trauere Geburt und Schwangerschaft sehr nach..

Beitrag von sol »

Hallo!
Häufig hat man in der Anfangszeit Erinnerungen an den Wochentag der Geburt- manchmal sind dann z.b. Kinder auch unruhiger, vor allem wenn sie selber eine schwierige Geburt hatten.
Ich habe selber drei Kinder und kann deine Gefühle gut verstehen. Es ist normal zu trauern- denn es ist wahrscheinlich die letzte Schwangerschaft für dich gewesen und damit ein Kapitel deines Lebens zu Ende.
Wichtig ist, dass du diese Traurigkeit annimmst und sie akzeptierst.
Hast du eine Nachsorgehebamme? Vielleicht kannst du es mit ihr noch mal besprechen? Oder mit der Hebamme im Krankenhaus.

Versuche im Hier und jetzt zu sein. Schau dir dein Kind an, was macht es jetzt und sobald Erinnerungen hochkommen, sag zuerst einmal stop. Besinn dich auf dein tun, was du gerade machst. Du kannst die Zeit nicht anhalten.

Übrigens kannst du aus dem "Sockenwaschen" auch ein Ritual machen- in dem du es ganz bewusst tust- oder wasche sie einfach nicht- dann sind es die "Geburtssocken", die du vielleicht in einer kleinen Kiste als Erinnerungen für dein 3. Kind behältst und später z.b. zum 18. Geburtstag schenkst du es deinem Kind. Wichtig ist es, dies bewusst zu machen.

Hast du denn Unterstützung von anderen in der nächsten Zeit- außer von deinem Mann?
Lass dir "Kochgutscheine, Aufräumgutscheine... von Freunden schenken- nichts für´s Baby sondern für dich." Überall da wo du Hilfe bekommen kannst, nimm sie in Anspruch. Sei es, dass andere Mütter sich mal um deine 2 Größeren kümmern.
Gibt es ein "Welcome-Center" bei Euch? Ersatz-oma?
Scheue dich nicht um Hilfe zu fragen- häufig trauen wir uns nicht und meinen alles alleine stemmen zu müssen.
Wie heisst es "Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf"
Wo ist dein Dorf?


Lg
Sweetjeanny

Re: Trauere Geburt und Schwangerschaft sehr nach..

Beitrag von Sweetjeanny »

sol hat geschrieben:Hallo!
Häufig hat man in der Anfangszeit Erinnerungen an den Wochentag der Geburt- manchmal sind dann z.b. Kinder auch unruhiger, vor allem wenn sie selber eine schwierige Geburt hatten.
Ich habe selber drei Kinder und kann deine Gefühle gut verstehen. Es ist normal zu trauern- denn es ist wahrscheinlich die letzte Schwangerschaft für dich gewesen und damit ein Kapitel deines Lebens zu Ende.
Wichtig ist, dass du diese Traurigkeit annimmst und sie akzeptierst.
Hast du eine Nachsorgehebamme? Vielleicht kannst du es mit ihr noch mal besprechen? Oder mit der Hebamme im Krankenhaus.

Versuche im Hier und jetzt zu sein. Schau dir dein Kind an, was macht es jetzt und sobald Erinnerungen hochkommen, sag zuerst einmal stop. Besinn dich auf dein tun, was du gerade machst. Du kannst die Zeit nicht anhalten.

Übrigens kannst du aus dem "Sockenwaschen" auch ein Ritual machen- in dem du es ganz bewusst tust- oder wasche sie einfach nicht- dann sind es die "Geburtssocken", die du vielleicht in einer kleinen Kiste als Erinnerungen für dein 3. Kind behältst und später z.b. zum 18. Geburtstag schenkst du es deinem Kind. Wichtig ist es, dies bewusst zu machen.

Hast du denn Unterstützung von anderen in der nächsten Zeit- außer von deinem Mann?
Lass dir "Kochgutscheine, Aufräumgutscheine... von Freunden schenken- nichts für´s Baby sondern für dich." Überall da wo du Hilfe bekommen kannst, nimm sie in Anspruch. Sei es, dass andere Mütter sich mal um deine 2 Größeren kümmern.
Gibt es ein "Welcome-Center" bei Euch? Ersatz-oma?
Scheue dich nicht um Hilfe zu fragen- häufig trauen wir uns nicht und meinen alles alleine stemmen zu müssen.
Wie heisst es "Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf"
Wo ist dein Dorf?


Lg
Hallo und vielen Dank für Deine lieben Worte.

Fast kaum zu glauben, das es jemanden gibt der wohl auch so oder ähnlich gefühlt hat.

Leider ist die Nachsorgehebamme nicht sehr kompetent gewesen. Sie hat mich direkt zum Frauenarzt geschickt um mir dort eine Überweisung zum Psychologen zu besorgen. Gesprächsversuche sind immer gescheitert. Sie sei keine ausgebildete Psychologin...Ganz toll :-(
Aber vielleicht hätte ja schon das reden was genützt. Ich merke es ja auch, das das Reden mit meinem Mann oder auch hier im Forum schon kleine Besserungen hervorruft. Acuh wenn es mein Mann bestimmt schon nicht mehr hören kann...Aber dafür ist er ja auch irgendwie da.

Das mit dem im Hier und Jetzt leben...ja, das sagt mir mein "normaler" Verstand ja auch. Er sagt mir auch, leb Jetzt! Sonst hast Du alles von dem Kleinen verpasst!! Aber dann kommt die "kranke" Hälfte und die macht mich nur traurig und ich kann nix mehr genießen und will den Kleinen nur noch zurück in meinen Bauch, weil ich mir denke, das kanns doch noch nicht gewesen sein!! Ich bin Anfang 30....und was kommt jetzt?!?!? Ja, Kinder werden groß und tolle Ereignisse stehen an...ABER das interessiert mich nicht. Ich will doch nur das Baby und die Schwangerschaft...dieser magische Moment.

Uff :-(

Meine Schwiegermutter kam schon einmal zum Putzen. Da war ich auch froh, denn es sah aus wie im Schweinestall....Aber sie kann ja nicht wöchentlich kommen. Meine Eltern wohnen zu weit weg und sie haben auch kein verständnis dafür.

Ich bekomm nicht mal den normalen Alltag einigermaßen normal hin. Ich wollte drei Kinder - klar. Aber nun fühle ich mich wie eine Rabenmutter, die es nun nicht gebacken bekommt.
Wenn mein Mann nicht wäre, hätten die Kinder nicht mal eine warme Mahlzeit mittags....und eine Mutter die auf dem Sofa liegt und dösen möchte....Die Wäsche stapelt sich....das Geschirr würde niemand wegräumen.......die Bäder wären nicht geputzt...
Und wenn ich mich mal aufraffen kann und z.b. die Wäsche mache, dann fühle ich mich danach total elend. und ausgelaugt. Das kann doch nicht so weitergehen :(((

Oh wei.....

Danke fürs Zuhören.

LG
Sweetjeanny
sol

Re: Trauere Geburt und Schwangerschaft sehr nach..

Beitrag von sol »

Hallo!
Sag mal die Geburt ist doch erst 3 Wochen her- da kann zu Hause nicht alles sauber, aufgeräumt etc sein.
Nicht umsonst heisst es Wochenbett. In anderen Kulturen gehören dazu 9 Wochen....

Klar ist es schwer das Chaos bei drei Kindern auszuhalten- vor allem wenn man keine Kraft hat, aber es gehört dazu, dass man bei 3 Kindern auch mal lernt, das nicht alles perfekt läuft.
Dann gibt es vorrübergehend auch mal Essen aus der TK oder der Dose- (das sagt jemand, der sehr auf leckeres Essen bedacht ist!) Dafür brauchst du kein schlechtes Gewissen haben.
Ich habe heute noch eine Freundin und wenn eine von uns krank ist, kocht die andere regelmäßig mal für die andere. Du glaubst gar nicht wie gut das tut. Sicherlich wenn du im Bekanntenkreis das ansprichst, kocht auch mal jemand für dich. Aber du musst es ansprechen. Ideal ist Hühnersuppe- davon kannst du Energie schöpfen und die Brühe z.b. mehrere Tage hintereinander trinken...
Bitte suche dir Hilfe, wenn deine anderen Kinder kein Essen bekommen- vielleicht können sie regelmäßig zu jemanden gehen. Für mich war es damals z.b. eine Hilfe, dass meine Größte in der Grundschulzeit einmal in der Woche zu einer Freundin von mir ging und die beiden gekocht haben, Hausaufgaben machten, bastelten... Sie kam jedes Mal vergnügt zurück und hatte eine Stabilität./Rhythmus

Mir hat in meiner schlimmsten Phase es auch mal geholfen eine Putzfee 1 mal in der Woche zu haben- alleine das Gefühl, es ist mal wieder Ordnung da... Wir hatten wirklich wenig Geld uns die zu leisten, dafür haben wir dann auf andere Dinge verzichtet.
Wie alt sind denn deine anderen Kinder? Auch die können mit in den Haushalt eingebunden werden.
Na klar dauert es länger wenn z.b. ein 4jähriges Kind den Geschirrspüler einräumt, aber es geht. Mach dir einen Plan, was ist wirklich nötig zu tun! Wenn du eine Sache am Tag schaffst, ist das super.
Mit den großen Geschwistern hat es mir geholfen gemeinsame Aufräumtage zu haben- meistens dann auch wenn mein Mann da war oder das alle Kinder aus dem Haus waren und dann sich eine Sache wie Wäsche wegräumen vorzunehmen.

Übrigens kann dir ein Psychiater oder eine gute Hausärztin auch eine Haushaltshilfe verschreiben- wenn es gar nicht mehr geht. Mancher Orts gibt es auch ehrenamtliche "Ersatzomas", die einem mit den Kindern unterstützen.

Wie steht denn dein Mann dazu?

Ich wünsche dir Kraft!
LG
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