PPD -Keine Geduld mehr

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Sanna
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PPD -Keine Geduld mehr

Beitrag von Sanna »

Hallo, ihr Lieben!

Seit 19 Monaten kämpfe ich mit meiner PPD und im Moment geht es arg auf und ab. Es sind viele Dinge zu bewältigen, die mir auf die Stimmung schlagen. Fast jeden Tag habe ich noch Symptome und auch, wenn es schon besser ist...richtig gut geht es mir noch immer nicht. Man hat mir bei der Aufnahme in die MuKi-Einheit schon gesagt, dass ichschwer krank bin und wahrscheinlich 2-3 Jahre brauchen werde. Ich verliere die Geduld.Und meine Kraft idt auch am Ende. Wann ist es denn endlich endlich mal vorbei???

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
lotte

Re: PPD -Keine Geduld mehr

Beitrag von lotte »

Hey Sanna,

klar ist das schon ein langer Zeitraum. Aber gerade bei seelischen Krankheiten ist es doch oft gaaaanz schwierig, einen Tag X auszumachen, an dem dann wieder alles gut ist. Meiner Erfahrung nach gibt es den auch in der Form gar nicht. Sprich, und wie Du ja schon selbst schreibst, es wird mit der Zeit immer ein bisschen besser, Rückschläge leider inbegriffen.

Dennoch finde ich die Einschätzung der Klinik recht realistisch. Ungefähr so lang hab ich auch gebraucht, wobei bei mir ja noch eine Alkoholsucht hinzukam.

Schone Deine Kräfte und setz Dich nach Möglichkeit nicht selbst unter Druck, indem Du Dich mit den Fragen quälst, wann es denn vorbei ist. Schau, was Du aktuell machen kannst, damit Du entlastet wirst und Dich damit auch mehr Dir selbst zuwenden kannst.

LGL
Inga
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Re: PPD -Keine Geduld mehr

Beitrag von Inga »

hey lotte!

wie hast du es eigentlich aus der Alkoholsucht raus geschafft.
Warst du in einer Entzugsklinik?
Ich stelle mir so nen Alkoholentzug ziemlich heftig vor....
Ich frage einfach mal aus Interesse...also ich selber habe ein Glück kein Alkoholproblem...na ja,dafür andere :wink:

glg inga
Diagnose:
10/2012 erstes Kind
schwere PPD mit massiven ZG
09/2017 zweites Kind
gesund und glücklich
lotte

Re: PPD -Keine Geduld mehr

Beitrag von lotte »

Ja, war ich. 10 Tage ambulant und dann 1 x pro Woche SHG (das mache ich immer noch). Seit 3 Jahren bin ich jetzt schon ohne ;) und fühle mich wie ein neuer Mensch. Denn durch die Therapie sind auch meine Ängste verschwunden. Ich hatte ja "versucht", diese mit dem Alkohol zu bekämpfen, statt ein vernünftiges AD zu nehmen, was eine zeit lang auch gut ging. Bis es dann zum Problem wurde, weil ich ohne den Alk nicht mehr konnte.

LGL
Sanna
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Re: PPD -Keine Geduld mehr

Beitrag von Sanna »

Danke Lotte! Heute ist es schon besser...:-)
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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Marika
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Re: PPD -Keine Geduld mehr

Beitrag von Marika »

Hey du,

halt dir immer und immer wieder vor Augen, was schon alles besser geworden ist. Versuch nicht auf die Zahl der Monate zu schauen, wie lange dieser "Mist" schon dauert. Ich weiß, dass das ganz ganz schwer ist und manchmal gelingt es einfach nicht. Genau in diesen Momenten musst du dich in die Gegenwart zurück holen und dir aktiv in Erinnerung rufen, was sich alles verbessert hat.
An jeder einzelnen Verbesserung - mag so noch so klein sein - musst du dich aufrichten und immer weiter entlang hanteln. Bis ans Ziel.

Du schaffst das, wir alle haben/hatten diese Phasen - glaub mir, du packst das!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
kadisha

Re: PPD -Keine Geduld mehr

Beitrag von kadisha »

oh ja! ich kenne das leider zu gut.

es ist immer ein auf und ab. hab den mist seit märz 2009 und es hat auch lange gedauert bis es besser wurde. sogar heute noch hab ich schlechte Phase und dann die angst, dass es wieder von vorne los geht... heute ist zb so ein tag und vor Wochen hatte ich auch wieder ne schlechte Phase. denke dann auch: oh man, hört es denn nie auf?? aber es ist schon soooooooo viel besser geworden. zwischendurch gibt es auch sehr gute Phase in denen ich denke ich hab es geschaft. doch leider werde ich dann Wochen, Monate später auch von schlechten Phasen eingeholt..

dieser mist ist echt hartnäckig.. und ich denke, dass wir halt immer wieder mit schlechten Phasen rechnen müssen, ebenso wie gesunde menschen. nur bei uns äussern sich die schlechten tage halt anders.. ich weiß, dass das sehr kräfteraubend ist, aber im vergleich zum anfang der ppd ist es doch viel, viel besser geworden, daran müssen wir uns festhalten auch wenn uns oft die kraft dazu fehlt. diese müssen wir uns von den guten tagen holen und uns dran festhalten.

ich drücke dich ganze feste!! ich kenn das soooo gut und auch ich hab oft keine geduld mehr. aber aufgeben ist keine Option!
kadisha

Re: PPD -Keine Geduld mehr

Beitrag von kadisha »

nur noch mal aus Neugier.

welche Symptome hast du in den schlechten Phasen?

bei mir sind es dieses Angstgefühl, schwindel, Übelkeit und einfach nur Unruhe und angst.
Andrea

Re: PPD -Keine Geduld mehr

Beitrag von Andrea »

Hallo Sanna,

ich habe großen Respekt vor dem, wie stark du gegen die Krankheit kämpfst !
Bei mir waren es nur 3,5 akute Monate, daher kann ich nur erahnen, wie du Dich fühlst nach so langer Zeit in der du schon kämpfst.
Aber auch Du wirst das "Monster" besiegen ! Mit jedem einzelnen Tag ein bisschen mehr.

Auch wenn es bei mir vergleichsweise kurz war, kann ich Dir sagen, dass es wirklich keinen Tag X gibt, an dem alles rosarot und gut ist. Ich hatte noch einige Monate danach, wenn etwas nicht so lief wie es sollte, oder ich einfach mal schlecht gelaunt war, die Gedanken : es ist wohl doch nicht vorbei - das ist wegen der Krankheit - wann ist alles gut usw.
Bis ich merkte, dass das Gedanken bzw. Launen des normalen Lebens waren, aber ich habs immer noch auf die Krankheit geschoben. Auch heute gibts gute und schlechte Tage, das ist ganz normal. Aber auch ich musste lernen, dies wieder richtig einzuordnen.

Ein Gedanke kommt auch heute (ca. 2 Jahre danach) immer wieder auf : Wann bin ich wieder wie früher oder wann ist alles wieder so normal wie vor der Krankheit ?
Aber es wird nie mehr sein wie früher. Unser Leben hat sich verändert mit den Kindern. Und die Krankheit und die Erfahrungen haben uns geprägt und wohl auch verändert.

Du siehst, Deine Gedanken usw. sind also ganz normal. Aber auch Du wirst an den Punkt kommen, wo Du sagen kannst : Es ist gut - ich habe es geschafft ! Du wirst diesen Zeitpunkt wohl erst im Nachhinein wirklich sehen, daher halte Dir wie Marika schon gesagt hat die kleinen Verbesserungen vor Auge !!

Viele Grüße
Andrea
Sanna
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Re: PPD -Keine Geduld mehr

Beitrag von Sanna »

Danke für eure lieben Antworten.

Ich hatte echt ein paar Tage einen Hänger aber jetzt geht es schon wieder. Mir ging es zwei Tage richtig schlecht und ich hab mich schon wieder in der Klinik gesehen, aber ich habe es ZUHAUSE geschafft! Was für ein Riesenerfolg. Natürlich hätte ich auf diese Tage lieber verzichtet, aber immerhin.

Wir fahren am Sonntag in den Urlaub und mir ist ein bisschen mulmig davor. Ich habe Angst, dass ich dort so megamäßig abrutschen könnte. Angst vor der Angst. Aber warum sollte das so sein?

Außerdem gibt es noch etwas tolles zu berichten: Ich hatte schon seit Monaten keine Suizidgedanken mehr!! Sie waren so lange mein Begleiter, dass ich fast Angst habe es laut zu sagen. Nicht, dass sie genau dann wieder auftreten... :?

Alles in allem hat sich in den letzten Monaten viel getan. Ich bin zuhause, ich meistere den Alltag mit den zwei Kids, ich war zum Kindergarten-Kennenlern-Tag, beim Schuljahresabschluss-Grillen...und und und. Alles Dinge, die vor einem Jahr niemals möglich gewesen wären.

Danke fürs immer wieder aufbauen und gut zureden, wenn es mal nicht so läuft. Manchmal denke ich, ihr könnte es sicher nicht mehr hören. :D Aber dann komme ich doch hierher, weil ihr mir so eine große Stütze seid.

Liebe Grüße, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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