an was alles können sich Zwangsgedanken festmachen

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Graureiherin
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an was alles können sich Zwangsgedanken festmachen

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr Lieben,

ich frage mich gerade: an was alles sich Zwangsgedanken festhaken können. Ich selber habe vor allem aggressive Zwangsgedanken kennengelernt (leider). Aber wenn ich diese Erkrankung richtig verstanden habe, kann sich der Zwang grundsätzlich an allem festmachen z. B. ich werde nicht mehr schlafen können, ich bekomme eine schwere Erkrankung etc. Der Zwang macht sich sozusagen an Dingen fest die uns stark verunsichern, beängstigen, "schaden", Zwangsgedanken die dazu führen, dass es uns nicht gut geht sondern, dass wir uns zeitweise sogar mieserabel fühlen.

Wer von euch kann das besser definieren als ich?

Ich frage mich das gerade vermehrt, weil mein Gehirn sich zur Zeit alles mögliche sucht und sich festbeißt bzw. festbeißen will. Es gelang mir allerdings heute zu den Gedanken auf Abstand zu gehen. Wenn ich nicht selber betroffen wäre :( würde ich sagen, dass die Zwangserkrankung auch etwas sehr interessantes hat, so rein theoretisch betrachtet.

mit liebem Gruß an euch alle, die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
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Marika
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Re: an was alles können sich Zwangsgedanken festmachen

Beitrag von Marika »

Guten Morgen meine Liebe,

oh ja, Zwangserkrankungen sind auf jeden Fall ein sehr interessantes Gebiet, dass mich immer mal wieder zum recherchieren animiert - auch weil ich ja selber betroffen bin. Ich konnte für mich selber daher schon sehr gut erkennen, warum gerade ich ZG habe, wo in meiner Lebensgeschichte die Puzzleteile sind, die zu meinen ZG geführt haben.

Generell kann sich der Zwang tatsächlich auf alles stürzen - da gibt es nichts was es nicht gibt. Das Fundament für Zwänge besteht aus:

- mangelndem Selbstvertrauen
- einer eher sensiblen/ängstlicher/introvertierter Persönlichkeit
- einer überdurchschnittlichen Intelligenz bzw. neuronalen Vernetzung im Gehirn (Zwängler haben mehr Nervenverbindungen im Gehirn als der Durchschnitt, was neben den viele Vorteilen den Nachteil hat, dass wir viel weiter denken und somit auch "zwängeln")

ZG können ALLES zum Inhalt haben. Wichtig ist, dass man sie als ZG ERKENNT! Da hilft für den Alltag einen kleine, winzige Übung: zieh dir ein Gummiband übers Handgelenk und immer wenn so ein ungebetener Gedanke aufkommt, lässt du das Gummiband ans Handgelenk spicken und sagst: Ah du schon wieder du Zwang, ich habe dich erkannt. Es geht am Anfang ganz einfach darum, die "normalen" Gedanken von den ZG zu unterscheiden, um in weiterer Folge angemessen (nämlich gelassen) auf diese zu reagieren. Denn: DER INHALT DER GEDANKEN IST VÖLLIG NORMAL und muss auch nicht therapiert oder sonst was werden, es geht darum den Zwang der Wiederholung zu durchbrechen. Daher brauchst du dich auch gar nicht so seht mit dem ZG-Inhalt zu beschäftigen, vielmehr ist ausschlaggebend, was du dabei fühlst: Unbehagen, Ablehnung, Ekel, Angst, Panik - diese Gefühle sind untrennbar mit ZG verbunden.

Ich weiß jetzt nicht, ob dir deine Frage beantworten konnte - hoffe aber, doch ein wenig geholfen zu haben! :wink:

Wie geht's dir mittlerweile?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
kleiner prinz

Re: an was alles können sich Zwangsgedanken festmachen

Beitrag von kleiner prinz »

@Marika....von mir ein herzliches Dankeschön für das von dir
Geschriebene....es hilft und stützt mich immer wieder. ..
Glg martina :wink:
Graureiherin
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Re: an was alles können sich Zwangsgedanken festmachen

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr Lieben,

Danke Dir Marika!

Das mit der überdurchschnittlichen Intelligenz gefällt mir natürlich besonders gut :wink:

da ich gerade bei der Arbeit bin kann ich heute nicht mehr schreiben (wir haben auch noch Neujahrsfeier) da ich aber bei allem dabei sein kann, geht es mir entsprechend gut! Zum Glück!... ich melde mich aber auf jeden Fall wieder...

Danke und evtl. kommt ja noch der ein oder andere Beitrag zu meiner gestellten Frage.

mit lieben Grüßen
die Graureiherin
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Graureiherin
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Re: an was alles können sich Zwangsgedanken festmachen

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr,

das von Marika beschriebene Fundament der Zwänge trifft schon auf mich zu. Zumindest bis ins junge Erwachsenenalter war ich sehr schüchtern (aus heutiger Sicht würde ich sagen soziophobisch). Ich habe mir mühevoll viele Dinge erarbeiten müssen, die andere einfach von der Eltern dadurch bekommen haben, dass diese Zuversicht, Zutrauen, Vertrauen, Sicherheit, Optimismus, Liebe... vermitteln/geben konnten.

Ich habe in meiner Kindheit viele Ängste alleine aushalten und durchleben müssen. Von Seiten meiner Eltern kam kein Verständnis oder gar Trost. Ich könnte mir gut vorstellen, dass allein dieser Umstand schon viel zu Entstehung der Zwangerkrankung beigetragen hat. Man verlagert Ängste nach innen und diese "hirnen" im Gehirn umher, ohne wirklich gelöst zu werden, ohne Ventil sozusagen.

Über ein zu großes Verantwortungsbewußtsein, Kontrollbedürfnis, Perfektionismus, Schuldgefühle etc. bin ich mir in meiner Therapie bewußt geworden (morgen krame ich mal wieder meinen Therapieordner heraus. Wie heißt es so schön: lernen durch Wiederholung).

Wo habt ihr eure Informationen über Zwänge her? Wie recherchierst Du Marika? ich habe immer etwas Bedenken unqualifizierte, ungründliche Informationen zu bekommen.

mit Grüßen an euch die Graureiherin
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kleiner prinz

Re: an was alles können sich Zwangsgedanken festmachen

Beitrag von kleiner prinz »

Hallo graureiherin....
Also du sprichst mir da von der seele...das was du beschrieben hast
Mit deiner kindheit...da gings mir genauso wie dir...
Wahnsinn auf was das alles zurück führen kann!
Mir tuts immer wieder gut das ich nicht alleine bin...
Alles liebe. ..lg Martina
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Marika
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Re: an was alles können sich Zwangsgedanken festmachen

Beitrag von Marika »

Hallo,

auch meine Kindheit sah so aus, wobei sich meine Eltern nichts dabei dachten, sie glaubten es "so" richtig zu machen. Das sagen sie heute wenn wir über das Thema reden und haben Schuldgefühle, die ich ihnen aber immer nehme. Sie taten es im Glauben richtig zu handeln. In den 1970ern war die Erziehung eben noch oft zu hart, man wusste vieles nicht, was man heute verstanden hat.

Ich lese Sachbücher. Oder auch sehr gerne Wissenschaftsmagazine wie: P.M., Welt des Wissens, Welt der Wunder, Psychologie heute usw. Daneben bin ich aber auch esoterisch (sehr :wink: ) angehaucht und lese auch da einschlägige Literatur. Aus beiden Seiten habe ich sehr viel gelernt und Dinge für mich heraus ziehen können, die mir auf meinem Weg geholfen haben gesund und "heil" zu werden.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: an was alles können sich Zwangsgedanken festmachen

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr Lieben,

heute geht es mir nicht so gut. Ich zweifel dann immer sofort an allem (ihr kennt das ja selber zur Genüge). Die negativen, zwanghaften Gedanken machen sich dann breit und vertreiben die Hoffnung, die Freude und den Glauben an eine nachhaltige Besserung/Gesundheit.

Ich wollte aber gar nicht zu meiner Situation heute schreiben, sondern nochmals auf das Thema Eltern kommen. Meine Eltern haben vermutlich auch versucht es gut zu machen. Es war ihnen lediglich nicht möglich. Sie sind beide im Krieg geboren und beide traumatisiert, vor allem meine Mutter. Mittlerweile sind sie alt und meine Mutter demenzkrank. Mit meinem Vater habe ich letztes Jahr geredet. Meine Therapeutin meinte es wäre gut zumindest EINMAL am richtigen Ort (nämlich bei meinen Eltern bzw. Vater) zu sagen, was für mich in meiner Kindheit und Jugend sehr, sehr belastend war und auch heute noch mein Leben verschattet.

Ich habe endlos gebraucht die Worte vorher schriftlich zu formulieren und letztendlich vier Punkte zusammengefasst (1:keine Liebe/Zärtlichkeit bekommen, 2: Das Leben ist schlecht, es wird immer alles schlechter, alle anderen sind besser 3: Gewalt, 4: Meine Mutter war emotional niemals erreichbar). Es sollte auch nicht als Abrechnung klingen, sondern offen und ehrlich zu sein.

Mein Vater hat mir zunächst in allen Punkten zugestimmt und zu mir gesagt, es ist besser für mich, wenn ich alles vergesse. Beim nächsten Treffen hat er allerdings versucht es zu relativieren, indem er gesagt hat bei ihm selber war alles schlimmer als heute. Man könnte dies auch als eine nicht besonders gelungene Entschuldigung verstehen. Ich bin trotzdem immer noch stolz darauf, das ich es geschafft habe zu reden.

Eine Frau im Forum meinte einmal "unsere Eltern waren nach dem Krieg für den äußeren Aufbau zuständig, wir heute sind nun für der inneren Aufbau zuständig". Ich denke das stimmt.

So, nun versuche ich den Tag noch herumzubringen und versuche realistisch zu sein, das Positive zu sehen... wenn es mir nur gelingen täte... manchmal wäre ich froh einen Glauben zu haben, der mich trägt... manchmal schaffe ich es nicht mich selbst zu stützen...

mit traurigen Grüßen in der Hoffnung, dass es euch gut geht!

die Graureiherin
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Sanna
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Re: an was alles können sich Zwangsgedanken festmachen

Beitrag von Sanna »

Hallo, liebe Graureiherin!

Hangel dich durch den Tag, morgen kann es schon wieder anders sein. Das weißt du doch eigentlich!

Mein Therapeut sagt immer "Jede Krise geht vorbei!" und das sage ich mir immer laut, wenn es mir nicht so gut geht.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Graureiherin
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Re: an was alles können sich Zwangsgedanken festmachen

Beitrag von Graureiherin »

Liebe Sanna,

Du hast recht, mittlerweile ist es 21.00 Uhr und ich habe mich durch den Tag gehangelt. Mit Aufs´ und Abs´. Du hast auch damit recht, dass ich eigentlich wissen sollte, dass es wieder besser wird evtl. schon morgen.

Marika gebe ich auch recht: ich erwarte zu schnell eine extreme Besserung.

Ich will das Schlechte schnellstmöglich loswerden und das Gute immer haben. Dann kann kein Akzeptieren stattfinden sondern es kommt zum Resignieren. In diesem Sinne versuche ich nun den Abend zu beschließen und übe mich in positiveren, realistischen Gedanken und versuche mein "Bereitschaftsthermometer" etwas hochzudrehen, um auch weniger gute Zeiten durchleben zu können ohne zu verzweifeln.

Danke an euch! alle!

die Graureiherin
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jordan81

Re: an was alles können sich Zwangsgedanken festmachen

Beitrag von jordan81 »

Hallo graureiherin
Meine kindheit war auch die hölle deswegen diese angste und zg heute ..meine mutter war 17 als sie mich bekommen hatt mein vater 23 die zwei waren katze und maus und ich mitten drin ..ich war denn ihr spielzeug keineiebe nix als mein mutter mich und mein vater verliess .. Ich war 11 war ich diesen kranken mann komplett uberlassen er hatt seine ganze frusst an mir ausgelassen.:(
Dann hatt er mich.zu meiner mutter angegeben gottseidank da es bei hr nicht ganz so schlimm war. aber ich und meine kleine shwester hanen uns alleine gross gezogen
.jaaa sooo war das
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