Zusammenfassung nach 4 Monaten

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Astrid77

Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von Astrid77 »

Hallo Leute,
also, ich habe jetzt seit 4 Monaten die ppd. Ich habe zwar Medikamente genommen, Therapie begonnen, bin jetzt beim schönen Wetter immer brav rausgegangen... aber alles in Allem geht es mir mittlerweile, nach diesem Rundlauf von Medikamenten, Gesprächen usw., eigentlich immer noch fast so schlecht wie zu Beginn. der einzige, wirklich positive Unterschied zu damals ist, dass ich weiß dass ich eine Art Krankheit habe, dass ich das verstehe und nicht mehr in einem Horroralbtraum gefangen bin, in dem ich nichtmehr einschätzen kann wie schlimm es ist und was es ist.

Ich hatte von Anfang an extreme Nebenwirkungen vom Sertralin und danach Cymbalta, sodass ich das Cymbalta jetzt abgesetzt habe. ich habs wirklich ausgeschlichen (die Kapsel aufgemacht und Tag für Tag immer mehr Kügelchen rausgenommen, sodass die Kapsel immer schwächer wird), aber die Absetzbeschwerden sind entsetzlich. Seit 3 Tagen drehe ich mich auf einem Karussell und falls ich hier ein Kaudwerwelsch schreibe tut mir leid, aber irgendwie habe ich Gehirnkrämpfe.
Es gab eigentlich seit 4 Monaten keinen Tag an dem ich mich nicht erhängen wollte, erträglich ist es nur nachts denn da nehme ich Schlaftabletten und schlafe dann so zugedröhnt ein. Wenn meine Kleine (4 Monate) nachts aufwacht steht mein mann auf. Tagsüber bin ich mit der kleinen alleine, dann hole ich den großen (2.5 Jahre) vom Kiga ab und so geht jeder Tag dann rum. Ich habe keine Großeltern die sich mal kümmern, ich habe auch keine Freundinnen, keine Hobbys. Ab und zu kommt Abends eine Babysitterin wenn mein Mann auf Geschäftsreise ist (er ist 1 x im Monat eine Woche weg), sonst drehe ich Abends wieder durch.

naja, mein Resümee ist dass ich einfach keine Ahnung habe wie es besser wird und es mir einfach auch irgendwie jetzt egal ist. Es wird eh nix mehr. Und die Medikamente rühre ich nie wieder an, ich hoffe es kommt bald mal der Augenblick in dem mir zum ersten mal mal wieder nicht übel ist!
Charleenmaxim

Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von Charleenmaxim »

Ach ....... Mir geht es etwa genau wie dir.... Zweifle auch an den medikamenten!!! Bin ab morgen in der muki klinik... Mal schauen ob die mir helfen können... Glaube nicht daran. Hab mich gerade mit alkohol zugedrönt... Fühle mich nicht gut dabei, doch was sols.....
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Marika
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Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von Marika »

Hey ihr,

nein, nein ihr zwei - ihr werdet mir nicht die Flinte ins Korn schmeißen, o.k.! :wink: Dazu ist das Leben zu schön und somit viel zu Schade. Natürlich verstehe ich euch, wenn es euch immer noch nicht gut geht, aber vielen geht es genau so: Oft braucht man mehrere Medikamenten Anläufe um heraus zu finden, welches passt. Und die Therapie greift auch nicht von heute auf morgen.

Ich brauchte ein ganzes Jahr (!!!) bis ich mich wirklich merklich besser fühlte!

Es gibt so viele Möglichkeiten Astrid:

1. Was sagt dein Doc jetzt nach dem Cymbalta - er wird dich ja nicht so im Regen stehen lassen
2. Die Therapie: Was für eine Form machst du?
3. Es braucht den absoluten Willen, aus diesen Tiefs raus zu kommen, das bedeutet ARBEIT, harte Arbeit an sich selber, aber auch an den eigenen Lebensumständen. Zu sagen "ich habe keine Hobbys, keine Freunde usw." mag stimmen, aber dann muss man genau DA ansetzen. Nur zu sagen "ist halt so, wird nicht mehr anders" ist zu wenig, das lass ich nicht gelten, meine Hübschen! :wink:
4. Klinik-bzw. Tagesklinik

JEDE hier hat gekämpft (oft bis zur Erschöpfung mit etlichen Rückfällen), viele tun es noch und haben beeindruckende Erfolge zu verbuchen (ich denke da an Sanna), wir alle haben oft die Punkte erreicht wo eigentlich nichts mehr ging und wir uns von unserem Selbstmitleid einfach mitreißen lassen wollten - ist auch eine sehr verlockende Vorstellung. Aber sie bringt nichts, nein - aufstehen, weiter machen - das ist die einzige richtige Option
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
lotte

Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von lotte »

Hallo zusammen,

und wie sehen die Alternativen aus? So weiter leben und warten, bis es irgendwann von alleine besser geht?
Kann verstehen, dass Nebenwirkungen übelst sein können, aber Astrid, hast Du denn zwischendurch nicht mal mit Deinem Arzt drüber gesprochen?

4 Monate ist nix an Zeit. Weder für ein Medi (wobei da nach 4-8 Wochen schon feststehen sollte, ob man es verträgt oder nicht), erst recht nicht für eine Therapie.

Der Alkohol ist übrigens (auch, wenn das jetzt lehrermässig klingt) nicht zu empfehlen. Ich bin (da ich damals noch kein gescheites Medi hatte) recht schnell zur Alkoholikerin geworden, so dass ich dann ein zusätzliches Problem hatte (seit 4 Jahren bin ich allerdings abstinent, da ich andere Wege für mich zur Entspannung gefunden habe). Die muss man sich aber suchen, die fallen nicht vom Himmel.

LGL
Charleenmaxim

Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von Charleenmaxim »

Danke euch beiden! Das mit dem alkohol ist mir sehr wohl bewust und ich bin mir im klaren, dass ich diesbezüglich gefärdet bin.... Zum glück bin ich ab morgen in der klinik! Halte euch dan auf dem laufenden..
Sanna
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Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von Sanna »

Liebe Astrid,

vielleicht magst du mal in meinen alten Beiträgen stöbern. Mir ging es wie dir. Es hat ca. 18 Monate gedauert, bis ich eine deutliche Veränderung gespürt habe. Trotz dreierlei Medikamenten und Therapie. Es war ein langer, steiniger Weg. Es hat unglaublich weh getan, diesen Weg zu gehen. Ich wollte mehr als einmal aufgeben. Einfach einschlafen und nie wieder aufwachen. Dreimal habe ich versucht, mir das Leben zu nehmen. ES GING MIR BESCHISSEN!

ABER ich lebe noch. Es geht mir größtenteils gut. Ich habe eben nicht aufgegeben und immer weiter gekämpft.

Es braucht Zeit, Geduld und jede Menge Kampfgeist. Aber es wird wieder gut. Vielleicht dauert es Jahre, aber was sind schon drei oder vier Jahre im Relation zu einem ganzen Leben?!

Steht auf, kämpft weiter. Es lohnt sich dran zu bleiben. Ganz bestimmt. Wenn ihr uns nicht glaubt, wem dann????

Astrid, vielleicht denkst du mal darüber nach in eine Klinik zu gehen. Mir hat es sehr geholfen.

LG, Sanna
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Sanna
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Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von Sanna »

Achja, mir ist noch eingefallen, dass du eine Familienhilfe bei der Krankenkasse beantragen kannst. Ich hatte eine, die mir täglich drei Stunden geholfen hat, wenn ich mit den Kids alleine war bis dann mein Mann kam. Die KK hat ein ganzes Jahr gezahlt. Wir mussten einmal (nach ca. sechs Monaten) Widerspruch gegen den Ablehnungbescheid stellen, ansonsten war es sehr unproblematisch. Vielleicht wäre dir das auch eine Hilfe.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Astrid77

Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von Astrid77 »

Ich wohne in Österreich und es gibt hier keine Mutterkindkuren, Müttergenesungswerk oder sonst etwas "schönes". Hier kann man sich ins Krankenhaus einweisen lassen, wobei hier in Wien 4 Betten für PPD kranke Frauen reserviert sind, und in Graz (2,5 Stunden von hier) sind es glaube ich 5. Die Aufenthalte sind in erster Linie dafür gedacht, richtig auf Medikamente eingestellt zu werden, und sind ein Zufluchtsort nach dem ersten Schock bzw. Verzweiflung. das hätte ich am Anfang gebraucht, aber irgendwie gerate ich an die falschen Leute (ein Psychologe meinte zu mir "Wenn sie ins Krankenhaus gehen, wer soll denn dann den Haushalt machen?") und mein Mann hat da auch dagegengearbeitet, weil er selber Panik hatte, allein daheim zu sein mit Kindern und seiner Arbeit, die ihm über alles geht. Zwischenzeitlich hat sich dann so ziemlich jeder den es gar nichts angeht kontraproduktiv eingemischt und alles, was ICH wollte wurde verhindert, bisher außer von meiner Mutter, die aber immer nur mal 1 Woche auf Besuch kommen kann.
Jedenfalls hier gibt es auch keine Mütterhelferinnen, Familienherlferinnen für zu Hause. Nur von der Caritas gibt es die Familienhilfe, welche man 8 Wochen in Anspruch nehmen kann, und diese Tage spare ich mir auf für die Zeiten in denen mein Mann auf Geschäftsreise ist. Mit denen ist es immer super. Da merkt man echt den Unterschied zwischen geschulten Pflegern und den Studentinnen, die mir Abends ab und zu helfen (und dabei viel teurer sind).

Ich suche echt kein Mediament mehr. Ich nehme ja Trazodon Abends, das ist eh auch ein Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, es ist jedoch nicht so stark und macht sehr müde, sodas ses auch als Schlafmittel verschrieben wird. Das Cymbalta ist für mich ein undurchschaubares medikament - es ist ein AD, wird aber auch gegen chronische Schmerzen oder Inkontinenz eingesetzt. daher hat man auch alle möglichen Nebenwirkungen davon, und ich habe teilweise irgendwelche Formen im Raum gesehen, und starke Selbstmordgedanken sind angeblich "normal" dabei. Die Ärztin zu der ich gehe leitet die Ambulanz in Wien und ist speziell da für depressive Mütter. Sie hat mir erst Sertralin verschrieben und dann das Cymbalta, und sie meinte, wenn das Cymbalta mir wegen den Nebenwirkungen zu schlimm wird, probieren wir ein ganz neues Medikament aus, welches sie noch nie jemandem verschrieben hat. Da denke ich mir doch, nein danke. Also lieber nur das Trazodon und eine Schlaftabltte dazu, so bin ich dann (hoffentlich bald) tagsüber fit.
Wenn man keine Medis tagsüber nimmt sollte man viel Bewegung machen und ich habe wieder vor, Sport zu machen. Ich glaube das wird mir helfen. Ansonsten bin ich gern daheim und schaue DVDs... ich weiß nicht warum das nie jemand versteht. Alle sagen immer ich soll raus gehen, und wenn ich dann mal 3 tage hintereinander mittags mit der kleinen draußen war, sie dann dauergeplärrt hat weil ihr irgendwas nicht gepasst hat, und ich dann mit ihr auf dem Arm, Einkäufe und Kinderwagen vor mir herschiebend und noch Hundeleine in der anderen Hand so "die Sonne genossen habe" und dann wieder einen Nervenzusammenbruch hatte, verstehts auch wieder niemand.
Und eine Kämpfernatur bin ich nicht, sonst wäre ich ja nicht so wie ich jetzt bin.
Csilla2311

Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von Csilla2311 »

Liebe Astrid,
Hab deine Nachricht gelesen.....und nochmal gelesen.
Und dann hab ich an mich gedacht!
Es sind so viele Gemeinsamkeiten...inkl. Das mit der Mann der 1 Woche im Monat weg ist.
Etwas hat mich stutzig gemacht! Du sagst du wärst keine Kämpfer Natur! Ehrlich wenn es so wäre, du warst nicht hier...du hattest die 4 Monate nicht durchgezogen!
Weisst du was ich glaube?! Ich glaube du bist so wie ich ungeduldig! Nach dem Motto: liebe Gott gib mir geduld aber bitte sofort!
Mir machen diese Medikamenten auch Angst aber nochmehr hab ich Angst alles was ich habe zu verlieren...und da mein ich mein kind und mein Mann.
Bin auch keine rausgeherin....oder zumindest momentan bin ich sehr "verliebt" in meine Couch!
Ja, selbstmord Gedanken hab ich auch....aber tief in mir weiss ich das ich nicht sterben will sondern Leben!
Ja, am liebsten wurde ich eine hexe finden die das ganze Gefühl chaos erloscht!
Bitte denk nach an alles was du bis jetzt geschafft hast im Leben! Du wirst überrascht sein wie viel du gekämpft hast!
Du bist müde, erschöpft und irgendwie leer deswegen hast du diese Miese Laune und Meinung über dich selbst!
Vielleicht klingt meine Nachricht durcheinander aber was ich sagen wollte ist bitte versuch dich selbst zu spüren irgendwo da tief drinnen bist du noch da! die Kämpferin istda
Sanna
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Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von Sanna »

Liebe Astrid!

Diese Erkrankung ist nichts für Weicheier! Sorry, wenn ich das so sage, aber DU musst was tun. Das ist sauschwer, wenn man da so drinsteckt. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Aber es hilft wirklich ABSOLUT NICHTS zu resignieren. Oder willst du so weiterleben? Dann mach das.

Oder aber du veränderst was, packst es an. Einfach so wird eine PPD nicht besser. Ich habe 1,5 Jahre gebraucht, bis ich soweit war, aber dann habe ich mich in den Hintern getreten. Hab nicht mehr gejammert, wie krank ich doch bin und ach, das wird ja nix mehr.

Ich hab mir mein Kind geschnappt und bin in eine Krabbelgruppe gegangen. Ich habe wieder angefangen mich um alles alleine zu kümmern. Haushalt, Kinder, Kiga und Schule. Ich habe angefangen wieder Dinge zu tun, von denen ich mich erinnerte, dass sie mir mal Spaß gemacht haben. Handarbeiten, backen, in die Stadt shoppen. Vielleicht habe ich mir auch einfach nur eine schöne Zeitschrift geholt und bei einer Tasse Kaffee darin geblättert. Ist alles nix für dich? Okay, akzeptiere ich. Aber hilft es dir denn, wenn du zuhause bist und DVDs guckst? Wenn ja, okay, dann mach das. Wenn nein, dann musst du dir was suchen, was dir gut tut. Was das ist, kann ich dir nicht vorschreiben, da musst du schon aktiv werden.

Ich verstehe, dass es stresst, wenn man mit Kind und Hund und Einkäufen bepackt nach Hause kommt. Dass da keine Entspannung aufkommt, ist logisch. Ich habe es in meiner akuten Zeit anders gemacht. Ich habe mir ein Kochbuch genommen und geguckt, was will ich heute kochen? Habe eine Einkaufsliste geschrieben, bin mit meinem Kind zum Supermarkt gelaufen (10 min.) und habe nur dafür eingekauft. Also eher wenig. Auf dem Rückweg bin ich am Spielplatz vorbei (als er größer war) oder hab mir einen Kaffee getrunken oder sonstwas nettes gemacht. So waren wir vielleicht eine Stunde unterwegs, das hat auch gereicht für den Tag. Man muss ja nicht stundenlang draußen rumlungern.

Außerdem hatte ich eine Liste mit Aktivitäten, um die ich meine Woche gestalten konnte. Am Mittwoch fahre ich gerne zu Tchibo (jede Woche eine neue Welt!) und stöber mal so rum, was es neues gibt. Donnerstags ist Markttag, usw. Das hat mir geholfen nicht zuhause zu versauern und zu warten, dass "es" besser wird. Sicher gibt es auch bei dir Dinge, die du unternehmen kannst. Das muss nichts Großes sein.

Was dir auch helfen kann sind Entspannungs- oder Meditationsübungen. Ich mache regelmäßig die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Das kann aber auch Yoga sein oder autogenes Training. Da kannst du direkt loslegen. Auf YouTube gibt es Tausende von Anleitungen.

Ich würde dir außerdem raten, trotz deiner Negativerfahrungen, nochmal ein Medikament auszuprobieren. Eine schwere PPD ohne zu heilen wird schwer werden. Und es könnte dir eine so große Stütze sein, damit du schneller wieder auf die Beine kommst.

Ansonsten hoffe ich, dass Marika sich nochmal meldet, denn sie kommt auch aus Österreich und weiß da mehr über mögliche Formen der Behandlung.

Also, raff dich auf. Los geht's!

LG, Sanna
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Marika
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Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von Marika »

Hallo,

leider sind in Österreich die Möglichkeiten wirklich in diesem Bereich sehr eingeschränkt. Aber trotzdem gibt es Familienhelferinnen, die man "beantragen" kann, ich lebe in Vorarlberg und bei uns geht das im Rathaus über die Abteilung "Eltern und Kind". Weiß leider nicht, ob das von Bundesland zu Bundesland verschieden ist.

Wie Sanna schon schrieb: ein strukturierter Tagesplan hilft sehr. Auch bin lustiger weise immer Mittwochs zu Tschibo gefahren - scheint ein echter Depri-Killer zu sein. :wink: Dann auch den Markttag genutzt, Einkaufen in den nahen Supermarkt usw.... Das alles ist nicht immer gleich super toll und entspannend, aber es hilft dir durch eine STRUKTUR zurück in den normalen Ablauf des Alltags zu finden. DVD gucken kannst du ja trotzdem auch, da spricht nix dagegen - eine gute Mischung machts!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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lotte

Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von lotte »

Hi noch mal,

also auch wenn das alles in A komplizierter mit Hilfen und Betreuung ist: ich würde versuchen, mir ein Netz von Leuten aufzubauen, so dass Ihr Euch gegenseitig helfen könnt. Gerade, wenn Dein Mann viel weg ist und sonst keiner greifbar. Ist doch klar, dass der Alltag mit 2 wirklich kleinen Kids nicht entspannend sein kann ;) Vielleicht kann Dir eine andere Mutter mal 1 Kind für eine Stunde abnehmen oder?

Klar musst Du nicht dauernd raus, aber wenn Du irgendwie nur zu Hause "wartest" bis der Tag rum ist und Du dann "zugedröhnt" (wie Du selbst schreibst) Ruhe findest, ist das doch auf Dauer auch nicht die Lösung, oder?

LGL
Astrid77

Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von Astrid77 »

Ja Marika, Familienhelfer gibt es aber wirklich nur in Form von caritas in Wien. Beantragt wird die Familienhilfe dann auch direkt dort. Ganz kostenlos ist es auch nicht, aber absolut erschwinglich. heute war wieder eine Dame von denen da und es war super. Konnte meinen Großen (2,5 Jahre) in den Kiga bringen, danach bummeln gehen, war auch einen Kaffee trinken. Danach habe ich daheim kurz geschlafen = super! Ich wünschte ich hätte jeden Tag so eine Hilfe, aber wie gesagt, die Hilfe hat man 8 wochen und ich spare diese Tage auf für dann, wenn mein Mann nicht da ist.
Gestern (Sonntag) war wieder der absolute Horror. mein mann ist morgens zum Flughafen, ich mit beiden Kindern und Hund daheim, es hat geregnet, niemand hatte zeit zum helfen, und auch die Familienhilfe gibt es nur wochentags. Ich habe dauergeheult, und dauernd ist was schiefgegangen, z.B. ist mein großer auf dem Spielplatz vom Klettergerüst gefallen - und so weiter, so gings am laufenden Band. Ich hatte abends knallrote Augen, dann kam endlich eine Babysitterin und hat mir den großen ein bisschen abgenommen, gebadet und mit ihm abend gegessen, dann habe ich das absolute Chaos daheim etwas aufräumen können, und dann war der Tag auch schon wieder rum. Um 23:00 hatte ich dann wieder eine Panikattacke dass ich dachte, ich muss den Notarzt rufen. Man ist nach so einem Tag einfach ausgebrannt und leer, ich wundere mich dann ja überhaupt dass der Körper dann noch Energie für so eine Panikattacke hat!
luraja

Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von luraja »

Hallo Astrid!

Jetzt muß ich mich auch mal melden, ich wohne auch in Österreich, genauer gesagt im Burgenland in der Nähe von Eisenstadt. Es stimmt, sowas wie Familienhelferinnen gibt es bei uns nicht. Aber hast du dir schon mal überlegt, ein Aupair zu nehmen? Wäre das vielleicht eine Möglichkeit? Ich hab das auch überlegt, geworden ist es dann letztendlich eine Haushaltshilfe, die einmal die Woche bei uns geputzt hat. Aber wenn du so viel alleine bist, wäre ein Aupair denke ich besser, die wäre dann immer da. Überleg doch mal gemeinsam mit deinem Mann!

Weißt du, als ich zum ersten mal im KH aufgenommen wurde, hat mein Mann gesagt: wieso bist du ins KH gegangen? Einmal ausschlafen hättest du zu hause auch können. Super Kommentar, danke. Der Arzt hat dann bei der Visite zu ihm gesagt, er empfiehlt dringend die Aufnahme auf die Psychiatrische Station, mindestens für 2 Wochen. Und mein Mann hatte auch nix besseres zu sagen als: Na wie soll das gehen, wer macht dann den Haushalt? Der Arzt sagte dann zu ihm: Lassen sie sich was einfallen, ihre Frau kann nicht, nicht mal wenn sie wollte. Sie ist krank, sie hat eine schwere Depression, das ist nichts, was mit zweimal Ausschlafen erledigt ist.
Das hat gesessen, ich hab um eine Haushaltshilfe gekämpft und sie bekommen und so langsam ist dann bei meinem Mann die Einsicht gekommen, daß vieles auch ohne mich geht, man muß es nur wollen. Die Einsicht kam dann bei mir auch :mrgreen: :mrgreen:

Und nochwas, ich hab auch so meine Erfahrungen mit Medikamenten. Als erstes hab ich Trittico bekommen, das hat garnix gebracht. Dann hab ich Adjuvin bekommen, das hat so langsam geholfen. Bei einem 2. Klinikaufenthalt hab ich Mirtel dazubekommen, das hat mich derart aus den Latschen gekippt, daß es sofort wieder gestrichen wurde. Stattdessen hab ich Quetiapin dazu bekommen, das war dann für mich der Durchbruch. Zwischendurch hatte ich aber doch das Gefühl, ich trete auf der Stelle. Eine Psychiaterin hatte die glorreiche Idee, innerhalb einer Woche beide Medis auszuschleichen und gleichzeitig Aurorix zu geben, einen MAO-Hemmer.
Der Schuß ging aber sowas von gründlich nach hinten los, ich bin die ganze Nacht von einer heftigen Panikattacke in die nächste gefallen, am nächsten morgen war ich nur noch ein kraftloses Häufchen Elend, das nicht mehr leben wollte. Sprechstundenhilfe sagte, sofort wieder aufhören mit dem Medikament.
Tja, jetzt bin ich bei Adjuvin und Seroquel und es wirkt! Gut ist was anderes, aber kein Vergleich mehr zum Beginn meiner Krankheit!

Ansonsten kann ich mich den anderen nur anschließen, du mußt selbst aktiv werden, wenn du willst, daß sich was ändert, auch wenn Aufgeben scheinbar die leichtere Option ist. Es wird niemand kommen und dich fragen was du brauchst oder wie er helfen kann. Das hab ich auch erst erkennen müssen. Erst seit ich mir klar geworden bin, was ich will und brauche und das auch konsequent einfordere, gehts immer besser!

Kopf hoch und alles Gute!
Astrid77

Re: Zusammenfassung nach 4 Monaten

Beitrag von Astrid77 »

Also eine Haushaltshilfe habe ich, sie kommt einmal die Woche 4 stunden putzen und bügeln.
Ein Aupair habe ich mir auch gewünscht, und zwar wegen der Gesellschaft. Habe laaange gesucht und dann eine passende gefunden. ich habe ihr zugesagt und sie (18 jahre, alt aus Polen) hat dann schon ihre Eötern gefragt etc., wir hatten geskypt und alles ausgemacht. Und DANN fällt meinem Mann ein, dass er das nicht will. Sein gegenangebot: seine 19 jahre alte Tochter zieht 4 Monate bei uns ein und erldeigt dasselbe wie das Aupair. Doch, und das wusste ich eh schon, kam es nicht dazu, da die liebe Tochter dann doch keinen Bock hatte.
Und nun stehe ich ohne was da, und mein Mann ist immer noch der Meinung, dass sich alles "wieder einrenkt". Auch wenn es sich jetzt so anhört, als würde ich hier jetzt nur über meinen Mann ablästern: aber ER wollte unbedingt noch ein Kind, weil er immer alles besser weiß und behauptet hat, ich würde ja unglücklich sein wenn ich kein Kind hätte. 2 jahre hat er immer wieder versucht mich zu überreden und hat sich damit gebrüstet, dass er so ein toller Vater ist und immer mithilft. ich wollte wirklich keine Kinder, aber ich habe schließlich nachgegeben, weil ich dann auch dachte, ja, vielleicht braucht man ja Kinder. Ich war und bin icht der Typ für so Müttergruppen etc.. Alles was mich glücklich macht, kann ich nicht mehr machen - und wisst ihr, wie viel mein Mann, der immer so angegeben hat wieviel er daheim mithelfen würde, tatsächlich macht? Nichts! Und ist auch noch seit der Geburt unserer kleinen dauernd auf Geschäftsreise - weil, job geht ja vor, aber nur natürlich nur seiner.
Schon 5 Tage nach der Geburt meiner kleinen war ich alleine mit 2 Kindern daheim, und ich glaube das hat mich irgendwie traumatisiert. Bis vor ca. 2 Wochen habe ich meinen Mann immer in Schutz genommen, aber so langsam lasse ich zu dass sich ein Feindbild aubaut, weil ich danke, sonst kann ich mich niemals wehren.
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