Rückschlag

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

isa

Rückschlag

Beitrag von isa »

Hallo an alle...

Mir geht es wieder viel schlechter. Aber ich fang mal von vorne an. Seit ca 4 Monaten ging es mir wieder ganz gut. Hatte zwar durch die pms immer ne schlechte Woche vor der Periode, aber danach war es wieder gut. Ich konnte auch super die Angst und negativ Gedanken blockieren und sie kamen auch viel seltener. Allerdings ist es jetzt seit ca drei Wochen wieder viel schlimmer geworden. Ständig negative Gedanken und zwangsgedanken. Wenn ich abgelenkt bin so wie vorher dann geht es mir gut. Allerdings ist es wieder so das das negative da ist. Warum kommt das denn immer wieder? Ich nehme immer noch meine Tabletten. Wann hört es denn auf? Und muss ich mich ablenken bis ich diese Gedanken vergessen habe? Bin über eure Beiträge sehr dankbar.
Tribunus

Re: Rückschlag

Beitrag von Tribunus »

Bei mir ist es ganz ähnlich. Ich habe hier aber immer wieder gelesen, dass man immer wieder durch Tiefs durchmuss. Ich habe schon auch das Gefühl, dass diese Tiefs nicht mehr so schlimm sind und kürzer dauern. Ich denke, dass dann immer besser wird bis man wieder gesund ist. Ich bin mir auch sicher und das bestätigt mein Therapeut, dass man natürlich auch sehr empfindlich ist, was diese Gedanken angeht. Es geht einem also eigentlich schon ganz gut und dann lässt man sich durch ganz normale negative Gedanken schnell wieder schlecht drauf bringen. Daran arbeite ich gerade...
isa

Re: Rückschlag

Beitrag von isa »

Vielen dank für deine Antwort. Heute ging es mir wieder besser. Ich hatte viel zu tun, vielleicht weil ich abgelenkt war. Wie arbeitest du daran? Ich hab Angst das es wieder von vorne los geht.
Sanna
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Re: Rückschlag

Beitrag von Sanna »

Hallo, ihr zwei!

Nein, es geht NICHT von vorne los! Der typische Verlauf einer PPD ist in Wellen. Auf und ab. Die Tiefs werden weniger, die Hochs mehr. Ich hatte in den ersten 1,5 Jahrwn massenweise Tiefs, die sich gewaschen hatten. Zwischendurch immer mal wieder Phasen, in denen ich beschwerdefrei war, daher wusste ich, dass ich aif dem richtigen Weg bin.

Dann hat es nochmal ein Jahr gedauert, bis ich das Gefühl hatte, ich bin zu 98% gesund. Die restlichen zwei Prozent werden wohl bleiben, aber das macht mir nichts mehr. Alles ist gut.

So eine Erkrankung dauert einfach ihre Zeit. Man kann es nicht beschleunigen oder erzwingen. Man kann nur lernen, die Wellen zu reiten.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
isa

Re: Rückschlag

Beitrag von isa »

Aber was bewirkten diese wellen? Bzw warum kommen die gleichen negativ Gedanken zurück, obwohl ich doch weiß ea ist totaler Quatsch...
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Marika
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Re: Rückschlag

Beitrag von Marika »

Ich denke diese Wellen entstehen, durch das normale Auf und Ab, dass es in jedem Leben gibt. Nur führen die bei uns eben vor allem Anfangs noch zu größeren Tiefs. Je stabiler wir werden, je besser du lernst an den ZG zu arbeiten und dass dann auch im Alltag anwenden kannst, umso weniger werden diese Tiefs, weil du normale "Ab`s" einfach viel besser wegsteckst.

Stell dir vor, du hast dein Bein gebrochen, der Gips kommt ab, der Knochen ist wieder heil. Kannst du dann sofort einen Marathon laufen? Nein, denn die Muskeln sind viel zu schwach und haben abgebaut. Auch deine andere körperliche Kondition hat gelitten. Du fängst langsam an kurze Wege zu gehen - wehe du machst zu viel - fängt das Bein an zu schmerzen. Du musst langsam alles wieder aufbauen.

Verstehst du was ich meine? Genau so kannst du es dir auch mit deiner Psyche vorstellen. :idea:

Von mir kann ich sagen, dass ich nach jedem Tief eine Art "Erkenntnis" erlangt habe - manchmal nur klitzekleine, manchmal richtige Meilensteine!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
isa

Re: Rückschlag

Beitrag von isa »

Ok das verstehe ich. Wie kann man seine psyche denn wieder stabilisieren? Ich meine was kann ich noch tun damit es mir dauerhaft gut geht?
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Marika
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Re: Rückschlag

Beitrag von Marika »

Ich habe zusätzlich Bachblüten genommen, autogenes Training war und ist Standard bei mir geworden. Meditationsübungen, Achtsamkeitsübungen (dazu natürlich Bücher usw. über all diese Themen), Yoga, Kinesiologie Sitzungen. Diese alternativen Dinge haben mir neben Medikament und Therapie sehr viel geholfen.

Was ich noch fragen wollte: Wie hoch ist aktuell deine AD Dosis?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
isa

Re: Rückschlag

Beitrag von isa »

Vielen dank. Ich nehme 20mg ein. Vor zwei Monaten sagte mein Psychiater das ich mal versuchen sollte nur die halbe zu nehmen. Das hab ich ca 2wochen ausprobiert. Und es ging mir ganz gut. Allerdings ging es mir durch die pms ne Woche vor der Periode wieder schlechter und ich hatte Angst das es von den 10mg so ist, deshalb habe ich wieder 20mg genommen. Yoga will ich auch mal ausprobieren. Bei AT hat es mir in der schlimmsten zeit echt geholfen. Aber generell bin ich nicht so begeistert von AT.
Tribunus

Re: Rückschlag

Beitrag von Tribunus »

Ich habe momentan auch wieder ein Tief und wollte gleich die Dosis erhöhen. Mein Therapeut meinte aber, dass ich es erstmal damit versuchen soll herauszufinden, warum es kommt und was mich wirklich bewegt. Und in der Tat kam ich darauf, dass mich meine Arbeit momentan nervt und dass ich mir mit einer Entscheidung sehr unsicher bin, was meine komischen Gedanken wieder hervorbringt. Als ich das erkannte ging es mir schon gleich besser und sie verschwanden wieder. Ich, in meinem ganz persönlichen Fall muss daran arbeiten, zu erkennen, wann mich etwas beschäftigt und es wahrnehmen.
Ich muss mir und meinen Fähigkeiten wieder vertrauen und selbstbewusst werden. So, wie ich dich verstehe dann hast du ja gar keine Angst mehr vor deinen komischen Gedanken, was schon ein Risenschritt ist, dann bin ich mir sicher werden sie auch bald so an Bedeutung verloren haben, dass sie ganz verschwinden. Du bist auf einem guten Weg!
isa

Re: Rückschlag

Beitrag von isa »

Vielen dank für eure antworten. Es macht mir echt Mut was ihr so schreibt. Mir fehlt auf wenn ich nichts zu tun habe über mehrer tage dann kommen die schlechten Gedanken wieder....nur ist es manchmal echt anstrengend immer was zu tun zu haben.
Graureiherin
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Re: Rückschlag

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

Ablenken ist ja Ok, aber ich würde an Deiner Stelle auch ganz bewußt Ruhepausen einplanen, gerade um nicht vor diesen Gedanken wegzulaufen, sondern sie bewußt wahrzunehmen und zu üben mit diesen Gedanken zu sein. Du hast doch sicherlich auch therapeutisches Handwerkszeug um mit den Gedanken zu arbeiten.

Diese Ruhepausen müssen ja nicht gerade tagelang sein. Tagelang nichts wirklich zu tun zu haben, bringt auch "gesunde" Menschen vermehrt auf schlechte Gedanken.

Die sogenannten Rückschläge bringe im besten Fall auch wieder neue Erkenntnisse. Im Sinne woran man noch arbeiten sollte... was genau einem gut tut, von dem unterscheiden zu lernen was einem nicht gut tut und das dann sein zu lassen oder zu ändern etc. Bei meinem Rückschlag vergangenen Winter war es ein wenig so.

Ich persönlich meditiere (eingermaßen) regelmäßig die Sitzmediation, weil es dabei genau darum geht Gedanken wahrzunehmen und sich nicht von diesen überwältigen zu lassen. Außerdem bewege ich mich gerade auf mein soganntes "Inneres Kind" zu und bin gespannt wie sich das noch entwickelt.

Insgesamt ist es ein langer Prozess und jede findet ihren Weg. Geduld, Geduld, Geduld...und immer wieder aufstehen, sich die Krone auf dem Kopf zu recht rücken und weitergehen...

mit herzlichen Grüßen
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
isa

Re: Rückschlag

Beitrag von isa »

Mein Therapeut sagt immer ich solle diese schlechte Gedanken blockieren und AT machen. Und irgendwann hätte ich sie dann vergessen.... ich suche mir eigentlich täglich etwas was ich mit meiner kleinen machen kann. Nur gibt es manchmal tage wo man mal nichts zu tun hat und falle ich oft ins grübeln.....wo kann man denn meditieren lernen? Renne ich denn davor weg wenn es Quatsch Gedanken sind die ich gar nicht ernst nehmen muss??? Ich weiß nicht ob ich es so richtig mache wie mein Therapeut mir empfiehlt.... ich will es nur endlich komplett los sein
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Marika
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Re: Rückschlag

Beitrag von Marika »

Hallo,

für Meditationen gibt's tolle geführte CD´s oder natürlich auch Apps. Ich habe es so erlernt.

Es gibt verschieden Arten und Möglichkeiten um mit negativen Gedanken, Grübeln oder Zwangsgedanken umzugehen. Entscheidend ist auch, was DIR persönlich am besten gelingt und wobei du dich am wohlsten fühlst. Ich habe vor 10 Jahren noch gelernt, dass es am effektiven ist, die Gedanken kommen zu lassen, sie bis zum bitteren Ende durch zu denken und die Angst aus zu halten. Diese Methode hilft, ist aber auch sehr hart, da sie schon enorme Ängste bis hin zu Panik mit sich bringen kann. Mit der Zeit kamen dann die sanfteren Methoden - eine davon auch sehr gut, recht neu und ebenfalls effektiv:

Wenn ein Gedanke kommt, nimmst du ihn bewusst wahr - sagst: "Ah STOPP - du schon wieder, dich kenne ich du bist ein Zwangsgedanken (oder Grübelei oder was auch immer). Du darfst da sein, aber ich habe für so eine "Schmarren" :wink: keine Zeit, stell dich neben mich, da darfst du bleiben." Dann wendest du dich wieder ganz aktiv der Tätigkeit zu, an der du gerade dran warst - sagen wir du bist z.B. am Kochen. Du sagst also: ich koche jetzt weiter, schneide die Zwiebeln klein, dann die Karotten, gebe sie jetzt in einen Topf... usw. (wie eine Fernsehköchen :wink: ). Dazwischen wird sich der Gedanken natürlich immer wieder dazwischen drängen wollen - völlig normal. Dann beginnt das Spiel wieder vorne.... Je konsequenter du das machst, um so kleiner und kleiner wird der zwanghafte Charakter hinter diesen Gedanken. Du kannst dir auch dazu noch ein Gummiband um das Handgelenk ziehen und es jedes Mal schnippen lassen, wenn so ein Gedanke kommt. Das alles soll helfen, ganz klar zwischen "Gedankenmüll" und dem HIER UND JETZT zu unterscheiden und bewusst aus dem Gedankenreislauf aus zu steigen.

Vielleicht magst du das ja mal probieren!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Tribunus

Re: Rückschlag

Beitrag von Tribunus »

Die Gedanken zu Ende denken und die Angst aushalten hat mir in der tat auch sehr gut geholfen, weil es so offensichtlich war, was mir Angst gemacht hat. Meine größte Angst war meinen Kinder was anzutun. Innerhalb von wenigen Expositionen sind diese Gedanken tatsächlich verschwunden. Jetzt sind es hauptsächlich die Gedanken an die Störung selbst, die mich grübeln lassen. Wird es je wieder verschwinden? Werde ich je wieder frei sein? Als Bestätigung kommen dann so harmlose Quatschgedanjen, wie ich könnte jemanden schubsen. Das ist paradox, weil das eine das andere ja bedingt. Hast du dafür einen Tipp?
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