Geht es....

[Nickolakala]

... bei einer Angststörung tatsächlich darum, den alltäglichen Stress zu lindern? Wird die Angst dann wirklich besser?

Ich habe zur Zeit das Gefühl, dass es auch so eine "Modeerscheinung" ist, bei sich zu sein, den Augenblick zu leben und und und.

Und was ist mit all denen ,die dazu schlichtweg eine Zeit haben? Die arbeiten müssen um Geld zu verdienen?

Bin super gespannt auf Eure Antworten !

N.

[zita]

Hey,

ich kann für mich nur bestätigen, dass bei mir der Stress ein Hauptauslöser für meine akuten Ängste ist. Manchmal ist es bei mir sogar so, dass ich - auf dem Rückweg von einem stressigen Arbeitstag - Ängste habe und wenn ich mich dann einfach nur aufs Sofa lege und etwas abschalte, wird's schon besser!! Mein Therapeut meinte dazu, dass da auch einfach die Stresshormone eine Rolle spielen und wenn diese aus dem Takt kommen, kommen auch die Ängste wieder...

Ich finde auch, dass es immer mehr Angebote zu achtsamen Lebensformen gibt, das scheint in unserer Zeit natürlich auch eine Modeerscheinung zu sein, oder aber es ist in der heutigen Zeit einfach wichtiger geworden. Ich habe mich - trotz oder gerade wg besonders viel Stress - mal mit einer besonderen, achtsamen Ernährung beschäftigt. Am Anfang war das natürlich stressig, bis man die Umstellung so drin hat und ich dachte oft, wie soll ich das noch neben allem schaffen, aber dann war es toll: Ich habe mich viel besser und ausgeglichener gefühlt. Leider habe ich das Konzept dann - über den Urlaub - aus den Augen verloren. Aber mein guter Vorsatz für das nächste Jahr ist, das ich da wieder ansetzen will. Evtl. auch ein Achtsamkeitskurs. Ich finde es sehr spannend, was da in einem ausgelöst wird. Und mir zumindest tut das unheimlich gut, da verbringe ich dann auch gern meine - knappe - Freizeit mit.

Lg Zita

[lotte]

Hey Du,

gute Frage Ich denke, es liegt nicht alleine am Stress, zumal Du ja auch keine kleinen Kids mehr hast, die Dir jetzt schlaflose Nächte bescheren oder um die Du dauernd drum rum sein müsstest.

Es kommt immer drauf an, welchen Stress Du hast, also positiv oder negativ. Ich arbeite ja auch und dabei geht es mir gut, weil ich meinen Job sehr mag. Das erfüllt mich und stärkt damit mein Ego

Trotzdem ist für uns sensiblere Achtsamkeit wichtig. Wenn ich zb zu viele Baustellen habe, läuft mein Fass über. Also muss ich schon trotz Arbeit etc auf mich achten. Es mag Menschen geben, für die das nicht so wichtig ist, aber die verlieren m.M. nach auch den Kontakt zu sich selbst.

Du solltest das machen, was Dir Spaß macht, dich ausfüllt. Dann ist es sowieso kein Stress. Das kann auch die Arbeit oder andere Pflichten sein. Vielleicht ist Dir joggen und 1 x pro Woche in Eurem Geschäft mitarbeiten auch zu wenig?

LGL

[Nickolakala]

Hallo ihr zwei,

ja ich bin auch gerade auf dem Weg "bei mir zu sein", zu fühlen wie es mir geht. Ich hoffe sehr, dass ich damit auf dem richtigen Weg bin.

Lotte zu Deiner Frage ob mir joggen und 1x pro Woche im Geschäft zu wenig sind hab ich mir auch schon oft Gedanken gemacht. ABER: ich lege super grosse Wert darauf, dass wir ein frisch gekochtes, gesundes Mittagessen hier haben. Ich gucke auch wo ich all die Sachen einkaufe (wenn möglich beim Bauer). Ausserdem haben wir zwei Hunde mit denen ich jeden Morgen mindestens eine Stunde im Wald laufen gehe. Somit sind meine vormittage verplant. Mittwochs und Freitags vormittags bin ich in der Hundeschule, was mir auch grossen Spass macht.

Nachmittags sind dann immer irgendwelche Fahrten in den Sport oder sonst wohin angesagt.
Deshalb glaube ich wenn ich im Moment mehr arbeiten gehen würde, dann hätte ich einfach mehr !!! Stress, den ich ja im Moment nicht wirklich gebrauchen kann.

Ich werde dieses "Mehrarbeiten" auf vll. in 2-3 Jahren verschieben, wenn unsere "Kleine" dann auch Nachmittagsunterricht hat.

Ich glaube es ist im Moment gut so wie es ist und ich glaube nicht, dass meine Ängste mit meiner beruflichen Situation zu tun haben. Damals -ohne Kinder- und mit Vollzeitjob hatte ich auch schon Ängste.

LG N.

[lotte]

Na, dann verstehe ich Deine Frage nicht so richtig

Wenn Du das alles gut findest, wie und was Du so machst, müsste es Dir ja insgesamt gut gehen oder sehe ich das falsch?

LGL

[Marika]

Mein Psychiater hat immer gesagt, dass es ausschlaggebend ist, wie jemand mit Stress umgeht. Damit eng verbunden ist das jeweilige Nervenkostüm jedes einzelnen Menschen. Da arbeitet jedes anders. So wie wenn jemand eine helle Haut hat - der bekommt viel schneller einen Sonnenbrand und muss sich bereits im Schatten sehr gut schützen, im Gegensatz zu dunkleren Hauttypen. Genau diesen Vergleich hat er gebraucht und den habe ich sehr gut verstanden. Je sensibler ein Nervensystem ist, umso schneller reagiert es auf "negativen" Stress mit Symptomen. Dafür sind "Sensible" auch in der Lage Glücksgefühle schneller und intensiver zu erleben wie die "Robusten".

Achtsamkeit ist für mich essenziel geworden. Es reduziert Stress tatsächlich, weil Vergangenheit und auch Zukünftiges komplett in den Hintergrund treten. Das ist aber auch wieder Mal Übungssache. Es ist tatsächlich ein "Trend", eine "Modeerscheinung" aber eine, die wirklich stimmig ist und ganz viel bringt.

Und die, die "keine Zeit" für so was haben ... die müssen sie sich schlichtweg nehmen. Denn Zeit ist relativ und Achtsamkeit kann überall praktiziert werden, auch während der Arbeit. Da muss ich nicht im Lotussitz sitzen und "ooooommmmm" singen. Achtsamkeit im Alltag ist z.B. auch, wenn ich mich über einen Regenbogen freue - und zwar so sehr, dass ich alles um mich herum vergesse. Wenn ich jede einzelne Farbe davon genau betrachte, seinen Bogen mit den Augen nachzeichne .... so einfach, so schön!

[Nickolakala]

Liebe Lotte,

Tja wenn das mal SO einfach wäre dass wenn man alles gut und richtig macht man dann keine Angst mehr hat.

Gehst Du davon aus, wenn alles wirklich stimmig ist dass man dann keine Angstgefühle hat?

Genau das ist ja der Punkt, den ich nicht verstehe: WARUM hab ich Angst? Liegt es an der Erziehung, liegt es daran weil ich bin wie ich bin, hunderttausend Fragen in den letzten Jahren. Therapien, Medikamente , hab ich ja alles durch.
ABER: weg ist meine Angst nicht, und ich finde mich langsam damit ab, das es ist wie es ist und ich wohl oder übel mit ihr leben muss.

Also dann liebe Grüsse
Nicole

[lotte]

Ja, davon gehe ich aus, weil ich es ja an mir selbst merke

Was jetzt aber nicht bedeuten soll, dass ich niemals mehr Angst habe oder haben werde, aber sie erschreckt mich nicht mehr, ich kann sie bewerten und ablegen. Gerade letztens hatte ich einen Hashimoto-Schub, schlechte SD-Werte, da werde ich auch etwas wackliger, kann es aber zuordnen.

Im Großen und Ganzen betrachte ich das Wegbleiben meiner Angst recht logisch: bin ich mit mir selbst zufrieden, mag mich, wie ich lebe usw, WAS für einen Sinn sollte die Angst dann haben? Sie gilt ja als ein Symptom, ein Hinweis darauf, dass etwas nicht so läuft, wie es meine Seele gerne hätte.

Die Erziehung war der Auslöser. Da hast Du die Angst kennengelernt. Konntest sie aber nicht erkennen oder gar analysieren, weil noch zu klein. Heute hast Du die Möglichkeit, trotz dieser Erfahrungen ein einigermassen angstfreies Leben zu leben, weil Du die Themen bearbeitet hast. Und auch in Zukunft dran bleiben solltest: öfter mal "Nein" sagen, nicht alles zu Deinem Ding machen, trotz fehlendem Mann sicher sein, Deine Bedürfnisse anmelden, ohne gleich zu denken, dass macht man aber nicht, weil egoistisch usw.

LGL

[Nickolakala]

Hallo lotte,

ja da gebe ich Dir Recht mit: nicht alles zu meinem Ding machen, öfter mal "Nein" sagen........

Da bin ich ja schon wirklich im positiven Sinne für mich besser geworden, ABER: nicht wirklich SEHR GUT. Da hast Du Recht.

Ich sollte doch viel öfter denken "LMAA".

Leider hört es sich viel viel leichter an als es von mir getan werden kann.

Aber ja Du hast Recht: oft fühle ich mich noch wie ein kleines Kind, kann meine Bedürfnisse immer noch schwer SAGEN, wirklich einfach nur das SAGEN ist schwer für mich, weil ich das in meiner Kindheit NIE durfte. Ich denke unterbewusst mache ich noch viele viele Dinge "die sich einfach so gehören" ohne darüber nachzudenken, ob ich es so will.

Vielen Dank nochmal für den Denkanstoss !!!!! Ich werde jetzt wieder bewusst mehr darauf achten was ich wirklich will und was nicht !!!

N.

[lotte]

Immer wieder gerne

Weisst Du, Du musst auch nicht gleich ins andere "Extrem" fallen, von wegen LMAA. Sondern stattdessen lieber immer öfter mal versuchen, höflich darauf hinzuweisen, WAS Du möchtest und was NICHT.

Du wirst merken, wie gut das tut. Und dann machst Du es automatisch öfter und bewusster. Darüber kann man nicht nur nachdenken oder sich beobachten, just do it! lautet hier die Devise

LGL