Es war mal so gut...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
mei77

Es war mal so gut...

Beitrag von mei77 »

Hallo ihr Lieben,

jetzt liegen schon 6 Jahre zurück als ich meine erste Depression bekam. Dann dauerte es einige Zeit bis es mir sogar ein paar Jahre so gut ging das ich mein AD bis auf eine Minimaldosis reduzierte. Ende März letzten Jahres hatte ich dann einen Rückfall. Mein AD wurde wieder erhöht...nach ein paar Wochen wurde es langsam besser...jetzt geht es mir seid Mitte Dezember wieder sehr schlecht...was ist nur los...es war doch mal so gut...im Moment habe ich das Gefühl es wird nie wieder besser und das macht mir so Angst...habe vor einer Woche nochmal auf 150 mg erhöht...wann werde ich endlich wieder stabil... :cry:

Heute hatte ich mal ein paar Stunden ein normales Gefühl...das war so schön...

LG Meike
Sanna
power user
Beiträge: 915
Registriert: 17:03:2013 14:36
Wohnort: Ruhrgebiet, NRW

Re: Es war mal so gut...

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Du hast es doch schon einmal hinter dir, oder? Du WEIßT, dass es wieder gut werden kann. Schließlich hast du es schon mal erlebt. Dass es Auf und Ab geht ist normal. Ja, auch nach so langer Zeit. Ich hatte diese extremen Schwankungen ca. 1,5 Jahre. Aber dann wurde es in Riesenschritten von Tag zu Tag besser. Ich sage dir jetzt nicht, dass es bei dir auch so lange dauert. Ich will dir nur Mut machen, dass auch ein schwerer Verlauf zum Ziel führen kann. Bei mir hat es ca. 2,5 Jahre gedauert bis ich sagen konnte, dass es mir wieder gut geht und ich wieder arbeitsfähig war.

Jede Erkrankung hat ihr eigenes Tempo. Deine auch. Du brauchst Geduld, Medikamente und Therapie. Dein Medi hast du bereits erhöht, was ich einen guten Schritt finde. Wie lange nimmst du denn jetzt die höhere Dosis? Jetzt braucht es noch Zeit. Zeit zum Heilen und Gesunden. Das ist blöd, ich weiß. Das gute ist aber, dass die Zeit von alleine verrinnt. Darum brauchst du dich nicht auch noch zu kümmern.

Wenn du schon ein paar gute Stunden hattest, dann bist du auf gutem Weg. Diese Stunden werden zu Tagen und dann zu Wochen. In der Zwischenzeit entlaste dich so viel es geht. Mach was schönes. Geh viel raus, auch bei dem Mistwetter. Nur nicht zuhause sitzen und grübeln. Das hilft kein bisschen.

Ich drück dir die Daumen, dass es bald wieder aufwärts geht, denn das wird es mit Sicherheit!

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
mei77

Re: Es war mal so gut...

Beitrag von mei77 »

Vielen Dank!!! Ja du hast ja Recht...es wird bestimmt wieder besser...aber ich hab immer wieder Angst das es so schnell wiederkommt...jetzt lagen ja nur 8 Monate zwischen den ganz schlimmen Tiefs...

Viele Grüße Meike
Graureiherin
power user
Beiträge: 530
Registriert: 07:01:2015 12:57

Re: Es war mal so gut...

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du Liebe,

meine Neurologin sagte einmal zu mir, dass gerade diese Erkrankungen eine ständige Aufforderung sind an sich zu arbeiten. So wie es eigentlich bei jedem Menschen sein sollte. "Wir" sind einfach besonders dazu angehalten aufmerksam und liebevoll mit uns umzugehen. Ich denke wir haben dadurch auf Dauer den größeren Gewinn.

Sie meinte auch: Wenn man die Geburt eines Menschen als Nullpunkt bezeichnet, dann haben viele Menschen das Glück sozusagen bei Null ihr Leben beginnen zu können. Manche Menschen haben aber bereits bei der Geburt schlechtere Voraussetzungen und man beginnt dann z. B. bei minus 10. Diese Menschen haben es schwerer im Leben und gerade diese verdienen besonderen Respekt. Diesen Respekt sollte man sich vor allem sich selber gegenüber immer wieder bewußt machen.

Außerdem schließe ich mich Sanna an. Ich denke gerade bei einer Depression/negativen Gedanken ist es wichtig immer wieder die positive Stimme zu hören, wie ... ich weiß es wird wieder besser... Es gibt Wege heraus...Immer wieder ergibt sich etwas Neues was hilft und einen ein Stück weiter bringt.

viel Kraft und Geduld Dir!
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
The Secret

Re: Es war mal so gut...

Beitrag von The Secret »

Hallo

Ich kann das mittlerweile ganz gut nachempfinden. Ich habe in der Zwischenzeit meine ersten mittelstarken Rückfälle gehabt, in denen ich so langsam auch wieder in die Gedanken verfalle, ob es denn je wieder gut wird. Noch bin ich in der Phase, dass ich weiß dass es wieder gut werden kann. Aber ich weiß auch, dass es einen Moment gibt, ab dem dieses "wissen" sozusagen wie vom Gehirn gelöscht ist und man wirklich glaubt, dass es nicht mehr besser wird. Dann muss man wieder von außen die ganze Hilfe an Bord ziehen, die man sich vorher schon geholt hat. Bei mir zum Bsp. dass man mich raus aus der Wohnung zum spazieren gebracht hat, obwohl ich keine Lust hatte, dass ich zu Massagen ging, obwohl sie mir in dem Moment nicht so gut taten wie es damals der Fall war etc etc. und immer wieder die Sätze zu hören, dass es wieder gut wird. Auch wenn man in dem Moment stark dran zweifelt oder garnicht mehr dran glaubt...das Gehirn verarbeitet diese Informationen (spazieren, Massage, es wird wieder besser) dennoch im Hintergrund und dann kommt automatisch irgendwann die Besserung (parallel zur Therapie/ AD Erhöhung ggf).

Dieses Forum hier ist enorm wichtig für mich und viele andere. Speziell in solchen Situationen, in denen man das erste mal von dieser "Erkrankung" überfallen wird, als auch in Momenten wie jetzt bei dir und mir, in denen man Rückfälle erleidet.

Du schaffst das. Ich kann bei mir zum Bsp ganz oft und klar sagen, dass sich die Rückfälle anschleichen, wenn ich ganz klar weniger für mich getan habe... mich zu viel gestresst habe...sei es körperlich oder seelisch. Sehr oft zum Bsp wenn ich mir ausmale, wie ich jemandem dies oder das sagen möchte aber es in mich hineinfresse, dann krieg ich sehr bald die Quittung dafür in Gorm von Rückfällen. Wie schon gesagt wurde, es ist wirklich auf der anderen Seite eine tolle Sache, weil ich mein Leben jetzt definitiv anders in den Griff nehmen muss/tue. Fühle mich zwar ein wenig wie ein Weichei, da ich bei kleinstem Stress schon wieder Symptome oder negative Gedanken habe ob ich mir was antun könnte, aber versuche gerade zu lernen damit umzugehen..dass es Vllt ganz schön und gut ist seine stressgrenze gaaaaanz unten zu haben.

Lg
Antworten