doppel N - neu und nürnberg

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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malouma

doppel N - neu und nürnberg

Beitrag von malouma »

hey,
ich bin neu hier im forum, obgleich ich schon so oft in diesem forum und vorallem in diesem internetauftritt gelesen habe.
im grunde wollte ich hier nie schreiben und schon gar nicht dazu gehören. aber danach geht es leider nicht immer. denn wie ihr, leide ich auch an ppd. im dezember hatte ich den ersten absturz und ehe erkannt wurde was ich habe, bzw. ehe ich mir eingestand, dass es einfach nicht mehr geht, vergingen ein paar monate.
nun nehme ich tabletten, wohl so ziemlich das geringste mittel, scheint mir. und doch geht es mir nicht gut. jeder tag ist eine neue herausforderung. vor jedem tag habe ich angst, weil ich nicht weiß, was er bringen wird, wie ich mich befinden werde.
morgen hat meine jüngste ihren ersten geburtstag. und allein bei diesem gedanken könnte ich heulen. ich habe ihn mir als stichtag gesetzt, ich wollte ab morgen wieder gesund sein. naja, manchmal hilft ja ein solches selbstgesetztes ultimatum. morgen habe ich wieder einen termin bei der ärtztin, weil dieser ganze spuk eben nicht vorbei ist.
es ist alles so traurig. schaue ich vorraus, sehe ich fast nie etwas positives. blicke ich zurück, so bin ich traurig und fühle mich betrogen. mir scheint, dass man mir die ganzen letzten monate geraubt hat....all meine lebensglück, meine freude, meine ganze energie. und so mit ein stück leben und kindeheit meiner kinder. klar denke ich, dass ich das nicht verdient habe....womit auch? es war alles so perfekt...gesunde kinder, lieben mann, schöne wohnung und gesundheit.
nun quäleich mich durch fast jeden tag....zähle die stunden rückwärts, sitze als kühler schatten neben meinen kindern, teilweise völlig gefühlsleer. dann kommen die weinanfälle, die einen durchschütteln und versuchen einem glaubhaft zu machen, man wolle nicht mehr leben....alles andere ist besser....bloß nciht weiter in dieser hölle leben...in diesem körper, mit dieser seele, die einem das alles antut. man will sich schmerzen zufügen, einfach ein ventil finden, in der hoffnung, dieses mal ist das letzte mal und dann wird alles wieder gut.
ich hasse es. ich will das alles so nicht mehr.

aber es reicht jetzt wohl. ihr kennt das selber, viele bestimmt noch in einem schlimmeren ausmaß.

ich bin nur froh, dass ich hier von ähnlichen fällen lesen kann. und ich habe gesehen, dass es hier auch frauen aus nürnberg gibt. vielleicht darf ich ja bei einem zukünftigen treffen auch dabei sein.

gruß
Sas

Hallo!

Beitrag von Sas »

Schade, dass Dir noch niemand geantwortet hat.
Sei herzlich willkommen.
Hier geht es vielen so wie Dir. Es braucht einige Kraft, sich einzugestehen, dass man krank ist und Hilfe braucht. Besonders, weil unsere Krankheit eine "Kopfsache" ist - was sie aber deshalb nicht weniger schlimm macht.

Ich hatte genau die gleichen Gefühle wie Du und glaubte, das endet sicher niemals. Ich fühlte mich um die Zeit betrogen, die eine der schönsten sein sollte. Ich dachte, ich bin eine schlechte Mama, ich kann gar nichts, wo andere das doch mit links schaffen. Meine Therapeutin sagt, dass viele Mütter mit PPD sehr hohe Ideale haben, sehr streng mit sich selbst sind und sich die Meßlatte so hoch legen, dass kein normaler Mensch sie erreichen könnte. Aber die perfekte Mutter gibt es nicht!

Du solltest nicht mehr versuchen, Dir "Stichtage" zu setzen. Damit machst Du Dir nur unnötig Druck. Du mußt sehr viel Geduld mit Dir haben. Geduld ist bei dieser Krankheit die halbe Miete. Ist sehr schwer, ich weiß!
Du solltest etwas finden, was Dir Spaß macht. Hast DU Hobbies? Was hast Du vor der Krankheit gerne gemacht? Tu es wieder! Es ist wichtig, dass Du Dir Zeit für Dich selbst nimmst!

Was die Medis angeht: die Suche nach dem richtigen ist auch eine Geduldsfrage. Nicht alles wirkt bei jedem gleich. Vielleicht mußt Du die Dosis erhöhen oder doch was anderes probieren?
Ich nehme Zoloft und Risperdal. Es hat ca. 6 Wochen gedauert, bis ich angefangen habe, was von der Wirkung zu merken.

Es gibt viele Wege, aus der Sch... rauszukommen. Da ist 100%ig auch der richtige für Dich dabei.

Liebe Grüße und Kopf hoch,

Saskia
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Uli W.
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Beitrag von Uli W. »

Liebe Malouma,
leider hast Du Dich erst jetzt gemeldet, sonst hättest Du gleich zu unserem Bayerntreffen in Nürnberg dazukommen können! Es hätte Dir sicher gut getan, ein paar Frauen zu treffen, die durch eine ähnliche Sch... wie Du gegangen sind und denen es jetzt wieder besser bzw. ganz gut geht. Es geht vorbei, 100%ig, nur gehört viel Geduld und oft viel Experimentieren dazu, bis man das richtige Medikament, die richtige Therapie für sich gefunden hat. Die Krankheit hat viele Ursachen und Auslöser und ebensoviele Wege aus ihr heraus gibt es...
Zu Nürnberg möchte ich Dich noch ermuntern, doch Ingrid von der Nürnberger Selbsthilfegruppe zu kontaktieren. Du findest sie hier auf der Homepage unter "Selbsthilfegruppen". Sie ist eine ganz liebe und erfahrene sehr engagierte "Schatten & Licht"-Frau und kann Dir Kontakte zu anderen betroffenen Frauen in Nürnberg vermitteln. Wir haben leider noch lange kein flächendeckendes Netz an Selbsthilfegruppen, deshalb hast Du sozusagen "Glück", dass es eine Ansprechpartnerin in Nürnberg gibt. Ansonsten gibt es auch noch die Betroffenen-Kontaktliste mit Adressen und Telefonnummern von betroffenen Frauen in ganz Deutschland, diese kannst Du allerdings nur über den Verein beziehen ( siehe "Kontakt" auf dieser Homepage).
Jetzt wünsche ich Dir alles Liebe, vor allem baldige Kontakte, damit Du merkst, dass Du nicht allein bist.Du wirst sehen, dass Dir das guttut.
Viele liebe Grüße von Uli
Micha

Beitrag von Micha »

Hallo,

deine Gedanken sind die gleichen Gedanken, die fast alle hier haben.

1. Warum gerade ich? Ja warum bekommt man eine Krankheit? Die einen haben MS, die anderen Krebs, und wir eben PPD. Ich habe mich auch immer gefragt und frage mich das jetzt noch warum es mich getroffen hat. Aber jetzt, wo alles rum ist bin ich auch gestärkt aus dieser Krankheit vorgekommen. Ich bin reifer und nachdenklicher, ja dankbarer als vorher. Wenn schwierige Aufgabe bevorstehen denke ich: Du hast die Depressionen besiegt, dann schaffst du das hier auch.

2. Wie lange noch? Geduld haben muss man leider sehr bei Depressionen. Ich löcherte meinen Artzt jedes Mal, wie lange dauert es noch. Er sagt dann nur: Sie sind jetzt tief im Tal und eines Tages werden Sie, wenn auch ab und zu mit Rückschritten, auf dem Gipfel des Berges stehen. Es hat jetzt genau 2 Jahre gedauert und jetzt in diesem Moment kann ich sagen, ich bin wieder ich.

Die Medis die du nimmst sind wahrscheinlich noch in einer ganz geringen Dosis angesetzt. Sprich mit deinem Artzt, vielleicht kann er das Mittel noch erhöhen.

Alles Liebe Micha
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